Menzel, Gerhard

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Gerhard Menzel

Gerhard Menzel (Lebensrune.png 29. September 1894 in Waldenburg, Schlesien; Todesrune.png 4. Mai 1966 in Comano, Tessin, Schweiz) war ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Filmregisseur.

Leben und Wirken

Gerhard Menzel ist gebürtiger Schlesier. Menzel war der Sohn eines Kaufmanns und Kinobesitzers. Über seinen Anfängen erzählte Gerhard Menzel folgendes[1]:

„Meine Kurzsichtigkeit verdanke ich dieser Lesewut, die mich schon in den Jungenjahren überfiel. Der größte Teil des Taschengeldes wanderte zum Buchhändler in Waldenburg, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Und ich las nicht nur bis in die tiefe Dämmerung hinein, sondern auch im Bett und wenn man das Licht abdrehte, dann zog ich die Decke über den Kopf und setzte unter Zuhilfenahme einer Taschenlampe die Lektüre fort.
Allmählich stieß ich auch auf die Werke der Philosophen und da war es besonders Nietzsche, der uns Jungen hell begeisterte. Aus der Bibliothek des nahegelegenen Schloßes Fürstenstein besorgte ich mir seine Werke, wanderte mit einem gleichgestimmten Freund durch die Wälder, und dann lasen wir laut die Aphorismen, gerieten in solche gehobene Stimmung, daß wir im nächsten Dorikrug uns mit ein paar Gläschen Korn vollends berauschten. Natürlich fand das, was man da als Sekundaner in sich aufnahm, seinen Niederschlag in den Schulaufsätzen, und so kam es schon vor, daß der Lehrer diesen etwas ungestümen Gedankenflug dämmen mußte.
Dem Menzel geht es so wie der Gans, die Steine frißt und sie nicht verdauen kann‘, stand einmal als Schlußbemerkung unter einer solchen Arbeit. Als einmal ein neuer Ordinarius fragte, von wem die Iphigenie sei, antwortete ich mit der Gegenfrage: ‚Welche Iphigenie meinen Sie, Herr Professor, die auf Tauris oder die in Aulis?' - ‚Oh, ein Literat!‘ rief da der Professor erstaunt aus, und fortan besaß ich seine Gunst.
Und wenn er während des Klassenaufsatzes an meiner Bank vorbeiging und sah, wie unermüdlich ich schrieb, dann meinte er: ‚Der Mensch schreibt wohl Romane!‘ Trotzdem war es nicht meine Absicht, Schriftsteller zu werden, mein Wunsch war vielmehr, Musik zu studieren und Organist zu werden. Nachdem ich Geigen- und Klavierunterricht erhalten hatte, lernte ich bei einem Kantor auch Orgel spielen, außerdem unterwies er mich in der Harmonielehre.
Als Fünfzehnjähriger mußte ich ihn oftmals im Gottesdienst vertreten und während ich spielte, traten meine beiden Brüder die Orgelbälge. Als ich daher mit Ach und Krach die Primareife erlangt hatte und die Berufsfrage akut geworden war, rückte ich mit meinen Plänen heraus. Der Vater erklärte aber, daß das eine brotlose Kunst wäre und brachte mich bei der Schlesischen Handelsbank unter.
Während meiner Lehrlingszeit habe ich auch eifrig Musikstudien betrieben, denn ich glaubte immer noch an einen Berufswechsel in dieser Richtung. Morgens von sechs bis acht Uhr unterrichtete mich ein Lehrer vom Konservatorium, dann ging es auf die Bank und die Abende und halben Nächte übte ich am Klavier. Diese Ruhestörung ließ sich aber kein Bewohner gefallen und so mußte ich mich immer wieder von neuem nach einem Zimmer umsehen.“

Zunächst unterbrach der Erste Weltkrieg seine Banktätigkeit, denn er meldete sich freiwillig und kam zu den Ulanen nach Militsch. Innolge eines Sturzes vom Pferde wurde Menzel Ende 1914 dienstunfähig und kehrte zur Bank zurück. Menzel wurde 1916 zur Artillerie eingezogen und war an der Ost- und Westfront. Nach Kriegsende kam er zur Reichsbank nach Berlin, dann zu einer Privatbank. In dieser Zeit schrieb er die Tragödie ,Der Republikaner', die nie aufgeführt wurde. Dann verließ Menzel die Bank und wurde Teilhaber eines Goldwarengeschäfts in Waldenburg. Auch diese Herrlichkeit dauerte nicht lange. Eines Tages waren sie pleite. Noch einmal unternahm Menzel einen Versuch, sich kaufmännisch zu betätigen: Mit Hilfe geliehenen Geldes eröffnete er in der kleinen schlesischen Stadt Gottesberg ein Saalkino - es war seine erste direkte Berührung mit dem Film. Die geringen Einnahmen gestatteten es ihm nicht, Musiker zu engagieren, deshalb setzte er sich selbst ans Harmonium und ans Klavier. In dieser Gottesberger Zeit ist sein Kriegsstück ,Toboggan' entstanden, das 1927 den Kleistpreis erhielt und im folgenden Jahre im Dresdner Staatstheater uraufgeführt wurde. Die wachsende Arbeitslosigkeit hatte auch entsprechende Rückwirkungen auf den Kinobesuch und so sah Menzel sich gezwungen, sein Lichtspieltheater zu schließen. Die abgeschlossenen Filmverträge mußte er aber weiter erfüllen. Jahrelang hatte er einen erheblichen Teil seiner Einnahmen aus der Schriftstellerei, der er sich nun ganz zuwandte, zur Befriedigung dieser Ansprüche benutzt. ‚Fernost‘, ‚Yorck‘ und ‚Scharnhorst‘ waren die weiteren Bühnenwerke, er schrieb auch zwei Romane ‚Wieviel Liebe braucht der Mensch‘ und ‚Flüchtlinge‘, dann meldete sich der Film. Morgenrot war dann sein erstes Drehbuch, was verfilmt wurde. Nach der „Befreiung“ war Menzel in der BRD erfolgreich. Sein Werk „Die Fahrt der Jangtiku“ wurde in der SBZ auf die Verbotsliste gesetzt.[2]

Auszeichnungen (Auswahl)

Thaterstücke

  • 1928: Fern-Ost (Schauspiel)
  • 1928: Tobbogan (Drama)
  • 1931: Bork (Schauspiel)
  • 1932: Wieviel Liebe braucht der Mensch?
  • 1933: Flüchtlinge. Erlebnis der Heimat in fernen Ländern (Roman)
  • 1933: Was werden wir dann tun? (Zwei Novellen)
  • 1933: Liebhabertheater (Komödie in drei Akten)
  • 1936: Appassionata (Schauspiel in drei Akten)
  • 1937: Scharnhorst (Schauspiel)
  • 1937: Die Fahrt der Jangtiku
  • 1940: Der Unsterbliche (Schauspiel in drei Akten)
  • 1940: Zwanzig Jahre (Schauspiel)
  • 1952: Kehr wieder, Morgenröte (Roman)
  • 1954: Karlchen (Drama)
  • 1956: Tauernaffäre (Bühnenstück)
  • 1959: Alexander Puschkin: Der Postmeister (Schauspiel in drei Akten, mit Hans Schweikart)

Drehbücher (Auswahl)

Hörspiele

  • Das Reich ist unser

Fußnoten

  1. Der Silberspiegel, Nr. 17, 16. August 1938
  2. Prominente ohne MaskeDrittes Reich, FZ-Verlag, 1998, ISBN 3924309396