Das Mädchen Johanna
Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Das Mädchen Johanna |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1935 |
Laufzeit: | 87 Minuten |
Sprache: | Deutsch |
Im Auftrag von: | UFA |
Erstverleih: | Universum-Film Verleih GmbH |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Gustav Ucicky |
Regieassistenz: | Eduard von Borsody |
Drehbuch: | Gerhard Menzel |
Produktionsleitung: | Bruno Duday |
Musik: | Peter Kreuder |
Ton: | Hermann Fritzsching |
Kamera: | Günther Krampf |
Kameraassistenz: | Herbert Stephan |
Bauten: | Robert Herlth, Walter Röhrig |
Aufnahmeleitung: | Fritz Schwarz |
Schnitt: | Eduard von Borsody |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Angela Salloker | Johanna |
Gustaf Gründgens | Der König |
Heinrich George | Herzog von Burgund |
Rene Deltgen | Maillezais |
Erich Ponto | Lord Talhot |
Willy Birgel | Stadtkommandant La Trémouille |
Theodor Loos | Dunois |
Aribert Wäscher | Alencon |
Franz Neckisch | Johann von Metz |
Veit Harlan | Pierre |
Paul Bildt | Bürger |
Karl Dannemann | Englischer Soldat |
Albert Florath | |
Alexander Golling | |
Josef Sieber | Mann bei der Krönung |
Franz Nicklisch | Johann von Metz |
S. O. Schoening | Pater |
Fanny Schreck | |
Karl Meixner | |
Erich Dunskus | |
Knut Hartwig | |
Rudolf Schündler |
Das Mädchen Johanna ist ein Historienfilm von 1935 über Johanna von Orléans. Der Spielfilm wurde im Zeitraum von Februar bis April 1935 gedreht. Die Uraufführung fand am 26. April 1935 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin statt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Frankreich ist verwüstet. Hundertjähriger Krieg mordete die Menschen, zerstörte die Felder, zerbrach alle Ordnung, Moral und allen Glauben. Verzweifelte Gebete verhallten ungehört, unerfüllt. Die Toten schweigen. Die Lebenden hassen das Leben, dieses Leben verfluchen sie und flehen nach dem Tod. König Karl von Frankreich, machtlos als Herrscher, aber seiner Zeit im Geist weit voraus, sieht sich von verräterischen, eigennützigen Ratgebern umgeben, aus denen Dunois, La Trèmouille und Allencon als besondere Betrüger an ihm, an Frankreich und an Frankreichs Volk hervortreten. Sie wirtschaften in die eigene Tasche, während das Land verblutet. Die englische Armee, unter der Führung Talbots, liegt mit den Truppen des mit England verbündeten Herzogs von Burgund vor Orléans, der letzten festen Stadt, die König Karl geblieben ist.
Maillezais, ein junger französischer Edelmann, den der König als Unterhändler zu Friedensverhandlungen in das feindliche Lager schickte, kehrt, beleidigt und geschmäht, unverrichteter Dinge zurück. Vergeblich seine Bemühungen, vergeblich auch die verzweifelten Bitten der gequälten Bevölkerung, Orleans nicht aufzugeben – machtlos der König, dessen Truppen lieber auf Dunois hören, der ihnen ihren Sold zahlt. In Maillezais Begleitung will der König aus Orleans fliehen – sie kommen nicht weit, an einer Straßenkreuzung stauen sich Tausende Verzweifelter. Im höchsten Tumult tritt ein Landmädchen unter sie – Johanna.
Sie verneigt sich vor dem König, gibt an, vom Erzengel Michael beauftragt zu sein, das Land zu erretten und den König in Reims zu krönen ... Ihr Auftreten, ihre Sprache sind klar; sich selbst und dem Himmel vertrauend, sieht sie in sich nichts als das Werkzeug einer höheren Macht. Sie glaubt. Und mit ihr das Volk. Eine einzige Flamme der Erhebung schlägt empor. Der König, der selbst ungläubig das Wunder ablehnt, weiß aber, daß der Glaube an das Wunder wichtiger und entscheidender ist als das Wunder selbst. Er schweigt und gewährt. Das Volk schart sich um Johanna. Mehr und mehr strömen zusammen. Die Soldaten, vom kühnen Entschluß und der Begeisterung des Volkes mitgerissen, folgen ihrer Fahne. Mit dem Schlachtruf: „Gott und die Jungfrau!“ geht es gegen das englisch-burgundische Lager.
Das Wunder geschieht! Frankreich bleibt Sieger. Burgund schlägt sich mit seinen Truppen zum König, und unaufhaltsam dringt das französische Heer unter Führung Johannas vorwärts. – Im Juli 1429 krönt Johanna König Karl in Reims. Schicksalswende: In Reims bricht die Pest aus. Die Gerüchte um Johanna, geschürt von den Agenten des verbrecherischen La Tremouille, verdichten sich – diese da, diese Johanna, sie ist nicht von Gott – sie ist vom Teufel. Unsere Vermessenheit, sie als Heilige, als Sendbote des Himmels anzusehen, rächt Gott, indem er diese Pestilenz unter uns wirft ... Aus der Heiligen wird die Hexe. – Der König schützt sie nicht, weil er weiß: Johanna kann nur durch eins geschützt werden, durch den Glauben des Volkes an sie.
Aber eben dieser Glaube ist nicht mehr da, – ist erstickt im Gefühl des errungenen Sieges – ist hingeschwunden bei der unbequemen Vorstellung: Sollten wir wirklich einem so ungebildeten Hirtenmädchen alles verdanken? Er ist überwuchert von der Schadenfreude: Seht, mit der Pest wird auch die berühmte Johanna nicht fertig ... So gibt sie der König preis. Frankreich, sein Land und sein Volk sind wichtiger. Deren Glauben an sich und seine Berufung darf er nicht verlieren – um eines Mädchenschicksales willen.
La Trèmouille, kraft königlichen Befehles Kommandant von Reims, setzt auf den Kopf der Jungfrau 3.000 Silbertaler. Aus der Heiligen ist die Hexe geworden, die nur von dem unerschütterlich gläubigen Maillezais begleitet – geflohen ist.
Mai 1431: Frankreich hat mit dem Glauben an die Jungfrau den Glauben an die eigene Kraft verloren. Wieder ist der Engländer auf dem Vormarsch. Johanna, von der Kirche als Ketzerin verdammt, sitzt gefangen in Rouen. Vergeblich wendet sich Maillezais an den König. Er wehrt ab. Johanna ist nicht zu retten. Wieder geht es ihm um Frankreich. Wieder fühlt er hellseherisch: Der Glaube, der Berge versetzt, der Glaube, der Frankreichs Volk wieder wie eine Sturmflut den Engländer aus dem Lande fegen lassen wird – dieser Glaube wird nicht erreicht durch eine zum Hexentod Verurteilte, die irdischer Hilfe bedarf, um sich vom Feuer zu lösen.
Die lebende Johanna hat ihre Sendung vollbracht. Ihr Weg war vollendet, als hinter ihrer Fahne das siegreiche Frankreich seinen König in Reims krönte. Aber eine Johanna, die für den Glauben an die eigene Sache stirbt – sie wird vom Martertode verklärt werden. Die lebende Johanna, die ewig unbequeme Mahnerin an all das, was das Volk ihr dankt – sie hat das Volk preisgegeben, die tote Märtyrerin wird demselben Volk teuerstes Vermächtnis sein.
Wenn der Engländer, der Todfeind Frankreichs, Johanna verbrennt, dann muß doch etwas an ihr gewesen sein ... Ihr Feuertod wird dem Volk den Glauben an ihre göttliche Sendung wiedergeben und wird es wieder daran glauben lassen, daß nur in ihrem Zeichen der Engländer zu schlagen sei.
So nimmt, um Frankreichs willen, in schwerem Seelenkampf der König den Vorwurf unmännlicher Feigheit und schimpflichsten Verrates an der Frau, der er seine Krone verdankte, auf sich, um Frankreich zu retten. – Johanna wird von den Engländern in Rouen als Ketzerin, Abtrünnige und Teufelsbeschwörerin verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Maillezais, der mit einem Häuflein Getreuer nach Rouen stürmte, kam zu spät ... In Rouen aber findet er Truppen von Dunois, der sich plötzlich wieder an die Seite des Königs stellt, und erlebt den erneuten Aufbruch des Volkes gegen die Engländer ... Johanna starb den Opfertod ... Nein – sie kann keine Hexe gewesen sein – sie war doch von Gott!
Und was die lebende Johanna nicht mehr vermochte, vollbringt die tote. Wieder wehen die Lilienbanner dem Sieg entgegen. Am 16. Juni 1456, fünfundzwanzig Jahre nach Johannas Tod, wird der Urteilsspruch von Rouen durch den Glaubensinquisitor von Frankreich für null und nichtig erklärt. Frankreich lebt – weil Frankreich glaubte.
Anmerkungen
Gerhard Menzel hatte nach den Filmen „Morgenrot"; „Flüchtlinge" und „Barcarole" nunmehr die Geschichte der Jungfrau von Orleans für den Film bearbeitet. Zu der filmischen Wiedergabe hatten sich ausgezeichnete Künstler zusammengefunden. Unter der Produktionsleitung Bruno Dudays hatte der Regisseur Gustav Ucicky einen Kreis von Schauspielern um sich gesammelt. Gustaf Gründgens spielte den König Karl VII. von Valois, Heinrich George den Herzog von Burgundu, Rene Deltgen, der angesehene Charakterdarsteller der damaligen Kölner Bühne, den Halbbruder des Königs, Graf Maillezais. Dem Dresdener Schauspieler Erich Ponto spielt den Talbot, Führer des englischen Heeres vor Orleans, Willy Birgel vom damaligen Mannheimer Staatstheater, Bernhard Minetti und Theodor Loos verkörpern die hohen Vasallen in der Umgebung des französischen Königs.
Als Darstellerin der Johanna wurde Angela Salloker besetzt, deren Aufstieg im Film durch ihr Zusammenspiel mit Jannings („Der schwarze Walfisch“) und mit Forster („Hohe Schule“) bekannt geworden war.[1]