Wagner, Gerhard (1898)

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Pfeil 1 start metapedia.png Dieser Artikel behandelt den Offizier und Militärhistoriker Gerhard Wagner; für den gleichnamigen Reichsärzteführer siehe: Gerhard Wagner (1888).
Konteradmiral Wagner, Leiter der Operationsabteilung der Seekriegsleitung, suchte bei Kriegsende zusammen mit dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Hans-Georg von Friedeburg den britischen Oberbefehlshaber Feldmarschall Bernard Montgomery auf und vereinbarte nach Autorisierung durch den letzten Reichspräsidenten Karl Dönitz die Teilkapitulation der Wehrmacht im Nordwesten am 4. Mai 1945.

Gerhard Wagner (Lebensrune.png 23. November 1898 in Schwerin; Todesrune.png 26. Juni 1987 in Altenkirchen) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, der Freikorps (Freikorps Potsdam), der Reichsmarine, der Legion Condor, der Kriegsmarine (u. a. Admiral beim Oberbefehlshaber der Kriegsmarine) und zuletzt Konteradmiral der Marine der neugegründeten Bundeswehr sowie Militärhistoriker.

Werdegang

Von links: Großadmiral Karl Dönitz, Korvettenkapitän Heinrich Hansen-Nootbaar, Generaloberst Alfred Jodl und Konteradmiral Gerhard Wagner
Konteradmiral Wagner, General-Admiral Hans-Georg von Friedeburg (Mitte) und General der Infanterie Eberhard Kinzel bei den Kapitulationsverhandlungen in der Lüneburger Heide
Konteradmiral Gerhard Wagner und General der Infanterie Eberhard Kinzel bei der Verhaftung der Regierung Dönitz; Wagner verbrachte vom 23. Mai 1945[1] bis 4. Juli 1947 in Kriegsgefangenschaft und Internierung.
Unter den vielen Schwerinern, die es zu höchsten militärischen Graden brachten, ragt wieder einer besonders hervor – der am 23. November 1898 geborene Gerhard Wagner. Nach bestandenem „Kriegsabitur“ trat er am 4. Juli 1916 als Kriegsfreiwilliger mit der Anwartschaft auf die Seeoffizierslaufbahn in die Kaiserlich Deutsche Marine ein. Nach der für Friedensbegriffe kurzen Kriegsausbildung an der Marineschule Mürwick (4. Juli bis 2. September 1916) und auf dem Großen Kreuzer FREYA (3. September bis 31. Oktober 1916) wurde er am 1. November 1916 auf das Linienschiff PRINZREGENT LUITPOLD (Stapellauf am 17. Februar 1912) versetzt und verblieb hier als Offiziersdiensttuer bis September 1918. Des weiteren nahm der Seekadett Gerhard Wagner auch an Spezialkursen teil, bevor er am 26. April 1917 zum Fähnrich zur See und am 18. September 1918 zum Leutnant zur See befördert wurde. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges kam er dann als Leutnant zur See auf das Schwesterschiff KÖNIG ALBERT (Stapellauf am 27. April 1912). Die Revolutionswochen verliefen auch für Gerhard Wagner recht unruhig. Exakte Abläufe seines Lebens lassen sich nur schwer nachvollziehen. So sind einmal für ihn militärische Tätigkeiten auf dem Linienschiff KÖNIG ALBERT (September bis Dezember 1918), im Freikorps Potsdam (Januar bis Juni 1919) und in Freiwilligenverbänden und Landkommandos (Juni 1919 bis 31. März 1921) überliefert, zum anderen soll er sofort nach Ende des Ersten Weltkrieges an der Universität Berlin ein Studium der Chemie und Volkswirtschaft aufgenommen haben. Wahrscheinlich schloss das eine das andere nicht aus. Gesicherte Angaben finden sich jedenfalls wieder ab dem 1. April 1921, als der junge Offizier der Reichsmarine seinen Dienst als Ordonnanzoffizier in der II. Abteilung der Schiffstammdivision der Nordsee antrat und bis zum 28. Februar 1922 versah.
Gleich zu Beginn seiner Dienstzeit als Wachoffizier auf dem Linienschiff BRAUNSCHWEIG (1. März 1922 bis 7. Februar 1923) war er am 1. April 1922 zum Oberleutnant zur See befördert worden. Vom 8. Februar 1923 an diente er bis zum 30. September 1925 im Stab der Marinestation der Nordsee als Adjutant und zugleich vom 26. Februar bis 30. September 1925 als Kommandant des Tenders M-134. Es folgten von 1925 bis 1930 Einsätze in der 3. Torpedobootshalbflottille als Wachoffizier (1. Oktober 1925 bis 25. September 1927) und als Kommandant der Torpedoboote V-6 (26. September 1927 bis 9. April 1929), SEEADLER (10. April bis 15. August 1929) und LEOPARD (15. August bis 7. Oktober 1929) sowie als 1. Kadettenoffizier an der Marineschule Mürwick (8. Oktober 1929 bis 2. Januar 1930). In dieser Zeit fiel seine Beförderung zum Kapitänleutnant am 1. April 1929. In den Jahren 1930 und 1931 wirkte Gerhard Wagner als Ausbildungsoffizier auf den Kreuzern EMDEN und KARLSRUHE (3. Januar bis 21. Mai bzw. 22. Mai bis 22. Dezember 1930) und als Adjutant der Marineschule Mürwick vom 23. Dezember 1930 bis zum 2. Oktober 1931, bis er in der Zeit vom 3. Oktober 1931 bis zum 26. Juli 1933 einen Führergehilfenlehrgang, faktisch die Admiralstabsausbildung, erfolgreich absolvierte. Dieser Fortbildung schloss sich die Verwendung in der Flottenabteilung der Marineleitung vom 27. Juli 1933 bis zum 30. September 1935 an, die gewissermaßen mit der Beförderung zum Korvettenkapitän am 1. April 1935 gekrönt worden war.
In diesem Dienstrang wurde Gerhard Wagner für ein Jahr (1. Oktober 1935 bis 31. August 1936) zur Wehrmacht-Akademie kommandiert. Anschließend arbeitete er bis zum 4. Oktober 1937 als Referent in der Operationsabteilung des Oberkommandos der Kriegsmarine und war zugleich im November/Dezember 1936 Mitglied der deutsch-italienischen Militärmission in Spanien im dortigen Bürgerkrieg. Nur noch ein einziges Mal in seiner militärischen Laufbahn sollte Gerhard Wagner das Kommando überein Kriegsschiff ausüben. Am 5. Oktober 1937 übernahm er von seinem ebenfalls in Schwerin geborenen Kameraden Friedrich Traugott Schmidt den Dienstposten des Kommandanten auf dem Zerstörer LEBERECHT MAASS. Allerdings behielt er – am 1. Januar 1939 zum Fregattenkapitän befördert – dieses Kommando bis zum 4. April 1939.
Seitdem diente Gerhard Wagner ausschließlich in den höchsten Marinestäben : vom 5. April 1939 bis zum 12. Juni 1941 als Gruppenleiter in der Operationsabteilung des Oberkommandos der Kriegsmarine, vom 29. Juni 1941 bis zum 28. Juni 1944 als Chef dieser Operationsabteilung, dann vom 29. Juni 1944 bis zum 30. April 1945 als Admiral z.b.V. Beim Oberbefehlshaber der Kriegsmarine bzw. vom 1. bis 23. Mai 1945 als Admiral beim Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches, Großadmiral Dönitz. Am 1. April 1940 war Gerhard Wagner zum Kapitän zur See befördert worden und am 1. März 1943 zum Konteradmiral ernannt worden. Am 15. Juni 1944 hatte er das Deutsche Kreuz in Gold erhalten. In letzter Dienstlicher Eigenschaft nahm Konteradmiral Wagner am 8. Mai 1945 an der Unterzeichnung der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht in Berlin-Karlshorst teil.
Für Gerhard Wagner folgte nunmehr die amerikanische Kriegsgefangenschaft bis zum 30. Juni 1947. Dann arbeitete er zunächst von 1947 bis 1949 als kaufmännischer Angestellter. Auf diese erstmals zivile Tätigkeit folgte bis 1952 seine Mitarbeit in der Marinehistorischen Gruppe, dem Naval Historical Team, in Bremerhaven. Dabei handelte es sich um von den westlichen Siegermächten eingesetzte Gruppen deutscher Offiziere, die in deren Auftrag auf Grund deutscher Akten Operationen der Kriegsmarine während des Zweiten Weltkrieges, vor allem in osteuropäischen Gewässern, aufarbeiten sollten. Die gewinnende Art Gerhard Wagners, die sofort menschliches Vertrauen schuf, und sein umfangreiches Wissen beeindruckten wie zuvor schon die Alliierten auch seine deutschen Mitarbeiter. Der frühere Konteradmiral der Kriegsmarine und Vertraute der Großadmirale Erich Raeder und Karl Dönitz war auch Verfasser der Denkschrift vom 14. März 1951 mit dem Titel ‚Aufbau eines deutschen Marinekontingents im Rahmen deutscher Mitwirkung an der Verteidigung Westeuropas‘, kurz ‚Wagner-Denkschrift‘ genannt.
Auch anderweitig übernahm Gerhard Wagner Verantwortung. Als Vorsitzender des Satzungsausschusses bei der Wiedergründung des Deutschen Marinebundes erwarb er sich in den Jahren 1953 bis 1955 große Verdienste. Am 5. Dezember 1955 nahm Gerhard Wagner das Angebot des späteren Bundesministers der Verteidigung, Theodor Blank, an, die Stelle des Stellvertretenden Abteilungsleiters VII (Marine) unter Vizeadmiral Ruge zu übernehmen. Das verantwortungsvolle Amt übte er vom 5. März 1956 bis zum 31. Mai 1957 aus. Es folgte vom 1. Juni 1957 bis zum 31. Mai 1961 die Verwendung in der Funktion als Stellvertreter des Inspekteurs der Marine und Chef des Führungsstabes der Marine. In den Aufbaujahren der Bundesmarine wurde Konteradmiral Wagner somit zu einem festen Begriff. In den Jahren 1961 und 1962 übte er noch bedeutende Funktionen in der NATO aus, so als Leiter des Planungsstabes COMNAVNORCENT (5. Juni 1961 bis 31. März 1962) und als Befehlshaber der Alliierten Seestreitkräfte der Ostseezugänge (COMNAVBALTAP; vom 1. April bis 31. Dezember 1962). Am 31. Dezember 1962 trat Gerhard Wagner in den Ruhestand, nachdem er am 28. März 1962 zum Vizeadmiral befördert worden war. Seinen Wohnsitz nahm er in Wuppertal und später in Hamburg. In dieser Zeit schrieb er sachliche und durch Hintergrundwissen besonders ausgezeichnete Kritiken zu Seekriegswerken und marinegeschichtlichen Büchern. So zeichnete er für die Herausgabe des umfangreichen, wissenschaftlich bedeutsamen Bandes „Lagevorträge des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine vor Hitler 1939 – 1945“ im Jahre 1972 im Auftrag des Arbeitskreises für Wehrforschung verantwortlich. Michael Salewski charakterisiert Gerhard Wagner im ersten Band seines grundlegenden Werkes ‚Die deutsche Seekriegsleitung 1935 – 1945‘ wie folgt:
‚Nahezu vom ersten bis zum letzten Tag des Krieges gehörte Kapitän zur See (später Konteradmiral) Gerhard Wagner der Seekriegsleitung an. So oft er auch um eine Frontverwendung bat, so sehr die dauernde Stabsarbeit diesen Mann, der im Grunde seines Wesens Praktiker und Frontoffizier war, niederdrückte, sowenig konnten sich Raeder und Dönitz, Fricke oder Meisel entschließen, den Posten des Ia bzw. Chef 1/Skl (Chef der Operationsabteilung – d. Hrsg.) anderweitig zu besetzen. Wagner hatte lange Erfahrung in der Stabsarbeit der Seekriegsleitung, seine gediegene, gründliche Arbeit wurde für seine Vorgesetzten zur entscheidenden Voraussetzung ihres eigenen Wirkens. Ihn trieb kein betonter Ehrgeiz, er verstand es, den Chef des Stabes zu 'moderieren', seine immer gleichmäßige Arbeitsleistung garantierte den reibungslosen Ablauf der Stabstätigkeit. Wagner war gewohnt, sich bei allen Vorschlägen und Entscheidungen die Wünsche der Front zu vergegenwärtigen, ihm war es zu verdanken, wenn die sich in den ersten Kriegsmonaten ständig steigende Entfremdung zwischen Seekriegsleitung und Front nach und nach einem vertrauensvollen Verhältnis wich. Wagner bemühte sich, bei jeder gegebenen Gelegenheit selbst an die Front zu reisen, um mit den Befehlshabern, den Kommandanten zu sprechen, Missverständnisse zu klären, die Ansicht der Seekriegsleitung verständlich zu machen. Es war in erster Linie Wagner, der unter Raeder dafür sorgte, dass die Front die Absichten der Seekriegsleitung, die Seekriegsleitung die Wünsche der Front besser zu verstehen lernte.‘ (S. 111)
Der menschlich so sympathische und als Vorgesetzter geachtete Schweriner Gerhard Wagner starb am 26. Juni 1987 in Altenkirchen im Westerwald.[2]

Beförderungen

Kriegsmarine

Marine der Bundeswehr

  • Konteradmiral (Bundeswehr) (5. März 1956 mit Wirkung vom 1. März)
  • Vizeadmiral (28. März 1962)
    • zeitweiliger Dienstgrad als Stellvertreter des Inspekteurs Friedrich Ruge und erster Flaggoffizier, der die integrierte NATO-Position des Commander Naval Forces Baltic Approaches (COMNAVBALTAP) innehatte.
    • Ruhestand am 31. Dezember 1962

Auszeichnungen (Auszug)

Bundeswehr

Werke (Auswahl)

  • Aufbau eines deutschen Marinekontingents im Rahmen deutscher Mitwirkung an der Verteidigung Westeuropas (Wagner-Denkschrift), 1951
  • Kurs Murmansk. Die Schicksalsfahrten der alliierten Eismeer-Konvois (mit anderen), Stalling (1957)

Fußnoten

  1. Während seiner Gefangennahme durch britische Truppen am 23. Mai 1945 in Flensburg haben britischen Sieger die geschlagene Admiralität gezwungen, die Hosen herabzulassen, um die Offiziere an der Flucht zu hindern. Davon haben sie Bilder gemacht und genüßlich in den Medien verbreitet.
  2. Wagner, Gerhard, Wehrmacht Lexikon