Marschallstab
Der Marschallstab (auch: Marschall-Stab), bei der Marine auch Großadmiralstab, war eine Auszeichnung und zugleich Zeichen des Trägers als Marschall resp. Großadmiral, in Deutschland auch Symbol der Reichsmacht vertreten durch den Feldherrn bzw. Heeresführer. Der eher unhandliche Marschall- bzw. Großadmiral-Stab wurde nur bei besonderen Anlässen mitgeführt, zum Dienst wurde statt dessen der dünnere und leichtere Interimsstab getragen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Deutsche Geschichte
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
Bereits die Feldmarschälle der Reichsarmee und der Kaiserlichen Armee des Ersten Reiches trugen Kommandostäbe (Feldherrn- bzw. Feldheerenstäbe) als eines der Insignien ihrer Befehlsgewalt und ihrer besonderen Würde. Feldherren wie von Wallenstein und von Tilly trugen den Stab als Zeichen ihrer Kommandogewalt als Generalissimus. Prinz Eugen von Savoyen führte einen Kommandostab, der aus zwei Musketenläufen bestand.[2]
Der spätere preußische Feldmarschallstab zeigte auf himmelblauem Samt abwechselnd goldene Königskronen und Adler. Nach der Niederlegung der Reichskrone und dem Diktatfrieden von Tilsit wurde die Tradition vorerst eingestellt.
Preußen
Beim Tode von Arthur Wellesley, Herzog von Wellington im Jahre 1852 führte Preußen den Marschallstab wieder ein. Wellington war für seine Dienste beim Siebten Koalitionskrieg an der Seite von Feldmarschall von Blücher ehrenhalber zum Generalfeldmarschall der Preußischen Armee ernannt worden. Vor seiner Beerdigung wurde festgestellt, daß er zwar einen englischen Marschallstab mit ins Grab bekommen sollte, aber – weil nicht vorhanden – keinen preußischen. So wurde im Schnellverfahren ein preußischer Marschallstab gefertigt und mit in das Grab gelegt.
Der preußische 30 cm lange Feldmarschallstab zeigte auf himmelblauem Samt abwechselnd goldene Königskronen und heraldische Adler. An den Querschnittflächen war der schwarze heraldische königliche Adler auf weißem Grund angebracht.
Deutscher Bund
Die Marschallstäbe der anderen deutschen Staaten des Deutschen Bundes ähnelten meist den preußischen Stäben dieser Zeit, mit Abweichungen in Bayern und Württemberg.[3]
Drittes Reich
Erst im Dritten Reich gab es einheitliche Marschallstäbe für alle Reichsteile. Im Heer waren sie rot und in der Luftwaffe blau. In der Marine führten seit 1900 Großadmiräle anstelle des Marschallstabes den Großadmiralstab. Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches war der höchste Dienstrang der deutschen Wehrmacht. Im Deutschen Reich war Hermann Göring der einzige Offizier, der diesen Dienstrang verliehen bekommen hatte.
Marschallstäbe in Museen
Die Marschallstäbe der im folgenden aufgeführten Generalfeldmarschälle befinden sich in Museen und können dort besichtigt werden:
- Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, preußischer Marschallstab verliehen 1898 (Schatzkammer in Wien)
- Maximilian Reichsfreiherr von Weichs (National Infantry Museum – Columbus (Georgia), VSA)
- Erwin Rommel (Haus der Geschichte Baden-Württemberg)
- Hermann Göring Feldmarschallstab (National Infantry Museum – Columbus, Georgia, VSA)
- Hermann Göring Reichsmarschallstab (West Point Museum – West Point (New York), VSA)
- Rupprecht von Bayern (Museum der Bayerischen Könige – Hohenschwangau)
Bildergalerie
Porträt des Prinzen Eugen von Savoyen mit Marschall- bzw. Kommandostab
Paul von Hindenburgs Hand mit Marschallstab (Arbeit von Stanislaus Cauer)
Generalfeldmarschall Werner von Blomberg erhält von Reichskanzler Hitler bei einer feierlichen Zeremonie den Marschallstab als Insigne seiner Würde und Befehlsgewalt
Ministerpräsident und Marschall Ion Antonescu (links) mit Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, beide mit Marschallstab, 1941
Generalfeldmarschall Erwin Rommel u. a. mit Bandschnalle, Militärorden von Savoyen (Bruststern zum Großoffizier) und Marschallstab
Marschallstab von Albert Kesselring
Erich Raeder mit Großer Ordensschnalle und Großadmiralstab
Großadmiralstab von Erich Raeder; der Stab ähnelt denen des Deutschen Heeres, hatte jedoch keine Kaiserkronen und statt der Abkürzung „W.II“ ein Eisernes Kreuz aufgelegt. Auch war er mit blauem Samt bezogen.
Großadmiralstab von Karl Dönitz; er war mit blauem Samt bezogen, auf dem abwechselnd der Wehrmachtsadler, der unklare Anker und das Eiserne Kreuz aufgelegt war. Auf den Knaufenden war ein Hakenkreuz bzw. ein Hoheitsadler mit ausgebreiteten Schwingen, darunter ein U-Boot aufgelegt. Dieser Stab befindet sich im Shropshire Regimental Museum (Shrewsbury, Großbritannien) und kann dort besichtigt werden.
Literatur
- Andre Stirenberg / Andre Hüsken: Mythos Marschallstab, Hauschild-Verlag 2004, ISBN 978-3897572522