Kleve
Staat: | Deutsches Reich |
---|---|
Gau: | Essen |
Landkreis: | Kleve |
Einwohner (31.12.2012): | 47.826 |
Bevölkerungsdichte: | 489 Ew. p. km² |
Fläche: | 97,76 km² |
Höhe: | 12 m ü. NN |
Postleitzahl: | 47533 |
Telefon-Vorwahl: | 02821 |
Kfz-Kennzeichen: | KLE |
Kleve befindet sich entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet. | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Kleve am Niederrhein (nfr. bzw. Kleverländisch: Kleff; nfr. bzw. ndl: Kleef) ist eine deutsche Stadt am Osthang des Sternberges, des nördlichsten Gipfels des Reichswaldes.[1] Ortsteile sind Kellen, Donsbrüggen und Materborn.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erste urkundliche Erwähnung fand Cleve im Jahre 1092. Es handelte sich damals um eine vom Grafen Dietrich VI. gegründete Siedlung auf dem Heideberg, der Schwanenburg gegenüber, der 1242 von ihm Städterechte verliehen wurden. Aus der Siedlung entstand somit die Altstadt. Die Klever Neustadt entstammt dem 14. Jahrhundert, in den Jahren 1368 und 1528 änderten verheerende Brände das Aussehen beider Viertel. Im Jahre 1417 wurde Adolf I. während des Konzils von Konstanz in den Herzogsstand erhoben. 1521 erfolgte die Vereinigung der Herzogtümer Kleve, Berg und Jülich sowie der Grafschaften Mark und Ravensberg. Nach dem Verscheiden des kinderlosen Herzogs Johann Wilhelm im Jahre 1609 fiel Kleve mit den Städten Bielefeld und Hamm an Brandenburg.
Kurfürstliche Residenzstadt Brandenburgs
Als Residenzstadt der brandenburgischen Kurfürsten wurde Kleve 1647 dem Statthalter Johann Moritz Graf zu Nassau-Siegen unterstellt, der den barocken Umbau der Schwanenburg befahl und die Parks und Gartenanlagen um die Stadt gestalten ließ. Letztere erreichten ein zu dieser Zeit beeindruckendes Ausmaß und beeinflußten die europäische Gartengestaltung des 17. Jahrhunderts. Anzunehmen ist in diesem Bereich, daß die von französischen Königen angelegten und als französische Gärten bezeichneten Anlagen ihrer Paläste tatsächlich als brandenburgische oder preußische Gärten einzustufen sind.
Infolge der Entdeckung einer Mineralquelle im Jahre 1741 war die Stadt im 19. Jahrhundert als Bad Cleve bekannt und wurde mit passenden Kuranlagen ausgestattet. Die Stadt war von 1794 bis 1814 von französischen und von 1918 bis 1926 von belgischen Truppen besetzt. Der Bildhauer Arno Breker schuf ein Denkmal für einen Klever Bauern, der von den belgischen Besatzungstruppen ermordet wurde. Kleve verfügte neben der Stiftskirche und der Schwanenburg über ein Schwesternkonvent Berg Sion aus dem Jahre 1440, eine von 1620 bis 1622 errichtete kleine lutherische Kirche und ein 1652 fertiggestelltes Kapuzinerkloster.
Ausradierung der Stadt im Winter 1944-1945
Neben vielen kleineren Angriffen und Einzelabwürfen waren vornehmlich die beiden englischen Luftangriffen vom 7. Oktober 1944 und 7. Februar 1945 Ursache der Vernichtung von bis zu 80 Prozent dieser brandenburgischen Residenzstadt. Die Angriffswelle vom 7. Oktober 1944 traf nicht nur Kleve, sondern zudem die Nachbarstadt Emmerich am Rhein und z. B. Hengelo und Freiberg in Sachsen. Britische Aufnahmen aus dem letzten Kriegsjahr belegen, wie die historische Oberstadt mit der Schwanenburg, den Gartenanlagen und den Kirchen in eine Kraterlandschaft verwandelt wurde. Die Zahl der Opfer wird auf ungefähr 1.000 geschätzt.[2]
Angriffstag und Zeit | Anzahl der Flugzeuge | Bombenabwurf | Betroffenes Stadtteil |
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7. Oktober 1944, 13.40 Uhr nachmittags | 335 englische Flugzeuge | 1.728 Tonnen Sprengbomben und 4.500 kg Brandbomben | Unterstadt, Partie am Flüßchen Kermisdahl |
7. Februar 1945, nächtlicher Angriff | 285 englische Bomber | 1.384 Tonnen Sprengbomben und 12 Tonnen Brandbomben | Historische Oberstadt |
Als anschließend an den Bombenangriff vom 7. Februar 1945 alliierte Einheiten aus Nimwegen über Kleve nach Wesel vorzurücken versuchten, um dort einen Brückenkopf zu schlagen, kam es südlich der Stadt zur Schlacht im Reichswald. Dabei starben ungefähr 10.000 Soldaten. Die alliierten Soldaten wurden auf einem Friedhof im Reichswald begraben, die auf deutscher Seite kämpfenden Opfer wurden auf dem Soldatenfriedhof Donsbrüggen bestattet.
Einwohnerzahl im Zeitabschnitt 1910–1951
Die Einwohnerzahl der Stadt Kleve belegt, wie die einheimische Bevölkerung von den alliierten Bombenangriffen, wenn nicht getötet, in die umliegenden Ortschaften vertrieben wurde, ebenso z. B. in Emmerich am Rhein, Ibbenbüren und Falckenburg an der Göhl. In Ibbenbüren dienten die Gruben des Stollenbergbaus im Teutoburger Wald zum Schutz und eben zum Ersatzwohnsitz während der ständigen Angriffen, in Falckenburg dienten jahrhundertealte Mergelgrotten als Luftschutzkeller für die Bürger der Stadt.
Ob es sich bei der im Juni 1945 in die Stadt angesiedelten Einwohner nur um heimgekehrte Ansässige Kleves gehandelt hat, ist nicht deutlich, anzunehmen ist eine beträchtliche Zahl von Flüchtlingen. Die Steigerung der Einwohnerzahl bis 1951 könnte von der Stiftung des Ortsteiles Reichswalde herrühren, der mit Vertriebenen aus Ostpreußen belegt wurde. Aufgrund der vorhandenen Zahlen, so der Einwohner wie der Opfer u. a. der Bombenangriffe, ist mit einer Flüchtlingsrate von mindestens einem Drittel der Bevölkerung im Jahre 1951 zu rechnen.
Stichtag | Einwohner |
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1. Dezember 1910 | 18.135 |
17. April 1939 | 21.784 |
15. Mai 1945 | 6.149 |
19. Juli 1945 | 13.280 |
1. April 1946 | 23.327 |
1. April 1948 | 25.962 |
1. April 1950 | 28.740 |
1. April 1951 | 30.138 |
Niederländische Expansionsbestrebungen während der Nachkriegszeit
Ein Artikel aus der niederländischen christlich-nationalen Wochenzeitung „Der Spiegel“ aus dem Jahre 1947 belegt die Expansionsbestrebungen in diesem Staatsgebilde zur Nachkriegszeit, die auch das Gebiet um Kleve am Niederrhein betroffen hätten.
Historische Bahnanbindungen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügte Kleve über eine Bahnanbindung über Kalkar nach Xanten. Dazu kam eine Anbindung über den Ortsteil Donsbrüggen, Kranenburg und Grusbach an die Nimwegener Straßenbahn. Zur Nachkriegszeit wurde seitens der Alliierten ein zusätzlicher Bahndamm, der sogenannte Englische Bogen dem bereits existierenden von Kleve nach Elten zugefügt, über den der vornehmlich militärische Zugverkehr nunmehr auch auf die Bahnstrecke Elten–Emmerich am Rhein zugeführt werden konnte.[3] Zuvor hatten die Züge aus Kleve über die Bahnhöfe Griethausen, Spyck und Welle ausschließlich in Richtung Elten und Zevenaar verkehren können, dabei wurden sie von einem Trajektschiff über den Rhein befördert. Die auf dem Deck befindlichen Gleise aus U-Schienen konnten fünf bis sieben zweiachsige Wagen aufnehmen. Eine im Jahre 1945 als Ersatz dieses Schiffes ebenfalls angelegte Pionierbrücke wurde 1946 bereits wieder abgerissen. Der Zugverkehr zwischen Kleve und Spyck wurde 1981 endgültig stillgelegt.
Historische Bilder und Zeichnungen
Kartenverzeichnis
- Wanderkarte NRW Nr. 36 Emmerich am Rhein, Maßstab 1:25.000, Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen, ISBN 3-89439-676-8.
Fußnoten
Aachen •
Bad Honnef •
Bielefeld •
Dortmund •
Duisburg •
Düsseldorf •
Emmerich am Rhein •
Goch •
Haltern am See •
Hamm •
Kleve am Niederrhein •
Münster in Westfalen •
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Recklinghausen •
Remscheid •
Rheine •
Wuppertal
24 Kinder von Nimwegen • Alexanderplatz • Bombenkrieg gegen Österreich • Angriffe der Alliierten auf niederländische Städte • Area Bombing Directive • Atombombenabwurf auf Deutschland • Atombombenabwurf auf Japan 1945 • Consolidated B-24 • Entschärfung angloamerikanischer Bomben • Frauenkirche • Geplanter Senfgasgroßangriff auf das Ruhrgebiet • Geplanter Milzbrandgroßangriff auf das Deutsche Reich • Bomber Harris • Luftterror • Möhnetalsperre • Napalmbombardement • Reichsluftverteidigung • Schloßbergstollen • Terrorflieger • Torso-Kreuz von Recklinghausen • Trenchard-Doktrin • Wilde-Sau-Nachtjagdverfahren
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