Kehrl, Hans
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Hans Kehrl ( 8. September 1900 in Brandenburg an der Havel; 26. April 1984 in Grafenau, Württemberg) war ein deutscher Unternehmer, NSDAP-Gauwirtschaftsberater sowie Wehrwirtschaftsführer im Dritten Reich, aber auch SS-Brigadeführer, Leiter des Rohstoffamtes im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion und Leiter des Planungsamtes im Ministerrat für die Zentrale Planung.
Inhaltsverzeichnis
Chronologischer Werdegang
- Zweiter von drei Söhnen des Tuchfabrikanten Kurt Kehrl (1880–1926) und seiner Gattin Hedwig, geb. Biester ( 1946)
- 1907 bis 1910 Bürgerschule in Brandenburg
- 1910 bis Oktober 1913 Städtisches Gymnasium in Brandenburg
- Oktober 1913 Verlegung des väterlichen Betriebes nach Cottbus
- bis 1919 Humanistisches Gymnasium Cottbus mit Reifeprüfung
- 1919 bis 1920 Praktikum in der väterlichen Fabrik in Cottbus
- 1920 bis 1921 Besuch des Technikums für Textilindustrie in Reutlingen und der Webschule in Aachen
- 1921 bis Juli 1923 in den USA als Arbeiter in verschiedenen Textilbetrieben tätig (zeitweilig auch arbeitslos), nebenbei Fernkurs in „Scientific Managment“ in Boston
- August 1923 Eintritt in die väterliche Fabrik in Cottbus als technischer Angestellter
- 20. Juni 1924 Eheschließung mit Erika Koch (geb. Lausick; 30. Oktober 1899)
- 1926 bis 1945 geschäftsführender Gesellschafter der Tuchfabrik Rudolf Kehrl in Cottbus
- 1931 Kontakte zur NSDAP (Wegen seiner jüdischen Kundschaft riet ihm der Cottbusser Kreisleiter jedoch von einer Parteimitgliedschaft ab)
- 1. Mai 1933 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnr. 1.878.921)
- 9. Mai 1933 bis Mai 1945 Präsident der Industrie- und Handelskammer für die Niederlausitz (Cottbus)
- November 1934 – Oktober 1935 Berater für Textil- und Zellulosefragen in der damaligen „Dienststelle Keppler“, die sich mit deutschen Rohmaterialien befaßte.
- 1936 bis 4. Februar 1938 Leiter des Hauptreferates Textilien (Abteilung IV-2) im Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe
- 28. September 1936 mit Wirkung vom 13. September 1936 als SS-Mann in die Allgemeine-SS (Mitgliedsnr. 276.899) aufgenommen (durch Empfehlung von Wilhelm Keppler) und unter gleichzeitiger Beförderung zum SS-Untersturmführer zum SS-Führer beim Stab des SS-Hauptamtes ernannt
- 26. Oktober 1936 auf Befehl des RFSS aus der SS entlassen
- 23. Februar 1937 Wiederaufnahme in die Allgemeine-SS (alte Mitgliedsnr.) und vom RFSS mit Patent vom 13. September 1936 unter Beibehaltung seiner Dienststellung als SS-Führer beim Stab des SS-Hauptamtes wieder in seinem Dienstgrad als SS-Untersturmführer bestätigt
- 12. September 1937 SS-Obersturmführer
- 30. Januar 1938 Wehrwirtschaftsführer
- 1. Februar 1938 bis 1. November 1942 Leiter der Unterabteilung II-Text (Textil- und Papierwirtschaft) im Reichs- und Preußischen Wirtschaftsministerium
- 4. Februar 1938 bis 1. November 1943 Generalreferent für Sonderaufgaben des Staatssekretärs des Reichs- und Preußischen Wirtschaftsministeriums
- 14. März 1938 - Juni 1938 Stellvertreter (für wirtschaftliche Fragen) des Reichsbeauftragten für Österreich
- April 1938 bis Juni 1938 „Bevollmächtigter des Reichswirtschaftsministers“ in Wien
- 2. Mai 1938 SS-Hauptsturmführer (mit Wirkung vom 20. April 1938)
- 20. Juli 1938 SS-Standartenführer (mit Wirkung vom 20. April 1938)
- März 1939 bis August 1939 „Bevollmächtigter des Reichswirtschaftsminister“ für das Protektorat Böhmen und Mähren
- 1. Juni 1939 bis 1. Juni 1941 SS-Führer beim Stab des SS-Personalhauptamtes
- 9. November 1939 SS-Oberführer
- 1. Juni 1941 mit Wirkung vom 9. November 1939 zum SS-Führer beim Stab RFSS ernannt
- 27. November 1942 bis 1. November 1943 Leiter der Hauptabteilung II (Bergbau und Industrie) im Reichswirtschaftsministerium
- 16. September 1943 bis Mai 1945 Leiter des Planungsamtes beim „Generalbevollmächtigten für Rüstungsaufgaben im Rahmen des Vierjahresplans“, zunächst auch Leiter der Hauptabteilung IV (Fachliche Planung) des Planungsamtes
- 1. November 1943 bis Mai 1945 Leiter des Rohstoffamtes im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion
- 14. Februar 1944 SS-Brigadeführer (mit Wirkung vom 30. Januar 1944)
- 30. Juni 1944 bis Mai 1945 Leiter der gesamten „Festkraftstoffwirtschaft“
- 8. Juni 1945 Verhaftung.
- 15. November 1947 bis 11. April 1949 Angeklagter im „Wilhelmstraßen-Prozeß“
- Anklagepunkte: M, P, S, O
- Schuldig nach: M, P, S, O
- Strafmaß: 15 Jahre Haft (inklusive Anrechnung der Untersuchungshaft)
- Verteidiger: Dr. Heinrich Grube
- Hilfsverteidiger: Rudolf Meyer (ab 20. Januar 1948), Alfred Schwartz (ab 11. März 1948)
- 31. Januar 1951 Revision der Strafe durch Hochkommissar McCloy auf die verbüßte Strafzeit
- Kehrl lebte nach der Entlassung in Leverkusen
Weitere Ämter
- Gauwirtschaftsberater der NSDAP für den Gau Kurmark
- Vorsitzender Außenhandelsstelle Ost-Brandenburg
- Aufsichtsratsvorsitzender
- Alpine Montan AG Hermann Göring (Linz)
- Brüxer Kohlenbergbaugesellschaft (Brüx/Böhmen)
- Kurmärkische Zellwolle und Cellulose AG (Krefeld)
- Nordböhmische Kohlenwerksgesellschaft (Brüx)
- Rheinische Kunstseide AG (Krefeld)
- Rheinische Zellwolle AG (Siegburg)
- Spinnstoffwerke Glauchau AG (Glauchau)
- Sudetenländische Bergbau AG (Brüx)
- Sudetenländische Treibstoffwerke AG (Brüx)
- Deutsche Umsiedlungs-Treuhandgesellschaft m.b.H. (Berlin)
Mitgliedschaften
Auszeichnungen (Auszug)
- Ehrendegen „Reichsführer-SS“
- Totenkopfring der SS
- Ehrenzeichen für Wehrwirtschaftsführer
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Kriegsverdienstkreuz (1939) II. und I. Klasse
- Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern am 15. November 1944 als SS-Brigadeführer und Amtsleiter im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (RM.f.R.u.K.) und Wehrwirtschäftsführer
Literatur
- Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934