Heim, Aribert
Aribert Ferdinand Heim ( 28. Juni 1914 in Radkersburg, Steiermark; gerichtlich für tot erklärt 10. August 1992 in Kairo) war ein deutscher Arzt sowie Mitglied der SA und SS, zuletzt SS-Hauptsturmführer der Waffen-SS und Sanitätsoffizier der 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Aribert Heim wurde am 28. Juni 1914 in Radkersburg in der Steiermark geboren. Der Sohn eines Gendarmerie-Bezirksinspektors beendete den Besuch der Volksschule seines Heimatortes und der Mittelschule in Graz mit dem Erwerb der Matura.
Studium und Beruf
Ab 1931 studierte Heim an der Universität Wien, legte dort das Latinum ab und nahm 1933 ebenfalls in Wien ein Studium der Medizin auf. 1937 wechselte er an die Universität Rostock. Im Januar 1940 wurde Heim in Wien zum Doktor der Medizin promoviert; zugleich erfolgte seine ärztliche Bestallung.
Nationalsozialismus
Schon 1935, während der illegalen Kampfzeit, wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 6.116.098) und der SA, nach dem Beitritt Österreichs trat er am 1. Oktober 1938 der SS bei (SS-Nr. 367.744).
Zweiter Weltkrieg
Er arbeitete als Arzt in den deutschen Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und einige Wochen von Oktober bis November 1941 in Mauthausen. Zeugen hätten angeblich gesehen, er hätte aus der gegerbten Haut eines Toten einen Lampenschirm für den Lagerkommandanten herstellen lassen. (Siehe auch: Lampenschirme aus Menschenhaut)
Kriegsgefangenschaft
Am 15. März 1945, nach schweren Kämpfen bei der Ardennenoffensive und im Endkampf bei der Reichsverteidigung an der deutschen Westfront, wurde Divisionsarzt Heim von VS-amerikanischen Invasoren im Hunsrück gefangengenommen. Zunächst in Kriegsgefangenschaft, war Heim ab Ende 1946 in Ludwigsburg und auf der Festung Hohenasperg interniert. Seine Entlassung erfolgte am 22. Dezember 1947 im Zuge einer Weihnachtsamnestie.
Nachkriegszeit
Nach seiner Freilassung arbeitete Dr. Heim in Baden-Baden als Frauenarzt. Notgedrungen ging es über Frankreich nach Spanien, später dann nach Marokko, und schließlich via Libyen nach Ägypten, wo er u. a. als „Tarek Hussein Farid“ lebte.
Gejagter der Siegerjustiz
Seit 1962 tauchte er auf Grund eines in Wien ausgestellten Haftbefehls wegen angeblicher Morde während seiner Zeit als Lagerarzt, unter. Er sollte willkürlich Menschen ermordet haben. Dies ist allerdings äußerst unglaubwürdig, denn es wird vielfach die Auffassung vertreten, daß die deutschen Gerichte Verbrechen in Konzentrationslagern gegen Häftlinge nicht so hart bestraft hätten, wie es die Alliierten taten. Heinrich Härtle in einem Bericht über den Auschwitz-Prozeß[1]:
- „Der Sachverständige und Zeuge Dr. Morgen hat in Frankfurt und bereits in Nürnberg unter Eid nachgewiesen, daß Verstöße gegen die Lagerordnung hart bestraft wurden, in den meisten Lagern Untersuchungskommissionen tätig waren, die im Auftrag des obersten SS-Richters Fälle von Humanitätsverbrechen, Korruption und Menschentötung ermittelt und, soweit es noch möglich war, der Bestrafung zugeführt worden sind.“
Möglicherweise handelte es sich bei den Vorwürfen gegen Dr. Heim jedoch um Maßnahmen im Rahmen des Euthanasieprogramms T4, da im Lager Mauthausen außer den regulären Häftlingen auch Geisteskranke untergebracht gewesen sein sollen. Dies gab Simon Wiesenthal später selbst zu, indem er sich zu der Aussage verstieg, er habe dem auf dem Sterbebett liegenden Kommandanten von Mauthausen, Franz Ziereis, das Geständnis „entlockt“, es seien dort vier Millionen Menschen ermordet worden:
- „Zusammen mit den wirklich Geisteskranken wurden durch die anderthalb Jahre nach meiner Schätzung (in Hartheim/Mauthausen), da ich die Aktenstapel im Keller gesehen habe, ungefähr vier Millionen durch Kohlenoxyd vergast.“[2]
Der sogenannte Nazijäger Efraim Zuroff behauptet:
- „Heim hat es geschafft, in den sechs Wochen, die er in Mauthausen war, über 500 Häftlinge umzubringen.“[3]
Organisiert durch das Simon-Wiesenthal-Zentrum entwickelte sich daraufhin eine beispiellose Menschenjagd auf Aribert Heim, der in den Systemmedien generell als „Dr. Tod“ oder „Bestie“ bezeichnet wurde und der angeblich „zu Übungszwecken, aus Langeweile oder Sadismus Häftlingen bei Operationen Organe entnommen haben“ soll.
Aufenthalt und Todesvermutungen
Dr. Heim wurde zu einem der meistgesuchten Menschen weltweit. Auf der Jagdliste des Simon-Wiesenthal-Zentrums stand er an erster Stelle. Zwischendurch wurde er in Spanien, Argentinien, Uruguay und Chile vermutet. Tatsächlich hielt er sich jedoch in Ägypten auf und soll 1992 dort verstorben sein, wobei seine Tochter Waltraud in Chile (Puerto Montt) einer deutschen Zeitung erzählte, ihr Vater wäre 1993 verstorben.
2005
- „Auf Heims Namen ist immer noch, auch im fünften Jahrzehnt seines Abtauchens, ein Konto bei der Sparkasse Berlin eingerichtet, aktueller Stand des Guthabens: rund eine Million Euro. Das Geld stammt aus dem Verkauf eines großen Mietshauses in der Tile-Wardenberg-Straße im Herzen Berlins, das Heim 1958 für knapp 160 000 Mark erworben hatte. Inzwischen ist dieses Depot eingefroren, von Staats wegen, aber der mutmaßliche Mörder besitzt hierzulande auch festverzinsliche Wertpapiere in Höhe von 907 000 Euro, auf einem Sparbuch sind rund 50 000 Euro gutgeschrieben, weitere 22 000 sind als Festgeld angelegt. Wäre der wohlhabende Flüchtling tot, so argumentieren die Fahnder, hätten seine Erben bei Vorlage der Sterbeurkunde Zugriff auf das Millionenvermögen - ein starkes Indiz dafür, dass Heim, der jetzt 91 Jahre alt wäre, immer noch lebt. Also observieren die Fahnder ein Anwesen der Familie im Schweizer Tessin, sie überprüfen, ob Heim vielleicht in Norwegen mit einer einheimischen Krankenschwester verheiratet ist, sie suchen ihn in Österreich und Ägypten. Zuletzt gingen die Stuttgarter vor wenigen Wochen einer scheinbar heißen Spur auf den Balearen nach: immer wieder, immer noch vergebens.“[4]
2012
Im September 2012 erklärte das Landgericht Baden-Baden Heim für tot und stellte das Strafverfahren gegen ihn ein. Das Sterbedatum 10. August 1992 (nach einem Krebsleiden) stammt vom Sohn Rüdiger, der wiederum diese Information von seiner inzwischen verstorbenen Tante Herta Barth erhalten hatte.
Bildergalerie
Verweise
- Steckbrief des BKA
- Steckbrief des österreichischen BKA
- "Aribert Heim: Lebt die «Bestie in Weiss» noch?"
- Zum ersten Mal spricht sein Sohn Rüdiger Heim