Vietinghoff, Heinrich von
Heinrich Gottfried Otto Richard von Vietinghoff genannt Scheel ( 6. Dezember 1887 in Mainz; 1952 in Pronten)[1] war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generaloberst des Heeres und Eichenlaubträger im Zweiten Weltkrieg. 1950 gehörte er zur Himmeroder Expertengruppe, welche eine Denkschrift zur Wiederbewaffnung verfaßte.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Im Jahre 1906 trat Heinrich von Vietinghoff aus dem Kadettenkorps kommend als Fähnrich in ein Berliner Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 des Garde-Korps ein, mit dem er als Regimentsadjutant am Ersten Weltkrieg teilnahm. Anschließend fand er Verwendung in der Operationsabteilung der Obersten Heeresleitung.
Zwischenkriegszeit
Nach dem Zusammenbruch 1918 blieb er im Reichsheer und fand hier abwechselnd Verwendung bei der Truppe und in Generalstabsstellungen. Im Jahre 1936 erreichte er den Dienstgrad eines Generalmajors und 1938 wurde er als Generalleutnant Kommandeur einer neu aufzustellenden Panzerdivision.
Zweiter Weltkrieg
In dieser Stellung nahm er 1939 am Polenfeldzug teil. Im Westfeldzug 1940 befehligte er dann ein Armeekorps, im Ostfeldzug 1941 dagegen ein Panzerkorps. Am 1. Dezember 1942 wurde er als Nachfolger von Generaloberst Curt Haase Oberbefehlshaber der 15. Armee, im August 1943 übernahm er den Oberbefehl über die 10. Armee an der süditalienischen Front, seit September 1943 als Generaloberst.
Am 16. April 1944 wurde ihm das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Nach den schweren Kämpfen im Rahmen der Operation Market Garden (Kampfgruppe „Scheel“) vertrat er zwischen dem 23. Oktober 1944 und dem 15. Januar 1945 Generalfeldmarschall Kesselring nach dessen schwerem Unfall als Oberbefehlshaber Südwest und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe C. Ende Januar 1945 wurde er vorübergehend zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Kurland ernannt, kehrte dann aber Anfang März 1945 nach Italien zurück, wo er am 10. März 1945 die Heeresgruppe C übernahm. Gleichzeitig wurde er damit zum Oberbefehlshaber Südwest ernannt.
Am 29. April 1945 unterzeichnete er eigenmächtig in Caserta die Kapitulation seiner Truppen, was ihm jedoch nichts nutzte, denn Generalfeldmarschall Kesselring setzte ihn ab (Nachfolger wurde General der Infanterie Schulz) und er verbrachte anschließend zweieinhalb Jahre in englischer Kriegsgefangenschaft, darunter im Deutschen Hauptquartier Bellaria, wobei er gemeinsam mit Joachim Lemelsen im Februar 1946 in das Lager Afragola und kurz darauf, nun auch mit Fridolin von Senger und Etterlin, in das London Cage verlegt wurde. Erst Ende 1947 bzw. Anfang 1948 wurde er entlassen.
Familie
Heinrich war der Sohn des Generalleutnants der Artillerie Heinrich Otto Konrad von Vietinghoff-Scheel (1857–1917) und dessen Frau Leona Valeska Angelika Pulcheria, geb. Gräfin von Schmettow (1861–1942).
Ehe
Am 6. Januar 1920 heiratete er die Witwe Elfriede Schwarzmann, geb. Wagner (1892–1989), die zuvor kurze Zeit mit dem Fabrikdirektor Adolf Schwarzmann verheiratet war, der jedoch am 5. August 1912 in Stuttgart verstarb. Aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen, eine Tochter ( 1921) und ein Sohn ( 1926).
Beförderungen
- Fähnrich: 6. März 1906
- Leutnant: 27. Januar 1907 mit Patent vom 14. Juni 1905
- Oberleutnant: 19. Juni 1914
- Hauptmann: 24. Juli 1915
- 1. Februar 1922 neues RDA vom 24. Juli 1915 erhalten
- Major: 1. März 1926
- Oberstleutnant: 1. Februar 1931
- Oberst: 1. April 1933
- Generalmajor: 1. April 1936
- Generalleutnant: 1. März 1938
- General der Panzertruppe: 1. Jun1 1940
- Generaloberst: 17. September 1943 mit RDA vom 1. September 1943
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse [2]
- II. Klasse am 13. September 1914
- I. Klasse am 23. April 1915
- Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern [2]
- Ritterkreuz I. Klasse des Albrechts-Ordens mit Schwertern [2]
- Mecklenburgisches Militärverdienstkreuz II. Klasse [2]
- Sachsen-Meiningisches Kreuz für Verdienste im Kriege [2]
- Orden der Eisernen Krone III. Klasse mit der Kriegsdekoration [2]
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration [2]
- Eiserner Halbmond [2]
- Offizierskreuz des Bulgarischen Militärverdienstorden [2]
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz [2]
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum 1914 Eisernes Kreuz II. Klasse am 21. September 1939
- Spange zum 1914 Eisernes Kreuz I. Klasse am 28. September 1939
- Panzerkampfabzeichen in Silber
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Deutsches Kreuz in Gold am 22. April 1942 [3]
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub [3]
- Ritterkreuz am 24. Juni 1940 als General der Panzertruppe und Kommandierender General des XIII. Armee-Korps/12. Armee/Heeresgruppe A
- Eichenlaub am 16. April 1944 (456. Verleihung) als Generaloberst und Oberbefehlshaber der 10. Armee/Heeresgruppe C
Siehe auch
Verweise
- Vietinghoff, Heinrich von, Lexikon der Wehrmacht
- Vietinghoff gen. Scheel, von, Heinrich-Gottfried, ww2awards.com (englischsprachig)
Fußnoten
- Geboren 1887
- Gestorben 1952
- Deutscher Adliger
- Vietinghoff (Adelsgeschlecht)
- Deutscher Generaloberst
- Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe (Heer der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Generaloberst (Heer der Wehrmacht)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Kriegsgefangener