Jochims, Hermann-Gustav
Hermann-Gustav Jochims ( 8. August 1909 in Sankt Annen (Dithmarschen); gefallen 28. April 1945 in Berlin-Pichelsdorf) war ein deutscher Unteroffizier bzw. Feldwebel der Reichswehr sowie Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberstleutnant des Heeres.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Jochims, dessen Vater als 1914 Soldat des Kaiserlichen Heeres an der Front in Belgien fiel, trat der Reichswehr 1929 bei. Er diente u. a. als Unteroffizier beim Infanterie-Regiment 6, besuchte die Heeresfachschule in Ratzeburg und war vor dem Krieg zuletzt Oberfeldwebel im Infanterie-Regiment (mot.) 90 in Hamburg-Harburg.
Zweiter Weltkrieg
Am 1. November 1940 wurde der Fahnenjunker-Stabsfeldwebel, nach Offiziersausbildung u. a. auf dem Truppenübungsplatz Döberitz, zum Leutnant der Reserve befördert und erhielt die Führung der 7. Kompanie/IR 90.
Jochims stand immer vor seinen Männern und kämpfte an vorderster Front mit, vom Polenfeldzug der ersten Stunde über den Westfeldzug, das Unternehmen „Barbarossa“, die Leningrader Blockade, die Kesselschlacht von Kamenez-Podolski und die Schlacht um Berlin, nichts konnte ihn aufhalten, auch nicht die 15 teilweise sehr schweren Verwundungen. Am 18. Januar 1942 wurde der Kompanieführer zum Oberleutnant d. R. befördert, im Februar 1943 zum Hauptmann (ohne Reservestatus) und Kompaniechef.
Nach Teilnahme am Bataillonsführer-Lehrgang in Paris kehrte er Anfang 1944 zum Regiment zurück und erhielt den Befehl über das II. Bataillon/Grenadier-Regiment 90/20. Infanterie-Division. Mit diesem kämpfte er u. a. zur Unterstützung der Kampfgruppe „von Manteuffel“ in der Kesselschlacht von Kamenez-Podolski und wurde am 1. Februar 1944 zum Major befördert. Während der Zeit im Kessel übernahm er das Kommando des Ingenieur-Bataillons des Regiments. Am 20. Juli 1944 erlitt Major Jochims seine 15. Verwundung (Lunge und beide Oberschenkel) vor dem Feind. Nach drei Monaten im Lazarett wurde er zur Panzerschule 1 auf dem Truppenübungsplatz Bergen kommandiert, wo er Offiziere und Frontkommandeure ausbildete.
Nach längerer Lehrtätigkeit und eigener Teilnahme am Regimentsführer-Lehrgang wurde der verdiente Front-Offizier nach Berlin versetzt, wo er ab Dezember 1944 als Erster Nationalsozialistischer Führungsoffizier (NSFO) beim Oberbefehlshaber des Ersatzheeres diente. Als sich die Rote Armee Berlin näherte und die Hauptstadt zur Front wurde, meldete sich Jochims, der sich nie ganz von seinen schwersten Verwundungen erholt hatte, erneut freiwillig zum Einsatz.
Mit 1. April 1945 zum Oberstleutnant befördert – es war somit die sechste Beförderung seit Kriegsbeginn – wurde der erfahrene Kommandeur an der brennenden Berlin-Front mit der Übernahme des Panzer-Grenadier-Regimentes 139 der hastig aufgestellten Panzer-Division „Holstein“[1] beauftragt. Der aber lediglich Brigadestärke erreichende, aus Ersatzeinheiten, Schulpersonal und Restverbänden zusammengewürfelte Verband kam unter dem Befehl des erfahrenen Ritterkreuzträgers Generalleutnant Max Fremerey, einst Kommandeur der 29. ID (mot.), bei Stargard, am Plöne-See und Kolberg zum Einsatz. Mit der Korpsgruppe „von Tettau“ glücklich aus sowjetischer Umklammerung entkommen, wurde der zerschundene Verband im März 1945 aufgelöst.
Tod
Oberstleutnant Jochims übernahm das neu aufgestellte Panzer-Grenadier-Regiment 51 der 18. Panzer-Grenadier-Division[2] im bereits fast eingeschlossenen Berlin, kämpfte bei Greifenberg (53 Nahkampftage bis 11. März 1945 bestätigt) und fiel am 28. April in schweren Gefechten bei Pichelsdorf. Er hinterließ in Ratzeburg seine Ehefrau Hanna. Jochims ruht auf der Kriegsgräberstätte in Berlin-Wedding (Am Plötzensee); Endgrablage: Block N, Reihe 8, Grab 49.
Auszeichnungen (Auszug)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse am 2. Oktober 1934
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse 16. September 1939
- 1. Klasse 25. Juli 1941
- Ostmedaille, 15. September 1942
- Infanterie-Sturmabzeichen in Bronze am 1. Juli 1941
- Panzerkampfabzeichen in Bronze
- Anerkennungsurkunde des Oberbefehlshabers des Heeres
- erste Verleihung im April 1942 als Leutnant und Zugführer in der Stabskompanie/Infanterie-Regiment 90
- zweite Verleihung am 27. Mai 1944 als Major
- Deutsches Kreuz in Gold am 3. Juni 1943 als Hauptmann und Chef der 7./Grenadier-Regiment 90 (mot.)
- Insgesamt 9 Sonderabzeichen für das Niederkämpfen von Panzerkampfwagen durch Einzelkämpfer im Juli 1942, am 10. September 1943 (weitere vier) und im Mai 1944
- Vier Panzervernichtungsabzeichen in Silber/Schwarz
- Ein Panzervernichtungsabzeichen in Gold
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz, Silber und Gold (15malige Verwundung!)
- Bronze am 24. April 1941
- Silber am 14. November 1941
- Gold am 27. April 1943
- Ehrenblattspange des Heeres am 27. Mai 1944 als Major im Pionier-Bataillon 20
- Nahkampfspange in Gold
- Bronze am 26. August 1943
- Silber am 20. Dezember 1943
- Gold am 23. April 1945
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 19. September 1943 als Hauptmann und Chef der 7./Grenadier-Regiment 90 (motorisiert)
- für die harte Bewährungsproben bei Kursk, erneut bei Wjasma, an der Desna sowie im September 1943 im Abwehrriegel von Gomel