Johnson, Boris
Alexander Boris de Pfeffel Johnson ( 19. Juni 1964 in Neuyork, USA) ist ein britischer Journalist und Politiker (Conservative Party) teilweise jüdischer Abstammung. Von 2008 bis Mai 2016 war er Bürgermeister Londons.[1] Am 24. Juli 2019 trat er das Amt des Premierministers des Vereinigten Königreichs an. Das im September 2021 geschaffene Amt des Vizepremiers gab er dem Juden Dominic Raab. Am 6. September 2022 schied Johnson aus seinem Amt.
Inhaltsverzeichnis
Abstammung
Boris Johnson stammt aus einer großbürgerlichen Familie und ist das älteste von vier Kindern (Schwester Rachel, Brüder Leo und Joseph) des Umwelt- und Bevölkerungswissenschaftlers, Autors und Politikers Stanley Johnson ( 1940 in Cornwall) und dessen erster Frau, der Malerin Charlotte Johnson-Wahl (geb. Fawcett) – ihr Großvater war ein Ostjude aus Rußland.[2]
Werdegang
Als Johnson fünf Jahre alt war, zog die Familie nach London. 1973 trennten sich Johnsons Eltern. Sein Vater war von 1979 bis 1984 für die Konservative Partei Abgeordneter im Europäischen Parlament und arbeitete davor für die Europäische Kommission (1973–1979) und die Weltbank. Die Familie hat französische, deutsche und türkische Vorfahren. Johnsons Urgroßvater väterlicherseits, Ali Kemal Bey (1867–1922), war der letzte Innenminister des Osmanischen Reichs. Johnsons Großvater Osman Ali emigrierte in den 1920er Jahren nach England, wo er den Namen Wilfred Johnson annahm. Johnsons Schwester Rachel wurde eine bekannte Publizistin, sein Bruder Joseph war 2015 bis 2018 Staatsminister in den Regierungen von David Cameron und Theresa May.
Boris Johnson besuchte die Europäische Schule in Brüssel und ging dann auf das renommierte Eliteinternat in Eton. Von 1983 bis 1987 studierte er Klassische Altertumswissenschaft an der Universität von Oxford. 1984 besuchte er Israel und setzte sich dort in einem jüdischen Siedlungsprojekt ein.[3] Das Studium schloß er 1987 mit dem akademischen Grad Master of Arts ab. An der Universität war er Präsident des Debattierzirkels „Oxford Union“ und Mitglied des exklusiven „Bullingdon Club“, der v. a. für seine ausufernden Partys bekannt wurde. In Oxford lernte Boris Johnson auch den späteren Vorsitzenden der britischen Konservativen (Tories), David Cameron, kennen.
Nach dem Studium wandte sich Johnson 1987 dem Journalismus zu. Er arbeitete zunächst als Praktikant für die „Times“ (die ihn wegen Erfindung eines Zitates entließ), dann für den „Wolverhampton Express and Star“, bevor er noch im selben Jahr zum „Daily Telegraph“ ging. Für diesen lieferte der Euro-Skeptiker Johnson von 1989 bis 1994 als Europakorrespondent aus Brüssel oft satirisch gefärbte Berichte zur EU-Bürokratie, die gelegentlich Pointen über Fakten stellten und mit Übertreibungen und Zuspitzungen eine Karikatur der EU zeichneten. Anschließend wurde er in London stellv. Herausgeber und politischer Kolumnist des „Telegraph“. Im August 1999 wechselte Johnson als Herausgeber zum konservativen Wochenmagazin „The Spectator“. Mit seinen frechen Kolumnen und schrillen Auftritten in Fernsehsendungen machte sich Johnson bereits seit Mitte der 1990er Jahre öffentlichkeitswirksam einen Namen und schuf sich eine große Fangemeinde. Allerdings stieß der Exzentriker – „direkt bis zur Ruppigkeit, exzentrisch und witzig, dabei von brillantem Verstand“[4] – nicht nur auf positive Resonanz. Mal nannte Johnson die Bewohner von Papua-Neuguinea „Kannibalen und Mörder“, mal nahm er die in Großbritannien inzwischen legalisierte Homo-Ehe ins Visier. Im Oktober 2004 sorgte ein im „Spectator“ erschienener Leitartikel für einen Skandal, der Johnsons Karriere zeitweilig ernsthaft gefährdete. Weil in dem Kommentar, den Johnson zwar nicht geschrieben, für den er aber als Herausgeber die Verantwortung übernommen hatte, die Bewohner Liverpools kollektiv beleidigt worden waren, mußte er sich bei den Bürgern persönlich entschuldigen.
Neben seiner journalistischen Tätigkeit begann Johnson eine politische Karriere. Bei der Parlamentswahl im Juni 2001 kandidierte er erfolgreich für die Tories in dem erzkonservativen Wahlkreis Henley-on Thames (Oxfordshire). Seine Erfahrungen über den Wahlkampf hielt er in dem Buch „Friends, Voters, Countrymen“ fest. Innerhalb der Konservativen Partei, seit dem Labour-Sieg 1997 in der Opposition und im Tief verharrend, wurde Johnson im Oktober 2003 einer der Stellvertreter des damaligen Vorsitzenden Michael Howard (Jude). Im April 2004 holte dieser Johnson zudem als Sprecher für Kultur und Künste in sein Schattenkabinett. Beide Posten mußte er aber im November 2004 wieder abgeben, weil er Howard nicht die Wahrheit über eine außereheliche Affäre gesagt hatte. Ein weiteres Buch folgte 2004 mit der Politsatire „Seventy-Two Virgins“ (dt. 2012, „72 Jungfrauen“). Seine Herausgebertätigkeit beim „Spectator“ beendete Johnson im Dezember 2005, als er unter dem Howard-Nachfolger David Cameron Schattenminister für „Higher Education“ wurde.
Johnson setzte sich öffentlich für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ein. Er gilt als einflußreich in seiner Partei und wurde bereits 2016 als möglicher Nachfolger David Camerons als Parteivorsitzender gehandelt.[5] Im Kampf um das Amt des britischen Premierministers obsiegte – nach Camerons angekündigtem Rücktritt – zunächst seine Parteigenossin Theresa May, die ihn als Außenminister in ihr Kabinett holte. Anfang Juli 2018 reichte Johnson sein Rücktrittsgesuch ein, welches angenommen wurde. Grund hierfür sollen zu nachgiebige Positionen Mays gegenüber der Europäischen Union hinsichtlich des Vollzugs des Brexit gewesen sein.[6] Am 23. Juli 2019 wurde Johnson zum Nachfolger Mays als Parteichef der konservativen Torys gewählt.
Churchill-Verehrer
Johnson ist ein ausgesprochener Verehrer des Völkermörders am deutschen Volk Winston Churchill und hat eine Biographie über ihn verfaßt.[7]
Privates
Boris Johnson ist verheiratet, mehrfach geschieden und hat mehrere Kinder. Er besitzt die britische und die US-Staatsbürgerschaft.
Zitate
- „Ich glaube, unser Land wäre freier, fairer und besser dran außerhalb der EU.“[5]
- „2.000 Jahre europäische Geschichte sind geprägt von den wiederholten Versuchen, Europa unter einer einzigen Regierung zu vereinen und das ‚goldene Zeitalter‘ unter den Römern wiederzuerrichten. Napoleon, Hitler, verschiedene Leute versuchen es und es endete immer tragisch. Die EU ist ein Versuch, es mit anderen Methoden zu tun.“[8]
über Johnson
- „Die Ausbrüche des britischen Konservativen Boris Johnson gegen die EU als Versuch, Hitlers Europa-Vorstellung mit anderen Mitteln zu realisieren, haben natürlich keinen sachlichen Gehalt. Aber man wird in historischer Perspektive doch sagen können, daß es abgesehen von napoleonischen Anlauf nur drei Versuche gegeben hat, einen europäischen ‚Superstaat‘ zu schaffen: den Plan Schwarzenbergs für ein ‚Reich der Siebzig Millionen‘, bestehend aus dem Großösterreich und allen Gebieten des Deutschen Bundes, das zum natürlichen Zentrum des Kontinents geworden wäre, das Mitteleuropa-Konzept der deutschen Führung während des Ersten Weltkrieges und dann eben Hitlers Vision eines ‚Neuen Europas‘, organisiert durch einen ‚Germanischen Block‘.“ — Karlheinz Weißmann[9]
Verweise
- Tobias Langdon:
- Funding Both Sides: How Jewish Money Controls British Politics, The Occidental Observer, 4. Oktober 2021
- Diseased Defectors: UKIP, Islam and the Hand of the Board of Deputies, TOO, 15. Oktober 2014
- At Western Wall, London mayor affirms his Jewish ancestry – über Johnsons jüdische Wurzeln und Orientierung, The Jerusalem Post, 11. November 2015
- Volker Isfort: Der Churchill Faktor, Abendzeitung München, 21. August 2015
Fußnoten
- Britischer Premierminister
- Bürgermeister (London)
- Conservative-Party-Mitglied
- Englischer Journalist
- Außenminister (Vereinigtes Königreich)
- Publizist
- Politiker (21. Jahrhundert)
- VS-Amerikaner (Weißer)
- Britischer Politiker
- Abgeordneter des House of Commons (Vereinigtes Königreich)
- Mitglied des Privy Council (Vereinigtes Königreich)
- Geboren 1964