Liliencron, Detlev von

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Detlev von Liliencron war einer der bedeutendsten Lyriker in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches und gilt als Wegbereiter moderner Dichtkunst. Seine Werke beeinflußten die Naturalisten, einige seiner Großstadtgedichte wiesen bereits auf den frühen Expressionismus hin. Liliencrons eigenständiger Stil fand große Anerkennung bei Karl Kraus und prägte Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal.

Friedrich Adolf Axel Freiherr von Liliencron, später bekannt als Detlev von Liliencron (Lebensrune.png 3. Juni 1844 in Kiel, Herzogtum Holstein, Dänischer Gesamtstaat; Todesrune.png 22. Juli 1909 in Hamburg), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, Lyriker sowie Prosa- und Bühnenautor.

Leben

Leutnant Detlev von Liliencron, Ritter des Eisernen Kreuzes (II. Klasse)
Von Liliencron war dreimal verheiratet.
„Trutz, Blanke Hans“
Das Grab des Dichters Detlev von Liliencron (1844–1909): Die von Richard Josef Luksch für Liliencron geschaffene Grabfigur des rosenstreuenden Mädchens zählt zu den bedeutendsten Grabmälern im Raum Hamburg. Zusammen mit dem Rahlstedter Liliencronpark wurde 1934 ein von Arthur Wiechert entworfenes, dem Dichter gewidmetes Denkmal der Öffentlichkeit übergeben.

Von Liliencron trat 1863 nach dem Abitur als Fahnenjunker ins Westfälische Füsilier-Regiment Nr. 37 der Preußischen Armee ein, das zur preußischen Besatzung der Bundesfestung Mainz gehörte. Auch wenn Kiel und das Herzogtum unter dänischer Besatzung stand kam es für ihn als Deutscher nie in Frage, im dänischen Heer zu dienen. Im Dezember 1864 wurde er als Fähnrich mit dem Regiment in die Provinz Posen (Rawitsch) verlegt, um die Unruhen nach dem Polenaufstand von 1863 niederzuhalten. Im August 1865 wurde er zum Sekondeleutnant befördert.

Er nahm an den Feldzügen von 1866 (→ Deutscher Bruderkrieg) und 1870/71 (→ Deutsch-Französischer Krieg) teil; in beiden wurde er verwundet und ausgezeichnet. Später war er eine Zeitlang Verwaltungsbeamter. Anschließend versuchte er in Nordamerika sein Glück, doch das mißlang. Zurück in Deutschland, heiratete er in Hamburg die Freiin von Bodenhausen und wurde später Hardesvogt auf der Insel Pellworm. Von Liliencron gehörte als Lyriker zu den besten Vertretern der realistischen Richtung. So veröffentlichte er neben Gedichten auch eine große Anzahl von Erzählungen und Novellen.

Friedrich Adolf Axel von Liliencron wurde als Kind eines dänischen Zollbeamten und einer deutsch-amerikanischen Offizierstochter [Anm.: US-Kapitän bzw., nach von Liliencron, zuletzt General Friedrich von Harten] in Kiel geboren. Später nannte er sich nach einem Vorfahren Detlev. Sein Großvater Andreas von Liliencron hatte das Familienerbe infolge einer nichtstandesgemäßen Ehe [Anm.: wegen seiner Heirat mit einer Leibeigenen enterbt] verloren. 1865 zum Leutnant befördert, nahm Liliencron 1866 am Preußisch-Österreichischen Krieg und 1870 am Deutsch-Französischen Krieg teil. Wegen Schulden bat er 1871 erstmals, 1875 endgültig um Abschied aus dem aktiven Militärdienst im Rang eines Premierleutnants. Er emigrierte in die USA, wo er u. a. als Sprach- und Klavierlehrer arbeitete. 1877 kehrte er zurück und begann 1879 eine Ausbildung beim Landratsamt des Kreises Eckernförde. Nach einer Tätigkeit beim Landratsamt des Kreises Plön erhielt er 1882 eine Stelle als Hardesvogt auf Pellworm. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Hauptmann der Landwehr der Reserve. […] 1883 wurde er Kirchspielvogt in Kellinghusen. Hochverschuldet schied Liliencron zwei Jahre später wegen drohender Pfändung seiner Dienstbezüge aus dem Staatsdienst aus und lebte fortan als freier Schriftsteller. Die Tätigkeit auf Pellworm bot ihm literarische Anregungen, u. a. für die zu seinen bekanntesten Werken zählende Sturmflut-Ballade „Trutz, Blanke Hans“. Außerdem veröffentlichte er Gedichte in Zeitschriften. Sein 1881 erschienener erster Lyrikband „Adjutantenritte“ machte ihn in Kreisen der Naturalisten bekannt. Auch die Jahre in Kellinghusen waren literarisch fruchtbar. 1888 wurde die Prosasammlung „Unter flatternden Fahnen“, 1889 „Der Mäcen. Erzählungen“ verlegt. Liliencron pflegte nun Kontakte zum Friedrichshagener Dichterkreis und zur Breslauer Dichterschule. 1890/91 hielt er sich in München auf, wo er u. a. bei Otto Julius Bierbaum wohnte und den Zyklus „Der Haidegänger“ vollendete. 1891 mietete er ein Zimmer im Altonaer Stadtteil Ottensen und schloss Bekanntschaft mit den Schriftstellern Otto Ernst und Gustav Falke. Mit „Krieg und Frieden“ veröffentlichte er 1891 letztmalig Kriegsnovellen. 1892 zog er an die Palmaille in Altona. Nach zwei gescheiterten Ehen lernte er 1893 Anna Micheel kennen, im Folgejahr wurde ihre Tochter Abel geboren. Liliencron zielte nun darauf, auch mit Vortragsreisen Geld zu verdienen. Seinem Freund Richard Dehmel widmete er 1896 sein Hauptwerk, das Epos „Poggfred“. Kurz vor der Geburt des gemeinsamen Sohnes Wulf heiratete er 1900 Anna Micheel. Mit seiner Familie zog er 1901 in die Landgemeinde Alt-Rahlstedt in eine Wohnung, für die u. a. seine Förderin Elisabeth Förster-Nietzsche vorerst die Miete übernahm. 1908 vollendete Liliencron seinen autobiografischen Roman „Leben und Lüge“, in dem das Gut Tangstedt als Tangbüttel erkennbar wird.[1]

Gedichte

Eines der bekanntesten Gedichte von Liliencrons ist der Nachruf auf den im Spätmittelalter an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste in einer Sturmflut untergegangenen Ort Rungholt. Er bezeichnet in seiner Ballade die Nordsee als „Mordsee" und beschreibt den Atlantischen Ozean als wildes Tier, dessen Atem die Sturmfluten an den Gestaden der Nordsee auslöst. Der „blanke Hans" ist das personifizierte Meer und „Trutz" der Wille der Küsten- und Inselbewohner, seinen Wallungen zu trotzen. Hier ein Auszug:

Heut bin ich über Rungholt gefahren,
Die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren.
Noch schlagen die Wellen da wild und empört,
Wie damals, als sie die Marschen zerstört.
Die Maschine des Dampfers schüttert' und stöhnte,
Aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte:
Trutz, Blanke Hans.
[..]
Doch einmal in jedem Jahrhundert entlassen
Die Kiemen gewaltige Wassermassen.
ann holt das Untier tief Atem ein,
Und peitscht die Welle und schläft wieder ein.
Viel tausend Menschen im Nordland ertrinken,
Viel reiche Länder und Städte versinken.
Trutz, Blanke Hans.
[..]
Ein einziger Schrei – die Stadt ist versunken,
Und Hunderttausende sind ertrunken.
Wo gestern noch Lärm und lustiger Tisch,
Schwamm andern Tages der dumme Fisch.
Heut bin ich über Rungholt gefahren,
Die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren.
Trutz, Blanke Hans?

Wirken

Kurze Einführung in Leben und Schaffen aus dem Buch „Deutsche Geisteshelden – Aus dem Leben deutscher Dichte:[2]

Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0269.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0270.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0271.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0272.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0273.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0274.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0275.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0276.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0277.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0278.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0279.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0280.jpg Carstensen - Deutsche Geisteshelden - Aus dem Leben deutscher Dichter 0001.jpg

Tod

Hauptmann a. D. Detlev von Liliencron verstarb am 22. Juli 1909 in Hamburg. Sein Grab befindet sich in Hamburg-Altrahlstedt.

Familie

Detlev von Liliencron war ein Sohn des deutschen Zollbeamten in dänischen Diensten Louis Freiherr von Liliencron (1802–1892) und dessen in Philadelphia, Pennsylvanien geborene Ehefrau Adeline Sylvestra, geb. von Harten (1808–1872). Er war ein Neffe von Rochus Freiherr von Liliencron, dem Herausgeber der „Allgemeinen Deutschen Biographie“. Sein Vater war ein Sohn des Oberkriegskommissars und Kapitäns Andreas von Liliencron (1774–1823) und einer Leibeigenen. Wegen dieser nicht standesgemäßen Ehe war der Großvater Andreas von seiner Familie enterbt worden.

Ehen

1878 heiratete von Liliencron in Görlitz seine Verlobte Helene Freiin von Bodenhausen (1854–1932), Tochter des preußischen Oberstleutnants Karl Freiherr von Bodenhausen und der Luise, geb. Hartmann. Die Ehe wurde 1885 geschieden. Helene heiratete später den preußischen Oberstleutnant Max Karl August Heinrich Freiherr von La Roche (Lebensrune.png 15. August 1841; Todesrune.png 28. Juli 1916). 1887 heiratete er die Gastwirtstochter Augusta Brandt, diese Ehe wurde 1892 geschieden. 1900 heiratete er seine Anna (1866–1945), Tochter des Landwirts Hinrich Michael in Heiligenstedten (Holstein) und der Catharine, geb. Heesch. Aus dieser Ehe sind ein Sohn und eine Tochter entsprossen.

Beförderungen (Auswahl)

  • 1863 Fahnenjunker im Westfälischen Füsilier-Regiment Nr. 37
  • August 1865 Sekondeleutnant
  • 9. Mai 1871 Premierleutnant
  • 8. September 1871 Verabschiedung aus dem aktiven Dienst als Invalide bei Beibehaltung des Offizierspatents, Entlassungsgesuch endgültig am 18. Oktober 1871 stattgegeben
  • Dezember 1872 Premierleutnant beim Pommerischen Infanterie-Regiment Nr. 54 in Kolberg
  • 5. September 1875 erneut Verabschiedung aus dem Militärdienst als Oberleutnant a. D.
    • 8. Oktober 1878 Erlaubnis zum Tragen der Uniform
  • 1882 Hauptmann der Landwehr der Reserve (nach militärischen Übungen)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Werke (kleine Auswahl)

Gedenktafel Liliencron.jpg

Balladen

  • Pidder Lüng
  • Trutz, Blanke Hans
    • Zuerst erschienen in „Adjutantenritte und andere Gedichte“, Wilhelm Friedrich, Leipzig 1883. Die Erstausgabe enthielt eine zusätzliche moralisierende Strophe, die der Dichter selbst in der Ausgabe letzter Hand herauskürzte.
  • Das Kind mit dem Gravensteiner
  • Der Blitzzug
  • Die Falschmünzer
  • Wer weiß wo
  • Hochsommer im Walde

Dramen​

  • Knut, der Herr, 1885
  • Die Rantzow und die Pogwisch, 1886
  • Arbeit adelt, 1887
  • Wer weiß wo, 1880

Erzählungen​

  • Unter flatternden Fahnen (Erzählungen), 1888
  • Der Mäcen (Erzählungen), 1889
  • Krieg und Frieden (Erzählungen), 1891

Romane

  • Breide Hummelsbüttel, 1887
  • Mit dem linken Ellbogen, 1899

Tragödien

  • Der Trifels und Palermo, 1886
  • Die Merowinger, 1888

Literatur

  • Österreichische Dichter zum 60. Geburtstag Detlev von Liliencrons (1904) (PDF-Datei)
  • Zehn lyrische Selbstporträts. Ferdinand von Saar, Felix Dahn, Johannes Trojan, Martin Greif, Ernst von Wildenbruch, Detlev von Liliencron, Gustav Falke, Arno Holz, Richard Dehmel, Otto Julius Bierbaum, Dietrich’sche Verlagsbuchhandlung Leipzig o. J. (um 1900) (Bestellmöglichkeit des Ausdrucks)
  • Hans Benzmann: Detlev von Liliencron – Ein deutscher Lyriker. Leipzig: Hesse 1904. Neue umgearbeitete Aufl. 1912. (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Fritz Böckel: Detlev von Liliencron – Erinnerungen & Urteile, Leipzig 1912 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Walter von Molo: Liliencron – DehmelDauthendey, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hrsg.): Die großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Vier Bände, Propyläen Verlag, Berlin 1935–1937, Bd. 4, S. 384–401
  • Volker Giese: Detlev von Liliencron – Chronik eines Dichterlebens, 2015, ISBN 9783734770197

Verweise

  • Biographie, Gedichte, Erzählungen auf zeno.org (Keine direkte Einbindung, da von dort aus auf die linksextreme Wikipedia verwiesen wird)

Fußnoten