Ostfränkisches Reich

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Ostfränkisch)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Gebietsaufteilung des germanisch-fränkischen Reiches nach dem Vertrag von Meersen 870

Das Ostfränkische Reich (regnum francorum orientalium) ging als Nachfolger von Austrien aus der Teilung des Fränkischen Reiches im Jahre 843 hervor und ist unmittelbarer Vorläufer des Deutschen Reiches, in das es überleitete.

Geschichte

Sachsenroß-Wappen von König Heinrich I. – dem Bezwinger der Magyaren – aus dem sächsischen Geschlecht der Liudolfinger, 10. Jahrhundert, Malerei aus einem Turnierbuch der Kraichgauer Ritterschaft (Codex Rossianus 711 im Besitz der Biblioteca Apostolica Vaticana) von ca. 1615

Mit dem Vertrag von Verdun im Jahre 843 beendeten die Söhne Ludwigs I. des Frommen (Todesrune.png 840) Lothar I., Karl II. der Kahle und Ludwig II. der Deutsche den Kampf um die Macht und teilten sich die Herrschaft. Lothar erhielt den mittleren, Karl den westlichen und Ludwig den östlichen Teil des Reiches. Nach dem Tode des letzten ostfränkischen Karolingers war im Jahre 911 die Wahl Konrads zum König ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem eigenständigen Reich. Diese Entwicklung fand 962 mit der Kaiserkrönung Ottos I. ihren Abschluß, die als Beginn des Heiligen Römischen Reiches angesehen wird.

Niedergang des Frankenreiches

Die Teilung von 843 war lediglich eine Teilung der Herrschaft. Sie entsprach den fränkischen Gepflogenheiten und bedeutete nicht das Ende eines gemeinsamen Fränkischen Reiches. Ludwig I. hatte 817 auf dem Aachener Reichstag durch eine Erbregelung versucht, die Einheit des Reiches zu sichern, diese aber 829 wieder konterkariert, als er zu Gunsten seines Sohnes aus zweiter Ehe, Karl, eine Neuregelung vornahm.

Damit löste er einen Machtkampf aus, der erst mit der Einigung von Verdun beendet wurde. Da es zu keiner dauerhaften Einigung des Reiches unter einem Herrscher mehr gekommen ist, entwickelten sich Osten und Westen auseinander. Dies war auch wesentlich dadurch bedingt, daß die naturgemäß auftretenden Machtkämpfe unter den Karolingern zu einer Vernachlässigung der Bekämpfung der äußeren Feinde führten. Die Verheerungen, die Normannen, Sarazenen und ab 899 die Ungarn im Reichsgebiet anrichteten, führten zu einem Ansehensverlust der karolingischen Dynastie und begünstigten den Aufstieg lokaler Anführer.

Ostfränkische Karolinger

Das Ludwig dem Deutschen zugefallene Gebiet war kleiner und weniger weit entwickelt als die westlichen Teile. Einen gewissen Ausgleich bedeutete es, daß Ludwig noch über das uneingeschränkte Recht der Bischofsernennung verfügte. Er machte die Königspfalzen in Regensburg und Frankfurt mit der Gründung von Pfalzkapellen zu Zentren seines Reiches und suchte durch Heiratspolitik sowohl den ostfränkischen Adel an seine Dynastie zu binden, als auch seine Familie in den verschiedenen Stammesgebieten zu verankern.

An eine weitere Missionierung der Ostgermanen war vorerst nicht zu denken. Weder die Massentaufe böhmischer Adliger 845, noch die Einsetzung des 846 von Ludwig in Mähren eingesetzten christlichen Rastislaw halfen, die nur nominelle Oberhoheit der Karolinger weiter zu sichern. Die 855 nach Lothars Tod erfolgte Teilung des Mittelreiches führte zu Auseinandersetzungen mit Karl über die Aufteilung der mittleren Gebiete und über die Frage, welcher Familienzweig die Kaiserwürde erhalten sollte. 870 wurde im Vertrag von Meersen das spätere Lothringen geteilt, fiel aber 880 im Vertrag von Ribemont ganz an das Ostreich. Nach dem Tod von Lothars Sohn Ludwig II., Kaiser seit 855, fand Karl die Unterstützung des Papstes und ließ sich 875 zum Kaiser krönen. Während der folgenden Kämpfe starb Ludwig der Deutsche 876.

Nach Ludwig dem Deutschen

Gemäß seiner Anordnung wurde das östliche Reich unter seinen Söhnen Karlmann, Ludwig III. und Karl III. aufgeteilt. Karl glaubte nun, das Reich in seiner Hand wieder einen zu können, wurde aber besiegt und verstarb kurze Zeit später ebenfalls (877). Während Karl seine Ambitionen verfolgte, hatten sich die Einfälle der Normannen verstärkt und den Westen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Machtschwerpunkt hatte sich damit nach Osten verschoben und die westfränkischen Adligen boten Karl dem Dicken, Ludwigs andere Söhne waren mittlerweile gestorben, auch die westliche Krone an. Der unter Epilepsie leidende Karl konnte das weit ausgedehnte Reich nicht schützen und ließ zweimal schon fast besiegte Normannen gegen Tribut wieder ziehen. Sein Ansehensverlust war so stark, dass Karlmanns illegitimer Sohn Arnulf von Kärnten ihn kurz vor seinem Tod absetzen konnte. Die Wiedervereinigung unter einem Herrscher blieb Episode.

Die Karolinger hatten so stark an Autorität verloren, dass im Westen der Nichtkarolinger Odo von Paris dank seines Widerstandes gegen die Normannen zum König erhoben wurde. Trotzdem suchten er und sein Widersacher Karl der Einfältige, ein Enkel Karls des Kahlen, ihre Herrschaft durch Arnulf zu legitimieren. Ein deutliches Zeichen für die Vorherrschaft, die der ostfränkische König mittlerweile ausübte und 896 zur Kaiserkrönung führte.

Sein auf dem Rückweg von Italien erlittener Schlaganfall mag das Verfolgen weiterer Ambitionen verhindert haben. Nach Arnulfs Tod 899 wurde im Jahre 900 sein siebenjähriger Sohn Ludwig IV. das Kind zum König im Ostfrankenreich gewählt. Seine „Herrschaft“, vielmehr die des, unter anderen, Erzbischofs Hatto von Mainz, stand unter der neu aufkommenden Gefahr der Ungarn unter Árpád, die bereits 899 in Italien eingefallen waren und nach zwei wichtigen Siegen 906 und 910 das Ostfränkische Reich fast jährlich verheerten. Bereits 911 starb Ludwig IV.

Die Wahl Konrads

Zwar waren seit Karl dem Großen die älteren Stammesherzogtümer aufgelöst worden, aber die Bewohner des ostfränkischen Reiches lebten je nach ihrer Stammesherkunft noch immer nach unterschiedlichen Stammesrechten. Indem Ludwig der Deutsche seine Söhne als Teilkönige in den alten Stammesgebieten einsetzte, wurde im Ostreich die Differenzierung nach Stammesgrenzen weiter gefördert.

Die endlosen Bruderkämpfe und die dadurch geförderten Einfälle äußerer Feinde, und insbesondere die im Namen Ludwigs des Kindes geführte Regentschaft der Geistlichen und Adligen im ostfränkischen Reich, führten zu einem weiteren Ansehensverlust der karolingischen Dynastie. Im Abwehrkampf gegen die äußeren Feinde wurde die Stellung mächtiger lokaler Adliger gestärkt. Häufig führten sie als Anführer ihres Stammesverbandes den eigentlichen Kampf gegen Normannen und Ungarn und gewannen dadurch an Ansehen. Dadurch erreichten die mächtigsten Adligen der Grenzgebiete in Sachsen und Bayern relativ früh eine übergeordnete Stellung als Herzöge.

Ab ca. 900 versuchten auch mächtige Adlige in Schwaben und Franken eine herzogliche Stellung zu erreichen. Beim Tode Ludwig des Kindes 911 existierten schon drei etablierte Stammesherzöge in Sachsen, Franken und Bayern, die einem weiteren Karolinger einen aus ihrer Mitte vorzogen, und den Franken und Nichtkarolinger Konrad I. zum neuen gemeinsamen ostfränkischen (deutschen) König wählten, da sich jeder Herzog alleine den äußeren Feinden nicht gewachsen fühlte.

Lothringen schloß sich bei dieser Gelegenheit allerdings dem Westreich an. Aus der äußeren Bedrohung entwickelte sich ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl, aus dem sich ein eigenständiges deutsches Reich bildete, das die (sogenannten jüngeren) Stammesherzogtümer von Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben und seit 928 Lothringen umfasste.

Konrad I. scheiterte allerdings, als er versuchte, auf die Kirche gestützt, seine Herrschaft gegen die Herzöge durchzusetzen. Nach erfolglosen Versuchen, Lothringen wieder zu erobern, wurde sein Ansehen erheblich geschwächt, als 913 der bayrische Herzog Arnulf und der Schwabe Erchanger gegen die Ungarn in die Schlacht zogen, während der König untätig blieb. Versuche, seine Herrschaft gegen diese und den mächtigen Herzog Heinrich von Sachsen durchzusetzen, scheiterten. Konrad überredete kurz vor seinem Tod 918 seinen Bruder Eberhard auf die Nachfolge zu verzichten und Heinrich zu unterstützen. Nach Lesart der späteren Chronisten aus der Einsicht heraus, dass ihm das Königsheil gefehlt habe.

Heinrich I.

Der von Sachsen und Franken zum König gewählte Heinrich der Vogler ging behutsamer vor. Mit den Herzögen Arnulf von Bayern und Burchard von Schwaben einigte er sich bis 920 kampflos. Diese erkannten seine Herrschaft an und behielten dafür das wichtige Verfügungsrecht über die Kirche. Dies gab Heinrich die Möglichkeit, weitere Machtkämpfe im Westfrankenreich durch die Eroberung Lothringens 925 auszunutzen.

Ein Einfall der Ungarn 926 wendete sich durch Glück zum Guten, als es ihm gelang einen ungarischen Fürsten gefangenzunehmen und einen neunjährigen Waffenstillstand zu erreichen. Auf dem Wormser Reichstag von 926 wurden wichtige Weichen für seine Regentschaft gestellt. Der mittlerweile verstorbene Herzog Burchard wurde durch einen Mann Heinrichs ersetzt, der diesem als vorletzter Herzog das Kirchenrecht überließ. Eine Burgenordnung wurde erlassen, der Heerbann reorganisiert und sein Ansehen durch die Aufwartung Rudolfs von Burgund gesteigert, der ihm womöglich bei dieser Gelegenheit eine wichtige Reliquie überließ, die Heilige Lanze, die später eine wichtige Rolle bei der Aufwertung der Siege Ottos I. spielen sollte. In der Folge befriedete Heinrich in mehreren Feldzügen die Ostgermanen, erreichte 933 einen bedeutsamen Sieg gegen die Ungarn, einen weiteren gegen die Normannen im Norden und 935 die Anerkennung seiner Herrschaft über Lothringen durch den westfränkischen König. Kurz vor seinem Tod 936 ließ er sich von den Herzögen noch einmal die Nachfolge seines Sohnes bestätigen.

Otto I.

Die Wahl Ottos I. in Aachen war sorgfältig inszeniert, um den Machtanspruch der sächsischen Dynastie zu unterstreichen und einen Bezug zu dem universellen Machtanspruch Karl des Großen herzustellen. Doch mußte dieser erst durchgesetzt werden. Otto sah sich nach einem Wendenaufstand Rebellionen seiner Brüder Thankmar und Heinrich gegenüber, die sich mit der Entschädigung durch Besitztümer als Ersatz für einen Teil der Herrschaft nach fränkischem Brauch nicht zufrieden zeigten.

Zudem musste Otto sich einem unbotmäßigen jungen Herzog von Bayern widmen, der ihm nicht das wichtige Kirchenrecht überlassen wollte. 939 ging Otto aus diesen Wirren als Sieger hervor. Das Ergebnis war das uneingeschränkte Nachfolgerecht des ältesten Sohnes und die Neuorganisation der Herzogtümer. Sachsen und Franken blieben unmittelbar in der Hand des Königs, während in Lothringen der in Gnaden wieder aufgenommene Heinrich eingesetzt wurde. Die Herzöge von Bayern und Schwaben wurden durch Heiraten mit der Dynastie verbunden. Otto verfolgte diese Politik später konsequent weiter und suchte wann immer möglich, den Einfluss seines Hauses auf die Herzogtümer auszubauen.

Als Berengar 950 in Italien nach der Königswürde strebte, sah Otto den Zeitpunkt gekommen, seinen Einfluß nach Süden auszudehnen. Nach sorgfältigen Vorbereitungen zog Otto nach Italien, übernahm die langobardische Königswürde und heiratete Adelheid, die Witwe des früheren Königs von Italien. Bevor er weiter nach der Kaiserwürde trachten konnte zwang ihn aber ein Aufstand seines Sohnes Liudolf zur Umkehr, der um seine Thronfolge fürchtete.

954 nutzten die Ungarn die inneren Auseinandersetzungen zu einem erneuten Überfall und belagerten Augsburg. Der äußere Feind nutzte Otto, der alle Streitigkeiten beilegen konnte und 955 mit einem großen Heer, unter dem Siegeszeichen der Heiligen Lanze, die Ungarn bei der Schlacht auf dem Lechfeld vor Augsburg vernichtend schlug. Dieser Sieg steigerte Ottos Ansehen weit über die Grenzen seines Reiches hinaus gewaltig. Der erwartete Griff nach der Kaiserwürde folgte, als Berengar, in Italien wiedererstarkt, zum Angriff auf Rom rüstete und der Papst Otto zu Hilfe rief (960). Nach sorgfältigen Vorbereitungen begann 961 der zweite Italienzug, der am 2. Februar 962 in der Krönung zum Kaiser gipfelte.

In einem dritten Italienzug von 966 bis 972 rundete Otto seine Macht mit der vom Papst genehmigten Gründung des Erzbistums Magdeburg ab, die die bereits durch die Einsetzung von Markgrafen und Gründung von Bistümern erreichte Expansion nach Osten stützte. Ein weiteres Ergebnis war nach längeren Auseinandersetzungen mit dem Byzantinischen Reich in Süditalien die Vermählung seines Sohnes Otto mit Theophanu, einer byzantinischen Prinzessin. Ebenso suchte Otto seine Macht durch die Einbeziehung von in seinen Kapellen ausgebildeten Geistlichen in der Verwaltung des Reiches zu stützen. Als Otto 973 kurz nach der Versammlung von Quedlinburg starb, in der Gesandtschaften aus ganz Europa den Glanz seines Hauses dokumentierten, war die hegemoniale Stellung des neuen Heiligen Römischen Reiches in Europa begründet.

Könige des Ostfrankenreiches

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Dümmler: „Geschichte des ostfränkischen Reiches“ (PDF-Dateien):
    Band 1: „Ludwig der Deutsche, bis zum Frieden von Koblenz 860“, Band 2: „Ludwig der Deutsche vom Koblenzer Frieden bis zu seinem Tode (860-876)“, Band 3: „Die letzten Karolinger, Konrad I“
    (Bände 1&2, Band 3)