Reeder, Eggert
Eggert Hans Reeder ( 22. Juli 1894 in Poppenbüll; 22. November 1959 in Wuppertal) war ein deutscher Offizier, zuletzt Leutnant der Reserve des Deutschen Heeres, Freikorpskämpfer, Verwaltungsjurist, Regierungspräsident mehrerer Regierungsbezirke sowie Kriegs- bzw. Militärverwaltungschef im besetzten Belgien und Nordfrankreich im Zweiten Weltkrieg. In der Allgemeinen SS war er zuletzt SS-Gruppenführer.
Inhaltsverzeichnis
Chronologie
- Abitur, anschließend Beginn des Studiums
- 1914 bis 1918 Kriegsfreiwilliger, zuletzt Leutnant d. R.
- Soldat an der Ostfront und der Westfront
- Ende 1918 bis Mai 1919 Zugführer, Freiwilliges Landesjägerkorps unter Generalmajor Georg Ludwig Rudolf Maercker
- 1919 bis 1921 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Halle und Kiel
- Korporierter des Corps Palaiomarchia
- weiterhin Mitglied der Organisation Consul
- Juni 1921 bis Mai 1922 Gerichtsreferendar
- 1922 bis 1924 Regierungsreferendar bei der Regierung in Schleswig
- 1924 bis 1929 Regierungsassessor am Landratsamt in Lennep und bei der Regierung in Köln
- 11. August 1929 Ernennung zum Regierungsrat in Köln
- 1. Mai 1933 Beitritt zur NSDAP (Mitgliedsnummer 1.998.009)
- 5.5.1933 Ernennung zum Landrat in Flensburg
- 15.7.1933 Ernennung zum Regierungspräsidenten in Aachen
- Kontakt zu den verschiedenen Kreisen der damaligen Westforschung; Verdienste um die Westkontakte
- 9.7.1936 Versetzung als Regierungspräsident an die Regierung in Köln
- 1.7.1938 SS-Mitglied ehrenhalber
- angeblich erst am 31. August 1939 offiziell in die Allgemeine SS aufgenommen (SS-Nr. 340.776)
- 1943 bis 1945 Beauftragung mit der kommissarischen Leitung auch des Regierungsbezirks Düsseldorf
- Mai 1940 bis Juli 1944 Chef des Verwaltungsstabes beim Militärbefehlshaber für Belgien und Nordfrankreich General der Infanterie z. V. von Falkenhausen
- Der Verwaltungsstab war untergliedert in zwei Abteilungen, „Verwaltung“ und „Wirtschaft“, m. W. v. 1.1.1944 wurde aus der Gruppe VII „Arbeitseinsatz und Sozialwesen“ einen dritte Abteilung „Arbeit“ errichtet.
- Reeder war zu diesem Zeitpunkt bei der SS offiziell dem Reichssicherheitshauptamtes unterstellt.
- Am 15.8.1941 wurden die Amtsbezeichnungen Kriegsverwaltungschef in Militärverwaltungschef geändert
- in Belgien strebte Heinrich Himmler eine Aufteilung in Reichsgau Flandern und Reichsgau Wallonien, da die beiden Volksgruppen nie einig werden würden
- Juli bis September 1944 Vertreter des Reichskommissar für die besetzten Gebiete in Belgien und Nordfrankreich
- des ehemaligen Köln-Aachener Gauleiters Josef Grohé, der wiederum die Nachfolge des im Juli 1944 abgesetzten Falkenhausen angetreten hatte
- 6.9.1944 Vollamtliche Übernahme der Geschäfte als Regierungspräsident in Köln
- 18.4.1945 bis Sommer 1947 Kriegsgefangenschaft
- 1947 bis 28.3.1951 Haft in Belgien
- Verhandlungsbeginn im Prozeß um Alexander von Falkenhausen am 25. September 1950
- 9.3.1951 Verurteilung zu 12 Jahren Zwangsarbeit durch das Kriegsgericht
- die Generäle Bernhard von Claer und Georg Franz Bertram wurden freigesprochen, wobei andere Quellen berichten, Bertram erhielt 10 Jahre Arbeitslager, wurde aber unter Anrechnung der Untersuchungshaft am 28. März 1951 entlassen.
- 26.3.1951 begnadigt und am 7. Mai 1951 nach Deutschland entlassen
- 9. Juli 1951 Empfang durch den Bundeskanzler
- 30. Juli 1951 Versetzung in den Ruhestand auf eigenen Wunsch
Nachkriegszeit
Seit seiner Freilassung lebte Reeder mit seiner Frau und ihren beiden jüngsten Söhnen in Wuppertal. Er war Präsident der „Freiherr vom Stein-Gesellschaft“ und seit 1951 Vorstandsvorsitzender des „Landesverbandes Nordrhein-Westfalen des Bundes der Steuerzahler“. Im März 1954 veröffentlichte er „Sparen im öffentlichen Dienst tut Not“, später erschien aus seiner Feder „Verwaltungsreform“. Bei beiden geht es um den Aufbau und die Vereinfachung des Staates. Die hier genannten Grundsätze beziehen sich auf Reeders typische Divise; Auch hier verweist er auf die Unteilbarkeit der Verwaltung:
- „Schaffung klarer Verantwortungsbereiche, Zusammenfassung aller Staatsaufgaben in der Bezirksregierung als Mittelinstanz.“
Zitate
- „Reeder ist ein sehr anständiger aufrichtiger Parteigenosse. Fachlich ist er einer der besten Regierungspräsidenten des Reiches.“ — Karl Wolff
- „Vertikalismus, Spezialismus und Dilettantismus erzeugten unzählige Dienststellen, die in ihrer Unübersichtlichkeit, mangelhaften Abgrenzung der Zuständigkeiten und durch gegenseitige Reibungen statt der notwendigen Organisation eine völlige Desorganisation verursachten. Anstelle der beseitigten Parteien waren eine Unzahl von Einrichtungen getreten, die im autoritativen Staat die Autorität zerteilten und minderten. Das Führungsprinzip ward ins Gegenteil verkehrt.“ — Reeder[1]
- „[...] der ungewöhnlich befähigte Verwaltungsfachmann [...] sich das unqualifizierte Hereinreden der Partei, deren Exponent der zum Gauleiter avancierte, eher zurückhaltende Eifeler Kleinbauernsohn Grohé war, immer wieder mit Erfolg verbitten; Er hielt kollegialen Kontakt zu den abgesetzten Vorgängern und drängte niemanden zum Eintritt in die NSDAP und NS-Formationen. Oft musste er Rügen von Parteidienststellen hinnehmen, weil unter seinen hohen Beamten zu wenig Funktionäre seien, insbesondere keine ‚Uniformierten‘.“[2]
- „Im übrigen habe ich keinen Ehrgeiz mehr, mich aktiv im Staatsdienst zu betätigen [...].“ — Reeder, Wuppertal, dem 18. Juli 1955
Bildergalerie
Auszeichnungen (Auszug)
- SS-Standartenführer 31. August 1939
- SS-Oberführer 9. November 1939
- SS-Brigadeführer 21 November 1940 mit Wirkung vom 9. November 1940
- SS-Gruppenführer 9. November 1943
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- SS-Ehrendegen
- SS-Ehrenring
- Kronenorden (Belgien), Großoffizierkreuz am 20. Mai 1938 durch den König von Belgien
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse mit Schwertern
- Deutsches Kreuz in Silber am 17. August 1943 als SS-Brigadeführer und Militärverwaltungschef beim Militärbefehlshaber Belgien-Nordfrankreich
Literatur
- Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934
Fußnoten
- Geboren 1894
- Gestorben 1959
- Deutscher Politiker
- Wehrmachtbeamter
- Deutscher Verwaltungsjurist
- Deutscher SS-Gruppenführer
- SS-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- Militärperson (Preußen)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freikorps-Mitglied
- Corpsstudent (20. Jahrhundert)
- SA-Mitglied
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Verwundetenabzeichens (1918)
- Landrat (Kreis Flensburg-Land)
- Regierungspräsident (Düsseldorf)
- Regierungspräsident (Aachen)
- Regierungspräsident (Köln)
- Träger des belgischen Kronenordens (Großoffizier)