Riedel, Klaus

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Dipl.-Ing. Klaus Riedel; seit 1940 wohnte Riedel mit seiner Familie in der Wohnsiedlung der Wissenschaftler in Karlshagen in der Hindenburgstraße 54, seine Nachbarn in der Hindenburgstraße 56 war die Familie von Dr. Walter Thiel.

Klaus Erhard Riedel (auch: Klaus Erhardt; Lebensrune.png 2. August 1907 in Wilhelmshaven; Todesrune.png 4. August 1944) war ein deutscher Raketenkonstrukteur und Mitbegründer des weltweit ersten Raketenflugplatzes in Berlin-Tegel. Fachhistorisch wird Klaus Riedel als „Riedel II“ geführt, „Riedel I“ ist Walter Julius Hermann Riedel (1902–1968), „Riedel III“ dagegen Walther Johannes Riedel (1903–1974).

Leben

Rudolf Nebel (links) mit Vereinskameraden des „Vereins für Raumschiffahrt“ (VfR);[1] in der Mitte steht Hermann Oberth (rechts von der großen Rakete), mittig Klaus Riedel (mit der kleinen Stabrakete), rechts hinter Riedel der junge Wernher von Braun, 1930. Oberth empfahl bereits in den 1920er Jahren Raketen mit Flüssigtreibstoff zu versehen, um eine höhere Austrittsgeschwindigkeit zu erzielen als es mit Feststoff möglich war. 1931 entwickelte Paul Heylandt im Auftrag des Heereswaffenamtes unter Karl E. Becker ein 20 kg Schub Triebwerk, das mit Flüssigsauerstoff (LO2) und Alkohol angetrieben wurde. Nebel, Klaus Riedel und von Braun arbeiteten 1932 am Raketenflugplatz in Berlin-Tegel ebenfalls mit flüssigem Sauerstoff und kombinierten ihn mit dem Brennstoff Benzin.
Das Klaus-Riedel-Denkmal in der Kirchgasse in Bernstadt a. d. Eigen

Vater Albert Riedel (Todesrune.png 1921) war Offizier der Kaiserlichen Marine. Riedel besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Wilhelmshaven.

Berlin

1914 nach Kriegsbeginn und Einberufung des Vaters erfolgte der Umzug mit seiner Mutter (Todesrune.png 1919) nach Berlin zu seinem Onkel Karl. Dort besuchte er das Gymnasiums, später dann das Gymnasium in Zehlendorf.

Nach dem Tod des Vaters blieb Klaus bei seinem Onkel, seine Schwester ging zur Großmutter Meta Riedel, geb. Teutscher, nach Bernstadt auf dem Eigen (Sachsen). 1923 legte Riedel das Abitur in Zehlendorf ab, danach absolvierte er eine Lehre im Maschinenbau bei Loewe & Cie, Berlin, in Abendkursen an der TH bildete er sich zum Feinmechaniker fort und wurde schließlich Ingenieur bei den Heylandt-Werken in Berlin-Britz.

Raketenleute

Riedel stieß 1929 während eines Vortrages von Dipl.-Ing. Rudolf Nebel über die technischen Hintergründe bei der Produktion des UfA-Films von Fritz Lang „Die Frau im Mond“ zur Gruppe der „Raketenleute“ um Professor Hermann Oberth.

Minimum-Rakete

„Dipl.-Ing. Klaus Riedel (Riedel II) stieß 1929 während eines Vortrages von Dipl.-Ing. Rudolf Nebel[2] über die technischen Hintergründe bei der Produktion des UfA-Films von Fritz LangFrau im Mond‘ zur Gruppe der ‚Raketenleute‘ um Professor Hermann Oberth. Während der Premiere des Films am 15.10.1929 sollte eine echte Rakete gestartet werden. Klaus Riedel und Rudolf Nebel, die gute und enge Freunde wurden, erkannten jedoch, daß die ‚UfA-Rakete‘ mit der speziellen Kegeldüse von Hermann Oberth nicht flugfähig war, und sie konstruierten eine verkleinerte Variante, die MIRAK-1 (Minimum-Rakete), deren Tank nur 1 Liter flüssigen Sauerstoff faßte und daher besser zu handhaben war. Riedel setzte als der geniale Praktiker im Hintergrund die Ideen der anderen in versuchsreife Modelle um, Nebel beteiligte sich maßgeblich an der Konstruktion von Neuentwicklungen. Nach ersten Versuchen auf dem Siemensgelände in Berlin suchte die Gruppe für kommende Experimente zur Entwicklung und Erprobung von Flüssigkeitsraketen einen neuen, ruhigeren Ort, den sie in Bernstadt fanden, wo Riedels Großmutter wohnte, die begeistert finanzielle und materielle Unterstützung gewährte. In dem 2500-Seelen-Dorf Bernstadt in der Oberlausitz wurden seit August 1930 auf einer südlichen Anhöhe insgesamt 140 Brennversuche mit der ‚Mirak I‘ zur Testung eines günstigen Gemisches von Flüssigtreibstoff zur Verbesserung der Schubkraft durchgeführt. Der erste Start der Mirak 1 sollte am 07.09.1930 stattfinden, der Start mißlang jedoch, die Rakete explodierte kurz nach der Zündung. Weitere Tests wurden auf einem Versuchsgelände des Reichswehrministeriums in der Nähe der ‚chemisch-technischen Reichsanstalt‘, dem ‚Raketenflugplatz Berlin-Reinickendorf‘, fortgesetzt, der am 27.09.1930 den Raketenpionieren vom ‚Verein für Raumschiffahrt‘ (VfR) überlassen wurde. Durch die Umlaufkühlung des flüssigen Sauerstoffs vor der Verbrennung wurde das Prinzip der Flüssigkeitsrakete konstruktiv gelöst. Am 10.05.1931 erreicht eine Flüssigkeitsrakete 60 Meter Höhe (MIRAK 2, Repulsor 2). Im August 1931 kommt die MIRAK 3 auf eine Gipfelhöhe von 1000m. Bei einer praktischen Vorführung auf dem Artillerieschießplatz in Kummersdorf im Juni 1932 für das Heereswaffenamt erreicht die MIRAK 3 zwar bis 1200m, vom HWA aber als völliger Fehlschlag bewertet werden die zugesagten 1360 Reichsmark nicht bereitgestellt. Mit Wirkung vom 01.10.1932 trat Wernher von Braun in die Dienste des Heereswaffenamtes, Kommandant des Testgeländes in Kummersdorf wurde Walter Dornberger, und als einzige Mitarbeiter vom ‚Raketenflugplatz Berlin-Reinickendorf‘ wurden Ende Oktober 1932 Klaus Riedel und der 1. Weltkriegs-Flieger Kurt Heinisch vom HWA übernommen. Nach dem Prinzip der Dissertation Wernher von Brauns (‚Thermodynamik des Strahlantriebes‘) wurde nun in Kummersdorf der erste Raketenofen entwickelt.“Dieter Zinke, 2005

Im August 1930 wurden in Bernstadt a. d. Eigen über 100 Brennversuche mit Flüssigkeitsraketen durchgeführt. Die hauptsächlich von Riedel konstruierte sogenannte Minimumsrakete (Mirak) überzeugte die Reichswehr von der Kriegstauglichkeit der Rakete als Waffe.

Raketenflugplatz

Auf dem ehemaligen Artillerie-Schießplatzgelände Tegel in Berlin-Reinickendorf gründeten Rudolf Nebel und Klaus Riedel am 27. September 1930 den Raketenflugplatz Berlin, wo sie zusammen mit Hermann Oberth, Wernher von Braun und Kurt Heinisch forschten und experimentierten. Dort gelang im Mai 1931 der Start einer ersten Flüssigkeitsrakete und der Test von Flugkörpern bis 1.000 Meter Höhe.

Mitgliedschaften

Riedel war 1932 Gründungsmitglied in der von Albert Einstein und Friedrich Simon Archenhold initiierten Panterra-Gesellschaft. Ebenso im Bund Neues Vaterland - der späteren Deutschen Liga für Menschenrechte - war er bis zur Auflösung Mitglied.

Zweiter Weltkrieg

Klaus Riedel war in Peenemünde zuständig für die Einsatzvorbereitung der V2. Außerdem arbeitete er in der dortigen Heeresversuchsanstalt an der Entwicklung von Triebwerken für eine militärische Interkontinentalrakete, die A9, mit.

Tod

Dipl.-Ing. Klaus Riedel starb bei einem Autounfall im Jahr 1944 auf der Straße zwischen Bannemin und Zinnowitz´.

Nachwirken

Im Jahr 2008 berichteten BRD-Medien über eine Kontroverse um die Benennung einer Mittelschule in Bernstadt a. d. Eigen nach Riedel. In der Stadt steht weiterhin ein Denkmal für ihn, das lokale Museum widmet ihm Teile seiner Ausstellung.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. Das berühmte Foto aus der Chemisch-Technischen-Reichsanstalt (ehem. Militärversuchsamt) in Berlin-Plötzensee; von links: Rudolf Nebel (mit der Spaltdüse), Dr. Franz Hermann Karl Ritter, Leiter der Chemisch-Technischen Reichsanstalt (mit Hut), Hans Beermüller, Kurt Heinisch, unbekannt, Hermann Oberth (im dunklen Arbeitsmantel), Helmut Zoike, Klaus Riedel mit der Mirak-1-Rakete, Wernher von Braun, unbekannt. Das Bild wurde im Sommer 1930 von Rolf Engel aufgenommen. Akademiker tragen standesgemäß weiße Kittel, Oberth, der „nur“ Lehrer ist, trägt einen grauen. Bei der Rakete zwischen Heinisch und Oberth handelt es sich lediglich um ein Modell der von Oberth und Nebel gebauten „Ufa-Reklamerakete“, die jedoch nie geflogen ist.
  2. Rudolf Nebel und sein engster Mitarbeiter Klaus Riedel sind Inhaber des Deutschen Reichspatentes (DRP) Nr. 633 667 „Rückstoßmotor für flüssige Treibstoffe“ ab 13.6.1931, Bekanntmachung 16.7.1936, und des DRP „RAk“ N 32 827 II 46 g „Flüssigkeitsrakete“, das als Geheimpatent eingestuft und nicht mehr ausgelegt wurde.
  3. Klaus Riedel, International Space Hall of Fame