Heilanstalten Hohenlychen

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Die Heilanstalten Hohenlychen waren ein Komplex von Heilanstalten in Lychen/Brandenburg, der von 1902 bis 1945 bestand und sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg als Reservelazarett der SS-Verfügungstruppe, dann Waffen-SS verwendet wurden. Die Invasionstruppen der Roten Armee nutzten die Heilanstalten als Lazarett, Geburtsstation und Soldatenunterkunft. Zu DDR-Zeiten unterhielt die Deutsche Post (DP) für die Erholung der Kinder ihrer Betriebsangehörigen im Ort ein Ferienlager.

Kinderheilstätte Hohenlychen.jpg

Namensentwicklung

Chefarzthaus
Kaiserin Auguste Viktoria-Sanatorium
Teilansicht I
Abteilung 7a und 7b
Teilansicht II
  • Heilanstalten Hohenlychen
  • Orthopädische Heilanstalt Hohenlychen (Sportheilstätte Hohenlychen) 1.11.1933 bis 26.10.1939
    • Diese Heilanstalt war 1933 Reichsausbildungsstätte für Ärzte und diente als Wiederherstellungsklinik von Sportverletzungen und als Gutachterstelle bei Arbeitsschäden.
    • Die Station I im Reichssportsanatorium war das Haus des ärztlichen Direktors Prof. Dr. Karl Gebhardt und dessen Privatstation. Stellvertreter des Chefarztes war Dr. med. Ludwig Stumpfegger.
  • SS-Lazarett an der Orthopädischen Heilanstalt Hohenlychen 26.10.1939 bis 27. April 1945

Geschichte

DDR-Kinderferienlager (KFL) „Sängerslust“ in Hohenlychen
Die berühmten Heilstätten von Hohenlychen stehen heute leer; ihre Zukunft ist ungewiß (Stand: 2019)

Nach der Entdeckung des Tuberkulosebazillus und der von Ärzten entwickelten Behandlung zur Bekämpfung der Infektion, die viel Sonnenlicht, saubere Luft, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung voraussetzte, erwarb Gotthold Pannwitz im Jahre 1902 am Zenssee, nördlich von Berlin über zehn Morgen Land von der Stadt Lychen und ließ dort eine Kinderheilstätte bauen. Diese Heilanstalten wurden zum größten Teil aus Spenden finanziert und vom Deutschen Roten Kreuz unterhalten. Vorläufig wurden 20–30 Betten versuchsweise für drei Monate im Sommer verwendet. Innerhalb weniger Jahre stieg die Zahl der Betten auf 500 im Sommer und 300 Betten im Winterbetrieb. Ein Sanatorium für Frauen wurde ebenfalls eröffnet.

1904 wurde die Helenenkapelle durch die Stiftung von Venn erbaut. Im Laufe der Jahre wurden die Heilanstalten ständig erweitert, 1914 waren alle Bautätigkeiten weitgehend abgeschlossen. 1911 besuchte die deutsche Kaiserin Auguste Victoria, Förderin und Namensgeberin, die Heilanstalten. Während des Ersten Weltkrieges wurden die Heilanstalten als Lazarett des Deutschen Heeres genutzt. 1927 tagte die Hygienekommission des Völkerbundes in Hohenlychen.

„Die Heilanstalten Hohenlychen waren bis zum II. Weltkrieg die Lebensader unserer Stadt. Durch sie erwarb sich Lychen hohes nationales und internationales Ansehen. Als zum Ausgang des 19. Jahrhunderts die Tuberkulose eine weit verbreitete Volkskrankheit war, gründete das Deutsche Rote Kreuz 1895 ein Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose und bildete den Heilstättenverein unter Leitung von Prof. Gotthold Pannwitz als Generalsekretär. In kurzer Zeit wurden die Heilstätten Grabowsee für Männer (1896), Beelitz für Frauen (1897) und Hohenlychen für Kinder und Frauen errichtet. Die Hohenlychener Heilstätten wurden von 1902 bis 1912 fast vollständig aufgebaut und unter wissenschaftlicher Begleitung der Professoren Bier und Kirsch von der Universitätsklinik Berlin zur führenden Behandlungsstelle. Dafür bot die natürliche Lage die besten Voraussetzungen: saubere Luft, Sonne, Wald und Seen. Gute Ernährung und sportliche Freiluftübungen brachten bald sichtbare Erfolge in der Behandlung. Innerhalb von 30 Jahren sanken die Sterbefälle um das Zweieinhalbfache. Zu den Heilstätten gehörten mehrere Sanatorien, die sich bis auf das Lange Werder im Großen Lychensee erstreckten und für die damalige Zeit medizinisch modern ausgestattet waren. Zugleich entwickelten sich die Heilstätten zum größten Arbeitgeber für die Lychener Bevölkerung.“[1]

Drittes Reich

Dauergäste waren etwa Heinrich Himmler und Rudolf Heß. Ebenfalls wurden die Heilanstalten rege besucht, so von Adolf Hitler, Hermann Göring, Albert Speer, vielen Reichsleitern, dem Reichssportführer, Staatssekretären, Stabsärzten des Heeres sowie internationalen Delegationen aus Italien, England, Frankreich, Portugal, Chile, Peru und Argentinien. Der Bürgermeister von Tokio verbrachte seinen Urlaub ebenso in Hohenlychen wie das griechische Kronprinzenpaar. Neben dem Auskurieren und Erholen von Patienten und Funktionären wurden auch Vorträge vor allem für ärztliche Eliten abgehalten. Die Heilanstalten zählten nun über 500 Betten. Die Heilanstalten erreichten schon vor den Olympischen Sommerspiele 1936 Weltruf im Bereich der Meniskusschäden und zur Rehabilitation von Unfallverletzten, die zu einem weiteren Spezialgebiet wurde. Von 1933 bis 1945 wurden 25.000 solcher Operationen durchgeführt.

SS-Lazarett Hohenlychen

Dr. med. Karl Franz Gebhardt (seit Schulzeiten 1916 ein Freund des späteren Reichsführer-SS Heinrich Himmler) gründete im Jahre 1925 im bayrischen Hohenaschau ein Übungslager für erholungsbedürftige Jungarbeiter und Lehrlinge. 1933 wurde dieses Lager gleichzeitig zum ersten Reichsärztelager erklärt, in eine klinische Abteilung zur Rehabilitation von Sport- sowie Arbeitsschäden umgewandelt und in die Heilanstalt nach Hohenlychen in der Uckermark verlegt. Ab dem 1. November 1933 war Gebhardt, der am 1. Mai 1933 in die SS eintrat, Chefarzt der Orthopädischen Heilanstalt Hohenlychen.

Bereits mit Wirkung vom 1. Januar 1936 wurde in der Heilstätte des Reichssportführers gemäß Befehl des Reichsführers-SS (Vgl.: „Der Reichsarzt der SS/V/VT“, Tagebuchnummer 6/30 vom 20. Dezember 1935 betreff Einrichtung des SS-Lazarettes Hohenlychen) eine SS-Lazarettabteilung und eine Kuranstalt eingerichtet. Beide Einrichtungen galten als SS-Lazarette im Sinne der Heeres-Dienstvorschrift 193.

In der Folge wurde beim SS-Lazarett der SS-Sanitäts-Sturm XXIII der Allgemeinen-SS aufgestellt, der 1937 in „SS-Sanitätssturm Hohenlychen“ umbenannt und bei der Neuorganisation des Sanitätswesens der Allgemeinen-SS im Dezember 1937 der neu gebildeten „Sanitäts-Abteilung des SS-Hauptamtes“ unterstellt wurde. Der Sturm wies am 31. Dezember 1937 eine Stärke von 24 Mann auf.[2]

SS-Lazarettabteilungen

Die ärztliche Behandlung und Betreuung kranker und verwundeter Angehöriger der Waffen-SS erfolgte seit 1936 in „SS-eigenen Lazarett-Abteilungen der kasernierten SS". Bei den SS-Lazaretten unterschied man analog zur Wehrmacht zwischen Feldlazaretten bei den Brigaden, Divisionen und Korps der Waffen-SS, die als Bestandteil der Verbände galten, Ortslazaretten, die durch die Sanitäts-Abteilungen der Truppe bei Stationierung außerhalb des Heimatgebietes vorübergehend errichtet wurden, Kriegslazaretten als ortsfeste Einrichtungen außerhalb des Heimatgebietes, Reservelazaretten im Heimatgebiet bzw. Lazarett-Abteilungen für die Behandlung spezieller Verwundungen und Krankheiten, Standortlazaretten an SS-Standorten, Krankenstuben (Revieren) bei den Einheiten in den Standorten sowie Genesungsheimen als Kur- und Erholungsstätten zur Nachbehandlung. Bei der Einlieferung in all diese Einrichtungen wurde keine Unterscheidung zwischen SS- und Waffen-SS-Angehörigen gemacht. Seit 1938 waren von verschiedenen SS-Hauptämtern SS-Erholungsheime eingerichtet und unterhalten worden, diese dienten Angehörigen von Allgemeiner SS, Verfügungstruppe und Totenkopfverbänden und deren Familien als Erholungsstätten. Im Frühjahr/Sommer 1940 wurden dann sechs von diesen der Waffen-SS als „Genesungsheime" zur Verfügung gestellt, darunter die Heime Karlsbad, Gießhübl (Sudetenland) und Bayrischzell. Letzteres in der Nähe von München gelegene Heim, dessen Überlieferung die größte Aktenportion im Bestand RS 9 ausmacht, war bei Kriegsausbruch von der „Gesellschaft zur Förderung und Pflege deutscher Kulturdenkmäler e.V." dem SS-Sanitätsamt als SS-Berghaus (100 Betten) zur Verfügung gestellt worden und wurde durch Unterstellung unter den Korpsarzt der bewaffneten-SS mit Wirkung vom 16. November 1939 zum ersten Kur- und Erholungsheim der Waffen-SS. Im Frühjahr 1940 wurde es dann SS-Genesungsheim und widmete sich der Behandlung von Folgezuständen nach Verwundungen. Ab Oktober 1942 wurde die Einrichtung, die ebenfalls das gepachtete Haus „Alpenrose" und weitere Liegenschaften in Bayrischzell umfasste, wie die übrigen Kur- und Genesungsheime, zur Vereinheitlichung der in Bezug auf ihren Zweck zum Teil verwirrenden Bezeichnungen zu SS-Lazaretten oder (so auch im Falle Bayrischzells) zu SS-Lazarett-Abteilungen. SS-Lazarette und -Lazarett-Abteilungen, die ärztlich geleitet und betreut wurden, unterstanden dem SS-Sanitätsamt, solche, die nicht ärztlicher Leitung unterstanden und nur von Vertragsärzten versorgt wurden, unterstanden als Fürsorge- und Versorgungseinrichtungen dem Rasse- und Siedlungs-Hauptamt der SS (RuSHA-SS). Ebenfalls im Jahr 1942 wurde, um die Heime zusammenzufassen und eine juristische Person als Vermögensträger zu schaffen, der Verein „Erholungsheime für naturgemäße Heil- und Lebensweise e.V." gegründet und dem Amt W VII/SS- RuSHA-SS unterstellt. In diesen wurden die Einrichtungen eingebracht und nun von ihm betrieben und bewirtschaftet. Im Sommer 1944 wurde dann die Handelsgesellschaft „Erholungsheime für naturgemäße Heil- und Lebensweise GmbH" gegründet und wiederum die bestehenden Heime hierin eingebracht. Die Gesellschaft sollte in ein Organverhältnis zur Deutschen Wirtschaftsbetriebe GmbH (DWB) treten, um die wirtschaftlichen Verluste der SS-Erholungsheime durch den Gewinn der übrigen Gesellschaften ausgleichen zu können. Im Oktober 1944 gab es insgesamt 35 Heime mit ca. 1500 Betten.[3]

Zweiter Weltkrieg

Mit Wirkung vom 26. Oktober 1939 wurde die Heilanstalt in ein SS-Lazarett umgewandelt. Dr. Gebhardt, seit 1937 ordentlicher Professor und Ordinarius für orthopädische Chirurgie an der Universität Berlin (am 20. April 1938 zum Oberführer der Allgemeinen-SS befördert), blieb dessen Chefarzt. Als solcher wurde Gebhardt mit Wirkung vom 15. Mai 1940 als SS-Oberführer in die Waffen-SS übernommen und zum 1. Oktober 1941 zum SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS und zum 30. Januar 1943 zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS befördert.

Mit Wirkung vom 16. November 1939 wurden die SS-Lazarette Berlin, Dachau, Hohenlychen und Prag Teil der „bewaffneten Einheiten der SS“ und dem „Korpsarzt der bewaffneten SS“ unterstellt. Mit Wirkung von 16. März 1940 wurde die Gesundheits- und Verwendungsprüfstelle (G. u.V.-Prüfstelle) auf Befehl des Reichsführers-SS beim SS-Lazarett Hohenlychen eingerichtet. Das Personal für diese Dienststelle stellte die Inspektion SS-VT (E) beim SS-Hauptamt. Als Kommandeur diente der Leitende Arzt des SS-Lazarettes Hohenlychen, der SS-Oberführer Prof. Dr. med. Karl Franz Gebhardt. Die Auflösung der G.u.V.-Prüfstelle Hohenlychen erfolge zu einem bisher unbekannten Zeitpunkt, vermutlich um die Jahreswende 1941/1942.

Schon 1941 gliederte sich die SS-Lazarettabteilung Hohenlychen in eine chirurgische und eine innere Abteilung und wurde durch eine orthopädische Klinik erweitert. Im September 1941 wurde, von Hohenlychen gesteuert, eine Chirurgen-Sondergruppe beim Kommandostab Reichsführer-SS zum frontnahen Einsatz unter dem bisherigen Oberarzt und Stellvertretenden Chefarzt in Hohenlychen, SS-Sturmbannführer der Reserve Dr. med. Ludwig Stumpfegger gebildet. Die SS-Lazarettabteilung Hohenlychen soll 1942 vorübergehend, unter der Bezeichnung „SS-Lazarettabteilung Uckermark“, als Teillazarett zum SS-Lazarett Berlin gehört haben. Im Frühjahr 1942 stellte die SS-Lazarettabteilung Hohenlychen eine SS-Chirurgengruppe unter dem Sanitätsoffizier SS-Sturmbannführer Dr. med. Rudolf Pfaff zum Einsatz bei der SS-Totenkopf-Division in den Kessel von Demjansk ab. Dr. Pfaff war ab Spätsommer/Herbst 1944 Leitender Arzt des SS-Lazaretts Weilmünster im Taunus.[4]

Räumung 1945

Das SS-Lazarett wurde am 27. April 1945 geräumt. Ein riesiger Lazarettzug brachte über 1.000 Personen, Verwundete, medizinisches Personal und SS-Helferinnen, nach Flensburg. Der Transport der Reichsbahn galt als Meisterleistung, denn es gab kaum Fahrzeuge und Treibstoff und der Feind näherte sich von Westen, aber vor allem von Osten. Schwerverwundete, dem Tode nahe, wurden nicht zurückgelassen. Wehrmacht-, aber vor allem Waffen-SS-Verbände kämpften unter großer Selbstaufopferung den Rettungskorridor entlang den Gleisen frei. Am 29. April 1945 besetzte die Rote Armee Hohenlychen.

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Die Heilanstalten Hohenlychen
  2. Wolfgang Vopersal: SS-Lazarettabteilung Hohenlychen/Kr. Templin (Uckermark), BA-MA N 756, 1 Seite, o.J.
  3. Dienststellen und Einheiten des Sanitätswesens der Waffen-SS, Bestände und Akten im Bundesarchiv-Militärarchiv
  4. Am 23. März 1945 wurde das SS-Lazarett Weilmünster ordnungsgemäß die VS-amerikanischen Invasionstruppen übergeben und von diesen besetzt. Das Lazarettpersonal arbeitete in alter Zusammensetzung bis zum Juli 1945 weiter. Dann wurde das SS-Lazarett auf Anordnung der amerikanischen Militärbehörden aufgelöst.