Reichsleiter
Reichsleiter war der höchste Parteirang der NSDAP. Dem Reichsleiter waren im NS-Ranggefüge nur ein Generalfeldmarschall, Großadmiral sowie der Reichsführer-SS, Chef des Stabes der SA, Reichsarbeitsführer und Reichsjugendführer gleich, darüber standen nur der Reichsmarschall und der Führer.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Die 18 Reichsleiter (nach anderen Quellen 1933 17, 1940 20 Reichsleiter) hatten den höchsten Parteirang (sie standen über den Gauleitern) und übten die höchsten parteipolitischen Ämter in der NSDAP aus. In der Parteihierarchie unterstanden die Reichsleiter entweder nur Hitler oder dessen Stellvertreter (→ Stab des Stellvertreters des Führers), in deren Auftrag sie ihnen zugewiesene Aufgaben im gesamten Reichsgebiet erfüllten. Die Reichsleiter bildeten die Reichsleitung der NSDAP, die ihren Sitz (Einzug am 1. Januar 1931) zunächst im sogenannten Braunen Haus in München hatte (der oben erwähnte Stab des Stellvertreters des Führers war praktisch eine Berliner Außenstelle der Reichsleitung im Braunen Haus). Einige Reichsleiter hatten auch im Kabinett Hitler einen Sitz.
Die Aufgaben der Reichsleitung bestanden in der Festlegung und Überwachung der Richtlinien für die politische Zielsetzung des deutschen Volkes.[1] Des weiteren sollte sie für die Sicherstellung der Führerauslese der NSDAP und des Staates sorgen. Auch die zweckmäßige Organisation der Partei und der zugehörigen Dienststellen hatte die Reichsleitung zu überwachen. Bezüglich der Partei hatte der Reichsorganisationsleiter der NSDAP die Zuständigkeit über Angelegenheiten der Bearbeitung aller Organisationsfragen, der Gliederung und aller angeschlossenen Verbände. Zu diesen Zwecken waren ihm das Hauptorganisationsamt, das Hauptschulungsamt und das Hauptpersonalamt unterstellt (Stand: 1944).
Reichsleiter für besondere Aufgaben
Die zwölf Reichsleiter für besondere Aufgaben waren ohne Machtbefugnisse über die der Partei angeschlossenen Verbände, Organisationen oder Gliederungen, dazu gehörten:
- Der Reichsschatzmeister der NSDAP (Aufgabe: „Leitung und Kontrolle der Finanzen der ganzen Bewegung“ (zeitgenössische Ausdrucksweise) sowie Vergabe von Uniformen etc.)
- Franz Xaver Schwarz (ab Februar 1925; Reichsleiter und SS-Ehren- und Oberst-Gruppenführer)
- Untergeordnete Abteilungen und Ämter:
- Revisions- und Haushaltsamt
- Reichszeugmeisterei
- Hilfskasse
- Verwaltungs-, Rechts-, Steuer-, Liegenschafts- und Vertragsangelegenheiten
- Hauptkasse
- Hauptbuchhaltung
- Personalabteilung
- Aufnahmeabteilung
- Zentralkarteiabteilung
- Hausinspektion
- Häuser- und Grundstücksverwaltung
- Bauleitung
- Lotterie
- Parteizentralarchiv
- Der Chef der Kanzlei des Führers und Vorsitzender der parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums, davor Reichsgeschäftsführer der NSDAP
- Philipp Bouhler (ab 2. Juni 1933; Reichsleiter, SS-Ehren- und Obergruppenführer und Leiter der Aktion T4)
- Untergeordnete Abteilung:
- Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums
- Der Stabsleiter des Stellvertreters des Führers, danach Leiter der Parteikanzlei
- Martin Bormann (ab 10. Oktober 1933; Leiter der Parteikanzlei, Stabsleiter bei Rudolf Heß, SS-Ehren- und Gruppenführer und Sekretär des Führers)
- Der Vorsitzende des Obersten Parteigerichts der NSDAP
- Walter Buch (Reichsleiter, SS-Ehren- und Obergruppenführer)
- Untergeordnetes Organ:
- 1. Kammer des Obersten Parteigerichts
- Der Stellvertretende Vorsitzende des Obersten Parteigerichts/Der Vorsitzende der 2. Kammer des Obersten Parteigerichts
- Wilhelm Grimm (ab 1932; Reichsleiter, Gauleiter, SS-Ehren- und Gruppenführer, Generalleutnant der Polizei, MdR)
- Untergeordnetes Organ:
- 2. Kammer des Obersten Parteigerichts
- Der Reichspropagandaleiter
- Gregor Strasser (von 1926 bis 9. Januar 1929; Reichsleiter, Gauleiter und Gründer der NSDAP/AO)
- Joseph Goebbels (ab 1929; Reichsleiter und Gründer der Reichskulturkammer)
- Untergeordnete Abteilungen und Ämter:
- Amt für Aktive Propaganda
- Amt für Rundfunk
- Amt für Film
- Amt für Kultur
- Verbindungsstab
- Der Leiter der Parteipresse der NSDAP/Der Reichsleiter für die Presse
- Max Amann (ab 1922; Reichsleiter, Präsident der Reichspressekammer, Direktor des Franz-Eher-Verlages und SS-Ehren- und Obergruppenführer)
- Untergeordnete Abteilung:
- Verwaltungsamt
- Der Reichspressechef der NSDAP
- Otto Dietrich (Reichsleiter, Vizepräsident der Reichspressekammer, Staatssekretär im RMVP und SS-Ehren- und Obergruppenführer)
- Untergeordnete Abteilungen und Ämter:
- Reichspressestelle der NSDAP
- Hauptbüro der Reichspressestelle der NSDAP
- Pressepolitisches Amt der Reichspressestelle der NSDAP
- Reichspressestelle der NSDAP
- Der Leiter des Wehrpolitischen Amtes, danach Der Leiter des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP
- Franz von Epp (ab 31. August 1933; Reichsleiter, Reichsstatthalter in Bayern und General der Infanterie)
- Der Leiter des Amtes für Agrarpolitik, dann Reichsbauernführer
- Richard Walther Darré (von 1933 bis 1943 (evtl. auch Mai 1942); Reichsleiter, MdR, SS-Ehren- und Obergruppenführer und Leiter des Rasse- und Siedlungshauptamtes)
- Herbert Backe (ab 1943; Reichsleiter und Reichsernährungsminister)
- Untergeordnete Abteilungen:
- Agrarpolitischer Apparat
- Agrarwirtschaft
- Presse
- Schulung und Bauernkultur
- Forstwirtschaft
- Werbung
- Siedlung
- Der Führer der Reichstagsfraktion
- Wilhelm Frick (ab 10. Oktober 1933; Reichsleiter, Reichsinnenminister und MdR)
- Der Schriftführer der NSDAP, danach Der Leiter des Hauptamts für Kommunalpolitik
- Karl Fiehler (Reichsleiter, SS-Ehren- und Gruppenführer und OB von München)
Reichsleiter mit Machtbefugnissen über Verbände und Organisationen
Drei Reichsleiter hatten Machtbefugnisse über die der Partei angeschlossene Verbände und Organisationen:
- Der Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP und Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Erziehung der NSDAP (DBFÜ), auch: Amt „Rosenberg“ (nach dem Leiter Alfred Rosenberg)
- Alfred Rosenberg (Reichsleiter, Chefredakteur und Herausgeber des Völkischen Beobachters bis 1937 und Reichsminister für die besetzten Ostgebiete)
- Untergeordnete Abteilungen und Ämter:
- Länderreferate
- Akademischer Austauschdienst
- Außenhandel
- Presse
- Das Amt des Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Erziehung der NSDAP (Leitung der Organisation NS-Kulturgemeinde),
- Schulung
- Erziehung
- Weltanschauliches Archiv
- Presse
- Schrifttumspflege
- Vorgeschichte
- Wissenschaft
- Hauptamt Kunstpflege (Leiter: Walter Stang)
- Amt Bildende Kunst (Leiter: Robert Scholz)
- Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR – die bedeutende Organisation für die Durchführung des Kunstraubes in den besetzten Staaten)
- Der Leiter des Reichsrechtsamtes
- Hans Frank (Reichsleiter, Justizminister von Bayern, Präsident der Akademie für Deutsches Recht, Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Generalgouverneur von Polen). Stellvertreter war bis Juni 1937 Walter Raeke.
- Untergeordnete Abteilungen (Reichsrechtsamt: Leitung des Verbandes NS-Juristenbund):
- Rechtsverwaltung
- Rechtspolitik
- Rechtsbetreuung des deutschen Volkes
- Amtsleiter Walter Raeke, Stellvertreter Friedrich Grimm
- NS-Juristen
- Schulung
- Rechtsschrifttum
- Presse
- NS-Fürsorge
- Der Stabsleiter der Politischen Organisation der NSDAP, später Der Reichsorganisationsleiter
- Gregor Strasser (von 1928 bis 8. Dezember 1932; Ämter siehe oben)
- Robert Ley (ab 8. Dezember 1932; Reichsleiter, Leiter der Deutschen Arbeitsfront, MdR)
- Untergeordnete Ämter:
- Hauptstabsamt
- Hauptpersonalamt
- Hauptorganisationsamt
- Amt für Ausbildungswesen
- Statistisches Amt
- Prüfstelle für Beschaffungsvorhaben
- Reichsschulungsamt
- Amt für Ständischen Aufbau (nicht: Amt für Ständigen Aufbau!)
- Hauptamt für Kommunalpolitik (Leitung der Organisation Deutscher Gemeindetag)
- Hauptamt für Beamte (Leitung des Verbandes Reichsbund der Deutschen Beamten)
- Hauptamt für Erzieher (Leitung des Verbandes NS-Lehrerbund (NSLB), ab Juli 1935 teilweise (Hochschullehrerschaft) als Gliederung firmierend als NS[D]-Dozentenbund (NSDDB); Reichsdozentenführer bis Juni 1944 Walter Schultze, danach Gustav Adolf Scheel)
- Hauptamt für Kriegsopfer (Leitung des Verbandes NS-Kriegsopferversorgung (NSKOV))
- Hauptamt für Volksgesundheit (Leitung des Verbandes NSD-Ärztebund (NSDÄB); bestehend bis zum 13. Oktober 1942)
- Hauptamt für Technik (Leitung des Verbandes NS-Bund Deutscher Techniker, hieß ab 1. Januar 1936 NS-Bund Deutscher Technik.[2])
- Hauptamt für Volkswohlfahrt (Leitung des Verbandes NS-Volkswohlfahrt (NSV))
- Hilfswerk Mutter und Kind
- NS-Reichsbund deutscher Schwestern (bis 1942 NSV-Schwesternschaft und Reichsbund Deutscher Schwestern[3])
- Mütterdienst im Deutschen Frauenbund
- Hitler-Freiplatz-Spende
- Kindergärten
- Haushaltshilfe
- Gemeindepflegestationen
- Jugendhilfe
- Tuberkulosehilfswerk
- Motorisierte Zahnstationen
- Bahnhofsdienst
- Hilfswerk für die deutsche bildende Kunst
- Ernährungshilfswerk
- Winterhilfswerk
- Hauptamt NSBO und Hauptamt NS-Hago (Leitung des Verbandes Deutsche Arbeitsfront (DAF))
- Hauptamt NS-Frauenschaft (Leitung der Organisation Deutsches Frauenwerk sowie der Gliederung NS-Frauenschaft)
Reichsleiter mit Machtbefugnissen über SS, SA und Jugend
Drei Reichsleiter hatten Machtbefugnissen über drei weitere Gliederungen der Partei:
- Der Reichsführer-SS (direkt dem Führer unterstellt)
- Heinrich Himmler (von 6. Januar 1929 bis 29. April 1945; Reichsleiter, Chef der Polizei, des SD und der Gestapo)
- Untergeordnete Gliederung:
- Schutzstaffel SS, siehe dazu: Organisationsstruktur der SS
- Der Stabschef der SA (direkt dem Führer unterstellt)
- Ernst Röhm (von 1922 bis 30. Juni 1934; Reichsleiter)
- Viktor Lutze (von 30. Juni 1934 bis 2. Mai 1943; Reichsleiter)
- Wilhelm Schepmann (ab 18. August 1943; Reichsleiter)
- Untergeordnete Gliederung:
- Sturmabteilung SA
- Der Reichsjugendführer
- Baldur von Schirach (von 1932 bis 7. August 1940; Reichsleiter)
- Artur Axmann (ab 7. August 1940; Reichsleiter)
- Untergeordnete Gliederung:
- Hitlerjugend HJ (darin enthalten: HJ im engeren Sinne und Jungvolk (beide gegliedert in „Gebieten“ und „Bannen“) sowie BDM (Bund Deutscher Mädel), Jungmädel und Glaube und Schönheit (alle drei gegliedert in „Obergauen“ und „Untergauen“)