Saban, Haim
Haim Saban (geb. 15. Oktober 1944 in Alexandria, Ägypten) ist ein jüdischer FED-Dollar-Milliardär und einer der größten Medienunternehmer der Welt. Haim Saban besitzt die israelische und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Er ist Mitglied der exklusiven jüdischen Logenvereinigung B’nai B’rith.[1]
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Haim Saban wurde am 15. Oktober 1944[2] als Sohn eines kleinen Händlers (Basarhändler für Büroartikel) und einer Schneiderin in der ägyptischen Stadt Alexandria geboren.[3] Im Alter von 12 Jahren, nach dem Suezkrieg, wanderte die jüdische Familie nach Israel aus, wo Saban mit seinem Bruder Arieh in bescheidenen Verhältnissen in Tel Aviv aufwuchs.
Ausbildung
Nach dem Besuch eines landwirtschaftlichen Internats in Ben Schemen machte Saban sein Abitur an einer Abendschule in Tel Aviv und leistete seinen Militärdienst in der israelischen Armee ab.[4]
Wirken
Durch eine zufällige Begegnung mit den Brüdern Algaranti in einem Club in Tel Aviv avancierte Haim Saban zum Bassgitarristen der Musikgruppe „The Lions“, die vorwiegend mit Beatles-Imitationen Ende der 1960er Jahre auftrat. Wie FAZ-Korrespondent Michael Borgstede in Cicero (4/06) schilderte, hatte Saban zunächst keinerlei musikalische Kenntnisse, entdeckte jedoch bald seine organisatorischen Fähigkeiten und war auf der Suche nach neuen Marketingmethoden. 1966, im Alter von 22 Jahren, war Saban bereits als Chef einer Musikgruppe und Konzertveranstalter in Israel tätig. 1973 aber nach einem Konzertmißerfolg zahlungsunfähig.
Als ihn seine erste, durch den Jom-Kippur-Krieg verursachte Firmenpleite 1975 zur Auswanderung nach Frankreich veranlaßte, gründete er in Paris ein eigenes Musikstudio, das sich mit Erfolg um den Verkauf von Ideen und Musikstücke für Trickfilme und Fernsehserien bemühte. Erste internationale Bekanntheit erreichte Saban mit der Produktion von Filmmusiken für die aus Ami-Land kommenden Fernseh-Serien „Dallas“, „Hart aber herzlich“ sowie „Starsky & Hutch“ und des Thrillers „Der Angriff der Killertomaten“ gelten als Höhepunkte seines künstlerischen Schaffens.[3]
1983 siedelte Saban mit einem Startkapital von 500.000 US-Dollar in die USA über, um dort 1988 im kalifornischen Los Angeles das Unternehmen „Saban Entertainment“ zu gründen, das in den beiden folgenden Jahrzehnten auf dem Markt der Fernseh-, Kino- und Musikproduktion Weltrang erlangte. Besonders im Bereich japanischer Trickfilme konnte sich das Unternehmen erfolgreich etablieren. Neben der Firmenzentrale in Kalifornien, eröffnete Saban bald auch Geschäftsstellen in Neuyork, Frankreich und der BRD. Saban kaufte Lizenzen von Kinderprogrammen und vermarktete die Cartoon-Reihe „Power Rangers“, mit der er 1989 den großen Durchbruch schaffte und die weltweit ein Vermögen einspielte. „Die von den Eltern gehassten Kampffiguren wurden das bestverkaufte Merchandising-Produkt der 90er Jahre“, schrieb das manager magazin (10/2003). Saban, den Forbes 2003 auf ein Vermögen von 1,7 Milliarden VS-Dollar schätzte und der zu den 30 reichsten Amerikanern gezählt wird, unterstützte die Demokratische Partei seines Freundes Bill Clinton und spendete 2002 beispielsweise fast 8 Millionen VS-Dollar für eine neue Wahlkampfzentrale. Auch in der israelischen Politik soll Saban beste Kontakte pflegen.[5]
1995 gründete Saban zusammen mit dem amerikanisch-australischen Mediengiganten Rupert Murdoch den Televisions-Konzern „Fox Family Worldwide“, den sie 1997 durch den Kauf des Kabelkanals „Family Channel“ erweiterten und 2001 dann hoch verschuldet, für 5,3 Milliarden VS-Dollar an Disney verkauften.
2001 etablierte Saban die „Saban Capital Group“, die sich seither um Expansion auf dem weltweiten Medienmarkt bemüht; er selbst fungiert als Chief Executive Officer (CEO) und Vorsitzender. Die Lobby der Bürosuite in Beverly Hills, die in der 26. Etage eines Hochhauses am Santa Monica Boulevard residiert und in der lediglich ein kleiner Stab von rund 50 Mitarbeitern die weltweiten Geschäfte managt, läßt Saban als politischen und religiösen Menschen erscheinen: mit Robert-Capa-Fotos von jüdischen Flüchtlingen und Aufnahmen, die Saban mit prominenten Politikern zeigen.[6]
Im Januar 2003 wurde Haim Saban in Deutschland schlagartig bekannt, weil er sich für die Übernahme der Mehrheit der ProSiebenSat.1 Media AG interessierte. Diese Gesellschaft war die profitable Fernsehsparte des Medienkonzerns von Leo Kirch, der wenige Monate zuvor Insolvenz anmelden mußte. Saban lieferte sich einen mehrmonatigen Bieterwettlauf mit der Hamburger Verlagsgruppe Heinrich Bauer. „Bauer stehe für Provinz“, ließ Saban verbreiten, er aber sei so ein richtiger „Global Player“. Gleichwohl schätze er sehr wohl „einen guten bayerischen Schweinebraten“. Und mit deutschen Fernseh-Prominenten stehe er auf gutem Fuße: „Thomas Gottschalk ist mein Freund und Nachbar in Malibu und ZDF-Intendant Markus Schächter, den kenne ich auch gut.“[3]
Zunächst schien Bauer im Vorteil, doch dann unterzeichnete Saban mit einem höheren Gebot - knapp zwei Milliarden Euro - am 17. März 2003 die Kaufverträge. Das Bundeskartellamt genehmigte die Übernahme von 36 % der Stimmrechte und 72 % der Stammaktien an der ProSiebenSat.1 Media AG, dem nach der RTL-Group zweitstärksten Anbieter im deutschen Privatfernsehen: ein gutes Fünftel aller Zuschauer hatte im Jahresdurchschnitt 2002/2003 Sat.1, ProSieben oder einen anderen Kanal der ehemaligen Kirch-Sendergruppe eingeschaltet.[6]
Das trotz deutscher Vorbehalte gegenüber dem hart verhandelnden Geschäftsmann Saban hoffnungsvoll begonnene Engagement, scheiterte Anfang Juni 2003 an finanziellen Details. Doch im zweiten Anlauf erhielt Saban dann im August 2003 den Zuschlag für den Kauf des deutschen Fernsehkonzerns. Für 525 Millionen Euro, die von sechs sogenannten Private-Equity-Firmen mitfinanziert wurden, erwarb Saban 72 % der Stammaktien, was 7,50 Euro pro Aktie entsprach. Zusammen mit einer Kapitalerhöhung soll sich das finanzielle Engagement auf rund eine Milliarde Euro belaufen haben, wobei Sabans eigener Anteil auf 150 Millionen Euro taxiert wurde.[7]
Infolge des Erwerbs der Konkursmasse des Leo-Kirch-Konzerns im Spätsommer 2003, stieg der für israelische Interessen stark engagierte Haim Saban zum größten Privatfernsehboss der Bundesrepublik Deutschland auf.[8] Prominente Politiker mit „guten Drähten” hatten Saban beim „Mega-Deal” Schützenhilfe geleistet; vor allem Georg von Waldenfels (CSU), Stoibers ehemaliger Finanzminister. Der jüdische Politiker in den VSA Martin Indyk, unter Frau Albright Vizeaußenminister, der stets für Israel auf Posten steht, ist Sabans enger Weggefährte und leitet ein von ihm gesponsertes „Saban Center for Middle East Policy”.[8]
Die „Warner Music Group“ wurde 2004 von der Firma „Time Warner“ an eine Investorengruppe unter der Leitung Edgar Bronfman jun. und mit unter anderem Haim Saban verkauft.
Über die Saban Capital Group kontrollierte Saban 2004 schließlich knapp 25 % und zusammen mit Finanzpartnern wie Hellman & Friedman, Bain, Providence, Quadrangle und Alpine 75,1 % der Stammaktien. Zusammen mit seinem Hausstrategen Adam Chesnoff (Präsident der Saban Capital Group), mit dem er sich in heiklen Verhandlungen in hebräisch wie in einer Geheimsprache zu verständigen pflegte, galt Saban als gewiefter „Dealmaker“, dem vor allem an „Gut-und-günstig-Einkaufen“ gelegen ist.[7]
Als Aufsichtsratsvorsitzender lenkte der Medienmogul den Münchner TV-Konzern vor allem per „E-Mail-Handy“ und Weltnetz vom fernen Kalifornien aus. Dabei stützte er sich zunächst auf den Vorstandsvorsitzenden Urs Rohner, dessen Vertrag um zwei Jahre bis Ende 2006 verlängert wurde. Viele führende Manager, wie etwa der für das Fernsehgeschäft zuständige Ludwig Bauer und Sat.1-Senderchef Martin Hoffmann, der Ende 2003 durch den in der Schweiz lebenden Juden Roger Schawinski ersetzt wurde, verließen jedoch bald das Unternehmen. Im März 2004 entließ Saban schließlich auch Rohner. Ihm folgte am 1. Mai 2004 als neuer Vorstandschef (CEO) der ProSiebenSat.1 Media AG (PSSM) der belgische Manager Guillaume de Posch, der vom französischen Bezahlsender TPS kam und als enger Vertrauter von Saban galt. Mit „tabula rasa in der Chefetage“,[9] Effizienz, Personalabbau und wieder steigenden Werbeeinnahmen brachte de Posch den Münchner TV-Konzern auf Erfolgskurs. Im Geschäftsjahr 2004 stieg der Umsatz auf 1,8 Milliarden Euro und der Jahresüberschuß steigerte sich um 239,1 % auf 133,6 Mio. Euro. Auch das Jahresergebnis 2005 brachte nochmals einen um 65,3 % auf 220,9 Millionen Euro gestiegenen Gewinn. Der Konzern beschäftigte 2.788 Mitarbeiter.[6]
Im August 2005 wollte die Axel Springer AG die Anteile von Sabans Finanzkonsortium an der Mediengruppe übernehmen. Innerhalb der jüdischen Gemeinde (Berlin und Frankfurt/M) wurde versucht, die ProSiebenSat.1 Media AG, an den pro-jüdischen Axel-Springer-Konzern zu verkaufen. Es kam zu einem Vertragsabschluß über die Übernahme der Mehrheitsanteile (50,5 %), die Sabans German Media Partners an dem TV-Konzern hielt. Der Springer-Konzern, der rund 2,5 Milliarden Euro für die Aufstockung bot, hätte damit 62,5 % am Grundkapital der Gruppe mit den Sendern Sat.1, ProSieben, kabel eins, N24 und 9Live gehalten. Das Bundeskartellamt äußerte jedoch starke Bedenken gegen die geplante Übernahme, da dann Springer und Bertelsmann (RTL) zusammen eine beherrschenden Stellung auf dem deutschen Privat-TV-Markt und im gesamten Medienbereich erlangen würden. Im Januar 2006 wurde ein Antrag auf die Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG durch den Axel Springer Verlag vom Bundeskartellamt mit der Begründung einer potentiellen „Duopolstellung“ zusammen mit der Bertelsmann-Gruppe (gemeinsamer TV-Marktanteil: 40%) abgewiesen.[3] Daraufhin gab Springer am 1. Februar 2006 offiziell seinen Verzicht auf die Übernahme bekannt.[6] In der Zeit bis August 2005 machte Sabans Medienkonzern ein gewaltiges Plus, das dem Medienmogul einen großen Gewinn eingebracht hat: Geschätzte 800 Millionen EUR investierten er und seine Partner im Jahre 2003 einschließlich einer späteren Kapitalerhöhung, der Marktwert im August 2005 lag bei fast 2,5 Milliarden EUR. Einen ähnlichen Erfolg konnte er schon 2001 erzielen, als er den zusammen mit Rupert Murdoch aufgebauten Familiensender Fox Family an Walt Disney für 5,3 Milliarden Dollar (damals ca. 5,6 Milliarden EUR) verkaufte.
Haim Saban erklärte daraufhin seinen Verkaufsverzicht und schlug auch Angebote des italienischen Fernsehkonzerns Mediaset von Silvio Berlusconi, der Finanzinvestoren Apax und Goldman Sachs und der türkischen Dogan-Yayin-Gruppe aus. Im Dezember 2006 wurde bekannt, daß ProSiebenSat.1 für etwa 3,1 Milliarden Euro an die jüdische Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und Permira verkauft wird. Die Lavena Holding 4 GmbH, eine von KKR und Permira kontrollierte Beteiligungsgesellschaft, schloß mit der German Media Partners L.P. einen Anteilskaufvertrag über den Erwerb ihrer Mehrheitsbeteiligung an der Media AG. Die Finanzinvestoren um Saban konnten mit dem Verkauf zu einem nochmals besseren Preis als beim Springer-Angebot vor einem Jahr, nahezu eine Vervierfachung ihres Einsatzes von damals 7,50 Euro je Aktie erzielen. „Ich liebe die deutschen Kartellbehörden“, sagte Saban, nachdem er den Verkauf an die Finanzhäuser mit 28,71 Euro je Stammaktie und 22,40 Euro je Vorzugsaktie perfekt gemacht hatte. Nach der Übernahme des 50,5-%-Anteils von Saban, der 88 % der Stimmrechte beinhaltet, strebten die neuen Eigentümer eine Verschmelzung von ProSiebenSat.1 mit der Sendergruppe SBS Broadcasting an, die KKR und Permira bereits im Herbst 2005 erworben hatten.[6]
Haim Saban bestätigte in einem Gespräch mit „Der Spiegel“ von 2004, daß deutsche Sender im Vergleich zu anderen Ländern in Hollywood völlig überhöhte Preise zu zahlen hatten, „doppelt so viel [...] wie Franzosen und Italiener“.[10]
Weltweit baute Saban seinen Medienkonzern weiter aus, erwarb 2003 eine Beteiligung an einer israelischen TV-Produktionsfirma, stieg in Israels größte Telefongesellschaft Bezeq ein und bekundete Interesse am populären britischen Privatsender ITV. Außerdem kaufte er zusammen mit anderen Investoren im November 2003 die Musiksparte des Medienkonzerns Time Warner Inc. (ehem. AOL Time Warner), setzte mit dem Start eines Satellitensenders von ProSiebenSat.1, in den USA, zum Jahresanfang 2005 auf weitere Vernetzung und übernahm im Juni 2006 für knapp 13,7 Milliarden US-Dollar (36,25 US-Dollar pro Aktie) den spanischsprachigen US-Sender Univision, zu dem neben einem Fernsehsender auch 73 Radiosender gehören. Im September 2006 geriet Saban wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe ins Visier der US-Steuerbehörden, die ihn vor einen parteiunabhängigen Senatsausschuß zitierten. Die Saban Capital Group, deren Keimzelle das Musikgeschäft mit den Rechten an hunderten von Serien und Spielfilmen ist, gehört zu zwei Dritteln Saban selbst und zu einem Drittel seiner Frau Cheryl.[6]
Mitgliedschaften
Saban wirkt in mehreren gemeinnützigen Organisationen zum Schutz von Kindern mit, u. a. ist er Mitglied des „National Committee to Prevent Child Abuse“, der „National Campaign Against Youth Violence“ und des „Woodrow Wilson International Center for Scholars“. Seit 2002 sitzt er außerdem im Verwaltungsrat der University of California.
Familie
Seit 1987 ist Saban mit der Psychologin Cheryl, einem ehemaligen Model, später Autorin sowie Filmproduzentin, verheiratet und hat mit ihr zusammen einen Sohn, Ness (geb. 1989), sowie eine Tochter, Tanya (geb. 1991). Die Familie, zu der auch zwei Kinder aus Cheryls erster Ehe und die beiden Enkelkinder Griffin und Marley gehören, wohnt im kalifornischen Beverly Hills. Neben seinen unternehmerischen Aktivitäten engagiert sich Saban insbesondere im Bildungsbereich. So gründete er an der Universität Tel Aviv das „Saban Institute for the Study of the American Political System“ und in Washington das „Saban Center for Middle East Studies“.
Das „Saban Research Institute“ in Los Angeles beschäftigte 2006 neunzig fest angestellte Forscher. Einmal pro Jahr veranstaltet er außerdem das so genannte „Frost Fest“ für 2.500 benachteiligte Kinder. Die von Sabans Frau Cheryl geleitete Stiftung ist eng mit dem politischen Establishment in den Vereinigten Staaten verzahnt. Sie unterstützt großzügig die israelische Krebsforschung, das Kinderkrankenhaus von Los Angeles, das John-Wayne-Krebsinstitut und die Universität von Tel Aviv. Saban ist größter Finanzier von US-Politikern. Er gilt als guter Freund des Ex-US-Präsidenten Bill Clinton. In Israel hegt er Sympathien für Shimon Peres und die Arbeitspartei.
Literatur
- Tobias Brendle: Michel Friedman, Haim Saban und die deutsche Medienlandschaft., Lynx-Verlag, ISBN 3936169101