Sanitätsoffizier

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Sanitätsoffiziere der Schutztruppe in Afrika bei einer Massenimpfung gegen die Pocken im Jahre 1909. Bis 1913 war fast die Hälfte der Eingeborenen geimpft. Die Schlafkrankheit wurde erfolgreich bekämpft.

Ein Sanitätsoffizier ist dient zugleich als Offizier und Arzt im Sanitätswesen der Streitkräfte.

Triage

Die Geburtsstunde der Verwundetensortierung im Heeressanitätswesen, die später als „Triage“ bekannt wurde, hat ihren Ursprung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Die sogenannte „Triage“ (sprachlich aus dem Französischen; nicht zu verwechseln mit der Kaufmannssprache, in der die Triage die Auslese bzw. den Ausschuß bei Kaffeebohnen beschreibt), die Einteilung der Verwundeten oder Verletzten (im Krieg oder bei einer Katastrophe) nach der Schwere der Verwundungen oder Verletzungen hat seinen Ursprung am Anfang des 16. Jahrhunderts, als der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I. (1459–1519) in seiner „Heeres-Sanitäts-Verfassung“ für die Reichs- und Kaiserliche Armee, die „älteste Militärmedicinalverfassung Deutschlands“,[1] erstmals geordnete Sanitätseinheiten aufstellte, deren Aufgabe unter anderem darin bestand, überlebensfähige Verwundete zu retten und zu versorgen, während die Todgeweihten erst einmal außer acht gelassen wurden sowie in der Militärmedizin der Preußischen Armee Ende des 18. Jahrhunderts, als das „Königlich-Preußischen Feldlazareth-Reglement“ detaillierte Angaben machte, wie Verwundete nach Schweregraden eingeteilt werden sollten.

In den Koalitionskriegen erfuhr die Sortierung der vielen Verwundeten eine Erweiterung, die schnellen Klassifikationsmethoden für Amputationen, vor Eintritt des Wundbrandes, erhöhte die Überlebenschancen der Soldaten um ein vielfaches. Die Preußische Armee übernahm 1866 das von dem medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut Prinzip der „Krankenzerstreuung“, dabei wurden die Verwundeten in fünf Stufen eingeteilt, um Ordnung auf überfüllten Verbandsplätzen zu schaffen, später fand es auch bei anderen europäischen Armeen Anwendung, aber auch bei Katastrophenfällen des 20. und 21. Jahrhunderts oder während Pandemien (→ Corona-Krise) im zivilen Sanitätsbereich.

Deutsches Heer

Der Sanitätsoffizier als Edelmann, in: „Die Wehrmacht“

In Ersten Weltkrieg haben bekanntlich die Todesfälle durch Krankheiten nur ein Zehntel der gleichen Verluste durch Waffen betragen, 1870/71 die Hälfte und im Russisch-Japanischen Krieg bei den Japanern etwa ein Viertel. Wo die modernen Lehren der Hygiene und Seuchenkunde nicht wirkten oder nicht wirken konnten wie in älteren Kriegen und auch bei jüngeren kolonialen Unternehmungen, da sind 2 bis 5 mal soviel Soldaten unblutig gestorben, als die Zahl der Waffenopfer betrug. Die akademische Ausbildung der Militärärzte an der Kaiser-Wilhelms-Akademie hatte sich besonders erfolgreich auf das Sanitätskorps des Deutschen Heeres ausgewirkt.

Korpshygieniker

„Der letzte Krieg hat zum erstenmal den Hygieniker in einer besonderen Dienststelle beim Armeekorps gesehen. Er ist dem ‚Korpsarzt beigegeben‘ und hat ihn bei seiner Sorge für die Erhaltung guter gesundheitlicher Verhältnisse bei der Truppe zu unterstützen; der Korpsarzt kann ihn auch außerhalb seines Unterkunftsortes verwenden. Die Tätigkeit des Korpshygienikers wirkt sich nun in diesem Rahmen je nach Auffassung und der Erfahrung des einzelnen verschieden aus. So gingen z. B. die Ansichten über den zweckmäßigen Umfang der Laboratoriumsarbeit auseinander. Meines Erachtens gehört der Hygieniker auf keinen Fall vorzüglich in die Räume einer bakteriologischen Korpsuntersuchungsstelle und nur vorübergehend an den Aktentisch. Die praktische Gesundheitsfürsorge bei den Truppen muß seine Domäne sein. A. Gärtner bekennt sich auf Grund besonderer Erfahrungen zu der gleichen Auffassung, an gleicher Stelle auch von Drigalski. Der Korpshygieniker wird bei der gehörigen Ausübung dieser Gesundheitsfürsorge allmählich zum unersetzlichen „Verbindungsmann“ zwischen dem hohen Stabe und dem Soldaten wie Arzt im Kampf, im Graben und im Quartier.“[2]

Wehrmacht

Bundeswehr

Feldsanitätschef Ost des Deutschen Heeres a. D. Exzellenz Obergeneralarzt Prof. Dr. med. Dr. phil. h. c. Berthold von Kern, der schon 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg als Unter-Lazarettgehilfe an der Eroberung von Metz teilnahm, trug anläßlich seines 90. Geburtstages am 5. Dezember 1938 die Uniform des Kaiserreiches; u. a. Ritter des Eisernen Kreuzes beider Klassen, Inhaber des Roten Adlerordens II. Klasse (Halsorden) mit Eichenlaub, Schwertern und Stern sowie seit dem 5. Dezember 1938 der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft und ab dem Tannenbergtag mit dem Charakter als Generaloberstabsarzt der Wehrmacht.

Sanitätsoffiziere (SanOffz) dienen in Bundeswehrkrankenhäusern in allen Bereichen der Sanität, versorgen Soldaten und Zivilbevölkerung in Auslandseinsätzen, kümmern sich als Truppenärzte um Soldaten in Kasernen im gesamten Bundesgebiet. Sanitätsoffiziere der Bundeswehr sind als Kommandoärzte bei Spezialeinsätzen dabei, sind als Schiffsärzte auf Schiffen und Booten der BRD-Marine eingesetzt. Sie dienen in Ressortforschungseinrichtungen wie z. B. dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr oder sind Hörsaalleiter, Inspektionschefs oder Lehrer an Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr, wie der Sanitätsakademie.

Dienstgrade

Sanitätsdienstgrade im Vergleich

Bis zur Gründung des Deutschen Reichs waren die Dienstgradbezeichnungen der Sanitätsoffiziere Sache der deutschen Einzelstaaten. Zu einer einheitlichen Regelung kam es erstmals 1873. In den Sanitätsdienst der Streitkräfte wurden Medizinstudenten vor Examensabschluß, teilweise auch Biologiestudenten etc., als Unterärzte verwendet. Nach Abschluß des Studiums erfolgte die Beförderung zum Assistenzarzt. Die weiteren Sanitätsdienstgrade sind der Tabelle unten zu entnehmen. Für Veterinäre und Apotheker gab es entsprechende Dienstgrade. Die Dienstgrade beim Heer wurden meist mit der Vorsilbe Feld- und bei der Kriegsmarine mit dem Zusatz Marine- ergänzt.

Sanitätsdienstgrade 1873–1934 Sanitätsdienstgrade 1. April 1934–1945
Generale
Generaloberstabsarzt (Einführungsdatum unklar)[3] Generaloberstabsarzt
Generalstabsarzt (seit 1891/92, wie bei Alwin von Coler nachweisbar, in Preußen im Generalleutnantsrang (in Einzelfällen auch mit dem Rang als General der Infanterie; siehe: Otto von Schjerning), in anderen deutschen Staaten Generalmajor)[4] Generalstabsarzt
Generalarzt/Obergeneralarzt (ab ca. 1910/11)[5] /Generalarzt I. Klasse (zeitweise obere Dienstaltershälfte der Generalärzte;
in Preußen vormals Korpsarzt, Beibehalt als Postenbezeichnung)
Generalarzt
Stabsoffiziere
Generalarzt II. Klasse (untere Dienstaltershälfte der Generalärzte) Oberstarzt
Generaloberarzt (bis 1896/97 Divisionsarzt) Oberfeldarzt
Oberstabsarzt (bis 1901 in zwei Klassen)[6] Oberstabsarzt
Hauptleute und Leutnante
Stabsarzt (bis 1896 in zwei Klassen, vormals Regimentsarzt) Stabsarzt
Oberarzt (bis 1896 Assistenzarzt I. Klasse) Oberarzt
Assistenzarzt (bis 1896/97 Assistenzarzt II. Klasse) Assistenzarzt

Verwirrend erscheint die Nachrangstellung des Generaloberarztes (Bezeichnung 1934 abgeschafft) gegenüber dem Generalarzt. Dieser ist zudem nicht zu verwechseln mit dem um 1910/11 eingeführten Dienstgrad Obergeneralarzt.

Sanitätsoffiziere der deutschen Marinen bis 1945

Ein Stabsarzt der Wehrmacht untersucht ein krankes russisches Kind an der Ostfront im Gebiet Orlovskaya, nahe Orel, Herbst 1942
„Der Aufstieg des Sanitätskorps“ von Oberstabsarzt a. D. Prof. Dr. Wilhelm von Drigalski

Dienstgrade bis 1898

Bei der Preußischen Marine, der Reichsflotte, der Marine des Norddeutschen Bundes und Kaiserlichen Marine (bis 1898) gab es folgende Sanitäts-Dienstgrade:

  • Assistenzarzt 2. Klasse
  • Assistenzarzt 1. Klasse
  • Marinestabsarzt
  • Oberstabsarzt 2. Klasse
  • Oberstabsarzt 1. Klasse
  • Generalarzt 2. Klasse
  • Generalarzt 1. Klasse

Kaiserliche Marine

Hauptartikel: Kaiserliche Marine

Seit 1873 gab es Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes, Reserveoffiziere bis Marineoberstabsarzt.

Ab 1898:

  • Marineassistenzarzt
  • Marineoberassistenzarzt
  • Marinestabsarzt
  • Marineoberstabsarzt
  • Marineoberstabsarzt II. Klasse (bis 1901)
  • Marineoberstabsarzt I. Klasse (bis 1901)
  • Marineoberstabsarzt (ab 1901) Korvettenkapitän
  • Marinegeneraloberarzt Fregattenkapitän
  • Marinegeneralarzt Kapitän zur See
  • Marinegeneralstabsarzt Konteradmiral

Der Titel „Generalstabsarzt der Marine“ war dem Chef des Marinesanitätskorps als Dienststellung vorbehalten und bezeichnete keinen Dienstgrad. Er hatte allerdings seit 1904 den persönlichen Rang eines Vizeadmirals, seit 1916 den eines Admirals inne.

Reichsmarine

Hauptartikel: Reichsmarine

Bis 30. März 1934:

  • Marineassistenzarzt
  • Marineoberassistenzarzt
  • Marinestabsarzt
  • Marineoberstabsarzt
  • Marinegeneraloberarzt Fregattenkapitän
  • Marinegeneralarzt Kapitän zur See
  • Marinegeneralstabsarzt Konteradmiral

Kriegsmarine

Hauptartikel: Kriegsmarine

Ab 1. April 1934:

  • Marineassistenzarzt Leutnant zur See
  • Marineoberassistenzarzt Oberleutnant zur See
  • Marinestabsarzt Kapitänleutnant
  • Marineoberstabsarzt Korvettenkapitän
  • Geschwaderarzt Fregattenkapitän
  • Flottenarzt Kapitän zur See
  • Admiralarzt Kommodore
  • Admiralstabsarzt Konteradmiral
  • Admiraloberstabsarzt Vizeadmiral
Zahnärzte

Für die „Kriegszahnärzte, Beamte des höheren Dienstes“, wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1945 für die Dauer des Krieges die Laufbahn der Marinesanitätsoffiziere (Z) geschaffen:

  • Marineassistenzzahnarzt d. R.
  • Marineoberassistenzzahnarzt d. R.
  • Marinestabszahnarzt d. R.
  • Marineoberstabszahnarzt d. R.
  • Geschwaderzahnarzt d.R. Fregattenkapitän

Siehe auch

Literatur

  • Jan Abraham von Gehema:[7]
    • Wolversehener Feld-Medicus (1684)
    • Der wohlversuchte Feld-Medicus (1689)
    • Der krancke Soldat (1690)
  • Hubert Fischer: Der deutsche Sanitätsdienst 1921-1945, Biblio, Osnabrück 1982–1988, 5 Bände, 2 Supplementbände 1999

Verweise

Fußnoten

  1. Veröffentlichungen aus dem Königlich Sächsischen Militair-Sanitäts-Dienst von Generalarzt I. Classe Dr. Wilhelm Roth, S. 28
  2. Festschrift zum 60. Geburtstag des Sanitätsinspekteurs im Reichswehrministerium Generaloberstabsarzt Professor Dr. Wilhelm Schultzen, in: „Veröffentlichungen aus dem Gebiete des Heeres-Sanitätswesens“, 1923, S. 63–64
  3. Das Einführungsdatum des Dienstgrades Generaloberstabsarzt ist unklar. In Deutschland wurde er eventuell erst in den 1920er Jahren eingeführt (vergl. Lebenslauf Dr. Martin Merkel), in Österreich(-Ungarn) vermutlich im Ersten Weltkrieg, dann dem Feldmarschallleutnant (Generalleutnant) entsprechend (vergl. Lebenslauf Alois Pick).
  4. http://www.zeno.org/Brockhaus-1911/A/Generalstabsarzt
  5. vergl. Lebensläufe Karl v. Wegelin (Württemberg), Georg Wilke (Sachsen), Otto Thiele, Berthold von Kern (Preußen), u.a. in ders. Die Grund-und Endprobleme der Erkenntnis, Verlag: Julius Springer, 1938
  6. vergleich Lebenslauf Berthold von Kern (Preußen), in ders. Die Grund-und Endprobleme der Erkenntnis, Verlag: Julius Springer, 1938; vergleich auch Werdegang des Leibarztes des Kaisers ((Friedrich Ilberg]].
  7. Jan Abraham von Gehema (1647–1715), der als Hauptmann an elf Feldzügen teilgenommen hatte und seine Stellung als Offizier aufgab, um Medizin zu studieren, gilt als erster moderner Reformer des Militärsanitätswesens. Im letzteren Werk ist nachdrücklich von der Verantwortung der Feldoffiziere für die Versorgung und Verpflegung der kranken oder verwundeten Soldaten von einem wahren Medikus statt eines Feldschers die Rede. Von Gehemas Buch war eine provokative Herausforderung, ein Manifest für die verbesserte Behandlung von verwundeten und kranken Soldaten und die Abschaffung von unwissenden Feldschern. Er forderte schnelleren Transport der Verwundeten: der verwundete Soldat mußte „erstlich etliche Stunden lang in den approchen oder auf der Wahlstatt beliegen bleiben“; er forderte auf, „selbige und alle Schwer-Blessirte, wo immer möglich, nach den nechst gelegenen Kriegs-Hospitalen und Quetschhäusern bringen zu lassen, oder daferne solche nicht in der Nähe weren, in den Dörffern zu logieren.“