Siemens, Werner von

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Dr. h. c. Werner von Siemens

Ernst Werner Siemens, ab 1888 von Siemens (Lebensrune.png 13. Dezember 1816 in Lenthe bei Hannover; Todesrune.png 6. Dezember 1892 in Charlottenburg bei Berlin), war ein deutscher Offizier, Erfinder, Begründer sowie Begriffspräger[1] der Elektrotechnik und hochbedeutender Industrieller (Gründer der heutigen Siemens AG). Namentlich durch seine Entdeckung der praktischen Funktionsfähigkeit des elektrodynamischen Prinzips und der Erfindung der Dynamomaschine schuf Siemens – aufgrund der hierauf fußenden weltweiten Elektrifizierung – eine der wichtigsten, vielleicht die wichtigste Voraussetzung für das Erscheinungsbild der Moderne.

Leben

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Er war das viertälteste von insgesamt vierzehn Kindern des Domänenverwalters Christian Ferdinand Siemens (1787–1840) und dessen Ehefrau Eleonore Henriette Deichmann (1792–1839). Die Familie Siemens zog im Jahr 1823 aus wirtschaftlichen Gründen nach Lübeck, wo sein Vater die Domäne Menzendorf übernahm. Der angestrebte wirtschaftliche Erfolg blieb seinen Eltern, die mit ihrem landwirtschaftlichen Betrieb wie alle anderen auch von der Agrarkrise der Jahre 1818 bis 1825 betroffen waren, jedoch versagt.

Werner Siemens wurde aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie zunächst von seiner Großmutter und für ein halbes Jahr von seinem Vater in den Fächern Weltgeschichte und Völkerkunde unterrichtet,[2] besuchte dann aber doch seit 1827 für ein Jahr die Bürgerschule in Schönberg (Mecklenburg). Ab 1829 erhielt er drei Jahre Unterricht von verschiedenen Hauslehrern und wechselte 1832 in die Obertertia des Lübecker Katharineums, das er jedoch zu Ostern 1834 ohne formalen Abschluß verließ, da ihm ein anschließendes Universitätsstudium aus finanziellen Gründen nicht möglich gewesen wäre. Er trat nun in die Preußische Armee ein mit der Hoffnung, sich so eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung zu ermöglichen. Nach erfolgreich bestandener Aufnahmeprüfung wurde er als Offiziersanwärter bei der Magdeburger Artillerie aufgenommen. Von 1835 bis 1838 erhielt er eine Fachausbildung in Mathematik, Physik und Chemie an der Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin und schloß diese als Sekondeleutnant der Artillerie ab.

Nach dem frühen Tod beider Elternteile 1839/40 kümmerte er sich als ältester lebender Sohn um Existenz und Ausbildung seiner jüngeren Geschwister, die er später eng in sein Unternehmen einband. Als Artillerieoffizier der preußischen Armee in den Jahren von 1838 bis 1849 erhielt er als Sekondeleutnant zunächst Kommandos nach Magdeburg und Wittenberg, ab 1842 zur Artilleriewerkstatt nach Berlin. Seine Leidenschaft für die Lösung technischer Fragen verband er während seiner Armeezeit mit dem soldatischen Dienst: so hat er die erste Seemine gelegt, die elektrisch entzündet wurde.[3]

Werner Siemens blieb weitere 15 Jahre bis 1849 hauptberuflich Offizier, zuletzt als Premierleutnant, bevor er seinen Abschied nahm (auch danach erhielt er als Premierleutnant a. D. die Erlaubnis, die Uniform der Verabschiedeten zu tragen). Auf die ihm zustehende Pension eines Offiziers nach 12 oder mehr Jahren Dienst verzichtete er.

Unternehmungen und Erfindungen

Das Fundament für seine spätere berufliche Karriere als Ingenieurunternehmer legte Siemens im Jahre 1847 mit der Konstruktion eines elektrischen Zeigertelegraphen. Im selben Jahr gründete er zusammen mit dem Universitätsmechaniker Johann Georg Halske in Berlin die „Telegraphenbau-Anstalt von Siemens & Halske“. Das Unternehmen erhielt bereits 1948 den ersten staatlichen Großauftrag mit dem Bau einer über 500 Kilometer langen Telegraphenlinie zwischen Berlin und Frankfurt am Main.

1949 waren 25 Arbeiter bei dem späteren Weltunternehmen beschäftigt. 1851 erfand Siemens den elektrischen Feuermelder, der zunächst an die Berliner Polizei geliefert wurde. Auf der Londoner Weltausstellung 1851 präsentierte er seinen Zeigertelegraphen, der in England patentiert und mit der „Council Medal“, der höchsten Auszeichnung der Ausstellungsjury, gewürdigt wurde. Als Repräsentant des Unternehmens in Großbritannien fungierte sein Bruder Wilhelm Siemens (1823–1883).

1852 begann Siemens, internationale Geschäftsbeziehungen aufzunehmen und reiste hierfür zum ersten Mal nach St. Petersburg. An diese Reise anknüpfend schickte er 1853 seinen jüngeren Bruder Carl in die russische Hauptstadt, und die Firma „Siemens und Halske“ begann anschließend mit dem Bau des russischen Telegraphennetzes, das zwischen 1852 und 1855 von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer ausgebaut wurde. Aufgrund des Erfolges des Unternehmens in Rußland ließ Siemens seinen Bruder ein Zweiggeschäft in St. Petersburg gründen.

1866 gelang Siemens in seinem Berliner Labor der Nachweis, daß das elektrodynamische Prinzip auch in der Praxis funktioniert. In einer Vorlesung vor der Berliner Akademie der Wissenschaften gab er 1867 dann seine hieraus folgende Erfindung der Dynamomaschine bekannt, die den Ausgangspunkt für die gesamte Starkstromtechnik bot. Keine andere Erfindung seit dem 19. Jahrhundert hat das gesamte zivilisatorische Erscheinungsbild so verändert und sich so umwälzend auf das kulturelle und materielle Leben der Menschen ausgewirkt wie der Dynamo. Siemens meldete seine Erfindung umgehend zum Patent an und präsentierte seinen Generator auf der Weltausstellung 1867. Mit leistungsfähigen Generatoren dieser Art konnte nun Energie per Leitungsdraht in alle Gegenden eines Landes transportiert werden – ein enormer technischer Fortschritt. Siemens verfolgte nun mit Nachdruck die Weiterentwicklung der elektrischen Energietechnik. So stellte er 1979 die erste elektrische Straßenbahn auf der Berliner Gewerbeausstellung vor – ein weiterer Markstein zum elektrifizierten Alltagsleben der Menschheit. Ebenfalls in diesem Jahr baute er die erste elektrische Straßenbeleuchtung in Berlin, 1880 wurde der erste elektrische Aufzug in Mannheim in Betrieb genommen und 1881 die weltweit erste elektrische Straßenbahn in Berlin-Lichterfelde.

1879 beteiligte sich Siemens an der Gründung des „Elektronischen Vereins“ (ETV) unter Federführung von Heinrich von Stephan. Ziel dieses Vereins war die Sammlung aller technisch, wissenschaftlich, wirtschaftlich oder privat an Fragen und Problemen der Elektrotechnik wie etwa der Festlegung eines elektrischen Maßsystems Interessierter.

Mehr als ein Jahrzehnt vor der gesetzlichen Alters- und Hinterbliebenenversorgung rief Siemens 1872 eine Pensions-, Witwen- und Waisenkasse für die betriebliche Altersversorgung ins Leben. Die Überzeugung, daß die Vermittlung von Allgemeinwissen für ein breiteres Publikum ermöglicht werden müsse, veranlaßte ihn schließlich zum Engagement bei der Gründung der Berliner Urania Aktiengesellschaft, deren Gründungsversammlung am 3. März 1888 er ebenso wie der Wissenschaftspublizist Max Wilhelm Meyer und Wilhelm Foerster, Direktor der Königlichen Sternwarte, angehörte.

Im Jahre 1889 verfaßte Siemens seine Lebenserinnerungen und zog sich ein Jahr später, mit der Übergabe der Firmenleitung an seine Söhne, aus dem aktiven Geschäft zurück, behielt jedoch bis zu seinem Tod weiter bestimmenden Einfluß.

Tod

Werner von Siemens erlag am 6. Dezember 1892 in seinem Haus in Charlottenburg bei Berlin einer Lungenentzündung.

Familie

Am 1. Oktober 1852 heiratete Siemens die Professorentochter Mathilde Drumann (1824–1865), mit der er vier Kinder zeugte. Vier Jahre nach dem Tode seiner Frau heiratete er am 13. Juli 1869 seine entfernte Cousine Antonie Siemens, die Tochter des Technologen und Hochschullehrers Carl Georg Siemens. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor. Am 17. Februar 1887 erwarb Siemens das ca. 600 ha große Gut Biesdorf inklusive Schloß, welches er 1889 seinem Sohn Wilhelm übertrug.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • 1860: Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität
  • 1867: Orden der französischen Ehrenlegion
  • 1870: Ernennung zum wirklichen geheimen Kommerzienrat durch den König von Preußen
  • 1873: Ernennung zum Mitglied der preußischen Königlichen Akademie der Wissenschaften
  • 1877: Ernennung zum Mitglied des Reichspatentamtes
  • 1886: Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg
  • 1886: Ernennung zum Ritter des Ordens „Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste“ durch Kaiser Wilhelm I.
  • 1887: Mitglied des Kuratoriums der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin
  • 1888: Erhebung in den Adelsstand durch Kaiser Friedrich III.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Menno Aden: Kulturgeschichte der großen deutschen Erfindungen und Entdeckungen: Ein Lesebuch über 800 Jahre Innovation aus deutschen Landen, IFB-Verlag, 2019, ISBN 978-3942409872 [628 S.]
  • Artur Fürst: Werner von Siemens, der Begründer der modernen Elektrotechnik (1916) (PDF-Datei)
  • Franz Pahl: Werner von Siemens, Leipzig 1898 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Richard Ehrenberg: Die Unternehmungen der Brüder Siemens (1906) (Band 1 bis zum Jahre 1870 PDF-Datei)
  • Conrad Matschoß: Werner von Siemens, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hgg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Dritter Band, S. 557–572
  • Johann Kraft: Pionier der Technik: Werner von Siemens, in: Ernst Adolf Dreyer / Heinz W. Siska (Hgg.): Kämpfer, Künder, Tatzeugen. Gestalter deutscher Größe. 3 Bde., Zinnen-Verlag, München–Wien–Leipzig 1942, Bd. II, S. 463–485

Fußnoten

  1. Der Begriff „Elektrotechnik“ wurde 1879 von Siemens geprägt (vgl.: Feldenkirchen, Wilfried: Siemens, Werner von, in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 370-372).
  2. Der Vater hatte in Göttingen einige Semester Landwirtschaft studiert und war ein vielfältig interessierter und hochgebildeter Mann.
  3. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, Lehmanns-Verlag, München 1937