Kriegsgefangenenlager Trent Park
Das Kriegsgefangenenlager Trent Park in Cockfosters (Grafschaft Hertfordshire) war ein britisches Lager für deutsche und italienische Generäle und Stabsoffiziere während und nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem herrschaftlichen Landsitz Trent Park einschließlich eines weitläufigen, schloßähnlichen Landhauses in Enfield Chase, im Norden Londons.
Inhaltsverzeichnis
Zweck und Ausführung
Ab Mitte 1940 bis Anfang 1941 wurden in Trent Park die gefangengenommenen deutschen Flugzeugführer des Unternehmens „Adlerangriff“ (darunter u. a. Franz von Werra) jeweils für die ersten Wochen ihrer Gefangenschaft verwahrt. Die bequemen Zimmer waren zum Abhören präpariert, so daß der militärische Nachrichtendienst (Zuerst MI5, später dann MI19) der Briten die Flieger ohne ihr Wissen bei Zwiegesprächen aushorchen konnten, wobei insbesondere die Einschätzung der Flugzeugführer über die Stärken und Schwächen der eigenen Maschinen, aber auch der Flugzeuge und Flieger des Feindes von Interesse war.
Zum Belauschen deutscher Kriegsgefangener gab es spezielle Verhörlager: Wilton Park und Latimer House in Buckinghamshire und Trent Park in Middlesex, alle drei westlich von London . Hinzu kam 1944 ein Verhörzentrum im Londoner Stadtteil Kensington, genannt London District Cage (LDC), das vor allem für Gefangene vorgesehen war, die in irgendeinem Zusammenhang mit „Kriegsverbrechen“ standen, sei es als Täter oder als Mitwisser. Während die Gefangenen in den anderen Verhörlagern ein vergleichsweise angenehmes Leben hatten, wurden sie im LDC auch psychischer Gewalt unterzogen, wobei hier nicht heimlich abgehört wurde.
Erst mit den größeren Gefangenenzahlen ab Herbst 1942 wurden Latimer House und Wilton Park zum Belauschen der „normalen" Gefangenen aufgebaut. Die Abhöroperation hat anscheinend derart gut funktioniert, daß ab Spätsommer 1942 aus Trent Park ein Speziallager (Camp 11a) für Generäle und Stabsoffiziere wurde. Die hohen Offiziersränge der Wehrmacht, die in entspannter, luxuriöser Herrenklub-Manier Gespräche führten, Analysen erstellten und Pläne entwickelten, boten dem amtierenden Geheimdienstverband, Combined Services Detailed Interrogation Centre (CSDIC), wohl unwissend, reichhaltiges Material zur Auswertung an.
Zur Internierung deutscher Atomwissenschaftler („Hitlers Uran-Klub“) wurde in Farm Hall bei Cambridge ein vergleichbares Lager eingerichtet, in dem die Wissenschaftler ebenfalls abgehört wurden, um ihnen das Geheimnis zu entlocken, wie weit Deutschland mit dem Bau der Atombombe vorangeschritten war. Es gab noch ein Lager für hochrangige Offiziere in Bridgend, Südwales. „Island Farm (Camp 198)“ hatte ein abgeschottetes Speziallager, welches die Bezeichnung Camp XI (11) erhielt, da viele der Offiziere, die ab dem 6. Januar 1946 eintrafen, aus Trent Park kamen, dem „Camp 11a“.
Kriegsgefangene (Auswahl)
Von August 1942 bis zum Oktober 1945 sind insgesamt 84 deutsche Generäle und zahlreiche Stabsoffiziere der Wehrmacht in Trent Park gefangengehalten worden, aber, soweit bekannt ist, nur zwei Offiziere der Waffen-SS.
Wehrmacht in Trent Park
- General der Panzertruppe Ludwig Crüwell, seit 26. August 1942
- General der Panzertruppe Wilhelm Ritter von Thoma, seit 20. November 1942
- Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim, seit 16. Mai 1943
- General der Panzertruppe Hans Cramer, seit 16. Mai 1943
- Generalmajor Gerhard Bassenge, seit 16. Mai 1943
- Generalleutnant Friedrich von Broich, seit 1. Juni 1943
- Generalleutnant Otto Elfeldt, 23. August 1944
- General der Infanterie Dietrich von Choltitz, seit 29. August 1944
- General der Panzertruppe Heinrich Eberbach, seit 6. September 1944
- Generalmajor Alfred Gutknecht, seit 5. September 1944
- General der Fallschirmtruppe Bernhard Ramcke, seit 27. September 1944
- General der Kavallerie Edwin Graf von Rothkirch und Trach, seit 9. März 1945
- General der Flieger Johannes Fink, seit 30. April 1945
- Oberstleutnant Friedrich August Freiherr von der Heydte, seit 23. Februar 1945
Ohne genaues Datum
- Generalleutnant Georg Neuffer, seit ca. Mai 1943
- General der Infanterie Dietrich von Choltitz, seit ca. September 1944[1]
- Generalleutnant Ferdinand Heim, seit ca. September 1944
Waffen-SS in Trent Park
- SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Kurt Meyer, vom 17. November 1944 bis 24. April 1945[2]
- SS-Standartenführer Max Wünsche, September 1944 bis Ende 1944/Anfang 1945[3]
Island Farm/Camp 198 (Speziallager XI)
- Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt
- Leutnant Hans Gerd von Rundstedt
- Generalfeldmarschall Ewald von Kleist
- Generalfeldmarschall Erich von Manstein
- Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch
- Generalmajor Walter Robert Dornberger
- SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Hermann Behrends
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und Polizei Werner Lorenz
- Konteradmiral (Ing.) Hans Voß
- General der Panzertruppe Hasso von Manteuffel
- Generaloberst Gotthard Heinrici
- General der Panzertruppe Fridolin von Senger und Etterlin
- General der Infanterie Günther Blumentritt
- General der Panzertruppe Heinrich Karl Alfons Willy Eberbach
- Generalleutnant Johann von Ravenstein
- GeneralleutnantKarl-Wilhelm von Schlieben
- Vizeadmiral Friedrich Hüffmeier
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Karl-Maria Demelhuber
Siehe auch
Verweise
- Deutsche Generäle in britischer Gefangenschaft 1942-1945
- ISLAND FARM: PRISONER OF WAR CAMP 198
- Special Camp 11