Stadt Anatol

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FILM

Stadt Anatol.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Stadt Anatol
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1936
Laufzeit: 93 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Universum-Film AG
Erstverleih: Universum-Film Verleih GmbH
IMDb: deueng
Stab
Regie: Viktor Tourjansky
Regieassistenz: Eduard von Borsody
Drehbuch: Peter Francke,
Walter Supper
Vorlage: Bernhard Kellermann (Roman „Die Stadt Anatol“)
Produktionsleitung: Alfred Greven
Musik: Walter Gronostay
Ton: Carl-Erich Kroschke
Kamera: Karl Puth
Kameraassistenz: Igor Oberberg
Standfotos: Ernst Kügler,
Georg Kügler
Bauten: Otto Hunte,
Willy Schiller
Kostüm: Arno Richter
Aufnahmeleitung: Günther Regenberg
Schnitt: Eduard von Borsody
Besetzung
Darsteller Rolle
Gustav Fröhlich Jacques Gregor
Brigitte Horney Franziska Maniu
Fritz Kampers Jaskulski
Rose Stradner Sonja Yvolandi
Karl Hellmer Kellner Xaver
Harry Liedtke Generaldirektor Garcia
Aribert Wäscher Melonenhändler
Ernst Behmer Betrunkener
Gerhard Bienert Arbeiter bei Ölbohrungen
Paul Bildt Arbeiter Stefan
Josef Dahmen Arbeiter bei Gregor
Marina von Ditmar Tänzerin Rosa
Olga Engl Großmutter Yvolandi
Else Ehser Rosas Mutter
Angelo Ferrari Stefan
Georg Gartz Schneidermeister
Hela Gruel Mila, Stefans Frau
Arthur Grosse Butler bei Großmutter Yvolandi
Maria Köhler Dienstmädchen im Hotel
Philipp Manning Freund der Großmutter Yvolandi
Else Reval Frau des Melonenhändlers
Hilde Sessak Franziskas Dienstmädchen
Ernst G. Schiffner Hotelbesitzer Korroscheck
Willi Schur Türkischer Lorenfahrer
Otto Stoeckel Ölexperte Ledermann
Theodor Thony Friseur
Gertrud Wolle Jaskulskis Schwester
Magdalena Schmidt Frau Kostja
Herbert Lindner Tänzer auf der Party
Maria von Sokol Sonjas Freundin
Louise von Krogh Garcias Sekretärin
Valy Arnheim Garcias Fahrer
Max Maxudian Samosh
Peter Busse 2. Arbeiter bei Gregor
Willy Fuhrmann 3. Arbeiter bei Gregor
Aruth Wartan 4. Arbeiter bei Gregor
Michael Distler Bohrmeister Krummberger
Eva-Maria Behmer 1. Tänzerin
Eva Maria Rühle 2. Tänzerin

Stadt Anatol ist ein deutscher Spielfilm von 1936. Die Dreharbeiten fanden von Mai bis Juli 1936 statt. Die Uraufführung war am 16. Oktober 1936 in Berlin (Ufa-Palast am Zoo).

Weiterer Titel

  • Kampf um das flüssige Gold

Auszeichnung

Prädikat
  • künstlerisch wertvoll

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Einfach und verträumt ist das Leben in dem Städtchen Anatol. Geld ist das wenigste, was die Leute dort haben, aber sie haben ja auch keine Bedürfnisse. Der Strom der großen Welt braust vorüber, Anatol ist davon gänzlich unberührt geblieben. Telephon z. B. ist ein unbekanntes Requisit, selbst der Bürgermeister hat keins. In dieses Anatol mit seinen armseligen Häusern bringt nun der Ingenieur Jacques die Unruhe. Seinen Untersuchungen nach muß aus dem Grund und Boden von Anatol Öl zu erbohren sein. Seiner verbissenen Energie und seiner Zähigkeit gelingt es auch, gegen die Kleingläubigkeit der Bank in Istanbul, die die Mittel zur Bohrung gibt, durchzudringen und zu dem fest erhofften Ergebnis Öl zu kommen.

Franziska, die Erbin eines Bauernhofes, glaubt fest an Jacques. Sie hält zu ihm auch, als ein hartnäckiger, eifersüchtiger Bauer – Jaskulski – sie schwer bedrängt. Eine junge Dame „vornehmer“ Herkunft, Sonja, macht dem Ingenieur schöne Augen, ale sie hoffen darf, daß auch auf ihrer Besitzung Öl gefunden und sie dadurch zur reichen, unabhängigen Dame werden wird. Es ist nicht zu leugnen, der Ingenieur Jacques wendet sich Sonja zu, ihre westeuropäische „Bildung“ zieht ihn mehr an als die Naturhaftigkeit der unverbildeten Franziska. Die Ölquelle kommt wirklich zum Fließen. Ganz Anatol ist in einem Freudentaumel und in des Wortes wahrster Bedeutung ständig im Rausch. Bis die ganze Herrlichkeit zerplatzt, als der eifersüchtige Jaskulski die Bohranlagen und die ganze Stadt Anatol, die inzwischen unerhört modern geworden ist, durch eine Dynamitexplosion zerstört. Franziska, die trotz aller ihr von Jacques zugefügter Unbill zu ihm hält, sucht den unter Trümern Verschütteten; er erkennt den Wert des Mädchens und will sich nun, ungebeugt von dem harten Mißgeschick der Explosionskatastrophe, an den Neuaufbau von Anatol machen.

Viktor Tourjansky, der Regisseur des Films, hat ein Kolossalgemälde geschaffen, das deutlich zum Bewußtsein bringt, daß alle Gütter der Erde den Menschen nicht wahres Glück bringen können, wenn nicht eine starke Führung und weit vorausschauend gestaltender Wille am Werke sind. Jacques, der Ingenieur, glaubt wirklich, der Stadt Anatol und ihren Bewohnern das Glück zu bringen. Aber wie immer und überall, wo die Schätze der Erde gehoben werden, beherrscht Genußgier die Menschen, die nichts Besseres mit dem ihnen in den Schoß gefallenen Reichtum anzufangen wissen, als sich zu besaufen und Orgien zu feiern. Das war bei allen Goldfunden so, und es war das gleiche, als einstens in Kalifornien Öl erbohrt wurde.

Diesen Taumel der Verantwortungslosigkeit, dieses Fehlen eines starken, gestaltenden Willens, hat Tourjansky in einer grandiosen, atemraubenden Szenenfolge gestaltet. Von packender Kraft die Szene, in der nach langer, zäher Arbeit endlich die Ölquelle in mächtigem Strahl sprudelt, sinnfallig das Wachsen der modernen Stadt Anatol, turbulent der babylonische Taumel nach der Ölfindung, grandios die Zerstörung durch die Explosionskatastrophe. Meisterhaft inszeniert von Tourjansky und glänzend technisch ausgeführt von den Bauleuten Otto Hunte, Willy Schiller und ihren Helfern, kameramäßig unübertrefflich gestaltet von Karl Ruth.

In bezug auf die Darsteller gebührt die Krone Brigitte Horney; die Franziska ist ihre bisher beste Rolle. Echt in der Naturhaftigkeit des temperamentvollen Bauernmädchens, ergreifend in dem Schmerz der um das Glück ihrer Liebe gebrachten jungen Frau. Eine Leistung, die zu den schönsten Hoffnungen im Hinblick auf Brigitte Horneys künftiges Filmschaffen berechtigt. Den Ingenieur gestaltete Gustav Fröhlich ganz nach der Anlage des Drehbuches als energischen Arbeitsmenschen, dem aber höhere Führerqualitäten abgehen. Rose Stradner zeichnete treffend die junge Dame aus vornehmem Haus, die zwar die Arbeit als „nicht fein“ wenig schätzt, deren Früchte aber ganz gern genießen möchte. Fritz Kampers als der Bauer Jaskulski überrascht durch die Eindrucksstärke dieser Charakterrolle; auf diesem Wege dürften ihm weitere Erfolge winken.

Quelle: Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 44, 31. Oktober 1936


Anmerkungen

Für den Film „Stadt Anatol“ war vorerst der Nachwuchsregisseur Reinhart Steinbicker vorgesehen, der auch schon einige Vorbereitungen für diesen Film unternahm. Sein früherer Tod vereitelte dieses Vorhaben.[1]

Filmplakate

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 33, 18. August 1935