Thomsen, Hans

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Dr. jur. Hans Thomsen; er sprach sieben Sprachen, sein Englisch mit einem Oxford-Akzent galt als makellos.

Hans P. Thomsen (Lebensrune.png 14. September 1891 in Hamburg; Todesrune.png 31. Oktober 1968 ebenda) war ein deutscher Jurist, Reserveoffizier, Diplomat und Präsident des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg. Er war im Dritten Reich Mitglied der NS-Fachschaft in der Reichskanzlei und des NS-Beamtenbundes. Der Diplomat darf nicht mit dem Marineoffizier und Landesgruppenleiter der NSDAP/AO in Madrid (Spanien), Hans Thomsen,[1] verwechselt werden, der 1943 von der Kriegsmarine zur Waffen-SS überstellt wurde.

Chronologischer Werdegang

Geschäftsträger Hans Thomsen mit seiner Frau Annaliese „Bébé“ als Gäste eines Empfangs der sowjetischen Gesandtschaft am 7. November 1939 anläßlich des 22. Jahrestages der Oktoberrevolution.
„Bébé“ Thomsen mit ihrem Eichhörnchen „Bienchen“
Hans Thomsen mit seiner Frau Bebe kurz vor einem Empfang beim US-Präsidenten im Weißen Haus.
Dr. Hans Thomsen mit dem Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ...
... die Verleihungszeremonie für Thomsen und General der Artillerie Friedrich von Boetticher fand am 29. Mai 1942 im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ durch Adolf Hitler und im Beisein von Wilhelm Keitel statt.
  • 1891 geboren in Hamburg; sein Vater, der wohlhabende Bankier Carlo Thomsen, stammte aus Norwegen (dessen Familie allerdings ursprünglich aus Nordfriesland stammte), seine Mutter Elisabeth aus Süddeutschland.
  • 1910 bis 1913 nach dem Abitur als Korporierter Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Bonn
    • Mitglied des Corps Guestphalia Heidelberg
  • 1913 Promotion zum Dr. jur.
  • 1913 Einjährig-Freiwilliger im Garde-Dragoner-Regiment (1. Großherzoglich Hessisches) Nr. 23
  • 1914 bis 1918 Erster Weltkrieg
    • als Unteroffizier mit seinem Regiment ins Feld gezogen, bis April 1915 an der Westfront in Frankreich und Belgien
    • März 1915 zum Leutnant der Reserve befördert
    • Mai 1915 an der Ostfront im Baltikum auf Patrouillenritt an der Dubissa (rechter Nebenfluß der Memel in Litauen) schwer gestürzt
    • nach Lazarett und Genesung als Nachrichtenoffizier in Hamburg, zum Generalstab des Feldheeres kommandiert
    • 1915 zum Referendar in Köln ernannt
    • 1916 Erste juristische Prüfung
    • 1917 bis 1919 als Gehilfe des Militärattachés an die deutsche Gesandtschaft in Kristiania (Oslo) kommandiert, ab Herbst 1918 dann Referendar bei der Handelsabteilung; in dieser Zeit lernte er Norwegisch.
  • 1919 als Attaché in das Auswärtige Amt einberufen
    • Teilnahme an der Konferenz von Spa
  • 1921 bis 1923 Vizekonsul in Mailand, dann Neapel
  • 1923 in die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes versetzt
  • 1924 Legationssekretär
    • 1924 Teilnahme an der Konferenz von London
  • 1926 Legationsrat
    • 1926 und 1927 Teilnehmer der Völkerbundstagung in Genf
    • 1927 Studienreise in die USA
    • 1929 Studienreise durch Jugoslawien
  • 1932 Legationsrat I. Klasse und Oberregierungsrat
    • Juni 1932 als außenpolitischer Referent (Leiter des Referats) in die Reichskanzlei berufen; Protokollant im Kabinett von Papen, auch zuständig für den Postverkehr des Reichskanzlers.
    • 1932 Teilnahme an den Konferenzen von Locarno und Lausanne
  • November 1933 Ministerialrat
    • 1933 Teilnahme an der Konferenz von London
  • 1936 Botschaftsrat in Washington D.C.
    • Hans Thomsen und seine Frau Bebe galten als Vorzeigepaar und waren in gesellschaftskreisen und bei den Boulevardblättern in den USA sehr beliebt. Vor allem Bebe galt als exzentrisch, aber auch als vollendet elegant. Sie sprach vier Sprachen und war äußerst tierlieb. Im Anwesen des Paares im Colorado Avenue NW bei Rock Creek Park hielt sie insgesamt 66 Tiere, mindestens ein Hund, viele Vögel, aber vor allem das bekannte Eichhörnchen „Bienchen“, welches sie aus Deutschland mitbrachte. Sie besaß auch das Pferd „Kitty-Carr“, welches sie bei Gesellschaftsjagden äußerst gekonnt ritt.[2]
  • November 1938 letzter deutscher Geschäftsträger in den USA
  • 1940 Gesandter I. Klasse
    • Während seiner Zeit in Washington gelang es Thomsen auch, in Erfahrung zu bringen, daß es den Amerikanern gelungen war, den Code der japanischen Chiffriermaschine PURPLE zu entziffern, worüber er die deutsche Regierung im April 1941 informierte. Diese gab die Information an die japanische Regierung weiter, ohne daß diese sie für ihre Kriegsführung nutzte.
    • Kurz vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor erfolgten Versuche von William Donovan, dem Chef des Amtes des Informationskoordinators (Office of the Coordinator of Information; 1942 in das OSS überführt), Thomsen zum Überlaufen zu bewegen. Donovans Versuche, Thomsen mit einer Million US-Dollar zu einer öffentlichen Abkehr vom Nationalsozialismus zu bewegen, schlug dieser empört aus.
    • im September 1941 schrieb er ans Auswärtige Amt: Das amerikanische Volk, „in seiner überwältigenden Mehrheit den aktiven Kriegseintritt bewußt ablehnend, beginnt sich zu fragen, ob nicht etwa das amerikanische Judentum […] Sonderinteressen vertritt und vor allem den vertriebenen Juden aus Europa dazu verhelfen möchte, ihre kapitalistischen Machtpositionen in Europa zurückzuerobern“. Er jedenfalls sei „weiterhin bemüht, mittels der mir zur Verfügung stehenden Kanäle diese Entwicklung zu fördern“. Die Lektüre des Schandheftes „Germany Must Perish“ von Theodore Newman Kaufman, das die Unschädlichmachung und Vernichtung des deutschen Volkes durch Sterilisation propagierte, verstörte ihn sehr, dennoch schlug er seinem Dienstherr vor, dem Buch zu einer eine größeren Verbreitung, insbesondere in New York und Washington, zu verhelfen. Auch schlug er vor, eine Sonderausgabe von etwa 150.000 Exemplaren durch das einzige New Yorker Sonntagsblatt zu verbreiten. Er war fest davon überzeugt, daß das durchschnittliche US-amerikanische Volk nicht wußte, wer sie allmählich in einen Weltkrieg zog.
    • nach den Kriegserklärungen am 11. Dezember 1941 wurde er interniert und im Frühjahr 1942 nach Deutschland ausgewiesen.
  • 1943 Gesandter in Stockholm als Nachfolger von Viktor Prinz zu Wied; sein Militärattaché war Generalleutnant Bruno von Uthmann.

Nachkriegszeit

Hans Thomsen 1946 in Washington D.C. als Zeuge des Justizministeriums der Vereinigten Staaten

Nach dem Krieg wurde Thomsen als Zeuge vom Nürnberger Tribunal gehört. 1946 war er auch Zeuge vor einer „Großer Jury“ in Washington D.C. Geladen wurde er von dem Bundesanwalt des Justizministeriums der Vereinigten Staaten Raymond Wilmarth Ickes (1912–2000). Es ging um eine Ermittlung gegen US-amerikanische Verleger. Der ehemalige Erste Sekretär (von Dezember 1938 bis zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen im Dezember 1941) der deutschen Gesandtschaft in Washington Dr. jur. Heribert Hugo Georg Raphael von Strempel (1902–1981), seit 1923 im diplomatischen Dienst,[3] 1926 Attaché in Paris, 1927 Zweiter Sekretär in Belgrad, 1928 bis 1934 Geschäftsträger in Chile, hatte sich nach dem Kriege dem Feind als Zeuge zur Verfügung gestellt. Am 17. November 1945 kam er von Bad Oldesloe (britische Zone) in das in Deutschland befindliche „Military Intelligence Service Center“ (APO 757). Hier sagte er u. a. aus, daß die deutsche Gesandtschaft in Washington höhere Summen an US-amerikanische Verlage bezahlt hätte, um „deutsche Propaganda zu verbreiten“. Die US-amerikanischen Verdächtigen wiesen die Vorhaltungen zurück. Die „Grand Jury“ sollte entscheiden, ob die Aussagen von Strempels für eine Anklage ausreichen. Hierzu wurde Dr. Thomsen als Zeuge geladen. Er und andere sagten klar aus, daß es solche Zahlungen nie gegeben haben. Ausschließlich in Zeitungen wurden Anzeigen der Gesandtschaft mit allgemeinen Informationen veröffentlicht, eine Praxis, die alle diplomatischen Vertretungen vornahmen.

1947 kehrte Thomsen nach Hamburg zurück. 1953 wurde er Präsident des DRK-Landesverbandes Hamburg. Im Hamburger Abendblatt vom 12. August 1953 heißt es zum Amtsantritt u. a.:

„Eine der ersten Aufgaben, die es nun während seiner neuen Amtszeit zu lösen gibt, ist die Ausbildung von Großtankstellenanwärtern in der Hilfeleistung bei den immer stärker zunehmenden Verkehrsunfällen“.

Während der Flutkatastrophe in Norddeutschland im Februar 1962 setzte sich sein Landesverband hervorragend für die vielen Opfer der Sturmflut ein. Unterstützt wurde er vom DRK-Präsident Hans Ritter von Lex, vom Vizepräsidentin des DRK Landesverbandes Hamburg Ehlers, vom Referenten und Katastrophenschutzbeauftragter im DRK-Generalsekretariat Hermann Ritgen und vom Landesgeschäftsführer Voigt. Verbunden bleibt seine Präsidentschaft vor allem mit dem Bezug der neuen Räume des Landesverbandes am Behrmannplatz 3 – heute noch Sitz des Landesverbandes, der gemeinsam mit Schleswig-Holstein vorgenommenen Gründung des Blutspendedienstes in Lütjensee und dem Bau des Studentenwohnheims in der Bieberstraße in Eimsbüttel. Thomsen übte sein Amt höchst engagiert und gewissenhaft bis 1966 aus und wurde danach Ehrenpräsident des Landesverbandes. Er war seit 1957 Vorsitzender des Anglo-American-Clubs, aber auch Mitglied im Übersee-Club, Mitglied in der Amerika-Gesellschaft und Mitglied in der Ranke-Gesellschaft (Vereinigung für Geschichte im öffentlichen Leben e. V.).

Familie

Hans heiratete seine Verlobte Annaliese de Niem (Lebensrune.png 2. Februar 1892 in Torgau in der Provinz Sachsen im Königreich Preußen), die er später liebevoll „Bébé“ (französisch für Baby) nannte. Sie war die Tochter des Offiziers Emil Oskar de Niem und dessen Frau Anna, geb. Barth. Ihr Bruder war der spätere Generalmajor der Gendarmerie und der Feldgendarmerie Hans Dietrich de Niem (1893–1963). Annaliese besuchte ein Mädcheninternat in der Schweiz und war sehr gebildet, Englisch, Französisch und Italienisch sprach sie fließend. Das Paar hatte sich in Neapel kennengelernt. Thomsen hatte bei einem befreundeten Künstler ein beinahe fertiges Gemälde der jungen Deutschen gesehen und bat um ein Treffen. Bei einer Abendgesellschaft verliebten sie sich, waren kurze Zeit später verlobt und nach einem Jahr Bekanntschaft dann verheiratet.

Nach dem Kriege ließ sich das Paar scheiden, bleib aber eng befreundet. Annaliese verbrachte stets den Sommer in ihrem Haus in Oberstdorf und den Winter in München. Sie verstarb 1973 mit 81 Jahren während in der Hafenstadt Neustadt in Holstein in der Lübecker Bucht an der Ostsee.

Auszeichnungen (Auszug)

Bildergalerie

Schriften

Literatur

Fußnoten

  1. Bei Kriegsende wurde er in Spanien interniert, wurde aber bereits dort von den Alliierten verhört. 1946 war er mit dem Geschäftsträger in Spanien Hans-Sigismund Günther von Bibra in einer Gruppe von 84 Deutschen, die mit alliierten Flugzeugen nach Stuttgart transportiert wurden.
  2. Was Bebe Thomsen a ditsy animal lover or a Nazi spy? Even her friends wondered., Washington Post, 12. April 2021
  3. Heribert von Strempel sollte 1951 als Botschaftsrat und Vertreter im Amt dem deutschen Missionschef in Rio de Janeiro, Dr. jur. Fritz Oellers (1903–1977), folgen. Einen Tag vor der Ausreise auf dem italienischen Dampfer „Conte Grande" wurde Strempel zurückgepfiffen, auch weil er nicht das Vertrauen der Besatzer genoß. Daraufhin schied er aus dem Auswärtigen Amt aus.