Hahnke, Wilhelm von
Karl Wilhelm Gustav Bernhard Ferdinand[1] Hahnke, seit 1836 von Hahnke ( 1. Oktober 1833 in Berlin; 8. Februar 1912), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt Generalfeldmarschall, Chef des Militärkabinetts und Generaladjutant des Deutschen Kaisers.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Wilhelm von Hahnke wurde im Kadettenkorps erzogen, 1851 zum Sekondeleutnant im Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 ernannt, 1853 zum Premierleutnant und 1863 zum Hauptmann im Garde-Grenadier-Regiment Königin Elisabeth befördert und nahm in diesem als Kompaniechef 1864 am Deutsch-Dänischen Krieg teil, wo er bei Fredericia kämpfte und an der Belagerung sowie der Erstürmung der Düppeler Schanzen teilnahm. 1866 in den Generalstab der Armee versetzt, machte er beim Deutschen Bruderkrieg den Feldzug in Böhmen im Stab des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, des Oberstkommandierenden der 2. Armee (AOK 2), mit. Nach Beendigung dieses Krieges war er bis Frühjahr 1870 Flügeladjutant des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha.
1870/71 nahm er als Major im Generalstab wiederum im Hauptquartier des Kronprinzen von Preußen am Deutsch-Französischen Krieg teil. 1872 zum Chef des Generalstabes des 3. Armeekorps ernannt, wurde Hahnke 1875 Oberstleutnant, 1878 Oberst, 1881 Generalmajor und Kommandeur der 1. Garde-Infanteriebrigade, zugleich Kommandant von Potsdam, 1886 Kommandeur der 1. Garde-Infanteriedivision im Garde-Korps sowie Generalleutnant und 1890 General der Infanterie. 1888 hatte er die Stellung als Chef des Militärkabinetts inne und war Generaladjutant des Kaisers Wilhelm II.
1901 wurde von Hahnke durch Dietrich Graf von Hülsen-Haeseler ersetzt. Er wurde nunmehr noch zum Oberstkommandierenden in den Marken und in Berlin (bis 1909), zum Mitglied des Preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit (1903) und zum preußischen Generalfeldmarschall (1905) ernannt.
Neue Deutsche Biographie
- Als H. 1888 kurz nach der Regierungsübernahme Wilhelms II. zum Chef des Militärkabinetts ernannt wurde, hatte er eine Karriere hinter sich, die ihn seit dem Diensteintritt 1851 auf üblichem Wege über den Kompanieführer von 1864 und Stabsoffizier von 1866 und 1870/71 (Major im Generalstab) bis zum Generalleutnant geführt hatte. Obschon der Generalstabschef Graf Waldersee bereits 1889 seinen Sturz betrieb, vermochte sich H. zu behaupten, da Wilhelm II. sich mit ihm „eingearbeitet“ hatte und ihn auch während der parlamentarischen und publizistischen Angriffe 1895/96 (Kölnische Zeitung) im Zusammenhang mit der Militärstrafprozeßreform deckte. Erst 1901 ist H., wohl vornehmlich aus Altersgründen, durch Dietrich Graf von Hülsen-Haeseler ersetzt worden. Er wurde nunmehr noch zum Oberstkommandierenden in den Marken und in Berlin (bis 1909), zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit (1903) und zum preußischen Generalfeldmarschall (1905) ernannt. – Der Beziehungskreis, das Ausmaß und die Auswirkungen der H.schen Kabinettspolitik sind kaum in Umrissen bekannt. – Waldersee als Generalstabschef hat ihn zweifellos unterschätzt, wenn er in ihm nur den „kreuzbraven und ehrenwerten Mann“ zu sehen meinte, dem es „an Fähigkeiten gebreche“. Beim Sturz Bismarcks und bei der Abdrängung Waldersees nach Hamburg (Januar 1891) hat H. bereits aktiv mitgewirkt. In der Folgezeit vermied er möglichst Konflikte mit dem zurückhaltenderen Generalstabschef Graf Schlieffen. Dagegen häuften sich während H.s Amtszeit die Übergriffe des Militärkabinetts in das Ressort des Kriegsministers, aber auch in andere Ressorts. In dem Kampf um die Reform der Militärstrafprozeßordnung beeinflußte er den Kaiser im Sinne eines ultrakonservativen Standpunktes: „Die Armee müsse immer ein abgesonderter Körper bleiben, in den niemand mit kritischen Augen hineinsehen dürfe“ (zu Reichskanzler Hohenlohe, 2.11.95). Reformanhänger wie die Generäle von Schlichting, von Blume und von Spatz wurden im Frühjahr 1896 verabschiedet. Der Sturz des preußischen Kriegsministers Walter Bronsart von Schellendorf im Sommer 1896 wurde auch in der Öffentlichkeit als Sieg der Kabinettschefs angesehen. In erster Linie war es ein Erfolg des „Militärlucanus“, wie der „Kladderadatsch“ H. in Anspielung auf den nicht minder unbeliebten Chef des Zivilkabinetts F. K. H. von Lucanus apostrophiert hatte. Übereilte Entschlüsse des Monarchen vermochte H. mitunter zu korrigieren, so im Fall des genannten ehemaligen Kriegsministers Bronsart von Schellendorf (6.-20.1.1897). In nichtmilitärischen Fragen ist Wilhelm II. von H. kaum je mit Weitblick beraten oder rückhaltlos aufgeklärt worden; lediglich unter dem Eindruck der Tagesereignisse hat er dem Kaiser mitunter kritisch gegenübergestanden. Die Personalpolitik des Militärkabinetts im engeren Sinne ist von H. formal und sachlich, nach dem Urteil mehrerer militärischer Kritiker, überwiegend nicht glücklich geführt worden. Eine Mitwirkung H.s an der Berufung des jüngeren Moltke zum „Adlatus“ (= Generalquartiermeister) Schlieffens (1904) ist dagegen nicht nachweisbar. Die Personalpolitik litt freilich auch vor 1901 unter der Unausgeglichenheit und dem Neuerungsbedürfnis des Monarchen. Andererseits räumte dessen Arbeitsscheu dem Bürogeneral H. eine einflußreiche Position unter den nichtverantwortlichen Ratgebern ein, die H. im Sinne seiner Richtung zu nutzen verstanden hat. Mit H. als erstem Berater hat sich Wilhelm II. nach und nach daran gewöhnt, den Oberbefehl über die preußische Armee in wesentlichen Teilen zu delegieren und die Armeeführung als eine vornehmlich repräsentative Aufgabe zu verstehen. Der konfliktlose de-facto-Verzicht im 1. Weltkrieg auf Rechte und Pflichten als „Oberbefehlshaber“ ist zu einem Teil während der Kabinettszeit H.s psychologisch und strukturell vorbereitet worden.[2]
Familie
Wilhelm war der Sohn des späteren preußischen Obersten Wilhelm von Hahnke (1793–1861) und dessen Ehefrau Angelique, geborene von der Lancken (1803–1873). Sein Vater war 1836 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben worden.
Ehe
Hauptmann von Hahnke heiratete 1865 in Berlin Josephine von Bülow (1842–1911), eine Tochter des preußischen Geheimen Legationsrats Friedrich von Bülow (1789–1853). Das Paar hatte sieben Söhne und zwei Töchter, darunter:
- Wilhelm (1867–1931), preußischer Generalmajor und Oberquartiermeister der 11. Armee ⚭ Elisabeth von Schlieffen ( 1869), Tochter des Generalfeldmarschalls Alfred von Schlieffen
- Albert (1869–1925), preußischer Oberst, Flügeladjutant Kaisers Wilhelm I., Kommandeur des Großherzoglich Mecklenburgischen Füsilier-Regiments „Kaiser Wilhelm“ Nr. 90
- Oskar (1872–1926), Dr. rer. pol., Oberst a. D., Mitglied des Reichswirtschaftsrats sowie Vorstandsmitglied des Reichslandbundes
- Adolf (1873–1936), Regierungspräsident, Kurator der Universität und der Technischen Hochschule Breslau
Beförderungen
- 26. April 1851 Sekondeleutnant
- aus dem Kadettenkorps kommend Eintritt in das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1
- 31. Mai 1859 Premierleutnant
- 7. Juni 1860 bis 22. September 1863 Adjutant der 2. Garde-Infanterie-Brigade
- 22. September 1863 Hauptmann und Chef der 5. im 3. Garde-Grenadier-Regiment Königin Elisabeth
- 17. Oktober 1867 Major
- 22. März 1873 Oberstleutnant
- 3. Juli 1875 Oberst
- als Chef des Generalstabes des III. Armee-Korps „Oberst mit dem Range eines Brigadekommandeurs“
- 18. Oktober 1881 Generalmajor
- Kommandeur der 1. Garde-Infanterie-Brigade und mit der Wahrnehmung der Geschäfte der Kommandantur von Potsdam beauftragt
- 18. September 1886 Generalleutnant
- als Kommandeur der 1. Garde-Infanterie-Brigade „Generalleutnant mit dem Range eines Divisionskommandeurs“
- 1888 bis 1901 Chef des Militärkabinetts und Vortragender General-Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs
- 20. September 1890 General der Infanterie
- 27. Januar 1900 bis 26. Januar 1902 Kommandeur der 1. Garde-Division des Garde-Korps
- 2. Mai 1901 Oberbefehlshaber in den Marken (sein Nachfolger wurde 1909 Gustav von Kessel)
- 1. Januar 1905 Generalfeldmarschall
Auszeichnungen (Auszug)
- Roter Adlerorden, IV. Klasse mit Schwertern
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse mit Schwertern
- Kriegs-Denkmünze für 1864
- Roter Adlerorden, III. Klasse mit der Schleife und Schwertern am zweimal schwarz und dreimal weißgestreiften Bande
- Düppeler Sturmkreuz
- Erinnerungs-Kreuz für den Feldzug von 1866
- Ehrenlegion, Offizier (FEL4/FE4)
- St. Wladimir-Orden, IV. Klasse (RW4)
- Eisernes Kreuz (1870), II. und I. Klasse
- Kaiserliche Kriegsdenkmünze 1870/71
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz
- Militär-Karl-Friedrich-Verdienstorden, Ritterkreuz (BV3)
- Militärverdienstorden (Bayern), Komturkreuz II. Klasse (BMV2b)
- Orden der Krone von Italien, Komturkreuz (JK3)
- Fürstlich Lippische Militair-Verdienst-Medaille (SLVM/SLMV)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komturkreuz II. Klasse (HSEH2b/HSH2b)
- Fürstlich Schwarzburgisches Ehrenkreuz, Ehrenkreuz I. Klasse (SEK1)
- Friedrichs-Orden, Komtur II. Klasse (WF2b)
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse mit Schwertern am Ringe
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komturkreuz I. Klasse (HSEH2a/HSH2a)
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Schwertern am Ringe
- Orden der Krone von Rumänien, Großkreuz (RumK1)
- Schwertorden, Großkreuz (SS1)
- Orden vom Zähringer Löwen, Kommandeur I. Klasse (BZL2a)
- Preußischer Kronenorden, I. Klasse mit Schwertern am Ringe
- Roter Adlerorden, I. Klasse mit Schwertern am Ringe
- Fürstlich Hohenzollern'sches Ehrenzeichen, Ehrenkreuz I. Klasse (HEK1)
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Komtur mit Stern
- Großkreuz des Ordens der Württembergischen Krone, 1891[3] (WK1)
- als Generalfeldmarschall die Brillanten zum Großkreuz erhalten (WK1mBr)
- Hausorden Albrechts des Bären, Großkreuz (AAB1/AB1)
- Orden vom Zähringer Löwen, Großkreuz (BZL1)
- Militärverdienstorden (Bayern), Großkreuz (BMV1/BMV.G.Kr)
- Orden Heinrichs des Löwen, Großkreuz (BrHL1/BrH.G.Kr)
- Verdienstorden Philipps des Großmütigen, Großkreuz (GHVP1/HP1)
- später die Schwerter zum Großkreuz erhalten (GHVP1⚔/HP1⚔)
- Fürstlich Lippischer Hausorden, Ehrenkreuz I. Klasse (LH.EK1/LH1)
- Fürstlich Lippische Militair-Verdienst-Medaille (LSVM)
- Hausorden der Wendischen Krone, Großkreuz mit der Krone in Gold (MWK1b/MK1b)
- Oldenburgischer Haus- und Verdienstorden des Herzogs Peter Friedrich Ludwig, Großkreuz (OV1)
- später die goldene Krone zum Großkreuz erhalten (OV1mgKr)
- Albrechts-Orden, Großkreuz mit Stern (SA1mgSt)
- Hausorden vom Weißen Falken, Großkreuz (GSF1)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Großkreuz (HSEH1/HSH1)
- Militär-Verdienstkreuz (Waldeck), I. Klasse (WV1)
- Königlich Württembergischer Friedrichs-Orden, Großkreuz (WF1)
- Leopoldsorden (Belgien), Großkreuz (BL1)
- Danebrogorden, Großkreuz (DD1)
- Erlöser-Orden, Großkreuz (GE1)
- Orden der Aufgehenden Sonne, I. Klasse (JVAS1/JV1)
- Orden der Krone von Italien, Großkreuz (JK1)
- Orden vom Niederländischen Löwen, Großkreuzritter (NL1)
- Österreichisch-kaiserlicher Leopold-Orden, Großkreuz (ÖL1)
- später die Brillanten zum Großkreuz erhalten (ÖL1mBr)
- Orden der Eisernen Krone (Österreich), Ritter I. Klasse (ÖEK1)
- Persischer Sonnen- und Löwenorden, Großkreuz (PSuL1/PL1)
- Stern von Rumänien, Großkreuz (StrRum1/RumSt1)
- Sankt-Annen-Orden, I. Klasse (RA1)
- Orden des heiligen Olav, Großkreuz (NO1)
- Osmanie-Orden, I. Klasse (TO1)
- später die Brillanten zur I. Klasse erhalten (TO1mBr)
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Stern der Großkomture
- Hausorden der Treue, Großkreuz (BdT/BT)
- Orden Berthold des Ersten (BZLBI/BZBI)
- Civil-Verdienst-Orden der Bayerischen Krone, Großkreuz (BCV1/BKr1)
- Großherzoglich Hessischer Ludwigsorden, Großkreuz (GHL1/HL1)
- Orden der Rauten-Krone (SR/SRK)
- Orden der Württembergischen Krone, Großkreuz mit Brillanten (WK1mBr)
- St. Alexander-Orden, Großkreuz (BA1)
- Orden vom Doppelten Drachen, I. Klasse, 3. Stufe (ChDDI.3/CDI.3)
- Ritterorden der hl. Mauritius und Lazarus, Großkreuz (JMuL1/JM1)
- k.u. Sankt Stephans-Orden, Großkreuz (ÖSt1/USt1)
- Militär-Orden San Bento d’Aviz, Großkreuz (PBd’A1/PB1)
- St. Andreas-Orden (RAd)
- Takovo-Orden, Großkreuz (ST1)
- Siamesischer Weißer Elefantenorden, Großkreuz (SEO1/SE1)
- Nischan-Istechar (TNJ)
- Jubiläums-Eichenlaub „25“ 1870/1895
- Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit der Ordenskette am 18. Oktober 1895
- Investitur zum Schwarzen Adler Orden am 17. Januar 1896
- als Generalfeldmarschall die Brillanten zum Hohen Orden erhalten
- Zentenarmedaille, 1897
- Großkreuz des Roten Adlerordens mit Krone und Eichenlaub und Schwertern am Ringe (Halsorden)
- Militär-Verdienstorden (Bulgarien), Großkreuz (BMO1)
- Königlicher Viktoria-Orden, Großkreuz (GV1)
- Orden des heiligen Karl, Großkreuz (MC1)
- Orden Danilos I. für die Unabhängigkeit, Großkreuz (MU1)
- St. Andreas-Orden (RAd)
- Medschidie-Orden, I. Klasse mit Brillanten (TM1mBr)
Verweise
- Gerd Heinrich: Hahnke, Karl Wilhelm Gustav Bernhard Ferdinand von in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 514−515
Fußnoten
- Geboren 1833
- Gestorben 1912
- Generalfeldmarschall (Preußen)
- Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Mitglied der Ehrenlegion (Offizier)
- Träger des Schwarzen Adlerordens
- Träger des Großkreuzes des Roten Adlerordens
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Ausprägung unbekannt)
- Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Großkreuz)
- Träger des Dannebrogordens
- Träger des Sankt-Olav-Ordens
- Träger des k.u. Sankt Stephans-Ordens
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1870)