Haverkamp, Wilhelm

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Professor Wilhelm Haverkamp
Wilhelm Haverkampaus-Unterschrift.jpg

Wilhelm Heinrich Haverkamp (Lebensrune.png 4. März 1864 in Senden, Westfalen; Todesrune.png 13. Januar 1929 in Berlin-Friedenau) war ein deutscher Bildhauer und Medailleur. Er gilt als Vertreter des Historismus.

Leben

Haverkamp wurde 1864 in Senden geboren und studierte u. a. ab 1883 an der Preußischen Akademie der Künste. Dieses Studium schloß er 1887 unter Fritz Schaper ab und wurde bis 1889 Atelierschüler bei demselben. Ein Stipendium, welches er für den Erhalt des Rom-Preises der Akademie erhielt, führte ihn nach Rom wo er einige Werke schuf, unter anderem die Knabengruppe auf korinthischem Kapitell als Entreeskulptur für den Palast eines seiner Förderer Wilhelm Hüffer. Nach seiner Heirat im Jahr 1892 lebte und arbeitete er hauptsächlich in Berlin. Ab 1901 (1903 als Professor) lehrte er an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums und unterrichtete u. a. Heinrich Splieth, Gustav Wallat, Reneé Sintenis und Wilhelm Kruse.
Seine Kindheit verbrachte er vor allem bei den Großeltern in Capelle/Westf., der Großvater Wilhelm Ferlmann war ehem. Lehrer und Organist. Durch ihn wurde H. künstlerisch sehr stark geprägt. Sein handwerkliches Können erwarb er ab 1877 bei August Schmiemann und Heinrich Fleige in Münster. Außerdem besuchte er die Abendkurse der Zeichenschule der dortigen Kunstgenossenschaft. 1883 errang H. mit der Skulptur Rotkäppchengruppe ein Stipendium für die KA in Berlin. Seine dortigen Lehrer waren Carl Gottfried Pfannschmidt, Albert Wolff und Fritz Schaper. 1889 errang H. den großen Rompreis für ein Studium (1889-92). In Rom lebte der Kaufmann Wilhelm Hüffer aus Münster, der ihn förderte und u. a. die Skulptur Bocksprung in Auftrag gab. Auch die Marmorgruppe Knaben auf korinthischen Kapitel**,[1] Bocksprung** und Betende Mutter von S. Agostino** sind in dieser Zeit entstanden. Bevor H. nach Berlin zurückkehrte, heiratete er 1892 in Senden Margarethe Ferlmann-Bringelmann, die Adoptivtochter seines Onkels aus Cincinetti /USA. Als Meisterschüler von Fritz Schaper machte H. Bekanntschaft mit den einflussreichen Architekten Franz Schwechten und Johannes Otzen. Die zwei Grabengel für die Fürstengruft in Dessau (1898*), die Terrakotta-Skulpturen Propheten und Evangelisten in den Lutherkirchen in Berlin-Friedenau (1892), Apolda (1893) und Görlitz (1901), in der Apostelkirche, Ludwigshafen (1893), der Ringkirche, Wiesbaden (1893); der Georgenkirche, Berlin (1897*), und die Ausstattung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis- Kirche mit zwei Reliefs (1894) und den Apostelfürsten (1896*) gingen auf diese Beziehungen zurück. Als junger Künstler schuf H. die Marmorgruppe Vater und Sohn, Andreasplatz, B.- Friedrichshain (1896), sowie zwei Bronzedenkmale Bismarck (1896*) und Moltke (1900*) in Plauen. Für Elbing schuf er Ferdinand Schichau (1903*) und Wilhelm I. (1905*) und F.A. Krupp in Kiel (1904*). Die St. Bonifatiuskirche B.-Steglitz erhielt wegen Geldmangel nur die beiden ersten und letzten Stationen eines Kreuzweg, (1909), der jedoch nie vollendet wurde.
Die XIV. Station diente H. später als Motiv für viele Grab- und Kriegerdenkmale. Ein Hochaltar aus Galvano für die Rosenkranzbasilika (1900) ist noch in B-Steglitz zu bewundern. Durch das Bronzedenkmal Großer Kurfürst in Minden (1901) wurde Kaiser Wilhelm II. auf ihn aufmerksam und bestellte einen Zweitguss für Kiel (1901*). Zwei Kaiserbesuche in seinen Ateliers im KGM und in der Görres Str. 16, Friedenau, sind überliefert. Weitere kaiserliche Aufträge folgten: Fuchsjagd, Berlin-Tiergarten (1904), Wilhelm II. von Oranien (1907), Wilhelm II., Mürwyk (1909*), alles Bronze. Die Marmorherme Friedrich der Große, Küstrin (1902*); mehrere Medaillen aus Edelmetall und Teile der Innenausstattungen der SMS Deutschland (1900*) und SMS Kaiser Wilhelm (1902*). H. schuf auch profane Skulpturen wie Kegler (1893**), Bronze, Murmelspieler (1894**), außerdem die Fassaden-Skulpturen Religion und Verwaltung (1904) am Charlottenburger Rathaus, Wissenschaft in Hamburg-Altona (1901*) und Vom Brunnen in Breslau (1906*) in Sandstein. 1909 folgten Grabmäler in Galvano für Rosenheim, Düsseldorf, Bliesheim, Bernkastel und Berlin*. Für St. Ann's home in Techny/Ill. schuf H. 1924** neun überlebensgroße Heiligen-Figuren aus Holz. Haverkamp blieb stets seiner westfälischen Heimat treu. Die Ferien verbrachte er häufig bei seiner Familie in Senden und schöpfte hier Kraft für sein künstlerisches Schaffen. In Westfalen schuf er Kriegerdenkmale für Coesfeld (1899), Lüdinghausen (1907*), Senden (1909) (alle in Bronze) und in Muschelkalk für Münster- Albachten (1922) sowie Gedächtnisaltäre für Senden (1919, Pietà) in Holz, und die Kirchen St. Antonius, Galvano, (1916), St. Lamberti (1922) und Hl. Kreuz (1919*) (beide Baumberger Sandstein) in Münster, sowie den Hl. Michael für St. Georg, Hiddingsel (1915). Auch die Innenausstattung von St. Otger, Stadtlohn (1907*), Sandstein und Galvano (teilw. erh.); der Altar im Martinistift, Appelhülsen (1910*), Sandstein; Josef und Jesus (1915), und Herz-Jesu (1918), Marmor, Hiddingsel, sowie das Westportal von St. Laurentius aus Sandstein in Warendorf (1914) sind von H. Als sein Hauptwerk gilt die Ringergruppe (1906) in Bronze im Volkspark Rehberge, Berlin, die ihm höchste künstlerische Anerkennung verlieh. H. war 1901-24 Doz. und Prof. (1903) für figürliches und ornamentales Modellieren am KGM in Berlin. Ab 1914 Mitgl. der Kgl. AdK ebenda. Zu seinen Schülerinnen und Schülern gehörten Heinrich Splieth, Gustav Anton Wallat, Wilhelm Kruse und Renée Sintenis.[2]

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1893-1911 Berlin: Große Berliner Kunstaustellung (KA)
  • 1909 München, Glas-Palast
  • 1928 Düsseldorf
  • 2009 Doppelausstellung Senden und Lüdinghausen

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • 1892 Ehrenvolle Erwähnung der Akademie der Künste Berlin
  • 1899 Herzoglich Anhaltinischer Hausorden für Wissenschaft und Kunst in Gold
  • 1901 Kleine Goldene Medaille für Kunst, Berlin
  • 1901 Roter-Adler-Orden, IV. Klasse
  • nach 1903 Roter-Adler-Orden, III. Klasse mit der Schleife
  • Preußischer Kronenorden, III. Klasse
  • 1909 Goldene Medaille der Akademie der Bildenden Künste (AdK), München
  • 1909 Aufnahme in die „Union International des BA et des Lettres“, Paris
  • 1913 Große goldene Medaille der Akademie der Künste (AdK), Berlin für die „Ringergruppe“ (1906) im Berliner Volkspark Rehberg
  • 1916 Aufnahme in die AdK in Berlin

Werke (Auswahl)

  • 1889: Gang zum Hades (Relief „Hermes führt dem Charon die Seelen der Verstorbenen zu“, Berlin) – Haverkamp erhielt dafür den Großen Staatspreis
  • 1891: Knabengruppe auf korinthischem Kapitell (Marmorskulptur, Marmor, Empfangshalle der Villa Huffero, Rom)
  • 1893: „Corpus Christi“, Abendmahlsrelief, alttestamentliche Propheten und die vier Evangelisten in der Lutherkirche, Apolda
  • 1893: Zwei Fassadenreliefs („Luther vor dem Reichstag zu Worms“ und „Kurfürst Joachim II. v. Brandenburg empfängt das erste Abendmahl“) und zwei Reliefmedaillons („Hus“ und „Wyclif“) aus Terrakotta an der Lutherkirche in Berlin-Friedenau (Schöneberg)
  • 1893/94: Evangelistenfiguren und Türrelief unter der Kanzel der Evangelischen Ringkirche in Wiesbaden (Entwurf von Haverkamp; Ausführung von Hermann Hasenohr)
  • 1896: Bismarckdenkmal in Plauen (enthüllt am 1. April 1896)
  • 1898: Handwerker mit Sohn (auch „Vatergruppe“ genannt; Marmorskulptur eines sitzenden Handwerkers mit Sohn), Berlin, Andreasstraße – bis 1960 mit anderem Sockel Bestandteil einer Marmorsitzbank auf dem Andreasplatz, gemeinsam mit der sogenannten „Muttergruppe“ von Edmund Gomansky (letztere seit 1960 im Volkspark Friedrichshain in der Nähe des Krankenhauses)
  • 1898: zwei Engel als Grabfiguren für die Fürstengruft der Marienkirche in Dessau
  • 1899: Kaiser-Wilhelm-Denkmal (Standbild Wilhelms I. und Kriegerdenkmal) in Coesfeld
  • 1900: Standbild Moltkes in Plauen (enthüllt am 26. Oktober 1900)
  • 1900: Schichau-Denkmal in Elbing, Westpreußen (Denkmal des Fabrikanten Ferdinand Schichau, enthüllt am 18. November 1900)<[3]
  • um 1900: Hochaltar für die Rosenkranz-Basilika in Berlin-Steglitz
  • 1900/01: Beteiligung am Fassadenschmuck des städtischen Museums Altona
  • 1901: Ausgestaltung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin (Apostelfiguren und Reliefs)
  • 1901: Hochaltar, Kanzel, Taufbecken und Evangelisten in der Lutherkirche zu Görlitz
  • 1901: Abendmahlsrelief (2,1 × 6 m) in der Lutherkirche zu Solingen
  • 1901: Denkmal des Großen Kurfürsten, Minden (enthüllt 18. Juni 1901); Zweitguss im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. für Kiel (enthüllt in Anwesenheit des Kaisers am 20. Juni 1901)
  • 1902: Kanzel mit der Darstellung Christi (der Frau am Jakobsbrunnen predigend) und dem Schriftzug „Wen da dürstet der komme“, Evangelische Hauptkirche Rheydt
  • 1902: Gruppe „Barmherziger Samariter“ im Krankenhaus in Berlin-Schlachttensee
  • 1903: Marmorherme Friedrichs des Großen, Schloss Küstrin; Zweitanfertigung für das Arbeitszimmer des Kaisers, Neues Palais, Potsdam
  • 1903/04: Krupp-Denkmal im Auftrag des Kaiserlichen Yachtklubs (KYC), dessen Protektor Wilhelm II. war; Kiellinie, Kiel. Enthüllung am 22. Juni 1904. Inschrift Alfred Krupp
  • 1904: Zwei Fassadenfiguren („Religion“ und „Verwaltung“) für das Rathaus Charlottenburg
  • 1904: Fuchsjagd (Bronzestatue, ab 1907 Teil eines den – von Cuno von Uechtritz-Steinkirch gestalteten – Hubertusbrunnen umgebenden Ensembles am Großen Stern im Tiergarten, die anderen drei Skulpturen waren von Karl Begas, Max Baumbach und Fritz Schaper; 1938 an die Fasanerieallee versetzt)
  • 1905: Kaiser-Wilhelm-Denkmal (Standbild Wilhelms I.) in Elbing (enthüllt am 23. Juli 1905 in Anwesenheit von Kaiserin Auguste Viktoria)
  • 1906: Ringergruppe (Bronzeplastik im Volkspark Rehberge, Afrikanische Wiese, gegossen von Akt.-Ges. vorm. H. Gladenbeck & Sohn). Online Fotos hier
  • 1907: Hochaltar für St. Otger, Stadtlohn
  • 1907: Kriegerdenkmal vor dem Amtsgericht in Lüdinghausen. Enthüllung am 21. Juli 1907. 1943 abgetragen und 1945 in Lünen eingeschmolzen.
  • 1907: Bronzestatue Wilhelms II. von Oranien auf der Lustgartenterrasse des Berliner Schlosses (eingeweiht von Kaiser Wilhelm II. am 19. Mai 1907 gemeinsam mit 4 Standbildern anderer Oranier von Adolf Brütt, Walter Schott, Martin Wolff und Heinrich Baucke)[4]
  • um 1909: Kreuzigungsgruppe, Friedhof der St. Sebastiansgemeinde, Berlin-Reinickendorf
  • 1909: Bronzerelief für Grabstätte Ernst, Friedhof der St.-Matthias-Gemeinde, Berlin
  • 1909: Kriegerdenkmal in Senden/Westf. (Erzengel Michael aus Bronze)
  • 1911: Plakette zur Weltausstellung in Turin mit Brustrelief von Wilhelm II.
  • 1913: Hochaltar „Familie von Nazareth“ aus Baumberger Sandstein im Martinistift in Nottuln-Appelhülsen. 1925 abgetragen, Köpfe heute im Sandsteinmuseum in Havixbeck.
  • 1914: Zwei Fassadenreliefs aus Formziegel an der Kirche St. Marien in Berlin Friedenau
  • 1914: Großes neogotisches Portal (mit sieben Figuren und dem Relief „Maria Krönung“) sowie zwei Anbetungsaltäre für die St. Laurentiuskirche in Warendorf
  • 1916: Grablegung Christi für die St-Antonius-Kirche, Münster
  • 1919: Pietá in St. Laurentius, Senden/Westf. (Teil des Kriegergedächtnisaltars)
  • 1921: Grabstein für seine 1918 verstorbene Frau auf dem Friedhof St. Laurentius in Senden/Westf. (wo auch Wilhelm Haverkamp am 19. Januar 1929 beigesetzt wurde)
  • 1922: Kriegergedächtnisaltar in der Lambertikirche, Münster
  • 1922: Kriegerdenkmal „St. Michael“ auf dem Friedhof in Münster-Albachten aus bayrischem Muschelkalk. Standort bis 1975 auf dem Kirchplatz neben der Pfarrkirche
  • 1922: Marienstatue in St. Elisabeth (Berlin-Schöneberg)
  • 1924: neun Heiligenfiguren für St. Ann’s Home in Techny, Illinois
  • großes Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. (wahrscheinlich im Rahmen eines Wettbewerbs für Berlin; nur Entwurf)
  • 1928: überlebensgroße „Herz Jesu“ Figur aus Holz in St. Marien zu Berlin-Friedenau. (Es war des Künstlers Pfarrkirche und er fühlte sich ihr sehr verbunden)

Literatur

Fußnoten