Küstrin

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Küstrin

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Mark Brandenburg
Landkreis: Königsberg/Neumark
Provinz: Brandenburg
Einwohner (1939): 21.499
Koordinaten: 52° 35′ N, 14° 39′ O
Flucht.jpg
Küstrin befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Küstrin - Blick zur Warthe.jpg

Küstrin ist eine deutsche Kleinstadt im Kreis Königsberg/Neumark in Brandenburg

Lage

Küstrin liegt rund 80 km östlich von Berlin und etwa 165 km westlich der Stadt Posen an der Mündung der Warthe in die Oder. Der größere Teil der beiderseits der Oder gelegenen Stadt ist seit Ende des Zweiten Weltkrieges von Polen völkerrechtswidrig annektiert, während das westlich der Oder gelegene Stadtgebiet heute als Ortsteil Küstrin-Kietz zur brandenburgischen Gemeinde Küstriner Vorland gehört.

Geschichte

Das Gebiet des heutigen Küstrin war seit dem 2. Jahrhundert vor Chr. von Germanen besiedelt. Im 10. Jahrhundert war es im Gebiet der Pommern, welche mehrmalige Eroberungsversuche der Polanen abwehren konnten. 1232 wurde die Gegend von Küstrin den Tempelrittern gegeben. 1261 wurde Küstrin als Stadt erwähnt. Im selben Jahr kam es zur Markgrafschaft Brandenburg, als die Askanier ihr Land Lebus als Neumark eingliederten.

Um 1300 erhielt Küstrin durch Albrecht III. v. Brandenburg das Magdeburger Stadtrecht. 1535 wurde die Stadt von Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin („Hans von Küstrin“) zur Residenz erhoben. Anschließend wurde das Schloß erbaut und die Stadt zur Festung ausgebaut. Seither hatte die Stadt bis 1945 eine ständige brandenburgische bzw. preußische bzw. deutsche Garnison, unterbrochen nur durch die französische Besetzung 1806 bis 1814.

Im Zuge der Gebietsteilung unter den Söhnen von Kurfürst Joachim I. Nestor von Brandenburg fielen die Neumark mit Küstrin und andere Gebiete als Markgrafschaft Brandenburg-Küstrin an dessen jüngeren Sohn Johann.

Ab 1536 wurde Küstrin wegen seiner damaligen strategischen Lage von Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin (auch Hans von Küstrin genannt), dem Bruder von Kurfürst Joachim II. Hektor von Brandenburg, zur Residenz erhoben und zur Festung ausgebaut. Da die Festung im Zusammenfluß von Oder und Warthe angelegt wurde, bildeten die Flüsse an zwei Seiten einen natürlichen Schutz. Zusätzlich machten die morastigen Wiesen der östlichen Landseite Küstrin zu einer schwer einnehmbaren Festung. Der Bau der aus Stein errichteten Festung dauerte bis 1557 und kostete Brandenburg die damals horrende Summe von rund 160.000 Gulden. Nach dem Tod von Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin im Jahr 1571 fiel die Markgrafschaft Brandenburg-Küstrin wieder an das Kurfürstentum Brandenburg.

Von 1627 bis 1633 hielt sich der brandenburgische Kurprinz und spätere Kurfürst Friedrich Wilhelm in der Festung auf. In seiner Regierungszeit von 1640 bis 1688 ließ er Küstrin zu einer der stärksten Festungen in Deutschland ausbauen. Die als uneinnehmbar geltende Festung Küstrin spielte im Dreißigjährigen Krieg jedoch keine militärische Rolle.

Nach seinem Fluchtversuch aus Preußen wurde der 1712 geborene preußische Kronprinz Friedrich von seinem Vater König Friedrich Wilhelm I. von Preußen von 1730 bis 1732 im Küstriner Schloß inhaftiert. Am 6. November 1730 ließ der König vor den Augen des Kronprinzen dessen Fluchthelfer und Freund Hans Hermann von Katte auf der Bastion Brandenburg enthaupten.

Im Siebenjährigen Krieg wurde Küstrin vom 15. bis 18. August 1758 von russischen Truppen belagert und in Brand geschossen, jedoch ohne dass die Festung erobert werden konnte. König Friedrich II. entsetzte die Festung und schlug die Russen am 25. August 1758 östlich von Küstrin in der Schlacht bei Zorndorf. Nach der preußischen Niederlage von 1806 gegen Napoleon diente die Festung Küstrin dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und seiner Frau Königin Luise kurze Zeit als Zuflucht. Nachdem das Königspaar nach Memel weiter geflüchtet war, übergab Oberst Ingersleben die Festung am 1. November 1806 kampflos an die Franzosen. Erst am 20. März 1814 kapitulierten die Franzosen nach einjähriger Belagerung und Preußen übernahm wieder die Festung. 1819 war der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn in der Festung inhaftiert. Im Jahr 1876 wurde die erste Infanteriekaserne erbaut. Wegen sinkender militärischer Bedeutung als Festung wurde 1901 und 1902 die Befestigung vor dem Küstriner Schloß abgetragen. Küstrin blieb jedoch eine bedeutende Garnisonsstadt. 1913 wurde ein dritter Truppenteil hier stationiert. Die Truppen waren in Kasernen in der Festung und auf der Oderinsel untergebracht.

Neuzeit

Einen Aufschwung erlebte Küstrin 1857 durch den Anschluß an die Eisenbahnstrecke der Preußischen Ostbahn, die nordwestlich der Festung die Oder überquerte. Die Stadt dehnte sich östlich der Festung/Altstadt um die Neustadt aus und entwickelte sich wegen der hier zusammentreffenden Straßen-, Schienen- und Wasserwege zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt, unter anderem an der wichtigen Reichsstraße 1 (Aachen – Berlin – Küstrin – Königsberg).

Nach dem Ersten Weltkrieg mußten laut den Bestimmungen des Versailler Vertrages Teile der Festung Küstrin durch das Deutsche Reich geschleift werden. Von 1921 bis 1931 wurden alle Befestigungen an der Nord- und Ostseite abgerissen (Bastionen Königin, Kronprinz und Kronprinzessin mit der dazwischen befindlichen Festungsmauer und dem Zorndorfer Tor sowie das Ravelin Christian-Ludwig). Dabei wurden auch die Gräben in diesem Bereich zugeschüttet und eine neue Umgehungsstraße um die Altstadt herum angelegt. An der Oderseite wurde die Festungsmauer zwischen den Bastionen König und Brandenburg abgerissen und hier eine Parkanlage angelegt, die als Kattewall bezeichnet wurde.

Küstrin verlor durch die personelle Beschränkung der Reichswehr auch seine Bedeutung als Garnison, nur noch wenige Einheiten verblieben in Küstrin. Erst mit der Wiederaufrüstung während des Nationalsozialismus wurden wieder Truppenteile in Küstrin stationiert, so dass mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wieder die Truppenstärke der Kaiserzeit erreicht und überschritten wurde.

Ab 1933 wurden zahlreiche Militärbauten neu errichtet. Außerdem wurden eine Zellstoffabrik und die Deutschlandsiedlung im Stadtteil Kietz gebaut. 1939 zählte Küstrin 24.000 Einwohner.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde insbesondere die Altstadt von Küstrin während der Kämpfe zwischen Wehrmacht und Roter Armee zu 90 Prozent zerstört.

Zunächst waren die Gebiete östlich der Oder und somit auch Küstrin nach dem Krieg sowjetisch besetzt. Nach der Potsdamer Konferenz wurden diese Gebiete unter Einschluß des östlich der Oder gelegenen Küstriner Stadtgebietes Polen zur Verwaltung zugesprochen und die Stadt umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde Richtung Westen vertrieben und die Stadt mit Polen aus anderen Landesteilen besiedelt. Während die stark zerstörte Altstadt nach dem Krieg völlig niedergerissen wurde, wurde die Neustadt wieder aufgebaut.

Während der Kämpfe am Ende des Zweiten Weltkrieges im Februar 1945 in der zur Festung erklärten Stadt wurde die Altstadt schwer zerstört und nach Kriegsende dem Erdboden gleichgemacht. Die „Festung Küstrin“ unter SS-Gruppenführer Heinrich-Friedrich „Heinz“ Reinefarth fiel am 30. März 1945 endgültig in die Hände des bolschewistischen Feindes. Die prächtige 400jährige deutsche Altstadt wurde nicht wieder aufgebaut und ist heute unbewohnt.

Wendezeit

Nachdem das Gelände für Jahrzehnte gesperrt war und damit im Abseits lag, wurden in den 1990er-Jahren die Straßen und Gebäudereste freigelegt. Außer den Straßenzügen mit Pflasterabschnitten, Bordsteinkanten und Granit-Gehwegplatten sind von der Bebauung nur noch Eingänge, Grundmauern und Fundamentreste sichtbar. Diverse Treppen führen ins Nichts. Markante Gebäudereste sind vom Schloß und von der Pfarrkirche erkennbar. Teilweise waren die Schienen für die Städtische Straßenbahn, die von der Neustadt kommend bis zum Berliner Tor fuhr, noch im Straßenpflaster sichtbar.

Erhalten sind heute Teile der ehemaligen Festungswerke (z. B. die Bastionen König, Königin, Brandenburg und Philipp und das befestigte Berliner Tor und Kietzer Tor). Das Kietzer Tor und die Bastion Phillip wurden inzwischen wieder restauriert. Derzeit erfolgen Restaurierungsarbeiten am Berliner Tor.

Die Küstriner Altstadt wird heute auch als „Pompeji an der Oder“ bezeichnet. Der Zugang zum Altstadtgebiet ist derzeit nur von Osten über das Gelände der ehemaligen (in den 1920er-Jahren abgebauten) Festungsmauern und Bastionen möglich. Hier wurden in den 2000er-Jahren das Hotel Bastion, eine Tankstelle (die in ihrer Gestaltung an das Zorndorfer Tor erinnern soll) und ein längerer Gebäuderiegel gebaut. In der Altstadt wurden 2009 Straßenschilder sowie an markanten ehemaligen Gebäuden (z. B. am Schloß, an den Ruinen der Marienkirche) Hinweistafeln in polnisch und deutsch aufgestellt, die über das jeweilige Gebäude Auskunft geben. Ergänzt werden diese Tafeln mit einem Bild des Gebäudes vor seiner Zerstörung. Im Berliner Tor ist heute eine Touristeninformation eingerichtet, in der unter anderem kostenfreie Kurzführer einschließlich Stadtplan angeboten werden. Einige Funde aus dem Areal geben zudem einen Einblick in die wechselvolle Geschichte von Küstrin. Die Altstadt ist heute Bestandteil der Europäischen Zitadellenroute.

In dem bis 1945 zur Altstadt und heute zu Küstrin-Kietz gehörenden Gebiet zwischen der Oder und dem Oder-Vorflut-Kanal (sogenannte „Oderinsel“, von 1945 bis 1991 militärisches Sperrgebiet) befindet sich eine ehemalige Artilleriekaserne der Wehrmacht, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu ihrem Abzug 1991 von sowjetischen Streitkräften (Rote Armee) belegt wurde und heute ungenutzt leersteht.

Die Festung Küstrin

Zur Festung Küstrin gehörten auch vier Außenforts:

Neben den Forts wurden im westlichen Vorfeld der Festung weitere zusätzliche Befestigungsanlagen angelegt. Diese sogenannten Lünetten A bis D sind heute noch teilweise erhalten.

Die preußische Festungsruine und ehemalige Altstadt befindet sich auf einer Halbinsel am Zusammenfluß von Oder und Warthe. Bekannt wurde Küstrin u. a. durch die Exekution Hans Hermann von Kattes, eines Jugendfreundes Friedrich II. nach dessen Fluchtversuch.

Die Festung Küstrin hatte die Form eines langgestreckten Sechsecks. Im Südwesten grenzt die Festung zur Oder hin. Zu den Befestigungen gehörten neben den Festungsmauern noch die Bastionen König, Königin, Kronprinz, Kronprinzessin, Philipp und Brandenburg sowie zahlreiche Vorbefestigungen (z. B. Ravelin Albrecht). Innerhalb der Festung lag die Stadt mit Marktplatz, Kirchen, Schloß sowie allen militärischen Einrichtungen (z. B. Lazarett, Magazinen und Geschützgießerei. Die Soldaten der Festungsbesatzung waren zunächst in Privathaushalten einquartiert.

Sehenswürdigkeiten

Bekannte, in Küstrin geborene Personen

Bildergalerie

Literatur

  • Fritz Kohlase: 1945. Als Küstrin in Trümmer sank

Verweise

Fußnoten

  1. C.Krüger: Küstrin (Pionier-Bataillon Nr. 28), Landkreis Königsberg Nm., Brandenburgdenkmalprojekt.org, 2021
  2. Küstrin (Denkmal: 1864 u. 1866 u. 1870/71), Landkreis Königsberg Nm., Brandenburgdenkmalprojekt.org
  3. Küstrin (Denkmal: 1. Weltkrieg), Landkreis Königsberg Nm., Brandenburgdenkmalprojekt.org, 2021
  4. Wolfram Mallebrein (Hg.): Deutsche National-Denkmale, DSZ Verlag, München 1995, S. 123