Wolf, Gusti

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Gusti Wolf
Gusti Wolf (Aufnahme von 1939)
Heini Handschumacher, Gusti Wolf und Gustav Fröhlich in dem Bavaria-Film Herz geht vor Anker (1940)
Gusti Wolfs Grab
Wien, Zentralfriedhof
Inschrift des Grabsteins

Augusta „Gusti“ Wolf (Lebensrune.png 11. April 1912 in Wien; Todesrune.png 5. Mai 2007 ebenda) war eine deutsche Schauspielerin aus Österreich.

Leben

Guti Wolf wurde am 11. April 1912 in Wien in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. Bereits mit 13 Monaten verlor sie ihre Mutter, bis zu ihrem 7. Lebensjahr wurde sie von der Großmutter erzogen, da der Vater im Ersten Weltkrieg Dienst tun musste, danach von der zweiten Frau ihres Vaters.

Nach der Schule ging Gusti Wolf gegen den Willen der Eltern zum Theater gegangen. Im Theater an der Wien und am Raymund-Theater hatte sie in Märchenvorstellungen Englein und Elfen gespielt, in der zweiten Reihe des Chores gestanden, „Rhabarber, Rhabarber" gemurmelt und „viel Volk" in Spitzenleistungen dargestellt. Dann kam das erste Engagement nach Krumau. In einem uralten kleinen Dörfchen spielte sie.

Die Bretter, die die Welt auf diesem Theater bedeuten sollten, waren auf Bierfässer gelegt. Hohle Fässer verbessern die Akustik — meinte ihr Direktor. Scheinwerfer oder Soffitten gab es nicht. Normale Zimmerbeleuchtung mußte das große und kleine Himmelslicht ersetzen. Elf Personen bildeten das Ensemble. Die ganze Direktion spielte natürlich auch mit. Jeder von ihnen mußte an einem einzigen Abend zwei oder drei Rollen spielen. Nachmittags gaben sie Märchenvorstellungen. Da sie kaum Zeit zum Rollenlernen hatten, gab es oft die lustigsten Zwischenfälle. Mehr oder minder mußten sie aus dem Stegreif spielen. Aber es gefiel den Leuten. Immer war der Beifall groß. Wer nicht die paar Groschen für den Eintritt hatte, konnte mit Naturalien bezahlen. Leider dauerte die ganze Herrlichkeit nicht allzulange. Nach einem Monat waren sie pleite. Über die sudetendeutsche Wanderbühne kam sie wieder nach Wien, an die Kammerspiele zu Erich Ziegel, und von Wien mit einem Sprung über Mährisch–Ostrau 1935 nach München ans Volkstheater und schließlich an die Kammerspiele zu Direktor Otto Falckenberg.[1] Seit Ende der 1930er Jahre war die Schauspielerin auch auf der Leinwand zu sehen, so erstmals 1937 mit einer kleinen Rolle in Die Unentschuldigte Stunde, eine Titelrolle 1937 in Die Austernlilli folgte.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieges blieb Gusti Wolf eine gefragte Darstellerin. Danach konzentrierte sie sich wieder vermehrt auf ihre Arbeit beim Theater und stand nur noch selten vor der Kamera. 1946 wurde sie von Raoul Aslan an das Wiener „Burgtheater“ berufen, das fortan ihre künstlerische Heimat bleiben sollte. Ab Mitte der 1950er Jahre war sie oftmals Gast am „Hamburger Schauspielhaus“, erst unter Gustaf Gründgens, später unter Boy Gobert. Gusti Wolf verkörperte im Laufe ihrer Karriere mehr als 100 Theaterfiguren, ihr Repertoire war immer breit gefächert, reichte von klassischen Rollen wie in Stücken von Shakespeare, Molière und Kleist über Hugo von Hofmannsthal und Ödön von Horváth bis hin zu Strindberg, Elias Canetti, Edward Albee und Arthur Schnitzler, doch vor allem als Interpretin in Werken Nestroys machte sie sich einen Namen als herausragende Charaktermimin. Sie wirkte sporadisch in einigen Tatort–Produktionen wie in „Annoncen–Mord“ (1976) mit, ungeheure Popularität erlangte Gusti Wolf Anfang der 1980er Jahre durch ihre Rolle der Mutter des Titelhelden in der österreichischen Kult–Serie „Kottan ermittelt“). Sie tauchte unter anderem als Oma in der heiteren Familienserie „Wenn das die Nachbarn wüssten“ (1990) auf, eine Rolle, die sie auch in Hartmut Griesmayrs Fernseh–Komödie „Vier Frauen sind einfach zuviel“ (1992) spielte. Ihren letzten Auftritt vor der Kamera hatte Gusti Wolf 1998 in Andreas Prochaskas Kino–Kinderfilm „Die 3 Posträuber“.

Die Burgschauspielerin Gusti Wolf starb am 5. Mai 2007 drei Wochen nach ihrem 95. Geburtstag in Wien; ihre letzte Ruhestätte fand sie nach einer bewegenden Trauerfeier auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab (Gruppe 33G, Nr 38). Österreichs Bundeskanzler Alfred Gusenbauer nannte Wolf „eine der begnadetsten österreichischen Schauspielerinnen, die jede ihrer Rollen mit Brillanz und schauspielerischem Können verkörpert hat. (…) Im Namen der Republik verneige ich mich vor dieser kleinen aber großen Frau.“ Burgtheater-Direktor Klaus Bachler würdigte die Kammerschauspielerin unter anderem mit den Worten, Gusti Wolf habe sich bis in ihr hohes Alter „mutig auf unbekannte Pfade eingelassen“, sie sei „nicht modisch, deswegen konnte sie nie aus der Mode geraten“, sie sei „nie aus der Zeit gefallen und hat sich nie angepasst“. Privat war die Schauspielerin 13 Jahre lang mit dem 1968 verstorbenen Bühnenbildner Teo Otto liiert, dessen künstlerischen Nachlass sie nach seinem Tod betreute und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.

Auszeichnungen

Filmographie

  • 1937: Die Austernlilli
  • 1937: Die unentschuldigte Stunde
  • 1938: Kleines Bezirksgericht
  • 1939: Das Abenteuer geht weiter
  • 1939: Fasching
  • 1940: Falstaff in Wien
  • 1940: Herz geht vor Anker
  • 1944: Orient–Express
  • 1947: Singende Engel
  • 1948: Alles Lüge
  • 1950: Prämien auf den Tod
  • 1950: Jetzt schlägt’s 13 (Es schlägt 13)
  • 1950: Wenn eine Frau liebt
  • 1951: Verklungenes Wien
  • 1951: Der schweigende Mund / Der Himmel sagt nein
  • 1952: Schäm dich, Brigitte
  • 1953: Saison in Salzburg
  • 1953: Die Regimentstochter
  • 1953: Die geschiedene Frau
  • 1954: Rosen-Resli
  • 1956: Das Liebesleben des schönen Franz
  • 1957: Einen Jux will er sich machen
  • 1957: Tolle Nacht
  • 1957: … und die Liebe lacht dazu
  • 1958: Meine schöne Mama
  • 1958: Liebelei
  • 1960: Das weite Land
  • 1960: Willy, der Privatdetektiv
  • 1961: Urfaust
  • 1961: Das Riesenrad
  • 1963: Der Musterknabe
  • 1966: Der Heiratsschwindler heiratet
  • 1967: Der Arzt wider Willen
  • 1967: Panoptikum
  • 1969–70: Der alte Richter (Fernsehserie, elf Folgen)
  • 1970: Keine Angst Liebling, ich pass schon auf
  • 1975: Das Konzert
  • 1975: Derrick (Fernsehserie, eine Folge)
  • 1976: Sonntagsgeschichten
  • 1976: Tatort: Annoncen-Mord
  • 1976–1983: Kottan ermittelt]] (Serie, elf Folgen)
  • 1978–1981: Polizeiinspektion 1 (Fernsehserie, zwei Folgen)
  • 1980: Tatort: Mord auf Raten
  • 1988: Trostgasse 7 – eine Kindheit in Wien 1934–1938
  • 1990–1991: Wenn das die Nachbarn wüßten (Fernsehserie, zwölf Folgen)
  • 1991: Die Strauß-Dynastie
  • 1992: Vier Frauen sind einfach zuviel
  • 1993, 2000: Kommissar Rex (Fernsehsserie, zwei Folgen)
  • 1996–1999: Schlosshotel Orth (Fernsehserie, zwölf Folgen)
  • 1998: Die 3 Posträuber
  • 2006: Mozart Werke Ges.m.b.H.

Schriften

  • „Gusti Wolf erzählt aus ihrem Leben“ (2001)

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 35, 1. September 1939