Zieten, Hans Karl Graf von

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Feldmarschall von Zieten in der braunen Uniform seines Husaren-Regiments, porträtiert von Franz Krüger

Wieprecht Hans Karl Friedrich Ernst Heinrich von Zieten, ab 1817 Graf von Zieten (Lebensrune.png 5. März 1770 in Dechtow; Todesrune.png 3. Mai 1848 in Warmbrunn), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, General der Reiterei des Königreichs Preußen, Graf (seit 1817) und zuletzt Generalfeldmarschall. Er war, wenn auch nur entfernt verwandt, der zweite Husarengeneral aus dem Geschlecht der Zieten (→ Hans Joachim von Zieten) und einer der tüchtigsten preußischen Heerführer in den Kämpfen gegen den Tyrannen Napoleon I. Im April 1847 gehörte er als Mitglied der Herrencurie dem ersten preußischen Vereinigten Landtag an.

Werdegang

Völkerschlacht bei Leipzig: Generalleutnant Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz erreicht das Schlachtfeld

Kurzchronologie

Militärdienst

  • Fahnenjunker bis Rittmeister von der Armee (seit 7. Dezember 1793) im Leib-Husaren-Regiment „von Eben“ (H 2) (Leib-Regiment des Generals der Kavallerie Hans Joachim von Zieten) unter Generalleutnant Karl Adolf August Freiherr von Eben und Brunnen
  • Inspektionsadjutanten der West- und Südpreußischen Kavallerieinspektion als Major
  • Kommandeur der 1. Husaren-(Vorposten) Brigade (4 Schwadronen Württemberg-Husaren, Füsilier-Bataillon „von Wakenitz“, eine halbe reitende Batterie) während der Feldzuge in Ostpreußen (1807) (21. Mai 1807 zum Oberstleutnant befördert)
  • Kommandeur des 1. Schlesischen Husaren-Regiments „von Zieten“ ab 18. Februar 1809 (am 1. Juni 1809 zum Obersten befördert)
  • Auf Scharnhorsts Vorschlag wurde er Mitglied einer Kommission für die „Abschaffung des Kavallerie-Exerzierreglements“ (am 20. März 1813 zum Generalmajor befördert).
  • Mit seiner Oberschlesischen Kavalleriebrigade (die Oberschlesische Brigade bestand aus Infanterie und Reiterei, Befehl über die 7 Bataillone Infanterie hatte Oberst Georg Dubislav Ludwig von Pirch) im Mai 1813 als Teil des Blücher'schen Corps (später der Schlesischen Armee). Während der Kämpfe um Großgörschen am 2. Mai 1813 rang er mit wechselndem Glück um den Besitz des Dorfes Kleingörschen. Neben von Zieten fiel der Prinz Leopold von Hessen-Homburg, den er vergebens aus der Gefahr zu entfernen versucht hatte.
  • Am 26. Mai 1813 erlangte er einen Erfolg im Reitergefecht bei Haynau. Persönlich von General der Kavallerie von Blücher mit der Leitung dieser Operation betraut, lockte er den französischen General Maison in einen Hinterhalt. Durch die Inbrandsetzung der Mühle von Baudmannsdorf gab von Zieten seinen 18 Schwadronen das Zeichen zum Angriff. Er konnte den französischen Verbänden große Verluste zufügen, was den aus Bautzen zurückweichenden preußisch-russischen Verbänden etwas Entlastung brachte. Außerdem konnten sowohl das Prestige als auch die Moral der verbündeten Truppen kurz vor dem Abschluß des Waffenstillstandes von Pläswitz gehoben werden. Für diese Waffentat wurde von Zieten mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet.
  • Kommandeur der zum 2. (Kleist'schen) Corps gehörigen 11. Brigade beim Hauptheer der Koalition in Böhmen. Während der Dresdner Schlacht am 26. und 27. August 1813 kämpfte der Generalmajor nach der Einnahme von Strehlen mit Erfolg um den Großen Garten. Wenige Tage später, im Gefecht bei Kulm am 30. August 1813, konnte er bei der Deckung des Korps des Generalleutnants von Kleist Erfolge erzielen. Am 29. August 1813 bestand er ein lebhaftes Gefecht mit den Truppen des Marschalls Saint-Cyr. In den Gefechten, die schließlich in die Leipziger Schlacht mündeten, nahm von Zieten teil und wurde am 16. Oktober 1813 mit seiner Brigade dem Korps des österreichischen Generals der Kavallerie Johann von Klenau beigegeben. An diesem Tage sicherte von Zieten mit seiner Brigade die Verbindung zwischen Österreichern und Russen bei Wachau. Nachdem der Generalmajor erfolgreich die Ortschaft Zuckelhausen verteidigen konnte, war sein Versuch, die Ortschaft Sötteritz einzunehmen, erfolglos. Im Verlauf des Tages konnte er jedoch das von seinen Kanonen in Brand geschossene Probsthaida für die verbündeten Armeen besetzen. Bei der Völkerschlacht bei Leipzig erlitt seine Brigade zahlreiche Verluste, die jedoch nicht genau aufgezeichnet wurden.
  • Am 8. Dezember 1813 zum Generalleutnant befördert. Im Winterfeldzug von 1814 nahm er im II. Armeekorps des Generals von Kleist der Blücher-Armee teil. In dieser Zeit wurde die Zieten'sche Brigade mit überwiegenden Truppen aus Schlesien aufgefüllt. Am 13. Februar 1814 konnte er die Truppen des Generals Marmont bei Formentiers zurückwerfen. Am 9. März 1814 konnte er in einer groß angelegten Reiterattacke als Führer der Kleist'schen und Yorck'schen Verbände – insgesamt 30 Schwadronen – in einer nächtlichen Umgehungstaktik dem Gegner große Verluste beibringen. Seine Verbände konnten eine Mehrzahl der 45 erbeuteten Geschütze und 131 Munitionswagen einbringen.
  • Nach dem ersten Pariser Frieden übernahm er anstelle von Kleists den Befehl über das II. Armee-Korps und bezog im Departement der Somme Ruhequartiere, Amiens zu seinem Hauptquartier wählend.
  • Während des Feldzuges von 1815 kommandierte er das I. Korps, das im Mai 1815 etwa 30.000 Mann umfaßte. Der ehemalige Freikorpsführer Oberstleutnant Ludwig von Reiche wurde sein Generalstabschef. Bei Napoleons Herannahen fiel von Zieten, der schon seit Monaten in Charleroi kantoniert war, eine besonders schwierige Aufgabe zu: Er sollte sich mit extremster Langsamkeit auf Fleurus zurückziehen, um den heranrückenden preußischen Truppen genügend Zeit zu geben. Der Ort Fleurus war auch Aufmarschpunkt des restlichen preußischen Korps. Der Aufgabe zeigte sich von Zieten vollkommen gewachsen. Er beobachtete den heranrückenden Feind und hielt Fühlung mit den Hauptquartieren der preußischen Truppen und dem englischen Oberbefehlshaber Herzog von Wellington.
  • Am 15. Juni 1815 war er an den Gefechten von Tilly beteiligt und konnte sich mit wenigen Verlusten behaupten. Bei Ligny am folgenden Tag wurde die Hauptmacht seiner hervorragenden Truppen beim Hauptstoß gegen Napoleon nach heftigem Ringen gegen Ende des Tages zurückgeschlagen. Bei diesem Gefecht verlor er 11.000 Mann.
  • Am 18. Juni 1815, dem Tag der Schlacht bei Belle Alliance, und zwei Tage nach der verlorenen Schlacht bei Ligny, brachte Generalleutnant von Zieten dem Herzog von Wellington eine für den Ausgang der Schlacht entscheidende Hilfe. Am Nachmittag griffen die Franzosen mit großer Heftigkeit an, und der linke Flügel der Engländer geriet dadurch in schwere Bedrängnis. Zieten hatte von Blücher den Befehl bekommen anzuhalten, aber dem überzeugenden Rat von Müfflings (des späteren Gouverneurs von Paris), der im Stabe Wellingtons tätig war, gelang es, von Zieten zum Eingreifen in die Schlacht zu bewegen. Das rief bei den Franzosen Panik (terreur–panique) hervor und trug zum siegreichen Ausgang der Schlacht bei. Bedeutsam für die Kapitulation von Paris wurde schließlich das bei Issy am 2./3. Juli u. a. von General von Zietens I. Armeecorps siegreich geführte Gefecht gegen den aufständischen General Dominique Vandamme, Graf von Hüneburg. Eine Auszeichnung war es daher für ihn, als von Blücher anordnete, daß niemand anders als von Zieten dem König von Preußen die Nachricht von der Einnahme der französischen Hauptstadt schicken solle, ebenso daß er am 7. Juli als Erster in Paris einziehen durfte.
  • Im Spätsommer 1817 inspizierte König Friedrich Wilhelm III. die deutschen Truppen in Sedan und erhob bei dieser Gelegenheit (3. September) von Zieten als Oberbefehlshaber des Preußischen Okkupationskorps in den Grafenstand, verlieh ihm auch eine Dotation von 25.000 Talern.
  • Im Oktober 1818 hielt der König zusammen mit Zar Alexander nochmals Heerschau über von Zietens Corps bei Donchery. Im November desselben Jahres ging Zieten, nach dem Abmarsch des Okkupationskorps aus Frankreich, nach Berlin, wo er bald die Bestimmung empfing, das VI. (Schlesische) Korps zu kommandieren.
  • Am 14. September 1824 wurde er zum Chef des 4. Husaren-Regiments befördert, am 16. Juni 1825, am zehnjährigen Erinnerungstage von Ligny, General der Kavallerie.
  • Schon recht gealtert, erhielt er endlich am 6. Februar 1839, 69jährig, als Generalfeldmarschall den Abschied. Mit regem Interesse verfolgte er nach dem Ende der Kriegszeit alle das Heerwesen betreffenden Fragen. Es war ihm eine Genugtuung, als Generalfeldmarschall von Blücher ihn noch zu Lebzeiten zu einem Gutachten über erforderliche Reformen bei der Reiterei aufforderte, und noch in den 1840er Jahren nahm er Stellung in dem Streit über die von dem französischen Stallmeister Baucher über die Zureitung von Pferden aufgestellten Ansichten.

Zitate

„Der General von Zieten ist doch einer unserer besten Untergeneräle. Er sieht niemals Schwierigkeiten und führt ohne Anstand aus, was ihm aufgetragen wird.“August Graf Neidhardt von Gneisenau

Familie

Rittmeister von Zieten heiratete am 31. Januar 1797 seine Verlobte Josephine Gräfin von Berlo-Suys (1776–1814). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:

  • Josephine Clementine (Lebensrune.png 23. Oktober 1799; Todesrune.png 24. Februar 1862) ∞ 5. Mai 1821 Leopold Christian Gotthard Graf von Schaffgotsch (Todesrune.png 19. Oktober 1864) , preußischer Kammerherr und Herr auf Maywaldau
  • Leopold Karl (Lebensrune.png 23. Mai 1802; Todesrune.png 19. Mai 1870), Geheimer Regierungs- und Landrat
∞ Ernestine Hedwig Gräfin von Schaffgotsch (Lebensrune.png 12. Januar 1805; Todesrune.png 31. Juli 1846)
∞ 9. Juli 1849 Agnes Juliane Henriette Ernestine zu Lippe-Biesterfeld, verwitwete Biron von Kurland (Lebensrune.png 30. April 1810; Todesrune.png 21. April 1887)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

  • Fr. Bernhard: Der deutsche Soldat von Zieten (1740) bis zu den Feldzügen 1848 und 1849, in: „Der deutsche Soldat – Wahre und schöne Geschichten von ruhmwürdigen Thaten deutscher Krieger aus neuer und neuester Zeit“, Band 5, Verlag von J. Scheible (1850)

Verweise

Fußnoten