Adalbert von Preußen (1811)
Heinrich Wilhelm Adalbert Prinz von Preußen ( 29. Oktober 1811 in Berlin; 6. Juni 1873 in Karlsbad) war ein Sohn Prinz Wilhelms, des jüngsten Bruders König Friedrich Wilhelms III., und Prinzessin „Mariannes“ (Maria Anna Amalie von Hessen-Homburg). Der deutsche Offizier und General der Artillerie war Begründer, Admiral und Oberbefehlshaber der Marine Preußens von 1840 bis 1873 (ab Sommer 1871 Generalinspekteur der Kaiserlichen Marine) sowie Ritter des Ordens „Pour le Mérite“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Adalbert Prinz von Preußen trat bereits in jungen Jahren in die Preußische Armee ein und diente bei verschiedenen Waffengattungen, von 1832 bis 1854 bei der Artillerie, deren Inspekteur („Inspecteur“) er 1853 wurde (wie einst Carl von Clausewitz). Seit 1830 war er an der Spitze des „Vaterländischen Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger“.
Infolge seiner „Denkschrift über die Bildung einer deutschen Flotte“ (Potsdam 1848) wurde der adelige Offizier vom Deutschen Reichsministerium zum Vorsitzenden der Reichsmarine-Kommission ernannt, in welcher Stellung er wesentlich mit zur Begründung der gesamtdeutschen Flotte (Reichsflotte) zur Erlangung deutscher Seemacht beitrug. Der Prinz erhielt 1849 den Oberbefehl über sämtliche preußischen Kriegsfahrzeuge und wurde 1854 zum Admiral der preußischen Küsten ernannt. Als Admiral erwarb er sich durch die Gründung eines preußischen Kriegshafens im Jadebusen und um die Ausbildung des Marinepersonals bedeutende Verdienste.
1856 unternahm der Prinz eine Übungsfahrt im Mittelmeer und besichtigte hierbei die Rif-Küste in Marokko, wo 1852 ein preußisches Handelsfahrzeug beraubt worden war. Von den Rifpiraten bei Kap Tres Forcas angegriffen, wurde er selbst schwer verwundet und gezwungen, sich vor der Übermacht zurückzuziehen. Von 1859 bis 1871 war Adalbert Chef des Oberkommandos der Marine der Königlich Preußischen Marine und unternahm wiederholt Seereisen auf preußischen Kriegsschiffen.
Seit dem 18. Oktober 1861 war er Chef des 1. Thüringisches Infanterie-Regimentes Nr. 31 (Die Thüringer Garde).
Deutsch-Dänischer Krieg und Preußisch-Österreichischer Krieg
Während des Deutsch-Dänischen Krieges von 1864 hatte er den Befehl über das Ostseegeschwader; im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 nahm er im Hauptquartier des II. Armee-Korps an den Gefechten bei Nachod, Skalitz, Schweinschädel und an der Schlacht bei Königgrätz teil.
Deutsch-Französischer Krieg
Nach der Errichtung des Norddeutschen Bundes wurde Adalbert Oberbefehlshaber der Norddeutsche Bundesmarine, für deren rasche Entwicklung er sich sehr einsetzte. Als im Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) die vergleichsweise kleine norddeutsche Flotte gegen die feindliche Übermacht die offene See nicht halten konnte, begab sich der Prinz nach Frankreich in das Große Hauptquartier nach Versailles. Karl Ferdinand Batsch schrieb später:
- „Im Sommer 1870 hatte gerade eine größere Geschwaderreise stattfinden sollen: ein Mißgeschick fügte es, daß von den vier in Dienst gestellten Panzerschiffen drei bereits bei der Ausfahrt nicht unerhebliche Schäden erlitten. Mit diesem Geschwader befand sich der Prinz in den Tagen vor der Kriegserklärung westlich von Plymouth auf hoher See; gerade noch rechtzeitig entging er der französischen Nordseeflotte, die ernstlich darauf rechnete, ihn von Cherbourg aus abzuschneiden. Dann aber mußte er fort vom Meeresstrande, ihm wurde „gestattet, an dem bevorstehenden Feldzuge bei der Armee Theil zu nehmen“, und wiederum schloß er sich dem Hauptquartiere des Generals v. Steinmetz an, der die I. Armee führte. Stets war er dabei, wenn es zur Bataille ging: am 14. August ritt er mit der Spitze der 7. Jäger von der Brigade Goltz ins Gefecht; am 18. August wurde ihm in der Geschützlinie des VII. Corps vor Gravelotte durch Infanteriefeuer ein Pferd unter dem Leibe erschossen, ein anderes verwundet. Dann lag er Wochen lang mit vor Metz, ohne rechte Thätigkeit; öfters lud Steinmetz ihn zu Tisch, wo er ein stets willkommener Gast war. Späterhin ging der Prinz ins Große Hauptquartier nach Versailles, hier der Mittelpunkt aller maritimen Nachrichten und Erwägungen; ein froher Tag war es, als er hier dem Könige eine kleine Matrosenabtheilung vorstellen konnte, die zur Besatzung einiger erbeuteter Barkassen auf der Loire bestimmt war.“
Nach dem Friedenschluß ging die Stelle des Oberbefehlshabers der Kaiserlichen Marine ein, doch wirkte Adalbert als Generalinspekteur weiter für die Entwicklung der deutschen Flotte.
Beförderungen und Auswahl an Dienststellungen
- 29.10.1821 Sekondeleutnant
- Eintritt in die Königlich Preußische Armee bei der Gardeinfanterie des Garde-Korps
- à la suite des II. Bataillons (Koblenz) des 4. Garde-Landwehr-Regiments
- 11.6.1829 Premierleutnant
- aggregiert beim 2. Garde-Regiment zu Fuß
- 22.5.1830 Kapitän
- 1830 Garde-Jäger-Bataillon
- 1832 Garde-Artillerie-Brigade (mit kurzer Unterbrechung einer Dienstleistung beim Regimente der Gardes du Corps, 1834)
- 30.3.1833 Major
- 30.3.1838 Oberst
- 1839 Mitglied der Artillerie-Prüfungskommission und Führer der Garde-Artillerie-Brigade
- 22.8.1840 Generalmajor
- 31.7.1843 bis 30.3.1854 Erster General-Inspekteur der Artillerie (zu seinen Adjutanten gehörte u. a. der spätere General Carl von Graberg)
- 31.3.1846 Generalleutnant
- seit 1848 am Aufbau einer preußischen Marine beteiligt, u. a. als Vorsitzender der Marinekommission
- 1.3.1849 bis 29.11.1853 Oberbefehlshaber aller preußischen Kriegsschiffe („Ober-Befehlshaber über sämmtliche ausgerüstete Kriegs-Fahrzeuge“)
- 30.11.1853 bis 30.6.1867 Oberbefehlshaber der Königlich Preußischen Marine
- 30. März 1854 Admiral der preußischen Küsten
- 1.7.1867 bis 29.7.1870 Oberbefehlshaber der Marine des Norddeutschen Bundes
- 30.11.1853 bis 18.1.1871 zugleich Generalinspekteur des Marinewesens
- 19.4.1859 Admiral (ohne Küstenzusatz und den Spottnamen „Oberkahnführer“)
- 18.1.1871 bis 6.6.1873 General-Inspekteur der Kaiserlichen Marine
Tod
Prinz Adalbert verstarb am 6. Juni 1873 in Karlsbad und wurde am 12. Juni 1873 in Berlin in der Domkirche beigesetzt; Deputationen der Seeoffiziere und der Marinetruppen, der Gardeartillerie und des 1. Thüringischen Infanterieregiments Nr. 31, dessen Chef der Prinz seit 1862 gewesen, standen an seinem Sarge. 1882 wurde ihm ein Denkmal in dem von ihm mit gegründeten Wilhelmshaven gesetzt. Sein Leben beschrieb der Vizeadmiral Batsch in seinem Werk Admiral Prinz Adalbert von Preußen: Ein Lebensbild mit besonderer Rücksicht auf seine Jugendzeit und den Anfang der Flotte (Berlin, 1890):
- „[...] Der Prinz war auch äußerlich der Typus eines echten Seeofficiers, mit seiner stattlichen, behäbigen Gestalt, dem bartlosen, guten, tapferen Gesicht, stets in der Admiralsuniform, die Mütze etwas in den Nacken geschoben. Pflichttreue, Tapferkeit, Herzensgüte und Bescheidenheit sind neben seiner eindringenden Sachkunde die bezeichnendsten Eigenschaften des Prinz-Admirals, in dem unsere Flotte ihren Gründer verehrt. Eine überaus glückliche Fügung war es doch, daß in jenen engen, stillen Zeiten gerade in einem Hohenzollernprinzen die Lust am Seewesen erwachte, und ihn mit wahrhaftem Verständniß dafür erfüllte. [...] Sein Name, den der für den Seedienst bestimmte dritte Sohn unseres Kaisers trägt, wird unserer Flotte ein glückverheißendes Zeichen bleiben.“
Familie
Prinz Adalbert war morganatisch mit Therese Elßler ( 1878; letzte Ruhestätte: Invalidenfriedhof) vermählt, die als Frau von Barnim in den Adelstand erhoben wurde. Der einzige Sprößling dieser Ehe war der Freiherr Adalbert von Barnim ( 22. April 1841) der 1859 zur Herstellung seiner Gesundheit eine Reise nach Ägypten und Nubien unternahm, wo er am 12. Juli 1860 in Rosères starb. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Reise wurden von Hartmann unter dem Titel „Reise des Freiherrn Adalbert von Barnim durch Nordostafrika“ (Berlin 1863) veröffentlicht.
Zitate
- „Für ein wachsendes Volk kein Wohlstand ohne Ausbreitung; keine Ausbreitung ohne überseeische Politik, und keine überseeische Politik ohne Flotte“.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
Auszeichnungen (Auszug)
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz
- Schwarzer Adlerorden
- Königlich Bayerisches St.-Hubertus-Orden (BH)
- Brasilianisches Südliches Kreuz (Orden), Großkreuz mit Stern (BrC1)
- Hannoverscher St. Georg-Orden (HStG)
- Guelphen-Orden, Großkreuz (HG1)
- Großherzoglich Hessischer Ludwigsorden, Großkreuz (GHL1)
- Fürstlich Hohenzollern'sches Ehrenzeichen, Ehrenkreuz I. Klasse (HEK1)
- Orden vom Niederländischen Löwen, Großkreuzritter (NL1)
- St.-Andreas-Orden (RAd)
- Roter Adlerorden, III. Klasse
- Schwerter zum „Rothen Adlerorden“ für die Anführung eines Sturmangriffes von Matrosen und Seesoldaten 1856 (→ Gefecht von Tres Forcas)
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Großkomtur
- Collane (Ordenskette) zum Großkomtur des Königlichen Hausordens
- Kriegs-Denkmünze für 1864
- Pour le Mérite am 31. Juli 1866 als Admiral und Oberbefehlshaber der Marine
- Erinnerungs-Kreuz für den Feldzug von 1866
- Eisernes Kreuz (1870), II. und I. Klasse
- Kaiserliche Kriegsdenkmünze 1870/71
Schiffe
Nach Prinz Adalbert wurden drei Kriegsschiffe benannt:
- Das Widderschiff SMS „Prinz Adalbert“ der preußischen Marine von 1864,
- die Kreuzerfregatte der Kaiserlichen Marine SMS „Prinz Adalbert“ von 1876,
- der Große Kreuzer der Kaiserlichen Marine SMS „Prinz Adalbert“ von 1901.
Straßen und Plätze
- Seit dem 21. Januar 1847 ist in den Berliner Bezirken Mitte und Kreuzberg die Adalbertstraße nach ihm benannt.[1] (siehe auch: Adalbertbrücke)
- In Wilhelmshaven sind die Adalbertstraße und der Adalbertplatz nach ihm benannt. Dort steht auch das abgebildete Denkmal.
Literatur
- Herman Granier: Adalbert (Heinrich Wilhelm A.). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 779–788
- Jörg Duppler: Prinz Adalbert von Preußen. Gründer der deutschen Marine, Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH (1986)
Verweise
- Literatur von und über Adalbert von Preußen (1811–1873) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.