Bleibtreu, Hedwig
Hedwig Bleibtreu ( 23. Dezember 1868 in Linz an der Donau; 24. Januar 1958 in Wien-Pötzleinsdorf) war eine deutsche Theater- und Filmschauspielerin aus Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hedwig Bleibtreu wurde am am 23. Dezember 1868 im österreichischen Linz als Tochter des Schauspielerehepaares Sigmund und Amalie Bleibtreu geboren. Schon als Vierjährige stand sie auf der Bühne des Theaters an der Wien und spielte die Rolle des kleinen Pepi in Ferdinand Raimunds Zaubermärchen „Der Verschwender“. Später absolvierte sie die Schauspielschule des Wiener Konservatoriums und erhielt dann 1885 ein erstes Engagement am Augsburger Stadttheater. Weitere Verpflichtungen führten die junge Schauspielerin nach Brünn, Berlin, Kassel und München. 1892 kam sie an das Wiener Karlstheater, ein Jahr später trat sie dann erstmals am berühmten Burgtheater auf und glänzte an der Seite ihres Vaters in Goethes „Egmont“. Rasch avancierte sie zu einer bedeutenden Charakterdarstellerin, wurde anfangs mit Rollen der „Sentimentalen“, später vor allem als „Tragödin“ und „Heroine“ in klassischen Rollen an der Seite der legendären Burgschauspieler Josef Kainz (1858–1910) und Friedrich Mitterwurzer (1844–1897) gefeiert.
Bereits 1898 wurde Hedwig Bleibtreu der Titel „Hofschauspielerin“ verliehen, seit 1906 war sie Mitglied des Burgtheaters auf Lebenszeit. Auch in damals modernen Stücken wie den Dramen von Gerhart Hauptmann oder den Bauernschwänken von Karl Schönherr zeigte sie ihre darstellerische Dominanz auf der Bühne, war in späteren Jahren auch in Lustspielen zu sehen und wurde im Alter als „Mutter der Burg“ gefeiert. Ihren Abschied von der Bühne gab sie 1956 mit 88 Jahren in Charles Morgans Theaterstück „Unsichtbare Ketten“, drei Jahre zuvor hatte sie unter begeisternder Anteilnahme von Kollegen sowie des Wiener Publikums das seltene Jubiläum einer 60jährigen Zugehörigkeit zum Wiener Burgtheater feiern können.
Neben ihrer umfangreichen Arbeit für das Theater machte Hedwig Bleibtreu hin und wieder auch Ausflüge auf die Leinwand. So hatte man sie bereits 1919 in Joe Mays Stummfilm „Die Herrin der Welt 1. Teil – Die Freundin des gelben Mannes“ sehen können, in den 1930er Jahren stand sie für Filme wie Géza von Bolvárys „Das Lied ist aus“ (1930) oder „Es flüstert die Liebe“ (1935) sowie Hans Steinhoffs „Scampolo – ein Kind der Straße“ (1932) vor der Kamera. Meist mimte sie hier Mütter oder Großmütter wie beispielsweise in Reinhold Schünzels „Das Mädchen Irene“ (1936). In Erich Engels' Shaw-Verfilmung „Pygmalion“ (1935) sah man sie als Mrs. Higgins, in der Dostojewski-Adaption „Der Spieler“ war sie die alte Fürstin, in Carl Froelichs „Die ganz großen Torheiten“ (1937) eine Gräfin und in „Hotel Sacher“ (1939) die zigarrenrauchende Anna Sacher.
Tod
Hedwig Bleibtreu verstarb am 24. Januar 1958 wenige Wochen nach ihrem 89. Geburtstag in ihrer Wohnung in Pötzleinsdorf bei Wien; die Stadt Wien widmete ihrer großen Schauspielerin ein Ehrengrab auf dem dortigen Friedhof, wo Hedwig Bleibtreu an der Seite ihres zwei Jahre zuvor verstorbenen Mannes ihre letzte Ruhestätte fand.
Familie
Hedwig Bleibtreu war in erster Ehe mit dem deutschen Hofschauspieler und dramatischen Lehrer am Konservatorium Alexander Roempler ( 12. März 1860 in Berlin; 18. Dezember 1909 in Wien) und in zweiter Ehe mit dem Schauspieler und Burgtheaterdirektor Max Paulsen (Künstlername: Peter Petersen) verheiratet. Bleibtreus Großnichte Monica Bleibtreu (1944–2009) war eine profilierte Film- und Theaterschauspielerin, deren Sohn Moritz Bleibtreu ist ein bekannter Filmschauspieler des jüngeren deutschen Kinos.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- 1924: Ehrenmitglied des Burgtheaters
- 1930: Burgtheater-Ring
- 1934: Berufstitel Professor (vierzigjährige Zugehörigkeit zum Burgtheater, 1933)
- 1943: Ehrenring der Stadt Wien
- 1943: Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
- 1944: Aufnahme in die Sonderliste der unersetzlichen Künstler
- 1953: Bundesverdienstkreuz
- 1954: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 1954: Ehrenmitglied der Akademie für Musik und darstellende Kunst
Filmographie
- 1919: Die Herrin der Welt
- 1923: Die Kurtisane von Venedig
- 1930: Das Lied ist aus
- 1930: Tänzerinnen für Süd-Amerika gesucht
- 1932: Der Prinz von Arkadien
- 1932: Scampolo, ein Kind der Straße
- 1935: Pygmalion
- 1935: Es flüstert die Liebe
- 1937: Die ganz großen Torheiten
- 1938: Das Leben kann so schön sein
- 1938: Dreizehn Stühle
- 1938: Der Spieler
- 1938: Hotel Sacher
- 1939: Maria Ilona
- 1939: Waldrausch
- 1939: Alles Schwindel
- 1939: Der ungetreue Eckehart
- 1940: Wiener G'schichten
- 1940: Meine Tochter lebt in Wien
- 1940: Herzensfreud – Herzensleid
- 1940: Wunschkonzert
- 1940: Dreimal Hochzeit
- 1941: Aufruhr im Damenstift
- 1941: Wiener Blut
- 1942: Sommerliebe
- 1942: Frauen sind keine Engel
- 1943: Ein Mann für meine Frau
- 1944: Wiener Mädeln (UA 1949)
- 1947: Wiener Melodien
- 1948: Alles Lüge
- 1948: Der dritte Mann (The Third Man)
- 1948: Der Engel mit der Posaune
- 1950: Großstadtnacht
- 1951: Gefangene Seele
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Wintermärchen (Deutsches Theater, Berlin)[1]
Fußnoten
- Geboren 1868
- Gestorben 1958
- Stummfilmschauspieler
- Burgschauspieler
- Deutscher Schauspieler
- Deutscher Theaterschauspieler
- Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Träger des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des Ehrenrings der Stadt Wien
- Träger der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
- Unersetzlicher Künstler