Burg

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Schautafel aus Meyers Konversationslexikon[1]

Als Burg (mhd. burc, ahd. bur[u]g[2]) werden, im ganz allgemeinen Sinne des Begriffs, alle bewohnbaren Wehrbauten bzw. Festungen bezeichnet, die von einer Person oder Gemeinschaft zu ihrem Schutz als dauerhafter oder zeitweiliger Wohnsitz errichtet wurden. Ursprünglich gilt als Burg jeder durch Pfahlbauten und Wälle, später auch durch Gräben, Mauern u.s w. befestigter Platz. Im besonderen versteht man unter Burg diejenigen Bauten des Mittelalters, welche die festen Wohnsitze des Adels bzw. der damaligen Feudalherren bildeten.

Entstehung

Die Burgen entstanden aus der Fortentwicklung der römischen Befestigungswerke sowie aus den germanischen oder keltischen[3] Zufluchtsstätten (Refugien). Diese letzteren, auch Völkerburgen genannt, bestanden aus durch mehrere Wälle abgeschlossenen Bergkuppen, welche außerdem meist noch durch Palisaden und Dorngestrüpp befestigt waren.

Burgen werden in deutschen Schriftquellen gewöhnlich als burc, slos, burclich buwe, hus bzw. festes hus bezeichnet. In lateinischen Urkunden tauchen vor allem Bezeichnungen wie castrum, castellum, munitio aber auch fortalitium, propugnatium und ähnliche auf.

Die Wehrburg des Mittelalters

Die wichtigsten Rechtsbücher des Mittelalters, der Schwabenspiegel (1282) und der Sachsenspiegel (1215) legten fest, ab welchem Grad der Befestigung noch von einem normalen Haus und wann von einer Burg gesprochen werden konnte. Die wichtigsten Kennzeichen der Burg sind demnach: Gräben ab einer bestimmten Tiefe, Mauern oder Palisaden ab einer bestimmten Höhe, Häuser mit mehr als drei Geschossen und/oder hoch liegenden Eingängen, sowie Türme, Zinnen, Schießscharten und Wehrgänge. Damit geben die Rechtsspiegel eine zeitgenössische Definition von Burg.

Wasserburgen und Höhenburgen

Die mittelalterlichen Burgen waren entweder Wasserburgen oder Höhenburgen. Die Wasserburgen, Niederungsburgen, lagen in der Ebene und waren geräumige, viereckige oder auch unregelmäßig angelegte Gebäude mit dicken Rundtürmen an den Ecken und rings von tiefen und breiten Wassergräben umgeben, über welche eine Zugbrücke in den Burgraum führte. Sie fanden sich vornehmlich in der norddeutschen Ebene. Die Höhenburgen, welche am weitesten der landläufig-klassischen Vorstellung von Burgen entsprechen, teilten sich wieder in Hofburgen oder in Fürstensitze von umfassender Anlage und in Burgställe oder eng zusammengedrängte, feste Wohnhäuser der Ritterschaft. Meist auf Bergkuppen oder steilen Vorsprüngen gelegen, waren sie von einem trockenen Graben umgeben, der den Burgfrieden von der Umgebung schied. Ein charakteristisches Beispiel dieser Höhenburgen ist die Burg Fleckenstein bei Weißenburg im Elsaß (siehe Fig. 1, Schautafel rechts oben).

Die ersten Befestigungen dieser Art in Deutschland knüpfen in einigen Punkten an die aus der Römerzeit herrührenden Kastelle an, wobei der römische Einfluß aber nicht überschätzt werden darf, schon deshalb, weil die Römer in Deutschland ihre beteiligten Lager in die Ebene, die ursprünglichen Bewohner aber stets auf die Bergspitzen und Felsen verlegten. Seit dem karolingischen Zeitalter geht der Befestigungsbau in einen selbständigen Burgenbau über, der, dem Zweck seiner Entstehung entsprechend, vorzugsweise auf die Sicherstellung, später zugleich auf die Behaglichkeit der Bewohner berechnet war. Zu diesem Zweck wurden die an steilen Abhängen oder auf schwer zugänglichen Bergkuppen angelegten Höhenburgen mit festen, meist aus dem Gestein des Bergs hergestellten Mauern umgeben, innerhalb welcher sich der Bergfried (Bergfrit), ein runder oder viereckiger Wart- und Verteidigungsturm, erhob, entweder ausgedehnt genug, um als Wohnung zu dienen, oder von besonderen, anfangs hölzernen, später steinernen Wohngebäuden umgeben, an welche sich die zu einem größeren Rittersitz erforderlichen Wirtschaftsräume und Stallungen anschlossen. Der Eingang zu dem als letzter Zufluchtsort dienenden Bergfried lag im ersten Stock und stand mit dem Wohngebäude durch die im Fall einer Belagerung leicht zerstörbare Holzbrücke in Verbindung, während der Burghof zur Herstellung einer zweiten Verteidigungslinie durch eine Scheide- oder auch eine Ringmauer zweigeteilt wurde. Beispiele geben die noch an römische Anlagen angeschlossenen Burgen Steinsberg bei Heidelberg (siehe Schautafel-Fig. 2), Alt-Eberstein bei Baden-Baden und die Godesburg bei Bonn.

Aufbau einer Burg

Typischer Aufbau einer Burg

Im Laufe des 12. Jahrhunderts entwickelten sich aus diesen ersten Anlagen die reicher ausgebildeten Burgen. Eine vollständige Hofburg hatte eine Umgebung von Mauerwerk oder Pfahlwerk (Zingeln, vom lat. cingere, „umgürten“), die in der Regel nicht mit Zinnen, sondern mit einfacher Brustwehr versehen und von einem oder mehreren Toreingängen durchbrochen war, welche von zur Seite vorspringenden Türmen verteidigt wurden. Zwischen den Zingeln und der inneren Mauer befand sich ein freier Raum, der Zwinger (Zwingelhof, Zwingolf), welcher zum Teil wohl auch Ställe, Wirtschaftsgebäude und den durch einzelne in der Umfassungsmauer angebrachte Türen zugänglichen Viehhof enthielt, zum Teil aber den nötigen Raum zu ritterlichen Übungen darbot, immer aber nur als Vorhof der eigentlichen Burg betrachtet wurde, welche meist höher gelegen und stärker befestigt, auch durch einen Graben von dem Zwinger geschieden war. Eine Zugbrücke (Schiffbrücke) führte zu dem auf einem festen, in den Graben vorspringenden Mauerwerk ruhenden, ein Steingewölbe bildenden Tor (Porte), über dem die Mauer mit Zinnen versehen war, hinter denen sich ein bedeckter, nach dem Innern der Burg zu offener Gang (die Wer oder Letze) hinzog, von wo aus man durch Luken mit Armbrüsten schießen oder mit Steinen werfen konnte. Durch die Porte gelangte man entweder unmittelbar in den Burghof oder zunächst in einen zweiten Zwinger, welcher, häufig kaum wegbreit, auf der einen Seite von der Burgmauer, auf der anderen von den Gebäuden gebildet wurde.

Von diesem inneren Zwinger, der manchmal nicht um die ganze Burg herumlief oder auch zum Teil in einen Baumgarten umgeschaffen war, gelangte man durch einen offenen, hallenartigen, mittels Fallgittern (Slegetore) verschließbaren Durchgang, das Burgtor, in den inneren Burghof (ballium, bayle). Von sämtlichen den letzteren umgebenden Gebäuden nahm der Palas als das Hauptgebäude in der Regel eine ganze Seite des Hofs ein; fürstliche und königliche Burgen aber, welche für Hunderte von Rittern hinreichenden Raum bieten mußten, hatten mehrere solcher, gewöhnlich zweistöckiger Gebäude. Das gewölbte Parterre enthielt die Küche, Vorratskammern, Bier- und Weinkeller u. dgl., das obere Stockwerk den Saal, den Hauptraum der ganzen Burg sowie Versammlungsort der Männer, wo sich nur bei festlichen Gelegenheiten, wie beim Empfang von Fremden etc., auch die Frauen einfanden.

Eine Freitreppe (die Gräde) führte aus dem Hof zu dem Saal empor. An den beiden Langseiten, deren eine zuweilen in die äußere Burgmauer eingefügt sein mochte, war das starke Mauerwerk durch Fenster mit tiefen Nischen, welche Sitze enthielten, unterbrochen. Von der einen Fensterreihe sah man in den Burghof, von der anderen auf den Reitplatz im Zwinger oder ins freie Land hinaus. Die Decke war in der Regel durch querübergelegte Balken gebildet, über denen sich das Dach erhob. Bisweilen war der Saal überwölbt und durch Holz-, im letzteren Fall durch Steinsäulen unterstützt. Der Fußboden war mit Estrich, gebrannten oder behauenen Steinplatten belegt, über welche man Teppiche oder Binsen breitete. Bei reicherer Ausschmückung waren auch die Wände mit Teppichen oder Tapeten (Stuollachen) bedeckt. Statt der nur durch Kamine und kellerartige Anordnung notdürftig erwärmten unteren Etagen der Palase wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts die Anlage einer Dirnitz, eines durch Öfen heizbaren, bequemeren Versammlungs- und Wohnraums, wie ihn unter anderen die Wartburg, die Burgen zu Meißen und Amberg enthalten, allgemein verbreitete Ausstattung. An den Giebelseiten des Palas und mit demselben durch Türen verbunden waren kleinere Gemächer, die öfters noch reicher ausgestattet waren als der Saal selbst und Kemnaten (Kemenaten) hießen, wenn sie heizbar waren. Einen prachtvollen Palasbau beschreibt Wolfram von Eschenbach im „Parzival“.

Für die Frauen war meist ein eigenes Gebäude des Burghofs bestimmt, das vorzugsweise die Kemnate genannt wird und wenigstens drei Abteilungen enthielt: eine für die Herrin und deren nächste Angehörige, eine für die Dienerinnen und eine dritte, gewöhnlich das Wercgadem genannt, für Besorgung der weiblichen Arbeiten. Das zweite Hauptgebäude einer jeden Burg, der schon genannte Bergfried (Belfrid, beffroi), war ein hoher, meist runder oder viereckiger, aber auch drei- und fünfeckiger Turm, der, in der Regel frei stehend, auf einem markanten Vorsprung des Burgraums errichtet war. Derselbe hatte zu ebener Erde keinen Eingang, sondern es führte nach dem ersten Stock von außen eine Leiter. Der untere, von außen nicht zugängliche Raum enthielt einen Brunnen oder ein Gefängnis, das Burgverlies, in welches die Gefangenen von oben herabgelassen wurden. Die oberen Stockwerke enthielten Gemächer, welche als letzter Zufluchtsort der Belagerten dienten. Im Dachgeschoß wohnte der Turmwart. Die Küche war entweder im Erdgeschoß des Palas untergebracht oder in größeren Burgen ein abgesonderter, geräumiger Bau, welcher zugleich als Wohnung des Küchengesindes diente. Außerdem umgaben den Burghof noch Vorratsgebäude, Wohnungen für die oft zahlreich einsprechenden Gäste, Rüstkammern, das sogenannte Schnitzhaus zur Anfertigung von Waffen etc. Den Blick in die Ferne boten die Zinnen, die in die starken Umfassungsmauern gebrochenen überwölbten Fensternischen oder Lauben sowie auch künstlich angehängte Erker. Außerdem befand sich wohl in jeder größeren Burg auch eine Kapelle, die mit dem Chor nach Osten gerichtet und auch gewöhnlich an der Ostseite des Burghofs gelegen war. Jede Burg hatte einen tiefen Ziehbrunnen, der oft bis zur Sohle des benachbarten Tals oder Flusses niederging. Unter den Gebäuden zogen sich Keller hin, zuweilen von bedeutender Ausdehnung und mitunter auch zur Aufnahme Flüchtiger bestimmt.

Beispiele solcher ausgedehnter Burganlagen finden sich in der Burg zu Seligenstadt und in dem wegen seiner zwei weithin sichtbaren Bergfriede unter dem Namen Wetterauer Tinten- und Sandfaß bekannten Münzenberg, beide in Hessen, sowie in der gut erhaltenen, seit 1847 aufwendig wiederhergestellten Wartburg (Vgl. die Fig. 3 und 4). Wie der Grundriß (Fig. 4) derselben zeigt, zerfiel die langgestreckte Bergfeste in die nach Nordost gelegene Vor- und in die durch einen mächtigen Torbau von ihr getrennte, nach Südwest gelegene Hofburg.

Geschichtliche Entwicklung

Durchbruch der Wehrbauten

Historische Ansicht der Prager Burg von 1598

Während des frühen Mittelalters entwickelte sich der Burgenbau vorzugsweise an den noch bestehenden römischen Bauresten. Er erlangte dann während der Kreuzzüge eine starke Entfaltung. Die Burgen jener Länder, in welchen der Kampf mit den Mohammedanern am erbittertsten geführt wurde, so Syrien, Palästina, Spanien und an diese sich anschließend die normannischen Burgen in Italien und England, die des südlichen Frankreichs und jene der preußischen Ordensritter, zeichnen sich durch ihre planmäßige und militärisch genauestens erwogene Anlage aus.

In Deutschland verfiel der Burgenbau nach dem Niedergang der großen Fürstengeschlechter, welche auch hier bedeutende, wenn auch fortifikatorisch selten gleich konstruierte Wehranlagen geschaffen hatten. Das 12. und 13. Jahrhundert, in welchem sich vor allem der kleinere Adel Burgen baute, brachte die wenig größeren Anlagen zu stande.

Erst mit dem Erstarken der Fürstengewalt gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann wieder der Bau großer Anlagen, sinken aber die kleineren zu Raubschlössern (Raubritterburgen) herab, die sowohl von den Fürsten als von den wehrkräftigen Städten in großer Zahl zerstört wurden. Die Einführung der Schießwaffen brach vollends ihre frühere Unüberwindlichkeit.

Ende der Burgen

Durch die Entwicklung der Neuzeit von einem auf Grundherrschaft und Lehenswesen basierenden Personenverbandsstaat, zu einem institutionellen Flächenstaat wurden die Burgen zur Verteidigung des Landes immer unnützer. Vor allem aber mit der voranschreitenden Perfektionierung der Schußwaffen, insbesondere der Geschütze, begannen die bislang Schutz bietenden Burgen immer ineffektiver zu werden, und mit dem Rittertum schwanden allmählich diese Wehrbauten, die auch durch die Bauernkriege und den Dreißigjährigen Krieg in großer Anzahl zerstört wurden. Zwar wurde vielfach versucht, die Burgen mit effektiveren Befestigungswerken zu umgeben und somit wieder der Landesverteidigung dienstbar zu machen; aber der Dreißigjährige Krieg erwies sie als unhaltbar und machte die städtische Festung zum Stützpunkt der Heere.

Der Burgadel hatte sich daher vor allem im 16. und 17. Jahrhundert längst in die Niederungen auf Schlösser und Pfalzen zurück gezogen, welche nun vorwiegend repräsentativen Zwecken dienten und aus diesem Grund in den Ebenen als möglichst prunkvolle, reich und offen gestaltete Edelsitze errichtet wurden.

Die alten Wehrburgen waren seitdem weitgehend verlassen und verfielen. Erst im 19. Jahrhundert begann man mit Einsetzen der Romantik wieder, sich um deren Erhaltung zu bemühen.

Bildergalerie

Deutsche Burgen (Auswahl):

Siehe auch

Literatur

  • Johann Nepomuk Cori: Bau und Einrichtung der deutschen Burgen im Mittelalter. Darmstadt 1899 (Netzbuch)
  • Wilhelm Franck: Der deutsche Burgenbau mit besonderer Rücksicht auf die Burgen des Großherzogtums Hessen, 1881 (PDF-Datei)
  • Losse, Michael: Die Adelsburg als Wehrbau. In: Clausewitz. Heft 5. 2013. S. 33-37.
  • Wilhelm Pinder: Deutsche Burgen und feste Schlösser aus allen Ländern deutscher Zunge mit 130 Abbildungen (1913) (PDF-Datei)
  • Otto Piper: Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte der Burg. 3. Aufl. 1912; Nachdruck: Flechsig, Würzburg 1996, ISBN 3-88189-388-1
  • Franz Weller: Die kaiserlichen Burgen und Schlösser in Bild und Wort. Auf Grund von Quellenwerken dargestellt (1880) (PDF-Datei)
  • Kaspar Friedrich Gottschalck: Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands, 1815-1835 (PDF-Dateien):
    Band 1, Band 2, Band 3, Band 4, Band 5, Band 6, Band 7, Band 8, Band 9

Verweise

Fußnoten

  1. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892
  2. wahrscheinlich im Ablaut zu Berg stehend und dann ursprünglich = (befestigte) Höhe
  3. Cäsar beschreibt solche „oppida“ der Kelten mit ihren aus Balkenrosten gebildeten Ummauerungen.