Heer der Konföderierten Staaten von Amerika
Das Heer[1] der Konföderierten Staaten von Amerika (engl.: Army of the Confederate States of America, kurz ACSA; häufig auch kurz Konföderierte Armee, korrekter wäre Konföderiertes Heer) war während des Sezessionskrieges vom 28. Februar 1861 bis 1865 das Heer (im Eigennamen und oft auch militärhistorisch fälschlicherweise als Armee übersetzt) der Konföderierten Staaten von Amerika, die sich vom Diktat der Vereinigten Staaten von Amerika freigesagt hatten. Die CSA wurde aufgestellt, um die Konföderierten Staaten des Südens gegen das eindringende Unions- bzw. Bundesheer (Union Army, Federal Army oder Northern Army) der „Nord- bzw. Unionsstaaten“ zu verteidigen.
Inhaltsverzeichnis
Aufstellung
Der „Kongreß der Konföderierten Staaten von Amerika“ genehmigte am 28. Februar 1861[2] die Aufstellung eines Freiwilligenheeres (Provisional Army of the Confederate States, PACS) und am 6. März 1861 die eines Berufsheeres (Army of the Confederate States of America, ACSA). Letzteres sollte 15.015 Soldaten umfassen, wobei dies nie vollständig gelang. Des weiteren gab es Milizen der einzelnen Staaten. Das Heer gliederte sich in Landheer (Confederate States Army, CSA), Kriegsmarine (Confederate States Navy, CSN) und Marine-Infanterie (Confederate States Marine Corps, CSMC).
Befehlsstruktur
Da die Konföderierten Staaten von Amerika ein streng föderales System pflegten, auch als Gegensatz zum zunehmend zentralistisch werdenden Herrschaftssystems des Nordens, waren die Heere und Milizen der einzelnen Bundesstaaten unter eigenem unabhängigen Oberbefehl. Truppen konnten je nach Bedarf ohne taktische Rücksprache mit einem Oberkommando aufgestellt, aufgelöst oder verlegt werden. Berühmte Generäle wie Thomas J. „Stonewall“ Jackson, James Longstreet, J. E. B. Stuart, Gideon Johnson Pillow und A. P. Hill führten beinahe ausschließlich freiformationensähnliche Truppen mit absoluter Befehlshoheit. Dies sollte sich jedoch schnell als Schwäche des Südens herausstellen, während die Unionstruppen über eine Führung nach Vorbild des Großen Generalsstabes Preußens verfügten.
Weisungsbefugt, zumindest auf dem Papier, über das bis Frühjahr 1862 ausschließliche Freiwilligenheer aus vorwiegend Infanterie, Artillerie und Kavallerie waren die Generäle Robert Edward Lee und Braxton Bragg, ranghöchster Offizier des Heeres war Generalinspekteur und Generaladjutant Samuel Cooper, nächster in der Befehlskette war der General-Quartiermeister. Dem Generalinspekteur und Generaladjutant unterstanden vorerst vier Stellvertreter im Majorsrang und weitere vier Hauptleute. Dem General-Quartiermeister unterstanden nach Kapitel 17, Sektion 3 des Kongreßgesetzes sechs Quartiermeister im Majorsrang und so viele Stellvertreter, wie die Situation benötigte. Generaloberstabsarzt (Surgeon general) des Heeres wurde Dr. Samuel Preston Moore (1813–1889).[3]
Erst 1865, allerdings zu spät, um den Krieg zu gewinnen, wurde Robert E. Lee als Oberbefehlshaber berufen und genoß auch bei allen Bundesstaaten unangefochten Anerkennung und Autorität, die jedoch der Präsident der Konföderierten Staaten, Jefferson Davis, so nie erhalten hatte – eine weitere Benachteiligung der Südstaaten im Krieg um Freiheit und Selbstbestimmung.
Uniformierung
Zur fehlenden einheitlichen Führung kam zu Anfang noch eine fehlende einheitliche Uniformierung hinzu, die auf dem Schlachtfeld oft zu Problemen bei der Freund-Feind-Erkennung führte. Zahlreiche Offiziere der sozialen Oberschicht, die sich als Abenteurer und Kreuzritter verstanden, trugen insbesondere in der Anfangsphase des Krieges Phantasieuniformen nach europäischem Vorbild; zum Teil trugen sie zur Schlacht die Paradeuniform europäischer Husaren.
Die aus Spielfilmen bekannte Aufteilung in graue Uniformen für die „Südstaatler“ und blaue Uniformen für die „Nordstaatler“ stimmt so nicht, zuweilen traten Südstaaten-Regimenter in Blau gegen Nordstaaten-Regimenter in Grau an.
Auch die Heeres- bzw. Kriegsflaggen und Truppenfahnen waren derart unterschiedlich, daß nicht selten Truppen aus derselben Armee- oder Heeresgruppe mangels Erkennung von der eigenen Artillerie beschossen wurde.
Truppenstärke
Konföderierten
Insgesamt schätzen Militärhistoriker, da die genauen Zahlen nicht dokumentiert wurden, eine Gesamtstärke des Konföderierten Heeres über vier Kriegsjahre auf 1.227.890 bis 1.406.180, wobei das Heer zu keinem Zeitpunkt (Tagesstärke) die Zahl von 350.000 bis 500.000 Mann übertraf (1864 von 17 bis 50 Jahre für Wehrpflichtige, ohne Altersgrenze für Freiwillige). Im letzten Kriegsjahr kam nochmals eine Bewilligung für 300.000 Schwarzafrikaner hinzu, die Truppe aus ehemaligen Sklaven konnte jedoch weder vollständig aufgestellt noch ausgerüstet werden. Ebenfalls bis zu 20.000 Indianer dienten den Südstaaten, da sie die Blauröcke bzw. -bäuche des Nordens als natürlichen Feind betrachteten.
Neueste Zahlen schätzen die Gesamtstärke der Südstaaten auf vier Jahre verteilt gar auf nur 600.000 bis 1.000.000 ein, um so erstaunlicher, daß sie sich vier Jahre gegen die zahlen- und materialmäßig überlegenen Unionstruppen behaupten konnten.
Bekannte Deutsche (Auswahl)
Bekannte deutsche Offiziere des Konföderierten Heeres, darunter nicht wenige aus dem Deutschen Adel, waren u. a.:
- Johann August Heinrich Heros von Borcke (1835–1895)
- Rittmeister von Borcke des Garde-Korps, Oberstleutnant der Südstaatenarmee, verband eine tiefe Freundschaft mit Generalmajor der Reiterei James Ewell Brown „Jeb“ Stuart. In dem um Unabhängigkeit kämpfenden Heer hatte der Offizier mit 1,95 m den bewundernden Beinamen „German Giant in Gray“ (deutscher Riese in grau). Nach dem Krieg kehrte er nach Preußen zurück, kämpfte im Deutschen Bruderkrieg und wurde Ritter des Roten Adlerordens.
- Otho F. Strahl (1831–1864)
- Rechtsanwalt Strahl war zuletzt Brigadier-General[4] der Infanterie und fiel am 3. Juni 1864 bei der siegreichen Schlacht von Franklin.
- Augustus Carl Büchel (1813–1864)
- Büchel, Oberst der 1. Texas Cavalry, fiel in der Schlacht bei Pleasant Hill in Louisiana. Er wurde anschließend mit einem Staatsbegräbnis in Mansfield beigesetzt. Über seiner heutigen Ruhestätte auf dem texanischen Staatsfriedhof in Austin wurde vom texanischen Staat zu seinen Ehren ein beeindruckendes Monument errichtet.[5]
- Robert August Valentin Albert Reinhold von Massow (1839–1927)
- Sekondeleutnant von Massow diente den Konföderierten ebenfalls als Leutnant. Er wurde dem verwegenen Oberst John S. Mosby zugeteilt, den man den grauen Geist nannte, weil er mit seinen Männern, „Mosby’s Rangers“, tief im Feindesland Späh- und Aufklärungseinsätze unternahm und dabei zahlreiche hohe Offiziere des Feindes gefangennahm. Von Massow galt als vortrefflicher Degenkämpfer und soll das Töten mit der Pistole verabscheut haben. Nach einer schweren Verwundung kehrte er nach Preußen zurück, zeichnete sich im Deutschen Bruderkrieg sowie im Deutsch-Französischen Krieg aus, wurde zuletzt General der Kavallerie, Präsident des Reichsmilitärgerichts und Ritter des Roten sowie Schwarzen Adlerordens.
- Leonhard von Zinken (1827–1871)
- Johann Andreas Wagener (1816–1876)
- Wagener aus Sievern, Hannover, war Gründer der ersten deutschsprachigen Zeitung des Südens, Mitglied der Miliz „German Füseliers“ (1835), Vater und Präsident der Vereine „German Jägerkorps“ (1836; Schützengesellschaft), „Deutsche Feuerwehr-Compagnie of Charleston“ (1838 bis 1850), der Dichter- und Musikgesellschaft „Teutonenbund“ (1843), „German Colonization Society“ (1848) und „Freundschaftsbund“ (1853). Im April 1844 wurde er Redakteur der Zeitung „Der Teutone“, und 1950 war er Gründer der Stadt Walhalla, Südkarolinien. Bei den Konföderierten war er Oberst der Artillerie (auch seine Brüder waren Offiziere), nach dem Krieg wurde er vom Gouverneur James L. Orr zum Brigadier-General ernannt. 1871 wurde er Bürgermeister von Charleston.[6]
- Wilhelm K. Bachmann (1830–1902)
- Bachmann, der Rechtswissenschaften in Göttingen studiert hatte, war Hauptmann bei den German Volunteers, die J. A. Wagener gegründet hatte. Nach dem Krieg wurde er Politker und zuletzt stellvertretender Generalstaatsanwalt von Südkarolinien.
- Rudolph Septimus Siegling (1839–1894)
- Siegling war Leutnant der German Volunteers, die später in German Artillery of the Hampton Legion umbenannt wurden. Nach dem Krieg wurde er erfolgreicher Anwalt, Brigadier-General, Politiker, Bankpräsident, Zeitungschef, Eisenbahnpräsident und Baumagnat.[7]
- Wilhelm Heinrich von Eberstein (1821–1890)
- Von Eberstein war zweiter und erster Offizier der Handelsmarine, Freiwilliger der Sächsischen Armee (1850), Ingenieur, Kaufmann und bei den Konföderierten Sergeant Major (Oberstabsfeldwebel) der Artillerie und Infanterie; er wurde mehrfach verwundet.
- Johann Peter Emmerich (1816–1884)
- Johann Peter Emmerich, der in den VSA durch einen Schreibfehler auf der Einbürgerungsurkunde von 1863 zuweilen als Johann „John“ Phillip Emrich ( 1825) geführt wird, war Regimentschef der „Mobile German Fusileers“ aus Alabama, erst als Hauptmann, zuletzt als Oberstleutnant mit fünffacher Kriegsverwundung. Obschon 1816 geboren, wird er in den Offizierslisten mit dem Geburtsjahr 1825 geführt. Dies mag daran liegen, daß er, als er sich zuerst freiwillig meldete, zu alt für den aktiven Dienst war.
- Adolph Proskauer (1838–1900)
- Proskauer diente zuletzt als Major im 12. Alabama Regiment. Die Kompanie C der 12. Alabama Infanterie, die „Unabhängigen Schützen“, rekrutierten sich im wesentlichen aus Deutschen aus Richmond, Alabama. In ihren Reihen befand sich der Gefreite Proskauer, der 1838 in Schlesien geboren worden war. Auch er wurde mehrfach verwundet, wegen Tapferkeit sowie Führungsqualitäten mehrfach befördert und erhielt nach der Schlacht von Chancellorsville seine Beförderung zum Major.
- Simon Baruch (Jude) (1840–1921)
- Baruch kam als 16jähriger aus Schwersenz, Posen, nach Südkarolinien. Hier arbeitete er zunächst als Buchhalter, bis er ein Studium der Medizin am Medical College of Virginia beginnen konnte. Baruch diente während des Amerikanischen Bürgerkrieges als Arzt im Offiziersrang im 3. South Carolina Bataillon. 1888 zog er mit seiner Familie nach Neu York und eröffnete hier eine große Arztpraxis.
- Gustav Adolph Schwarzmann (1815–1882)
- Schwarzmann kam von Stuttgart nach Baltimore, einer der deutschen Städte der „Neuen Welt“. Schon im Krieg gegen die Seminolen (1835-1842) war er Leutnant mit mehrfacher Verwundung. Als der Sezessionskrieg ausbrach, verließ er den Norden Richtung Richmond, Virginien, um für den nach Selbstbestimmung strebenden Süden zu kämpfen. Er diente als Generaladjutant des Generals Albert Pike.[8]
Union
Das Unionsheer verfügte insgesamt über 2,2 Millionen Soldaten, die in den vier Jahren Dienst im Krieg taten, darunter 216.000 in Deutschland geborene Soldaten (darunter der schillernde General Ludwig Blenker), weitere 200.000 bis 300.000 deutschstämmige Soldaten. Robert E. Lee erkannte diese Stärke des Nordens und schlußfolgerte:
- „Entfernt die Deutschen aus der Unionsarmee und wir könnten die Yankees [Nordstaatler] mit Leichtigkeit schlagen.“[9]
Verluste
Auch hier sind die Zahlen, da sie nicht dokumentiert wurden, ungenau. Es wird davon ausgegangen, daß ungefähr 250.000 Konföderierte im Krieg durch Kampfhandlungen und Krankheiten starben, nochmals über 30.000 in Gefangenenlagern des Nordens. Zwischen 200.000 wund 250.000 wurden verwundet.
Der Norden verlor 360.000 Mann, 280.000 wurden verwundet.
Kapitulation
174.223 Mann kapitulierten zwischen Anfang April und Ende Juni 1865 vor dem Feind. Manche kapitulierten nie, gingen in den Westen, tauchten unter oder versuchten ihr Glück in Mexiko und Südamerika. Der Oberbefehlshaber Robert Edward Lee kapitulierte am 9. April (mit Wirkung vom 12. April) bei Appomattox Court House, Virginien (ein kleiner Ort etwa 30 Kilometer östlich von Lynchburg), wobei er zu diesem Zeitpunkt praktisch nur noch den Befehl über den Großverband der Nord-Virginien-Armee innehatte. Einen Tag später bedankte sich General Lee für die Tapferkeit und Standhaftigkeit der Offiziere und Mannschaften der Armee und gab die Entlassung aller Soldaten auf Ehrenwort bekannt.
Behandlung
Der Oberbefehlshaber der Unionsstreitkräfte (seit Herbst 1863), Ulysses S. Grant, der später 18. Präsident der Vereinigten Staaten werden sollte, unterließ es, die besiegten Truppen Lees zu demütigen. Eine bekannte Szene war, als General Lee nach der Kapitulationsunterzeichnung mit seinen ihm zugestandenen Adjutanten wegritt, um in seinem Hauptquartier die Niederlegung der Waffen vorzubereiten. Trotz des blutigen und erbitterten Krieges, der zu viel Haß führte, betrat Grant, der im Krieg den Spitznamen „Unconditional Surrender“ (bedingungslose Kapitulation) trug, die Veranda des Hauses des Farmers Wilmer McLean (das für die Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde vorgesehene „Old Appomattox Court House“, das Gerichtsgebäude, war an diesem Palmsonntag geschlossen, Grant hatte ein gewaltsames Eindringen verboten), salutierte nicht, sondern erhob aus tiefer Achtung Lee gegenüber seinen Hut, sein ganzer Stab soll erstaunt gewesen sein, folgte aber dessen Beispiel.
Entlassung
Nach den Listen der Nord-Virginia-Armee wurden am 10. April 1865 28.231 Soldaten auf Ehrenwort entlassen. Andere Generäle der Südstaaten hatten es da deutlich schwerer und verbrachten mit ihren Männern noch monate- und teilweise jahrelang in Kriegsgefangenschaft bzw. Internierung.
Das „Ende des Südens“
Die Konföderierten Staaten wurden mit der Gefangennahme von Jefferson Davis am 10. Mai 1865 offiziell aufgelöst.
Literatur
- Uniform and Dress of the Army of the Confederate States of America: Civil War Classic Library (Nachdruck des Originals aus dem Jahre 1861), Independent Publishing Platform (2012), ISBN 978-1480106956