Ehrhardt, Arthur
Arthur Ehrhardt ( 21. März 1896 in Mengersgereuth-Hämmern, Kreis Sonneberg, Herzogtum Sachsen-Meiningen; 11. Mai 1971 in Coburg) war ein deutscher Reserveoffizier der Bayerischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Vorläufigen Reichswehr sowie der Wehrmacht, Volksschullehrer, Militärschriftsteller, Kleinkriegsexperte, Übersetzer und politischer Publizist. Er war im Zweiten Weltkrieg zuletzt SS-Sturmbannführer beim Chef der Bandenbekämpfung im Führerhauptquartier. Ehrhardt übersetzte aus dem Englischen mehrere Klassiker der modernen Militärtheorie von Autoren wie Basil Liddell Hart, J. F. C. Fuller und George C. Marshall. 1951 gründete er die Zeitschrift „Nation Europa“, die er bis zu seinem Tod 1971 maßgeblich bestimmte.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- 1910 Abschluß der Mittelschule
- 1910 bis 1914 Besuch des Lehrerseminars in Coburg; Abitur Ostern 1914
- August 1914 Eintritt in das 19. Infanterie-Regiment „König Viktor Emanuel III. von Italien“ der Bayerischen Armee
- 1916 Leutnant der Reserve, zuletzt Kompanieführer; im Ersten Weltkrieg sechsmal verwundet
- 1919 Freikorpskämpfer (Grenzschutz Ost) und Abschied aus der Vorläufigen Reichswehr
- 1919 bis 1932 Studium, dann Volksschullehrer in Coburg
- in seiner Freizeit vormilitärischer Ausbilder
- 1932 aufgrund eines Hörschadens als Spätfolge einer Verwundung aus dem Ersten Weltkrieg Ausscheiden aus dem Schuldienst
- SA-Standarte 81; SA-Obertruppführer, hauptamtlich im SA-Ausbildungswesen
- 1934 Beginn der Laufbahn als Militärschriftsteller
- Dieser Pädagoge ländlicher Herkunft, der schon vor dem Zweiten Weltkrieg als Lektor des Voggenreiter-Verlages mit führenden Militärs wie Generaloberst von Seeckt, dem jungen Charles de Gaulle, Erwin Rommel und dem englischen Militärschriftsteller Liddell Hart sowie Oswald Mosley in Verbindung kam und als jugendbewegter Pfadfinderführer am Treffen auf dem Hohen Meißner teilgenommen hatte, paßte in keine politische Schablone.
- Sein wichtigstes Werk war „Kleinkrieg. Geschichtliche Erfahrungen und künftige Möglichkeiten“ (1935). Eine der wichtigsten Lehren aus den Studien der Militärtaktiken schien Ehrhardt dabei die Aufstellung von „Gegenbanden“ im Volkskrieg, die schon bei der Kurfürstlich Brandenburgischen Armee sowie während der Befreiungskriege und Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Balkan als „Streifkorps“ bekannt waren. Unter anderen auch „Brandenburger“, SS-Jagdverbände, Frontaufklärungskommandos und die Organisation Werwolf setzen die Idee der Streifkorps bzw. Jagdkommandos oder „Gegenbanden“ um.
- Eintritt in die Wehrmacht als Reserveoffizier, zuletzt Hauptmann der Reserve
- schon vor dem Westfeldzug 1940 und danach beim Amt Ausland/Abwehr tätig
- Mai 1944 als Spezialist für Bandenbekämpfung Übertritt in die Waffen-SS als SS-Hauptsturmführer d. R. mit Rangdienstalter (RDA) vom 1. September 1940
- er erhielt die SS-Nr.: 490.440 V, wobei „V“ für „vorläufig“ steht. Kriegsbedingt wurden Bewerber oft angenommen, die vollständigen Bewerberunterlagen erst später bewertet, um dann, bei Aufnahme, das „V“ zu streichen. Dies geschah auch bei Ehrhardt, wie die Beförderung im November derselben Jahres beweist.
- 9. November 1944 SS-Sturmbannführer d. R. der Waffen-SS
Mitgliedschaften
- Freikorps
- Stahlhelmbund
- Aktion Widerstand (Mitinitiator)
- Nation und Europa (Gründer)
- Die Zeitschrift wurde 1951 von Arthur Ehrhardt, Herbert Böhme und Karl Heinz Priester gegründet. Ihr ursprünglicher Titel lautete: „Nation Europa – Monatsschrift im Dienst der europäischen Erneuerung“. 1970 erschien in einer Sondernummer der Zeitschrift die Broschüre „Werwolf – Winke für Jagdeinheiten“ mit einer Einleitung von Arthur Ehrhardt. Dabei ging es um Guerillataktiken zur Unterstützung einer regulären Armee in einem „symmetrischen Krieg“. Nach dem Tode Ehrhardts 1971 wurde Peter Dehoust sein Nachfolger.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Militärverdienstorden (Bayern), IV. Klasse mit Schwertern
- Kreuz für Verdienste im Kriege (Sachsen-Meiningen)
- Verwundetenabzeichen (1918) in Gold
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- 1971 Ulrich-von-Hutten-Preis (posthum)
Schriften (Auswahl)
- Im Trichterfeld der Großschlacht. Erlebnisse an der Westfront, Ludwig Voggenreiter Verlag, Potsdam 1934 (u. a. Beiträge von Ernst Jünger, Heiner Rothfuchs und Werner Beumelburg)
- Fremde Heere im Bild – Eine Auswahl der neuesten, bedeutsamsten Fotos vom Heerwesen des Auslandes,[1] Potsdam 1935 [Vorwort von Arthur Ehrhardt]
- Kleinkrieg. Geschichtliche Erfahrungen und künftige Möglichkeiten, Ludwig Voggenreiter Verlag, Potsdam 1935
- Amerikanische Ausgabe als: Guerrilla Warfare. Lessons of the Past and Possibilities of the Future. Fort Leavenworth, KA 1936 (Command and General Staff School)
- 1942 und 1944 in Nachauflagen mit jeweils neuen Vorworten erschienen
- Das Werk wurde in der zur Jahreswende 1944/45 erschienenen Werwolf-Fibel Winke für Jagdeinheiten fortgeschrieben.
- Charles „Chuck“ D. Melson: Kleinkrieg – The German Experience with Guerrilla Wars, from Clausewitz to Hitler, Casemate, 2016 (englischsprachig)
- Barbara rettet die Stadt – Erzählung, Feldposttaschenheft, Ludwig Voggenreiter Verlag, Potsdam 1943
- Der Junker und der deutsche Traum – Die Wiedergründung des Reiches durch Otto von Bismarck, Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See 1959 (mit Zeichnungen aus dem „Kladderadatsch“)
- Biopolitik, Beiheft zu „Nation Europa“, Nation-Europa-Verlag, Coburg 1965
- Faksimile-Ausgabe von: Werwolf. Winke für Jagdeinheiten. Mißglückter „Kinder-Heckenschützenkrieg“ oder Denkmodell kommender Dinge. In: „NATION EUROPA“, XX. Jahrgang, Heft 3, März 1970, S. 3–80
Herausgeber und Übersetzter
- Arthur Ehrhardt (Hg.): Basil Henry Liddell Hart: Infanterie von morgen, Potsdam 1934
- Ders.: George C. Marshall: Infanterie im Kampf – Kriegserfahrung gegen Friedensirrtümer, Ludwig Voggenreiter Verlag, Potsdam 1935 [Auswertung und Übertragung von Arthur Ehrhardt]
- Ders.: J. F. C. Fuller: Generäle von morgen – Betrachtung über militärisches Führertum, Potsdam 1935
- Original: „Generalship, its diseases and their cure“
- Ders.: Liddell Hart: Wenn England zu Felde zieht – Betrachtungen über britische Strategie, Potsdam 1936 (mehrere Auflagen)
- Ders.: N. N.: Die britische Armee. Potsdam 1935
- Ders.: L. E. O. Charlton: Kapitän Cope mischt sich ein, Potsdam 1937
- Ders.: Basil Henry Liddell Hart: Gedanken zur Verteidigung Europas, Nation Europa Verlag – Neue Presse, Coburg 1951
Literatur
- Heinrich Härtle: Arthur Ehrhardt zum 75. Geburtstag, in: Deutsche Nachrichten vom 2. April 1971
- Hartwig Singer (Henning Eichberg): Arthur Ehrhardt ist tot, in: Deutscher Studenten-Anzeiger, Ausgabe Juli 1971
- O.V.: Arthur Ehrhardt. Sonderdruck der Zeitschrift NATION EUROPA, Coburg 1971
Fußnoten
Kategorien:
- Geboren 1896
- Gestorben 1971
- Deutscher Hauptmann
- Deutscher SS-Sturmbannführer
- Deutscher Militärschriftsteller
- Deutscher Verleger
- Deutscher Autor
- Deutscher Publizist
- Deutscher Redakteur
- Deutscher Revisionist
- Deutscher Lehrer
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freikorps-Mitglied
- Stahlhelm-Mitglied
- Hauptmann (Heer der Wehrmacht)
- Militärperson (Abwehr)
- Die Brandenburger (Spezialeinheit)
- Angehöriger der Waffen-SS
- Militärtheoretiker
- Geschichtsrevisionist
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Verwundetenabzeichens (1918)