Kutschera, Franz (1904)
Franz Karl Kutschera ( 22. Februar 1904 in Oberwaltersdorf; gefallen 1. Februar 1944 in Warschau) war ein deutscher Politiker, Gauleiter von Kärnten und Offizier der Allgemeinen SS, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei sowie erfolgreicher Bandenbekämpfer im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Beitritt Österreichs 1938 wurde er Mitglied des Reichstages und blieb dies bis zu seinem Tod. Anfang 1939 wurde er ehrenamtlicher Richter am Volksgerichtshof.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Besuch der Schule war er zuerst 1918/19 Schiffsjunge bzw. Maschinenjunge (nach Besuch der Maschinistenschule in Budapest) bei der k. u. k. Kriegsmarine und absolvierte danach eine Ausbildung zum Gärtner. In den 1920er Jahren lebte er in Böhmen, das zum damaligen Zeitpunkt dem Kunststaat Tschecho-Slowakei einverleibt worden war. Noch während der Zeit der Verfolgungen durch das Dollfuß-Regime trat er Ende 1930 der NSDAP (Nr.: 363.031) und Ende 1931 der Schutzstaffel bei.
1934 wurde er stellvertretender Gauleiter in Kärnten und war von 1935 bis zum März 1938 Führer der 90. SS-Standarte „Kärnten“, die nach seiner Ermordung ihm zu Ehren in „Franz Kutschera“ umbenannt wurde. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde er in ein österreichisches KZ deportiert. Nach dem Beitritt Österreichs zum Reich wurde er Gauleiter von Kärnten.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde er 1940 zum SS-Brigadeführer und im September 1942 zum Generalmajor der Polizei ernannt und zeichnete sich besonders bei der Banden- und Banditenbekämpfung in der Krain aus. Als SS- und Polizeiführer war er dann vom 25. September 1943 an in Warschau tätig.
Chronologie (Auszug)
- 1920 bis 1928 wohnhaft im Sudetenland unter tschechischer Herrschaft
- 5.12.1930 Eintritt in die NSDAP (NSDAP-Nr.: 363.031)
- 1.11.1931 Eintritt in die Allgemeine SS (SS-Nr.: 19.659)
- 1934 wurde Kutschera stellvertretender Gauleiter in Kärnten während der Kampfzeit
- Juli 1935 bis zum März 1938 Führer der 90. SS-Standarte „Kärnten“, die nach seinem Tod im Oktober 1944 den Ehrennamen „Franz Kutschera“ erhielt
- 20.2.1938 bis 23.5.1938 beauftragt mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Gauleiters des Gaues Kärnten der NSDAP
- seit dem 16.3.1938 zu diesem Zweck von der Schutzstaffel beurlaubt
- 23.3.1938 bis 10.4.1938 Gauwahlleiter für das Gaugebiet Kärnten und Osttirol
- 10.4.1938 bis 1.2.1944 Mitglied des Reichstages (Land Österreich)
- 24.5.1938 bis 27.11.1941 Stellvertretender Gauleiter des Gaues Kärnten der NSDAP, zugleich mit der Führung des Gaues Kärnten der NSDAP beauftragt
- 1.2.1939 ehrenamtliches Mitglied des Volksgerichtshofes (auf die Dauer von fünf Jahren)
- 22.9.1939 Beauftragter des Reichsverteidigungskommissar, Wehrkreis XVIII
- 10.3.1940 mit Wirkung vom 1.3.1940 Offiziersanwärter der Gebirgsjäger mit dem Dienstgrad Oberjäger im Gebrigsjäger-Regiment 139/3. Gebrigs-Division
- 1.5.1940 bis 11.11.1940 im Gebirgsjäger-Regiment 14 in der 6. Gebirgs-Division; Teilnahme am Westfeldzug 1940
- 14.4.1941 bis 27.11.1941 Chef der Zivilverwaltung und Beauftragter des Stabshauptamts des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums (RKFDV)
- 30.1.1942 beim Stab HSSPF „Rußland-Mitte“ unter SS-Obergruppenführer Erich von dem Bach
- 5.5.1943 SS- und Polizeiführer (SSPF) für den Bereich des rückwärtigen Heeresgebietes Rußland-Mitte („Mogilew“)
- 25.9.1943 SS- und Polizeiführer Warschau
Tod
Franz Kutschera fiel am 1. Februar 1944 in Warschau in seinem gepanzerten Fahrzeug, jedoch mit geöffneten Fenstern (Opel-Admiral, Nr: SS-20795). Dort wurde er von einer polnischen Terrororganisation (PZP; „Pegasus“) unter Florian Marciniak ermordet. Es war das zweite Attentat auf den SS- und Polizeiführer Warschau. Die feierliche Beisetzung kam einem Staatsakt gleich.
SS-Oberführer und Oberst der Polizei Walter Stein sollte vorübergehend Kutscheras Dienststelle, der Marschbefehl wurde jedoch wegen Erkrankung aufgehoben. SS-Oberführer und Oberst der Polizei Dr. Herbert Böttcher (SSPF Radom) soll dann kurzfristig übernommen haben, im März 1944 traf der letzte SSPF Warschau ein, SS-Oberführer und Oberst der Gendarmerie Paul Otto Geibel, am 26. Oktober 1944 zum SS-Brigadeführer befördert.
Ruhestätte
Als die Polen den mit meterhohem Schutt und Wildwuchs bedeckten deutschen Warschauer Heldenfriedhof 1990 wegen der bevorstehenden Bauarbeiten räumte, wurden auch die Gebeine von Franz Kutschera entdeckt.
Familie
Kutschera war mit der norwegischen SS-Helferin Jane Lillian, geb. Steen ( 9. Dezember 1918; 1994) verheiratet (nach vereinzelten Quellen erfolgte die Eheschließung posthum nach Genehmigung durch Heinrich Himmler). Sie war am Tag des Mordanschlages schwanger, seinen Sohn Franz Josef „Sepp“ Kutschera (1944–2004) sollte er nie kennenlernen. Jane kehrte mit Sepp nach dem Krieg nach Nowegen zurück, wo sie später erneut heiratete (Rognskog) und vier weitere Kinder (Ingeborg, Magda, Grete und Ola) bekam.
SS-Beförderungen
- SS-Anwärter am 1. November 1931
- SS-Mann am 12. Februar 1932
- SS-Scharführer am 15. Februar 1932
- SS-Truppführer am 20. März 1933 in der 90. SS-Standarte
- SS-Untersturmführer am 9. November 1935
- SS-Obersturmführer am 9. November 1936
- SS-Sturmbannführer am 14. September 1937
- SS-Obersturmbannführer am 16. März 1938
- SS-Standartenführer am 28. September 1938
- SS-Oberführer am 30. Januar 1939
- SS-Brigadeführer mit Wirkung vom 9.11.1940
- Generalmajor der Polizei mit Wirkung vom 9.11.1942
Auszeichnungen (Auszug)
- SS-Ehrendegen
- SS-Ehrenring
- SS-Ehrenwinkel
- SS-Zivilabzeichen (Nr. 14.701)
- Julleuchter der SS am 16. Dezember 1935
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Goldenes Parteiabzeichen am 30. Januar 1939
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze
- SS-Dienstauszeichnungen
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse (nach Mark C. Yerger mit Schwertern)
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse am 14. Februar 1943