Freytag von Loringhoven, Bernd
Alexander Otto Hermann Wolfgang Bernd Freiherr Freytag von Loringhoven ( 6. Februar 1914 in Arensburg, Ösel, Estland; 27. Februar 2007 in München) war ein baltendeutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major des Heeres sowie Generalleutnant des Heeres der Bundeswehr als Stellvertretender Generalinspekteur.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Nach dem Abitur zu Ostern 1932 studierte er ein Jahr Rechtswissenschaften an der Universität Königsberg und trat dann 1933 (nach anderen Quellen erst 1934) der Reichswehr bei. 1937 war er dann Leutnant im Regimentsstab des Panzer-Regiments 2 in Eisenach, wo er im September 1939 zum Oberleutnant befördert wurde.
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg war Freiherr Freytag von Loringhoven im Stab der 1. Panzer-Division, 1940 dann im Stab des Generalkommandos des XIX. Armee-Korps. Er war in der Schlacht von Stalingrad Hauptmann und Kompaniechef im Panzer-Regiment 2. Er wurde verwundet mit einer der letzten Maschinen aus dem Kessel von Stalingrad ausgeflogen.
1943 diente er als Major im Stab der 3. Infanterie-Division (mot.) und besuchte 1943/1944 die Kriegsakademie der Wehrmacht. Im April 1944 wurde er in die Operationsabteilung des Generalstab des Heeres versetzt, wo er 1944/1945 als Adjutant bei den Heinz Guderian und Hans Krebs diente. Seine Verwandtschaft (Vetter) zum Umstürzler Oberst i. G. Wessel Freytag von Loringhoven geriet ihm nicht zum Nachteil.
Vom Juli 1944 bis zum 29./30. April 1945 bereitete Freytag von Loringhoven die tägliche militärische Lagebesprechung im Führerbunker in Berlin vor. Seine Fluchtpläne wurden von Adolf Hitler genehmigt. Er sollte die Armee Wenck erreichen, die dann Berlin entsetzen sollte. Freytag von Loringhoven setzte sich mit Rittmeister Gerhard Boldt✠ über die Havel nach Westen ab, ging am 3. Mai 1945 in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, die ihn aber den Briten überließen. 1948 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen.
Nachkriegszeit
Er diente zuerst in verschiedene Behörden, dann von 1956 bis 1973 bei der Bundeswehr. Bis 1960 diente er im Führungsstab der Bundeswehr (Fü B), Unterabteilung III (Führung, Ausbildung) im Bundesministerium für Verteidigung (BMVtg). 1956-1958 war er im Fü B Leiter des Referats III 2 (Militärische Beziehungen zu NATO und WEU), 1958-1960 dann Leiter der Unterabteilung VII (Ausbildung, Wehraufklärung), 1960-1963 Deutscher Planer beim Deutschen Militärischen Vertreter / Standing Group im NATO-Militärausschuß, Washington D.C., USA, 1963-1964 als Brigadegeneral Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 19, Ahlen, 1964-1967 erneut im BMVtg, dort im Führungsstab der Streitkräfte (Fü S) Leiter der Unterabteilung III (Führung), 1967 Kommandeur der 3. Panzerdivision, Buxtehude und 1967–1969 Kommandeur der 5. Panzerdivision, Diez (Lahn). Sein Nachfolger wurde am 1./2. Mai 1969 Hans-Joachim von Hopffgarten. Von 1969 bis 1973 diente er schließlich abermalig im BMVtg bzw. BMVg, dort im Führungsstab der Streitkräfte (Fü S), wo er von Mai 1969 bis 31. März 1971 als Generalmajor Chef des Stabes Fü S (Chef des II. Führungsstab, Chef des I. Führungsstabes war Konteradmiral Günther Reeder) und vom 1. April 1971 bis 31. März 1973 als Generalleutnant Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr war.
Tod
Generalleutnant a. D. Bernd Freiherr Freytag von Loringhoven verstarb am 27. Februar 2007 und ruht auf dem Nordfriedhof in München. In unmittelbarer Nähe ruhen Heinrich Hoffmann und dessen Tochter Henriette Schirach-Hoffmann, Dr. Gustav von Kahr, Max Wünsche, Emil Maurice, Dr. Ludwig Stumpfegger, Traudl Junge, General der Flieger Heribert Fütterer, Generalleutnant Erich von Botzheim und Johannes Heesters.
Familie
Bernd war der Sohn des promovierten Chemikers Dr. phil. Karl Napoleon Haro Burchard von Freiherr Freytag von Loringhoven ( 16. April 1879 auf dem Gut Ficht auf der Insel Ösel; Napoleon erhielt er zu Ehren seines Großvaters mütterlicherseits Napoleon von Ditmar, Herr auf Kiddemetz; Leutnant, Landrichter und Stadthauptmann von Arensburg) und dessen aus Arensburg stammende Frau Leonide Clara Oda, geb. von Möller. Bernds Großvater Alexander Karl Adolf „Adi“ Freytag von Loringhoven wurde zwar am 19. Juli 1855 in München geboren (∞ Thekla Helene von Ditmar; seit 1878 Freiherr bzw. Baron; 25. Januar 1921 in Arensburg), aber schon dessen Vater Michael Leon Freytag von Loringhoven (1821–1860) war Herr auf dem Rittergut Ficht. Bernds Ururgroßvater Karl Johann Freytag von Loringhoven (1781–1859) war kaiserlich russischer Oberst und der erste bekannte Herr auf Pajamois und Ficht sowie Begründer der Adelslinie.
Ehen
Freiherr Freytag von Loringhoven war in erster Ehe mit Renate von Arnim ( 2. Oktober 1918 in Dresden; 24. Oktober 2010 als Freifrau von Süßkind-Schwendi[1]) verheiratet.
Aus zweiter Ehe mit Ilse-Verna Kraul (1926–1981) ging am 12. November 1956 sein Sohn Arndt Burchard Ludwig Freiherr Freytag von Loringhoven hervor, später Diplomat und bis August 2010 Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes.
In dritter und letzter Ehe war er mit Herta, geb. Wendelstadt (1928–2009) verheiratet. Herta war zuerst mit einem Witte verheiratet, aber die Ehe, aus der zwei Söhne entsprossen waren, wurde geschieden. 1966 heiratete sie Krafft Ludwig Fritz Luitpold Rudolph Freiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen (1913–1980), auch für ihn war es die zweite Ehe. Auch aus dieser Ehe sind zwei Kinder (ein Sohn und eine Tochter) entsprossen. Krafft war der Sohn des Generalmajors der Wehrmacht Eberhard Reichsfreiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen. Am 2. April 1982 in Bonn-Bad Godesberg heiratete schließlich Herta den Generalleutnant a. D. Bernd Freiherr Freytag von Loringhoven.
Auszeichnungen (Auszug)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 1. Oktober 1939
- 1. Klasse am 18. Juni 1940
- Panzerkampfabzeichen des Heeres
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz
- Deutsches Kreuz in Gold am 23. Januar 1943 als Hauptmann und Chef der 2. Kompanie/Panzer-Regiment 2/16. Panzer-Division/6. Armee/Heeresgruppe B
- Ritter des Johanniter-Ordens
- Ordenskanzler von 1979 bis 1989
- Ordensstatthalter von 1989 bis 1992
- Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1972
Veröffentlichungen
- mit François d’Alançon: Dans le bunker de Hitler: 23 juillet 1944 – 29 avril 1945. Verlag Éditions Perrin, Paris 2005, ISBN 2-262-02478-2.
- dt.: Mit Hitler im Bunker – Aufzeichnungen aus dem Führerhauptquartier Juli 1944 – April 1945. wjs, Berlin 2006, ISBN 3-937989-14-5.
- engl.: In the Bunker with Hitler. The Last Witness Speaks. London 2006, ISBN 0-297-84555-1.
- Als Herausgeber: Im Dienst der Friedenssicherung: General Ulrich de Maizière. Beiträge zu seiner Verabschiedung als Generalinspekteur der Bundeswehr (1966–1972), Frankfurt am Main, 1972.
- zusammen mit Wilhelm-Karl Prinz von Preußen: Johanniter und der 20. Juli 1944. 2. Auflage, Nieder-Weisel 1989 (Heft 14 der Schriftenreihe des Hessischen Genossenschaft des Johanniterordens).
Fußnoten
- Geboren 1914
- Gestorben 2007
- Deutscher Generalleutnant
- Baltendeutscher
- Major (Heer der Wehrmacht)
- Generalleutnant (Heer der Bundeswehr)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Träger des Verwundetenabzeichens (1939)
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Freiherr
- Kriegsgefangener
- Kommandeur der 3. Panzerdivision (Heer der Bundeswehr)
- Kommandeur der 5. Panzerdivision (Heer der Bundeswehr)
- Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 19 (Heer der Bundeswehr)