Lothringen

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Stephansdom zu Metz, errichtet zwischen 1220 und 1520 im Stile der Gotik

Lothringen (frz. Lorraine, nied. Lotharingen, lat. Lotharingia) ist ein von Frankreich okkupiertes Land im Südwesten Deutschlands. Die einheimische Bevölkerung wurde aus Deutschlothringen 1918/19 zum Teil (ca. 10 %) vertrieben. Lothringen hat 2.339.000 Einwohner (Stand 2006) und eine Fläche von 23.547 km².

Bezirke

Beim Vertrag von Verdun im Jahre 843 erhielt Kaiser Lothar I. das Mittelreich (Lotharii Regnum), Ursprung des späteren Lothringens und Norditaliens, während seine jüngeren Brüder, seit den Straßburger Eiden dessen erbitterten Widersachern, das Ost- und Westfrankenreich erhielten.

Das Land besteht aus vier Bezirken:

Geschichte

Lothringen war bis 1736 ein Herzogtum des ersten deutschen Reichs und von 1871 (nach dem Deutsch-Französischen Krieg) bis 1918 ein Teil des Reichslandes Elsaß-Lothringen.

Karolinger

Seine selbständige Geschichte beginnt mit Lothar II., der nach dem Tode seines Vaters Lothar I. 855 in der Teilung mit seinen Brüdern Karl und Ludwig die Länder zwischen Schelde, Rhein, Maas und Saône erhielt, welche nach ihm das Lotharingische Reich (Lotharii Regnum) genannt, aber nach seinem Tode sogleich im Vertrag zu Meersen am 9. August 870 zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen geteilt wurden.

Nachdem Lothringen trotzdem fortgesetzt der Zankapfel des karolingischen Geschlechts gewesen und mehrmals zu Frankreich geschlagen worden war, blieb es seinem Hauptteile nach ein deutsches Herzogtum im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Teilung in Ober- und Niederlothringen

Nach der Empörung seines Schiegersohns Konrad des Roten gab Otto I. es 953 seinem Bruder, dem Erzbischof Bruno von Köln, welcher 959 unter seiner Aufsicht besondere Herzöge von Oberlothringen oder Mosellanien und Niederlothringen oder Ripuarien einsetzte. Diese Einteilung blieb von da an, während die Bistümer unmittelbar vom König abhingen.

Niederlothringen

Niederlothringen zersplitterte sich im Laufe der Jahrhunderte an verschiedene Dynastien, von welchen außer den Grafen von Löwen, welche sich vorzugsweise Herzöge von (Nieder-)Lothringen oder auch seit Anfang des 13. Jahrhunderts nach dem Hauptteile ihres Landes Herzöge von Brabant nannten, auch die von Limburg den Herzogstitel führten. Brabant fiel nach Philipps I. Tode, der 1429 ohne Erben starb, an Burgund.

Oberlothringen

Die Nachkommen des von Bruno eingesetzten Herzogs Friedrich von Oberlothringen starben 1033 aus, und der Kaiser verlieh hierauf das Land an den Herzog Gozelo von Niederlothringen, dann an dessen Sohn Gottfried den Bärtigen und nach dessen Absetzung 1046 an den Grafen im Elsenzgau Albrecht, dem 1048 sein Bruder Gerhard folgte. Letzterer wird als der Stammvater der ganzen lothringischen Dynastie betrachtet. Der letzte unmittelbare Sprößling seines Geschlecht, Karl II., starb 1431 als Connétable von Frankreich und hinterließ eine Tochter Isabella, die mit Renatus von Anjou, dem Titularkönig von Neapel, vermählt war.

Anjou

Wiewohl ein Neffe Karls II., Anton Graf von Vaudémont, die weibliche Nachfolge streitig machte, verlieh doch der Kaiser Sigismund das Herzogtum an die Nachkommenschaft Isabellas, und Anton wurde endlich zufriedengestellt, indem sein Sohn Friedrich die Tochter Isabellas und Anjous, Jolantha, heiratete. Anjou (gestorben 1480) überlebte noch seinen und Isabellas Sohn, den Herzog Johann II. (gestorben 1470), auch dessen Sohn Nikolaus, mit welchem 1473 das Geschlecht Anjou erlosch.

Vaudémont

Oberlothringen kam nun an die eigentliche Dynastie, an Renatus II., den Sohn Friedrichs von Vaudémont und Jolanthas zurück, der darum als der Stifter des neueren lothringischen Geschlechts angesehen wird. Unter ihm wurde das Land von Karl dem Kühnen schrecklich verheert und Nanzig 1475 erobert. Renatus mußte nach Lyon entfliehen, verband sich aber von dort aus mit den Schweizern, eroberte sein Land zurück und schlug 1477 Karl den Kühnen vor Nanzig, wo derselbe starb. Während auf Renatus dessen ältester Sohn Anton der Gute 1508 in Oberlothringen folgte, stiftete der jüngste, Claudius, in Frankreich eine ausgebreitete Nebenlinie, zu welcher die Herzöge von Guise, von Aumale, Elboeuf und Harcourt gehörten und die 1751 mit dem Prinzen Lambesc erlosch.

Der Herzog Anton suchte die Ausbreitung der Reformation auf die drei Bistümer einzuschränken und vernichtete bei Zabern das große Bauernheer, das vom Elsaß ins Land drang. Ihm folgte 1544 sein Sohn Franz I., der schon 1545 das Land seinem zweijährigen Sohne, Karl III., hinterließ. Während des letzteren Minderjährigkeit riß Heinrich II. von Frankreich die Bistümer Metz, Thull und Wirten an sich. Der Sohn Karls III., Heinrich II., folgte dem Vater 1608. Derselbe vermählte seine Tochter Nicola mit seinem Neffen, der ihm 1624 in der Regierung als Karl IV. folgte.

Französische Kriege

Unter diesem schwachen Fürsten wurde das Land von den Franzosen furchtbar heimgesucht. Weil Karl IV. den Herzog Gaston von Orléans, den Bruder des französischen Königs Ludwig XIII., unterstützte, eroberte der Kardinal Richelieu 1634 Oberlothringen, gab es zwar zurück, vertrieb aber 1642 den Herzog nochmals. Karl bekam sein Land durch den Pyrenäischen Frieden 1659 zurück, wurde 1669 wieder verjagt und starb 1675; Frankreich aber behielt das Land. Sein Sohn Karl Heinrich wurde, als aus einer vom Papste ungültig erklärten Ehe entsprossen, von der Nachfolge ausgeschlossen; sein Neffe und Erbe Karl V. wurde als kaiserlicher General durch seine Taten gegen die Türken berühmt.

Karl V.

Erst im Frieden zu Ryswijk 1697 erhielt Karls V. ältester Sohn , Leopold Joseph, das Land wieder zurück; doch mußte er die Festungswerke von Nanzig und Bitsch schleifen und andere drückende Bedingungen eingehen. Ihn beerbte 1729 sein Sohn Franz IV. Stephan, dessen Mutter, Charlotte von Orléans, die Bevölkerung als Vormünderin hart bedrückte.

Französisches Protektorat

Im Polnischen Erbfolgekrieg nahm Frankreich 1733 das Land nochmals in Beschlag und behielt es mit dem Herzogtum Bar, doch mit Ausnahme der Grafschaft Falkenstein, welche zufolge des Wiener Friedens von 1735 einstweilen an den König Stanislaus von Polen fiel, der seine Regierung 1737 antrat.

Franz Stephan aber, der sich mit der Erzherzogin Maria Theresia vermählte, erhielt zur Entschädigung das Großherzogtum Toskana, wurde 1745 Deutscher Kaiser und ist der Ahnherr des bis 1918 in Österreich regierenden Kaiserhauses Habsburg-Lothringen.

Nach Stanislaus’ Tod am 22. Februar 1766 wurde Oberlothringen Frankreich einverleibt. Doch war den Großen Sitz und Stimme auf den deutschen Reichs- und Kreistagen vorbehalten, welches Verhältnis erst der Friede zu Lünstädten 1801 aufhob.

Jüngere Geschichte

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg erhielt das neugegründete Deutsche Reich im Frankfurter Frieden (10. Mai 1871) den nordöstlichen Teil Lothringens, genannt Deutschlothringen – welches damals noch mehrheitlich deutsch bevölkert war –, mit Metz wieder zurück, und in den folgenden Jahrzehnten entstand dort eine leistungsfähige Schwerindustrie beiderseits der Grenze im Bereich Metz, Diedenhofen, Nancy. 1893 wurde der Marne-Rhein-Kanal von Reims über Nancy und die Zaberner Steige nach Straßburg eröffnet.

Im Ersten Weltkrieg 1914–1918 war Lothringen einer der bedeutenden Hauptkriegsschauplätze, wie der Grenzschlacht in Lothringen (1914) und der Schlacht von Verdun (1916). Mit Ende des Ersten Weltkrieges wurde Deutschlothringen abermals von Frankreich okkupiert; die französische Sprache wurde gesetzlich als alleinige Amts- und Schulsprache eingeführt, auch für die deutsche Bevölkerung.

Während des Zweiten Weltkrieges gehörte Deutschlothringen nach der Kapitulation Frankreichs von 1940 bis 1944 mit der Pfalz und dem Saarland dem Gau Westmark an, wird jedoch seit 1944 wieder von Frankreich verwaltet.

Wirtschaft

Die Region Lothringen erbringt 3,4 % (40,6 Mrd. Euro) des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des französischen Staatsgebietes. Im Vergleich mit dem BIP der Europäischen Union ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichte die Region 2006 einen Index von 89,0 (EU-27 = 100).

Schwerpunkt der Wirtschaft ist der Dienstleistungssektor, gefolgt von der Industrie. Die Montanindustrie hat ihre frühere Bedeutung verloren.

Weinbaugebiete befinden sich an der Mosel, an der Seille und an der oberen Maas.

Siehe auch