Hocheisen, Paul
Paul Friedrich Karl Hocheisen ( 27. Mai 1870 in Beilstein, Königreich Württemberg; 22. Dezember 1944 in Heidenheim an der Brenz) war ein deutscher Arzt, Sanitätsoffizier und Politiker (NSDAP).
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Paul Hocheisen besuchte in Stuttgart das Gymnasium. Danach studierte er dann von 1888 bis 1892 an der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärische Bildungswesen in Berlin und legte 1892 das Ärzte-Staatsexamen ab. 1899 bestand er die Prüfung für den Ärztestaatsdienst in Württemberg. Es folgte dann seine Ausbildung als Facharzt für Chirurgie und Frauenkrankheiten. Von 1892 ab war er aktiver Sanitätsoffizier in den Regimentern 125, 119, 123 und 120 sowie im Württembergischen Kriegsministerium. Die Approbation erhielt Hocheisen 1894. 1899 erwarb Hocheisen noch das Staatsexamen für den ärztlichen Staatsdienst Württemberg.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg befand sich Hocheisen von 1914 bis 1918 im Einsatz bei der 54. Reserve-Division und wurde am 6. Mai 1916 durch einen Hals- und Lungenschuß verwundet.
Weimarer Republik
Nach dem Krieg, den er bis zum Ende als aktiver Sanitätsoffizier mitmachte, wurde Oberstabsarzt Hocheisen 1919 in die Vorläufige Reichswehr übernommen und wurde Divisionsarzt der 5. Division sowie später Gruppenarzt beim Gruppenkommando 2 in Kassel. Am 30. April 1929 nahm er mit der Dienstbezeichnung eines Generaloberstabsarztes im Range eines Generalleutnants seinen Abschied. Er schloß sich sofort der NSDAP an und war seit 1930 in der SA, als Chef des Sanitätswesens tätig, später wurde er zudem Mitglied in der Schutzstaffel (SS). Am 3. Juni 1930 wurde Hocheisen zum SA-Reichsarzt ernannt und wurde damit beauftragt, ein Gesundheits- und Sanitätswesen innerhalb der SA zu organisieren. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 wurde Hocheisen als Kandidat der NSDAP für den Wahlkreis 28 (Dresden-Bautzen) in den Reichstag gewählt, in welchem er, ohne Unterbrechung, bis zu seinem Tod im Dezember 1944 angehörte.
Drittes Reich
Ab März 1933 vertrat Hocheisen den Wahlkreis 29 (Leipzig), anschließend von März 1936 bis Dezember 1944 den Wahlkreis 15 (Osthannover).
Im Mai 1933 wurde Hocheisen zum Beauftragten des Reichsministers des Innern bei der Dienststelle des Kommissars der Freiwilligen Krankenpflege, ernannt. In dieser Funktion führte er in der Reichsregierung die Verhandlungen für eine neue Satzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), deren Neuerarbeitung auf einer außerordentlich Mitgliederversammlung am 8. Juni 1933 beschlossen wurde. Am 1. November 1933 wurde Hocheisen zum Generalinspekteur des Sanitätswesens der SA und der SS ernannt. Am 2. Dezember 1933 folgte die Ernennung zum Vizepräsidenten des DRK. Im Januar 1934 wurde er zum stellvertretenden Reichskommissar der Freiwilligen Krankenpflege ernannt.
Im Laufe des Jahres 1934 löste Hocheisen den Präsidenten des DRK, Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha, ab. Er übernahm die Amtsgeschäfte des DRK-Präsidenten, dessen Amtsteller er bis 1936 ausführte. Im Dezember 1936 mußte Hocheisen seinen Posten zugunsten eines Kandidaten der SS, Ernst-Robert Grawitz, räumen. Er schied zum 1. Januar als DRK-Präsident aus. Zur Entschädigung für den Verlust seines Amtes wurde Hocheisen am 18. Dezember 1936 in einer von Hitler unterschriebenen Urkunde zum Ehrenpräsidenten des DRK ernannt.
Kurzchronologie
- Gymnasiumbesuch in Stuttgart
- 20.10.1888 bis 15.2.1893 Studium an der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin
- Angehöriger der Pépinière-Corps Suevo-Borussia und Saxonia
- 1889 bis 1890 Einjährig-Freiwilliger im Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 des Garde-Korps
- 1892 medizinisches Staatsexamen
- 30.7.1892 Promotion zum Dr. med.
- ab 1892 aktiver Sanitätsoffizier in den Regimentern Nr. 125, Nr. 119, Nr. 123 und Nr. 120 sowie im Württembergischen Kriegsministerium
- zuletzt vor dem Krieg 1914 Regimentsarzt des Infanterie-Regiments „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ (2. Württembergisches) Nr. 120 in Ulm
- 1899 Prüfung für den unteren ärztlichen Staatsdienst in Württemberg
- 1.10.1900 bis 30.9.1902 Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie am Karl-Olga-Krankenhaus in Stuttgart
- 1.9.1902 bis 1.12.1906 zugleich an der Kaiser-Wilhelms-Akademie tätig
- 1.3.1903 bis 30.9.1906 Ausbildung zum Facharzt für Gynäkologie an der Universitäts-Frauenklinik der Charité in Berlin
- 1914 bis 1918 Fronteinsatz als Oberstabsarzt in der 54. Reserve-Division
- 6.5.1916 schwer verwundet (Hals- und Lungenschuß)
- 1919 bis 30.4.1929 Angehöriger der Reichswehr, zunächst als Divisionsarzt der 5. Division (Stuttgart)
- 1.11.1926 bis 30.4.1929 Gruppenarzt beim Gruppenkommando 2 (Kassel)
- 30.4.1929 mit dem Charakter als Generaloberstabsarztes verabschiedet
- 1.8.1929 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnr. 145.058)
- 1.7.1930 Eintritt in die SA
- 1.8.1930 bis 20.11.1932 Reichsarzt der SA als Nachfolger von Leonardo Ambrosius Georges Giovanni Conti
- 1931 Leiter der Unterabteilung IVb im Quartiermeisterstab der Obersten SA-Führung; 1932 Wohnsitz nach München verlegt.
- 31.7.1932 bis 12.9.1932 Mitglied des Reichstages (Wahlkreis 28, Dresden-Bautzen)
- 6.11.1932 bis 1.2.1933 Mitglied des Reichstages (Wahlkreis 28, Dresden-Bautzen)
- 21.11.1932 bis 31.10.1933 Chef des Sanitätsamtes der SA (durch Umbenennung)
- 5.3.1933 bis 14.10.1933 Mitglied des Reichstages (Wahlkreis 29, Leipzig)
- 1.11.1933 bis 31.1.1934 Generalinspekteur des Sanitätswesens der SA und SS
- 20.4.1933 SA-Sanitäts-Obergruppenführer in der OSAF
- 12.11.1933 bis 22.12.1944 Mitglied des Reichstages (Wahlkreis 29, Leipzig; ab 29.03.1936 Wahlkreis 15, Osthannover)
- 1.12.1933 bis 31.12.1936 Stellvertretender Präsident des Deutschen Roten Kreuzes
- Hocheisen war der wichtigste Mitarbeiter des DRK-Präsidenten Joachim von Winterfeldt-Menkin (Abgeordneter der DNVP im Reichstag). Nach dem Schlag gegen Ernst Röhm und die SA am 30. Juni 1934 war Hocheisens Zeit im DRK erstmalig zu Ende. Danach hatte das DRK es mit der SS zu tun. Himmler sorgte dafür, daß ein höherer General der SS, Obergruppenführer Ernst Grawitz in zweiter Funktion geschäftsführender Präsident des DRK wurde.
- Januar 1934 1. Stellvertreter des Kommissars für die Freiwillige Krankenpflege im Reichsministerium des Innern
- 31.12.1936 bis 22.12.1944 Ehrenpräsident des Deutschen Roten Kreuzes
Familie
Hocheisen war der Sohn des Arztes Sigmund Hocheisen. Am 27. September 1909 heiratete Stabsarzt Dr. Hocheisen.
Beförderungen
- 18.8.1894 Assistenzarzt
- 14.11.1895 Oberarzt
- 31.5.1899 Stabsarzt
- 22.3.1910 Oberstabsarzt
- 1.10.1920 Generalarzt
- 1.11.1926 Generalstabsarzt
- 30.4.1929 Charakter als Generaloberstabsarzt
- 1.8.1930 SA-Gruppenführer
- 20.4.1933 SA-Sanitäts-Obergruppenführer
Auszeichnungen (Auszug)
- Friedrichs-Orden, Ritter I. Klasse (WF3a)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens (WM3)
- Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone mit Schwertern (WK3⚔)
- Albrechts-Orden, Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern und der Krone (SA3⚔mKr)
- Württembergisches Dienstehrenzeichen I. Klasse (WD1)
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Ehrenwinkel für Alte Kämpfer
- SA-Ehrendolch
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Goldenes Parteiabzeichen
- Stern des Ehrenzeichens des Deutschen Roten Kreuzes
Werke (Auswahl)
- Der Muskelsinn Blinder, Berlin 1892 (Dissertation)
- Über den Muskelsinn bei Blinden, in: „Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane“ Nr. 5, 1893, S. 239–282
- Die intravenösen Kollargolinjektionen bei Puerperalfieber, Berlin 1906
- Geboren 1870
- Gestorben 1944
- Deutscher Chirurg
- Deutscher Politiker
- Militärperson (Württemberg)
- Angehöriger der Reichswehr
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Reichstagsabgeordneter (Weimarer Republik)
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- NSDAP-Mitglied
- SA-Mitglied
- Mediziner (20. Jahrhundert)
- Person (Deutsches Rotes Kreuz)
- Präsident (Deutsches Rotes Kreuz)
- Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Ritter)
- Träger des Württembergischen Militärverdienstordens (Ritter)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Corpsstudent (19. Jahrhundert)
- Württemberger