Schwerin-Krosigk, Lutz von

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Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk.jpg
Unterschrift Schwerin-Krosigk, Lutz von.jpg

Johann Ludwig „Lutz“ von Krosigk, seit 1925 Graf Schwerin von Krosigk (Lebensrune.png 22. August 1887 in Rathmannsdorf/Anhalt; Todesrune.png 4. März 1977 in Essen), war ein deutscher Jurist, parteiloser konservativer Politiker und ab 1932 Reichsfinanzminister, nach dem 2. Mai 1945 Leitender Minister in der geschäftsführenden Regierung Dönitz und somit der bislang letzte Reichskanzler sowie auch Reichsminister des Auswärtigen. Von Krosigk wurde 1949 als angeblicher Kriegsverbrecher verurteilt und 1951 aus der Haft entlassen.

Leben

Lutz Graf Schwerin von Krosigk.jpeg
Reichsminisier Graf von Schwerin-Krosigk mit seiner Gattin und seinen acht Kindern am Sırande der Ostsee (Aufnahme von 1937)[1]

Lutz von Krosigk stammte aus adeliger Familie; er war das siebte Kind von Erich Adolf Wilhelm von Krosigk (1829–1917) und das zweite Kind von dessen zweiter Ehefrau Luise Rosalie Friederike Julie Emma Ludmilla Gräfin von Schwerin (1853–1920), Tochter von Wilhelm Stanilaus Hermann Reichgraf von Schwerin (1827–1896), dem Stammvater des Göhrener Zweiges.

Er wurde als Johann Ludwig von Krosigk geboren. Nachdem er 1925 von seinem Onkel Alfred Wilhelm Dettlof Graf von Schwerin (1859–1946), dessen Ehe mit Anita von Düring (1870–1954) kinderlos geblieben war, adoptiert worden war, führte er den Grafentitel aus der mütterlichen Linie und den Doppelnamen Graf Schwerin von Krosigk.

Nach dem Abitur an der Klosterschule Roßleben begann von Krosigk 1905 ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Halle (Saale), Lausanne und Oxford, das er 1909 mit dem Referendarexamen beendete. Am Ersten Weltkrieg nahm von Krosigk von 1914 bis 1918 als Reserveoffizier der Kavallerie im 2. Pommerschen Ulanen-Regiment Nr. 9 teil. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und bekleidete am Kriegsende den Dienstgrad eines Oberleutnants der Reserve.

1920 arbeitete er als Assessor beim Landratsamt in Hindenburg O.S.. Er wechselte dann als Regierungsrat an das Reichsfinanzministerium nach Berlin. 1922 folgte die Ernennung zum Oberregierungsrat und 1924 zum Ministerialrat. 1929 wurde er zum Ministerialdirektor ernannt. 1931 übernahm er zusätzlich die Leitung der Reparationsabteilung (→ Reparationen).

1932 wurde er von Reichskanzler Franz von Papen als Reichsminister der Finanzen in das Kabinett berufen. Er behielt dieses Amt auch unter Papens Amtsnachfolgern Kurt von Schleicher und Adolf Hitler. Im April 1933 entließ er auf Intervention Hitlers seinen bisherigen Staatssekretär Arthur Zarden zugunsten des Finanzfachmanns der NSDAP, Fritz Reinhardt. Dies war für ihn mit einem Machtverlust verbunden, da Reinhardt z. B. das Steuerwesen fortan im wesentlichen alleine leitete. Krosigk war während der gesamten Zeit des Nationalsozialismus Reichsfinanzminister, ohne jedoch Mitglied der NSDAP zu sein. Im Jahr 1937 bekam Krosigk von Adolf Hitler das Goldene Parteiabzeichen ehrenhalber verliehen.

In Hitlers politischem Testament wurde er zum Finanzminister ernannt. Anschließend, nach Hitlers Tod, war er im Mai 1945 Leitender Minister ohne Parteizugehörigkeit der Geschäftsführenden Reichsregierung des Deutschen Reiches und unter dem bislang letzten Reichspräsidenten Karl Dönitz Reichsaußenminister (insgesamt 20 Tage) im Kabinett Schwerin von Krosigk bis zur völkerrechtswidrigen Verhaftung der geschäftsführenden Reichsregierung am 23. Mai 1945 durch die Alliierten.

Er war es, der Dönitz davon abhielt, nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht auch von seinem Amt als Reichspräsident zurückzutreten:

„Sie dürfen sich niemals sagen lassen, das ist der Mann, der ohne Kampf die deutsche Einheit aufgegeben hat.“

Der Reichssender Flensburg verkündete mit einer Ansprache durch Lutz von Schwerin-Krosigk am 7. Mai um 12.45 Uhr zum ersten Mal von deutscher Seite her das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa, nachdem Generaloberst Alfred Jodl in Reims die bedingungslose militärische Kapitulation „aller unter deutscher Befehlsgewalt stehenden Streitkräfte“ unterzeichnet hatte. Schwerin-Krosigk über den Reichssender Flensburg am 7. Mai 1945:

Wir müssen uns den Weg durch das Dunkel der Zukunft durch drei Sterne erleuchten und führen lassen, die stets das Unterpfand echten deutschen Wesens waren: Einigkeit und Recht und Freiheit.

Nachkriegszeit

Graf Schwerin von Krosigk (Nachkriegszeit)

Schwerin von Krosigk kam in Gefangenschaft der Alliierten. Zuerst war er in der Flakkaserne Ludwigsburg und danach im Kriegsgefangenenlager Nr. 32 (Camp Ashcan) im luxemburgischen Bad Mondorf interniert. Über das Lager Mondorf wurde er 1949 nach Nürnberg gebracht. Im sogenannten Wilhelmstraßen-Prozeß wurde er am 14. April 1949 zu zehn Jahren Haft verurteilt. Bereits am 31. Januar 1951 kam er jedoch aufgrund einer Amnestie wieder frei. Er ließ sich in Arenberg bei Koblenz nieder und war als Schriftsteller und Publizist tätig. Ab 1960 lebte der Graf in Essen, wo er 1977 verstarb.

Familie

Die größte Famille von allen Mitgliedern des Reichskabinetts hatte der Finanzminister Graf Schwerin-Krosigk. Von seinen neun Kindern war das älteste, Anna Luise, das auf diesem Photo 16 Jahre alt, dann folgten Friedrich Wilhelm, Ehrengard, Allmuth, Anton, Alfred und Dedo, Bia-Katharina, die zwei jüngsten, waren auf dieser Aufnahme noch nicht dabei.

Ehe

1918 heiratete er Ehrengard Bertha Luise Sidonie Adolfine Minette Freiin von Plettenberg-Heeren (1895–1979), Tochter von Friedrich Gisbert Adolf Wilhelm Eugen Graf von Plettenberg-Heeren und Ehrengard von Krosigk. Sie war eine Enkelin seines eigenen Vaters aus dessen erster Ehe mit Sidonie Charlotte von Veltheim (1838–1863), somit seine Halbnichte.

Kinder

Aus ihrer Ehe gingen neun Kinder hervor – vier Söhne und fünf Töchter, darunter

  • Anna Luise Gräfin Schwerin von Krosigk (1920–1979; verheiratete von Raison),
  • Friedrich Wilhelm Erich Franz Graf Schwerin von Krosigk (Lebensrune.png 2. Juli 1921 in Potsdam; Juli 1943 an der Ostfront)
  • Ehrengard Bertha Minetta Gräfin Schwerin von Krosigk (1922–2012; verheiratete von Bismarck)
  • Anton Graf Schwerin von Krosigk (1925–2022), Landrat, und
  • Felicitas–Anita Siegfriede (Lebensrune.png 1941; verh. von Oldenburg).

Eine Enkelin von ihm ist Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg (Lebensrune.png 1971), Politikerin der AfD.

Zitate

  • „Vier Jahre lang hat Deutschland in einem Heldenkampf ohnegleichen unter Aufbietung seiner letzten Kraft das Bollwerk Europas und damit zugleich der Welt gegen die rote Flut gebildet. Es hätte Europa vor dem Bolschewismus bewahren können, wenn es den Rücken frei gehabt hätte.“[2]

Mitgliedschaften

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Wirtschaft und öffentliche Finanzen, 1934
  • Nationalsozialistische Finanzpolitik, 1936
  • Fragen der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzpolitik, 1938

Aus der Nachkriegszeit:

  • Die letzten Tage der Reichsregierung, in: „Der Weg“, 1948, Nr. 10 (PDF-Datei)
  • Es geschah in Deutschland. Menschenbilder unseres Jahrhunderts, Rainer Wunderlich Verlag, Tübingen 1951 (PDF-Datei)
  • Wie wurde der Zweite Weltkrieg finanziert?, in: Bilanz des Zweiten Weltkrieges, Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg 1953, S. 311 ff.
  • Die große Zeit des Feuers. Der Weg der deutschen Industrie, 3 Bände, Rainer Wunderlich Verlag, Tübingen 1957–1959
  • Alles auf Wagnis. Der Kaufmann gestern, heute und morgen, 1963
  • Persönliche Erinnerungen, 3 Bände, 1973–1975
    • Die Jugendzeit
    • 25 Jahre Berlin
    • Ruhestand
  • Staatsbankrott. Die Geschichte der Finanzpolitik des Deutschen Reiches von 1920 bis 1945, geschrieben von letzten Reichsfinanzminister, 1974
  • Jenny Marx. Liebe und Leid im Schatten von Karl Marx. Eine Biographie nach Briefen, Tagebüchern und anderen Dokumenten, 1975
  • Memoiren, 1977
  • Die großen Schauprozesse. Politische Justiz, 1981

Literatur

Verweise


Amt Vorgänger Regierungszeit Nachfolger
Deutscher Reichskanzler Joseph Goebbels 1945 Interregnum

Fußnoten

  1. Der Silberspiegel, Nr. 18, 31. August 1937
  2. Rundfunkrede als deutscher Außenminister vom 3. Mai 1945
  3. Lutz Graf Schwerin von Krosigk: Memoiren, Seewald-Verlag, Stuttgart 1977, Seite 325, ISBN 3 512 00468 7