Müller, Hermann (1876)
Hermann Müller ( 18. Mai 1876 in Mannheim, 20. März 1931 in Berlin) war ein deutscher Politiker (SPD). Er leitete von 1928 bis 1930 die letzte von einer Parlamentsmehrheit getragene Regierung der Weimarer Republik.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Frühe Karriere und politischer Aufstieg
Im Jahre 1876 wurde Hermann Müller als Sohn eines Schaumweinfabrikanten geboren. Er besuchte die Schule in Mannheim und Dresden, danach absolvierte er eine kaufmännische Lehre in Frankfurt am Main und arbeitete als Handlungsgehilfe in Frankfurt und Breslau. Schon 1893 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Von 1899 bis 1906 war er als Redakteur für eine sozialdemokratische Zeitung in Görlitz tätig. 1902 nahm er erstmals als Delegierter an einem SPD-Parteitag teil. Von 1903 bis 1906 war er Stadtverordneter in Görlitz. Auf Empfehlung von August Bebel wurde Müller 1906 in den Parteivorstand der SPD aufgenommen. Aufgrund seiner Sprachkenntnisse kümmerte er sich hier insbesondere um die internationalen Beziehungen der Partei. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges reiste er nach Frankreich, um mit den französischen Sozialisten eine gemeinsame Linie zum heraufziehenden Krieg abzustimmen, was aber an den unterschiedlichen Auffassungen beider Seiten scheiterte. Während des Krieges selbst verfocht Müller dann die von der Parteispitze getragene Politik des "Burgfriedens". 1916 gelangte er zudem durch eine Nachwahl zum ersten Mal in den Reichstag. Nach der Novemberrevolution wurde er Mitglied des Vollzugsrats der Arbeiter- und Soldatenräte von Groß-Berlin.
Ämter und erste Kanzlerschaft in der Weimarer Republik (1919–1928)
Bei den Wahlen vom 19. Januar 1919 wurde Müller in die Nationalversammlung gewählt. Nach Friedrich Eberts Amtsantritt als Reichspräsident wurde Hermann Müller zusammen mit Otto Wels zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt. Im Juni wurde er zum Außenminister in der Regierung Gustav Bauer ernannt, in dieser Funktion unterzeichnete er den Versailler Vertrag. Nach dem Kapp-Lüttwitz-Putsch und dem Rücktritt der Regierung Gustav Bauers wurde Müller im März 1920 Reichskanzler an der Spitze einer Regierung aus SPD, Zentrum und DDP. Doch bereits bei den Reichstagswahlen am 6. Juni 1920 erlitt die Regierung eine schwere Niederlage, die SPD fiel von 37,9 % der Stimmen auf 21,6 %, so daß Müller seinen Rücktritt einreichte. Dennoch zog er als Kandidat des Wahlkreises Franken in den Reichstag ein und wurde dort Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion. 1921 reichte er auf dem Parteitag der SPD einen Antrag ein, der der Partei auf Reichs- und Landesebene Koalitionen mit der DVP ermöglichte. Zwei Jahre darauf wurde er des weiteren in die Exekutive der Sozialistischen Arbeiterinternationale (SAI) gewählt. Im Jahre 1928 schließlich veröffentlichte Müller sein Buch „Die Novemberrevolution“.
Zweite Kanzlerschaft und Tod (1928–1931)
Nach dem Sieg der SPD bei den Reichstagswahlen vom 20. Mai 1928 (29,8 % und 153 Sitze) bildete Müller die Regierung mit einer „Großen Koalition“ aus SPD, Zentrum, DVP und DDP. Eine Regierung hatte damit zum ersten Mal seit langem wieder eine Mehrheit des Parlaments hinter sich. Ihre außenpolitischen Zielsetzungen waren eine Neuregelung der Reparationsfrage sowie die Räumung des besetzten Rheinlandes. Innenpolitisch wurde die Arbeit der Regierung dagegen bestimmt von dem Gegensatz von SPD und der wirtschaftsnahen DVP, die Steuersenkungen und Kürzung von Sozialleistungen forderte. Im September 1928 besuchte Müller den Völkerbund in Genf, wo es zu heftigen Diskussionen mit dem französischen Außenminister Aristide Briand kam. Er konnte aber die Zusicherung von Verhandlungen zur Frage der Reparationen und der Räumung des Rheinlandes erreichen. Der Young-Plan des Jahres 1929 stellte dann die Reparationen auf eine neue Grundlage. Das Plebiszit der Rechten gegen diese brachte die Koalition, die bereits auseinanderzufallen drohte, noch einmal zusammen.
Die Annahme des Young-Planes am 12. März 1930 stellte dann einen letzten Erfolg des bereits schwer kranken Hermann Müllers als Kanzler dar. Zwei Wochen später, am 27. März, trat Hermann Müller zurück, da die SPD-Fraktion einem Kompromiß in der Frage der Arbeitslosenversicherung nicht zustimmen wollte. Seine Hoffnung, von Reichspräsident von Hindenburg gestützt mit Hilfe von Notverordnungen weiterzuregieren, zerschlug sich. Statt dessen gelangte der konservative Zentrumspolitiker Heinrich Brüning in diese Position. Nach dem Wahlerfolg der Nationalsozialisten bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 empfahl Müller seiner Partei, diesen zu unterstützen. Am 20. März 1931 starb er an den Folgen einer Gallenoperation.
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Amt | Vorgänger | Regierungszeit | Nachfolger |
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Deutscher Reichskanzler | Gustav Bauer | 1920 | Konstantin Fehrenbach |
Deutscher Reichskanzler | Wilhelm Marx | 1928-1930 | Heinrich Brüning |