Marine-Infanterie

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Die Marine-Infanterie ist eine spezialisierte Truppe für infanteristische Aufgaben in Zusammenarbeit mit Seestreitkräften. Zum Sonderverband gehören amphibische Operationen wie die Seelandung, aber auch Sicherungsaufgaben an Bord von Kriegsschiffen und die Untersuchung von Handelsschiffen. Die Marineinfanterie kann ein Teil der Seestreitkräfte sein, in manchen Ländern ist sie auch Teil des Heeres oder eine eigenständige Teilstreitkraft. In der Neuzeit handelte es sich schließlich um eine hochmobile Einsatztruppe mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten – sowohl zu Land, zu Wasser und heute auch als Luftlandetruppe. Angehörige dieser Spezialtruppe werden Marineinfanteristen oder Seesoldaten genannt.

Seesoldaten der 2. Kompanie des I. See-Bataillons feiern Deutsche Weihnachten, 1912

Deutsche Marine-Infanterie (1675 bis 1919)

Marine-Stoßtrupps vor der Westerplatte, September 1939
Marine-Infanterie in Denmark (Unternehmen „Weserübung“), 1940

Die erste deutsche Marine-Infanterie wurde als Marinier-Regiment „von Bolsey“ im Mai 1675 durch Oberst Simon von Bolsey aufgestellt, der vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg hierzu beauftragt wurden war.

Die Marine-Infanterie war als Truppengattung eine Mischformation aus den beiden Teilstreitkräften der Marine und des Heeres. Dies drückte sich dadurch aus, daß sie zwar weisungsmäßig zur Marine gehörte, aber die Einsatzvorschriften und sogar die Dienstgradbezeichnungen dem Heer entstammten. Sie war als Teil der Marine für Sicherungsdienste aller Art zuständig. Ursprünglich bedeutete dies die Sicherung von Schiffen und deren Häfen. Anschließend wurden diese Aufgaben als Kolonial- bzw. Schutztruppen um die Sicherung überseeischer Stützpunkte und dann die Durchführung von Landungen erweitert.

Das erste Seebataillon Deutschlands ging am 13. Mai 1852 aus dem zwei Jahre zuvor in Stettin aufgestellten Königlich Preußischen Marinierkorps hervor.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg wurden aus den drei Seebataillonen eine Marine-Brigade und kurz darauf insgesamt drei Marine-Divisionen aufgestellt. Das am 15. November 1914 gebildete Marinekorps „Flandern“, das u. a. aus Marine-Infanterie und Marine-Artillerie bestand, wurde vor allem in Flandern eingesetzt, wo es die Küsten gegen britische Angriffe sicherte. Die Stärke dieses Korps betrug 60.000–70.000 Mann, von denen etwa während des Krieges ca. 10.000 Mann gefallen sind. Kommandierender Admiral war Admiral z. D. Ludwig von Schröder, genannt der „Löwe von Flandern“.

Marine-Infanterie der Wehrmacht (Auswahl)

Marine-Stoßtrupp-Kompanie

Die (3.) Marine-Stoßtrupp-Kompanie (später: Marine-Stoßtrupp-Abteilung in Bataillonsstärke), kurz MSK (MSA), war eine geheime Spezialeinheit Deutschlands, die von 1938 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bestand. Sie wurde vom Oberkommando der Kriegsmarine aufgestellt, um die bereits seit dem Ersten Weltkrieg bestehenden Marine-Infanterie-Einheiten um eine spezielle Einheit zu erweitern. Sie war mit der Anfangsformation der Brandenburger vergleichbar.

Im Frühjahr 1938 wurde die in Swinemünde kasernierte Marine-Artillerie-Abteilung 123 (MAA 123) angewiesen, handverlesene Mitglieder zur Ausbildung auf Spezialschulen der Wehrmacht abzukommandieren, um – nach erfolgter Absolvierung spezieller Lehrgänge – die neue Basis einer geplanten Spezialeinheit zu bilden. Als vorgesehenes Tätigkeitsfeld sollte diese Einheit bei extrem gefährlichen oder komplizierten Vorhaben, wie Landungsunternehmungen oder Überraschungsangriffen, eingesetzt werden.

Schon im September 1938 wurde ein verstärkter Zug der MSK unter der Führung von Leutnant Walter Schug (später als Kapitänleutnant Kommandant der U 86) auf das Panzerschiff Deutschland zum Spanieneinsatz verladen, um auf Ibiza eine Funkstation in die Luft zu sprengen. Im März 1939 folgte der nächste Einsatz im Rahmen der Rückführung des Memellandes ins Deutsche Reich. Einige Wochen später fand die Standortverlegung unter dem Kommando von Oberleutnant W. Henningsen von Swinemünde nach Memel statt, um die Spezialausbildung zu intensivieren.

Die Situation mit Polen spitzte sich wegen der Danzig-Frage zu. Die MSK wurde an die Westerplatte gebracht; dieser Einsatz sollte der wichtigste werden. Die MSK besetzte während der folgenden Tage noch Gdingen und die Halbinsel Halbinsel Hela (Putziger Nehrung).

Ab September 1940 wurde Korvettenkapitän Gerhard von Diest (Lebensrune.png 20. August 1909; Todesrune.png gefallen am 23./24. Juni 1941) Kommandeur der Einheit. Diese war nun dem Infanterie-Regiment 505 (Ostpreußen) in der Elchkopf-Division unterstellt. Nachdem von Diest beim Rußlandfeldzug gefallen war (er wurde auf dem Gräberfeld der MSA beim Lazarett einen Kilometer südöstlich von Prekuln, heute Priekule, Lettland beerdigt), wurde die Kaserne der Stoßtrupps in der Stadt Memel in „Von-Diest-Kaserne“ umbenannt. Später wurde daraus ein Lazarett, heute befindet sich ein litauisches Gymnasium darin.

Weitere Einsätze in Norwegen (gemeinsam mit Fallschirmjägern und Gebirgsjägern) u. a. bei der Schlacht um Narvik (hier trugen sie auf der linken Seite des Marine-Schiffchens das Edelweiß der Gebirgstruppe), an der Ostfront in Nordrußland, im Kessel von Oranienbaum, mit dem Deutschen Afrika Korps, beim Unternehmen „Tanne Ost“, bei der Verteidigung Gotenhafens zur Ermöglichung des Unternehmens „Hannibal“ und unzählige weitere folgten. Diese Einheit bestand, später als Marine-Artillerie-Abteilung 531 „von Diest“ umbenannt, bis zum deutschen Kriegsende, u. a. in Zusammenarbeit mit den Meereskämpfern und Marine-Einsatz-Kommandos der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine.

Endkampf-Divisionen (u. a. Berlin)

  • 1. Marine-Infanterie-Division (aufgestellt im Februar 1945 in Stettin aus der Marine-Schützen-Brigade Nord)
    • Kommandeure: 31. Januar 1945 Konteradmiral Hans Hartmann, ab dem 28. Februar 1945 Generalmajor Wilhelm Bleckwenn
  • 2. Marine-Infanterie-Division (aufgestellt im März 1945 in Glückstadt und Itzehoe in Gliederung einer Volksgrenadier-Division einschließlich Jagdpanzer-Kompanie 1199 und Marine-Panzerjäger-Abteilung 2, die als Panzerzerstörtrupps verwendet wurden)
    • Kommandeure: Vizeadmiral Ernst Scheurlen - Februar 1945, Oberst Werner Graf von Bassewitz - Oktober 1944 bis Mai 1945
  • 3. Marine-Infanterie-Division (aufgestellt am 1. April 1945 in Pommern durch die Umgliederung der zerschlagenen 163. Infanterie-Division)
    • Komandeure: 1. April 1945 Oberst von Witzleben, ab dem 3. April 1945 Oberst Fritz Fullriede
  • 11. Marine-Infanterie-Division (aufgestellt im März 1945 in den Niederlanden mit drei Regimenter: Marine-Schützen-Regiment 111 bis 113
    • Kommandeur: Kapitän zur See Hans Ahlmann
  • 16. Marine-Infanterie-Division (aufgestellt im März 1945 in den Niederlanden mit drei Regimenter: Marine-Schützen-Regiment 161 bis 163
    • Kommandeur: Kapitän zur See Carl Hollweg

Deutsche Marine

Die Marine der Bundeswehr verfügt seit 2002 über eine aus zwei Bataillonen bestehende „infanteristische“ Landkomponente, den Spezialisierten Einsatzkräften Marine (SEK M) und den Marineschutzkräften (MSK).

Beide Bataillone gehören zur im Sommer 2006 neu geschaffenen Einsatzflottille 1. Zu den SEK M gehören Kampfschwimmer, Minentaucher und Boardingkräfte, während die MSK die Aufgabe haben, Marineanlagen im Inland und im Einsatzland zu schützen. Es handelt sich bei den SEK M und bei den MSK nicht um Landungstruppen im ursprünglichen Sinne.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg Benz: Deutsche Marineinfanterie 1938–1945. Das Schicksal der Marinestoßtrupps, der MAA 531 (von Diest) und anderer infanteristisch eingesetzter Einheiten der Kriegsmarine., Husum Druck- und Verlags-Gesellschaft, Husum 1996, ISBN 3-88042-799-2.

Verweise