Schröder, Ludwig von (1854)
August Ludwig Schröder, seit 1912 von Schröder ( 17. Juli 1854 in Hintzenkamp bei Eggesin in Pommern; 23. Juli 1933 in Berlin-Halensee), war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, zuletzt Admiral und Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ mit Eichenlaub im Ersten Weltkrieg. Er formulierte den nachhaltigen Grundsatz, zum Feldherrn gehöre keine Klugheit, sondern Charakter. Als König von Preußen erhob Wilhelm II. Schröder am 17. Februar 1912 in den erblichen Adelsstand.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Im Jahre 1860 begann für Ludwig die Schulzeit, zunächst bei Hauslehrern, kurze Zeit später auf einer Grundschule im nahegelegenen Eggesin. 1864 wechselte er zur Friedrich-Wilhelm-Realschule. Nebenbei erhielt er wiederum Privatunterricht. Er beendete seine Schulzeit 1871.
Schröder trat am 31. Mai 1871 als Kadett (Crew 4/71) in die gerade neu entstandene Kaiserliche Marine ein, im März/April 1872 wurde er zum Seekadett (1899 in Fähnrich zur See umbenannt) befördert. Am 19. Dezember 1874, nach über zweieinhalbjähriger Ausbildung eines Seekadetts, wurde er zum Unterlieutenant zur See (1899 in Leutnant zur See umbenannt) ohne Patent befördert. Ihre Patente erwarben sich die jungen Offiziere dann nach einem weiteren Jahr an der Marineschule mit dem Bestehen der Seeoffizier-Berufsprüfung. Der Offizier-Kursus an der Marineschule in Kiel dauerte bis zum September 1875. Er fand seinen Abschluß durch die Seeoffizier-Berufsprüfung, die Schröder, wie alle vorangegangenen Prüfungen, mit „gut“ bestand. Am 1. Mai 1876, nach einem Landkommando bei der II. Matrosendivision in Wilhelmshaven, meldete sich Schröder an Bord der S.M.S. „Deutschland“ zum Dienst und nahm teil an der Fahrt des Panzergeschwaders im Mittelmeer.
Als Prinz Heinrich im Frühjahr als Kadett auf die SMS „Niobe“ kam, wurde Schröder als dessen Erzieher bestimmt. Im Winter 1881/82 war Schröder als Lehrer an der Divisionsschule der I. Matrosen-Division tätig. Er sollte immer wieder über viele Jahre auch an der Marineschule als Lehrer dienen.
Er diente als Seeoffizier auf verschiedenen Schiffen, unter anderem als Kommandant des Avisos SMS „Blitz“, des Schulschiffs SMS „Moltke“ sowie des Großen Kreuzers SMS „Vineta“ (Victoria-Louise-Klasse). Außerdem war er Chef der Kreuzerdivision auf der Westindischen Station. Vom 1. Oktober 1907 bis 24. September 1910 fungierte Schröder als Chef des II. Geschwader. Anschließend ernannte man ihn zum Chef der Marinestation der Ostsee (I. Inspektion der Marine) und beförderte ihn am 27. Januar 1911 zum Admiral. Diesen Posten bekleidete Schröder bis zum 6. Mai 1912. Er wurde mit diesem Tag zur Disposition gestellt unter gleichzeitiger Stellung à la suite des Seeoffizierskorps.
Erster Weltkrieg
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Schröder reaktiviert und zum Kommandierenden Admiral in Flandern ernannt. Ihm unterstanden nicht nur Seestreitkräfte, sondern vor allem große Teile der Marineinfanterie. Aus einem einzigen Seebataillon war innerhalb weniger Monate zunächst die Marine-Division „Flandern“ und schließlich am 15. Dezember 1914 das Marine-Korps „Flandern“ entstanden. Diese Kräfte waren bereits 1914 in heftige Kämpfe in Flandern verwickelt und nahmen bis 1918 an allen Flandernschlachten teil. Aufgrund seiner entschlossenen Führung wurde Ludwig von Schröder als „Löwe von Flandern“ bekannt. Ab dem 6. November 1918 war er Chef der Marine-Station der Ostsee in Kiel, am 12. Dezember 1918 wurde er in den Ruhestand verabschiedet (außer Dienst).
Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit verlangte Belgien seine Auslieferung, was jedoch auch von der Weimarer Republik abgelehnt wurde. Ludwig von Schröder war in den 1920er Jahren Erster Vorsitzender des Nationalverbandes Deutscher Offiziere (NVDO). 1921 stiftete der Admiral a. D. für diese Truppe das Flandernkreuz.
Der Kaiserliche Admiral a. D. pflegte einen regen konservativen Freundeskreis, zu dem auch die Eltern von Erhard Milch gehörten. „Treue zu Kaiser und Vaterland“ war, wie Milch vor dem Nürnberger Gericht sagte, „die einzige politische Belehrung“, die er im Elternhaus und dessen Freundeskreis sowie später als Offizier erhalten hatte. Am 8. Juni 1930 gehörte er auf Einladung von Vizeadmiral a. D. Andreas Michelsen zu den Ehrengästen der Einweihungsfeier des U-Boot-Ehrenmals Möltenort.
Tod
Ludwig von Schröder starb mit 79 Jahren und wurde auf dem Berliner Invalidenfriedhof am 26. Juli 1933 beigesetzt.
Staatsbegräbnis
Am Staatsbegräbnis von Admiral Ludwig von Schröder nahm Hitler neben Reichspräsident Hindenburg selbst teil, es fanden sich aber auch tausende Trauergäste aus dem ganzen Reich seit der Mittagsstunde in der Invaliden- und Scharnhorststraße zusammen. Offiziere aller Waffengattungen in Friedens- und Kriegsuniformen strömten herbei, darunter Vizeadmiral von Trotha als Vertreter des Kaisers und der Chef der Marineleitung Admiral Dr. h. c. Raeder, aber auch Polizei, SA, SS, der Stahlhelm und vielerlei Marinevereine. Im Gotteshaus stand ein schlichter, würdiger Sarg. Die Kriegsflagge des alten reiches, die Skagerrakflagge, bedeckte ihn. Darauf als einzige Zier ein kleiner Strauß von Eichenlaub. Daneben der Admiralshut des Verstorbenen und sein mit Rosen geschmückter Säbel sowie vier Kissen aus Sammet mit seinen Kriegs- und Friedensorden. Ein Wald von Fahnen fügten sich hinter dem Sarg zusammen, die Ehrenwache besteht aus acht Offizieren von Reichsmarine und Reichsheer. Des Admirals Sohn, Töchter und Enkelkinder waren tief ergriffen von den dargebotenen Ehrungen.
Ruhestätte
Er fand seine letzte Ruhe in einem Gemeinschaftsgrab mit seinem zweitältesten Sohn Joachim von Schröder ( 1929), Kampfflieger der Fliegertruppe, Pionier der zivilen Luftfahrt und Flugkapitän der Lufthansa.
Familie
Ludwig Schröder wurde am 17. Juli 1854 im Gut Hintzenkamp bei Ueckermünde in Pommern geboren und im evangelischen Glauben erzogen. Sein Vater Karl Schröder, der Gutsbesitzer, starb am 24. Dezember 1891. Seine Mutter Albertine Schröder, geborene Gaude, überlebte ihren Mann um mehr als acht Jahre. August Ludwig Schröder war das vierte von fünf Geschwistern.
Am 25. Oktober 1881 heiratete Leutnant zur See Schröder seine Frau Anna, geborene Lemcke, die Tochter eines Rentiers in Stettin. Das Ehepaar hatte fünf Kinder. Seine Frau starb nach 43 Jahren Ehe, neun Jahre vor ihm, am 3. November 1924 in Berlin. Sein Sohn Ludwig, der im Ersten Weltkrieg u. a. unter dem Vater beim Marine-Korps „Flandern“ gedient hatte, war der spätere General der Flakartillerie von Schröder.
Beförderungen
- 31. Mai 1871 Kadett
- 19. Dezember 1874 Unterleutnant zur See
- 17. September 1878 Leutnant zur See
- 18. Mai 1886 Kapitänleutnant
- 28. September 1893 Korvettenkapitän
- 26. Juli 1897 Fregattenkapitän
- 12. Juni 1899 Kapitän zur See
- 14. März 1905 Konteradmiral
- 9. November 1907 Vizeadmiral
- 27. Januar 1911 Admiral
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Roter Adlerorden, IV. Klasse
- Sankt-Stanislaus-Orden, II. Klasse (RSt2)
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz
- Schwertorden, Kommandeur II. Klasse (SS2b) am 8. Dezember 1894
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse
- Zentenarmedaille, 1897
- China-Denkmünze in Bronze
- Militär-Orden San Bento d’Aviz, Kommandeurkreuz (PBd’A2/PB2b)
- Roter Adlerorden, III. Klasse mit der Schleife
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse
- Erinnerungszeichen zur Silbernen Hochzeit 1906
- Südwest-Afrika Denkmünze
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub
- Stern zum Preußischen Kronenorden II. Klasse am 19. Januar 1908
- Stern zum Roten Adler-Orden II. Klasse mit Eichenlaub am 5. September 1909
- Orden für Verdienste zur See (Spanien), IV. Klasse bzw. Großkreuz (SMK4)
- Preußischer Kronenorden, I. Klasse am 29. August 1910
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Kriegsverdienstkreuz (Braunschweig) (BrKr)
- 1918, als die I. Klasse gestiftet wurde, in II. Klasse (BrK2) umbenannt
- Militärverdienstkreuz (Mecklenburg), II. Klasse (MMV2)
- Friedrich-Kreuz
- Hamburgisches Hanseatenkreuz
- Bremisches Hanseatenkreuz
- Lübeckisches Hanseatenkreuz
- Eiserner Halbmond
- Fürstlich Hohenzollern'sches Ehrenzeichen, Ehrenkreuz I. Klasse (HEK1)
- Kreuz für Verdienste im Kriege (Sachsen-Meiningen) (HSME1)
- Kreuz für treue Dienste (SLK)
- Militärverdienstorden (Bayern), Großkreuz mit Schwertern[1] (BMV1⚔)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Großkreuz mit Schwertern (HSH1⚔)
- Großkreuz des Albrechts-Ordens mit goldenem Stern und Schwertern[1] (SA1mgSt⚔)
- Großkreuz des Ordens der Württembergischen Krone mit Schwertern[1] (WK1⚔)
- Friedrich August-Kreuz, II. Klasse mit der Spange „Vor dem Feinde“ (OFA2)
- Großherzoglich Hessische Tapferkeitsmedaille (HAE1)
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Komturkreuz mit dem Stern
- Pour le Mérite mit Eichenlaub[1]
- Verdienstorden am 20. Oktober 1915 als Admiral à la suite und Kommandierender Admiral des Marine Korps Flandern
- Eichenlaub am 23. Dezember 1917 als Admiral à la suite und Kommandierender Admiral des Marine Korps Flandern
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Großkomturkreuz mit Schwertern
- Roter Adler-Orden, I. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am 3. Mai 1918
- Ehren- und Erinnerungskreuz des Marinekorps Flandern
Ehrungen
- Erhebung in den erblichen Adelsstand im Jahre 1912
- 1917 Ehrenbürger der Stadt Ueckermünde
- Die Kaiserin-Augusta-Straße und ein Teil der Königin-Augusta-Straße wurden am 7. Dezember 1933 umbenannt in „Admiral-von-Schröder-Straße“
- Mit Wirkung vom 31. Juli 1947 erfolgte die Umbenennung in „Köbisstraße“ (Berlin-Tiergarten).
Literatur
- Hugo von Waldeyer-Hartz: Ein Mann – Das Leben des Admirals Ludwig v. Schröder, 1934
Fußnoten
- Geboren 1854
- Gestorben 1933
- Deutscher Admiral
- Admiral (Kaiserliche Marine)
- Großer-Kreuzer-Kommandant (Kaiserliche Marine)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Roten Adlerordens 1. Klasse
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 1. Klasse
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (Großkreuz)
- Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Großkreuz)
- Träger des Albrechts-Ordens (Großkreuz)