Metternich-Winneburg, Tatiana von

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Fürst und Fürstin von Metternich-Winneburg

Tatiana Hilarionowna Prinzessin Wassiltschikow, seit 1941 Fürstin von Metternich-Winneburg und Beilstein (Lebensrune.png 1. Januar 1915 in Petrograd; Todesrune.png 26. Juli 2006 auf Schloß Johannisberg bei Geisenheim), war eine deutsche Malerin, Schriftstellerin und Mäzenin russischer Herkunft. Die durch Heirat Angehörige des Hochadels war auch Gräfin von Königswart im Egerland, Grande (Herzogin) von Spanien und Duchessa (Herzogin) von Portella sowie Großbailli des Lazarus-Ordens.

Werdegang

Eindrücke des Fürstenpaares
Peter Hild mit seiner Mentorin Tatiana Fürstin von Metternich-Winneburg; rechts ihre eigenen Werke in Aquarell, links in Öl ihr berühmter Vorfahre Generalleutnant Fürst Stroganoff (1774–1817), der sich gegen Napoleons Rußlandfeldzug 1812 und bei der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 besonders bewährte.
Grabstätte des Fürstenpaares von Metternich-Winneburg, Schloß Johannisberg im Rheingau

Tatiana Prinzessin Wassiltschikow (auch Wassiltschikoff) erlebte schon als kleines Mädchen all die Schrecken der Oktoberrevolution 1917. Die Familie floh zunächst auf die Krim, im April 1919 dann über Malta und Frankreich (wo die Kinder die Lycée in Saint-Germain-en-Laye besuchten) mit Zwischenstation auch im Baltikum nach Deutschland. Sprachbegabt, intelligent, gebildet und aufgeschlossen ging Tatiana ihren Weg selbstbewußt, fand mit der Familie auch persönlichen Rückhalt im verwandten Hochadel des Westens. In München studierte sie Kunstgeschichte, kehrte für kurze Zeit zu ihrer Familie, die inzwischen in Litauen wohnte, zurück (sie arbeitete kurze Zeit als Sekretärin an der dortigen britischen Botschaft). Im Januar 1940 (nach anderen Quellen schon Ende 1939) ging es dann mit Schwester Marie nach Berlin, wo Tatiana als „Staatenlose“ aufgrund ihrer diversen Fremdsprachkenntnisse (vor allem Französisch) eine Arbeitserlaubnis und Stellung im Auswärtigen Amt fand. Hier traf sie im August 1940 auch ihren Ehemann in spe, den Fürsten von Metternich-Winneburg und Beilstein, ein Urenkel von Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich. Im Juni 1941 waren die beiden verlobt.

Fürstin von Metternich-Winneburg war in der Nachkriegszeit Mitbegründerin und Vorsitzende („Gründungsvorsitzende“) des Kuratoriums des Rheingau Musik Festivals und engagierte sich für zahlreiche karitative Tätigkeiten, insbesondere Militärischen und Hospitalischen Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem – Großballei Deutschland (Lazarus-Orden), deren zweite Großbailli in Deutschland, als Nachfolgerin ihres verstorbenen Mannes, sie von 1992 bis 2006 war. Als solche setzte sie sich nach dem Fall der Mauer und dem Verschwinden des Eisernen Vorhangs für die Straßenkinder in ihrer Geburtsstadt Sankt Petersburg ein und war für das Deutsche Rote Kreuz aktiv.

Familie

Tatiana war das dritte Kind von fünf Kindern und zweite Tochter des Prinzen Hilarion Sergejewitsch Wassiltschikow (1881–1969) und seiner Frau Lidia Leonidowna, geb. Prinzessin Wjasemskaja (1886–1948). Ihre Mutter verstarb am 30. November 1948, ihr Vater erst am 3. Juni 1969 in Baden-Baden. Ihre Geschwister waren:

  • Irina (1910–1993), in Sankt Petersburg geboren, lebte sie zuletzt bis zu ihrem Tode am 26. Februar 1993 in Kiedrich, Rheingau
  • Alexander (1912–1939)
  • Maria „Marie“ (1917–1978) ∞ 28. Januar 1946 Hauptmann Peter Graham Harnden (1913–1971), Architekt und Nachrichtenoffizier; vier Kinder
    • die als Schönheit geltende Marie arbeitete seit 1940 beim Rundfunk in Berlin und dann, wie Schwester Tatiana, beim Auswärtigen Amt als Assistentin von Dr. jur. Friedrich Adam von Trott zu Solz (1909–1944). Als der Feind immer näher rückte, ging es 1945 als DRK-Schwester nach Wien, wo sie den Endkampf erlebte und noch mit anderen nach Gmunden flüchten konnte. Halbverhungert und an Scharlach erkrankt, kam sie in ein US-amerikanisches Lazarett. Aus Dankbarkeit für ihr Leben arbeitete sie nach der Genesung bei den Besatzern als Dolmetscherin, wo sie ihren zukünftigen Mann kennenlernte. Am 12. August 1978 verstarb sie in London an Krebs, ihr Bruder George bearbeitete ihre Tagebücher, die 1985, zuerst auf Englisch, als „The Berlin Diaries 1940-1945 of Marie 'Missie Vassiltchikov' und 1989 auf Deutsch als „Die Berliner Tagebücher der Marie ‚Missie‘ Wassiltschikow 1940–1945“ erschienen waren. Darin beschreibt sie auch den Bombenterror und dessen Folgen in Berlin, die, ihrer Meinung nach, zum Putschversuch am 20. Juli 1944 geführt haben soll.
  • George (1919–2008)

Ehe

Prinzessin Wassiltschikow heiratete in Berlin-Grunewald am 6. September 1941 den Prinzen Paul Alfons Maria Clemens Lothar Philippus Neri Felix Nicomedes, 6. Fürst von Metternich-Winneburg und Beilstein (1917–1992). Ihr Mann, auch Graf von Königswart, 5. Herzog von Portella, und Grande von Spanien I. Klasse, war Wehrmacht-Offizier der Kavallerie, der nach dem Westfeldzug 1940 beurlaubt und zum Auswärtigen Amt kommandiert wurde. 1941 war er dann Verbindungsoffizier zur Blauen Division in Madrid. Angeblich war er für die Ostfront vorgesehen, Tatiana soll sich, ohne sein Wissen, erfolgreich beim OKH für eine Versetzung nach Spanien eingesetzt haben. Allerdings kam er dann im Frühling 1942 dann doch an die Front. 1944 starb er dort beinahe an einem Abszeß der Lunge.

Ehefrau Tatiana folgte ihrem Mann auf das Schloß Königswart im Egerland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das von US-Soldaten geplünderte Schloß enteignet, schon zuvor, noch in der Endphase des Krieges (April/Mai 1945), wurde das Fürstenhaus durch die heranrückende Rote Armee vertrieben. Das Paar bezog nach dem schweren 600-km-Treck das im Krieg (August 1942) durch Terrorflieger der USAAF zerstörte, im Rheingau nahe Mainz gelegene Schloß Johannisberg, das die Fürstin wiederaufbauen ließ – der Anbau des berühmten Johannisberger Weins kam ihnen zu Hilfe. Zusammen mit Henkell & Söhnlein wurde die Marke „Fürst von Metternich“ kreiert. 1974 waren sie gemeinsam mit der Oetker-Gruppe Besitzer des Schlosses und des Weingutes. Die Fürst von Metternichsche Sektkellerei GmbH gehörte somit zur Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG Wiesbaden. Von der Firma Söhnlein Rheingold wurden Weine aus der Fürst von Metternichschen Domäne Schloß Johannisberg, die seit 1979 mit dem Mummschen Weingut in der Schloß Johannisberger Weingüterverwaltung verbunden war, aber bereits seit 1864 zu Sekt verarbeitete. Nach dem Tod ihres Mannes 1992 verkaufte die Fürstin ihren Geschäftsanteil an die Oetker-Gruppe, erhielt aber das lebenslange Wohnrecht im Schloß. Der Verkauf war auch deshalb notwendig geworden, weil der Fürst erhebliche Summen seiner Geliebten vermachte, von der die Fürstin nichts wußte.[1]

Fürst von Metternich-Winneburg

In der Nachkriegszeit war der Fürst ein bekannter und erfolgreicher Herrenfahrer, wurde 1960 wurde er Präsident (zuletzt Ehrenpräsident) des Automobilclubs von Deutschland (AvD), 1970 Präsident der Internationalen Freiballonkommission des Weltluftsportverbandes FAI und war von 1975 bis 1985 Präsident des weltweiten Automobil-Verbandes FIA. 1979 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 1990 das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. Die Ehe mit Tatiana blieb kinderlos. Mit seinem Ableben erlosch die Familie Metternich im Mannesstamm, seine Witwe war die letzte Vertreterin des Hauses Metternich-Winneburg.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Bericht eines ungewöhnlichen Lebens, Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-03922-3 (zahlreiche Auflagen)
    • englischsprachige Ausgabe: Five Passports in a Shifting Europe, ab 1988 Tatiana: Full Circle in a Shifting Europe
  • Was wird aus Russland? Der dornige Weg in die Demokratie, Ullstein, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-548-34999-4

Fußnoten

  1. Princess Tatiana von Metternich, telegraph.co.uk, 19. August 2006