Eismeerfront
Eismeerfront (auch: Eismeer-Front) ist die Bezeichnung der Wehrmacht für den Kampfraum am Eismeer (zwischen dem Europäischen Nordmeer und dem Barentssee am Rande des Arktischen Ozeans) von 1941 bis Frühjahr 1945 im Zweiten Weltkrieg. Die Odyssee der Lappland-Armee hatte am 29. Juli 1941 begonnen. Ziel dieser Offensive war der sowjetische Nordmeerhafen Murmansk – Hauptumschlagplatz für die westalliierten Hilfslieferungen an die Sowjetunion und Zentralstation der über 1400 Kilometer landeinwärts führenden Murman-Bahn. Unzählige Male zerstört, konnte diese Eisenbahnlinie ebensowenig völlig ausgeschaltet werden wie Murmansk. 45 Kilometer vor der Hafenstadt blieb der deutsche Angriff damals endgültig liegen.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Im Spätsommer 1941 war das Baltikum durch die Wehrmacht erobert, große Teile der Ukraine besetzt und erste Wehrmachtseinheiten bereits nach Weißrußland vorgedrungen. Auch aus Norwegen, seit dem Unternehmen „Weserübung“ 1940 in deutscher Hand, waren Angriffe gegen die Sowjetunion vorgetragen worden, mit dem Ziel, Murmansk zu erobern und dadurch die Eisenbahnverbindung der Murman-Bahn zu unterbrechen. Die Murman-Bahn besaß eine große strategische Bedeutung, da über sie der alliierte Nachschub der Nordmeergeleitzüge an die Ostfront gelangte. Gebirgsjäger unter dem Kommando des Generals der Gebirgstruppen Eduard Dietl sollten in Blitzkrieg-Manier Murmansk erobern und die feindlichen Nachschubwege unterbrechen. Hilfslieferungen über die Nordmeere seitens der Alliierten wären dann ebenfalls nicht mehr möglich gewesen.[1]
Lage
Das taktische Gebiet erstreckte sich von Tromsø im Norden Norwegens (Lappland) über das Grenzgebiet Finnlands bis zum russischen Murmansk, wo sich militärwissenschaftlich die von Infanterie, Luftwaffe (vorwiegend das Jagdgeschwader 5), Kriegsmarine, ausländische Freiwillige, aber vor allem von den Eismeerkämpfern der Gebirgsjägertruppe der 20. Gebirgs-Armee blutig umkämpfte Murman-Front (selten auch Murmansk-Front) befand.
Führung (Auswahl)
1943 sprach man vom „Eismeer-Triumvirat“: Generaloberst Eduard Dietl (Kommandeur der 20. Gebirgs-Armee), General der Gebirgstruppe Ferdinand Schörner (Kommandeur des XIX. Gebirgs-Armeekorps) und Generalleutnant Georg Ritter von Hengl (Kommandeur der 2. Gebirgs-Division).
Luftwaffe
Zu den bekanntesten Eismeerjägern gehörten u. a. Heinrich Ehrler, Theodor Weissenberger, Walter Schuck, Günther Scholz und Karl-Fritz Schlossstein (mit Bf 110 von der 13. Zerstörer-Staffel/JG 5), aber auch Hajo Herrmann, Staffelkapitän, später Gruppenkommandeur im Kampfgeschwader 30 „Adler“, flog von norwegischen Flugplätzen zu den Hafenanlagen nach Murmansk, Begleitschutz erhielten seine Ju 88 vom JG 5, ebenso Kurt Dahlmann mit dem Edelweiß-Geschwader. Auch die Seefliegerverbände der Kriegsmarine leisteten Beeindruckendes, aber ihre Zahl war zu gering und der geforderte Ausbau der Marinefliegerwaffe durch das verantwortliche Oberkommando der Luftwaffe bleib aus.
Bildergalerie
Geleitschutz für die Kriegsmarine am 17. März 1944
Feldwebel Hans Pucher, gefallen 1941 an der Eismeerfront
Literatur
- Franz Pichlsberger: Deutsche Gebirgsjäger an der Eismeerfront – Erlebt und aufgeschrieben, Bücher für Jungen und Mädel, F. Schneider, 1943
- Lothar Rendulic: Gekämpft, gesiegt, geschlagen, Verlag „Welsermühl“, Wels und Heidelberg 1952
- Wilhelm Hess: Eismeerfront 1941. Aufmarsch und Kämpfe des Gebirgskorps Norwegen in den Tundren vor Murmansk, Vowinckel Verlag (1956)
- Hans Ruf: Gebirgsjäger vor Murmansk. Der Kampf des Gebirgskorps „Norwegen“ an der Eismeerfront 1941/42, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1957
- Helmuth Karschkes: Sturm über der Tundra. Gebirgsjäger an der Eismeerfront, Erich Pabel Verlag (1960)
- Karl Ruef: Gebirgsjäger zwischen Kreta und Murmansk. Die Schicksale der 6. Gebirgsdivision. Ein Gedenkbuch, Leopold Stocker, Graz & Stuttgart 1970, ISBN 978-3702001346
- Leopold Vrba: Vor Murmansk. 1941 – Deutsche Gebirgsjäger an der Eismeerfront, Arthur Moewig GmbH (1988),[2] ISBN 9783811881556
- Roland Kaltenegger: Krieg am Eismeer – Gebirgsjäger im Kampf um Narvik, Murmansk und die Murmanbahn, 1999
- Gustav Keller: Vaters Eismeer – Kriegsjahre im hohen Norden (2017)[3]
Filme
- Die Deutsche Wochenschau Nr. 670, u. a. mit dem Thema Kämpfe an der Murman-Front
- Von der Eismeerfront bis nach Nordafrika, History Films (2008)