Eismeerfront

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Von rechts: Generalmajor Anton Dostler (Kommandeur 163. Infanterie-Division), Generalleutnant Hermann Tittel (Kommandeur 169. Infanterie-Division) und General der Infanterie Karl Weisenberger (Kommandierender General XXXVI. Gebirgskorps) im Sommer 1942 an der Eismeerfront bei den Vorbereitungen für das Eintreffen des Oberbefehlshabers der 20. Gebirgs-Armee Generaloberst Eduard Dietl.

Eismeerfront (auch: Eismeer-Front) ist die Bezeichnung der Wehrmacht für den Kampfraum am Eismeer (zwischen dem Europäischen Nordmeer und dem Barentssee am Rande des Arktischen Ozeans) von 1941 bis Frühjahr 1945 im Zweiten Weltkrieg. Die Odyssee der Lappland-Armee hatte am 29. Juli 1941 begonnen. Ziel dieser Offensive war der sowjetische Nordmeerhafen Murmansk – Hauptumschlagplatz für die westalliierten Hilfslieferungen an die Sowjetunion und Zentralstation der über 1400 Kilometer landeinwärts führenden Murman-Bahn. Unzählige Male zerstört, konnte diese Eisenbahnlinie ebensowenig völlig ausgeschaltet werden wie Murmansk. 45 Kilometer vor der Hafenstadt blieb der deutsche Angriff damals endgültig liegen.

Erläuterung

Kampf an der Murmanfront, Plakat 1942

Im Spätsommer 1941 war das Baltikum durch die Wehrmacht erobert, große Teile der Ukraine besetzt und erste Wehrmachtseinheiten bereits nach Weißrußland vorgedrungen. Auch aus Norwegen, seit dem Unternehmen „Weserübung“ 1940 in deutscher Hand, waren Angriffe gegen die Sowjetunion vorgetragen worden, mit dem Ziel, Murmansk zu erobern und dadurch die Eisenbahnverbindung der Murman-Bahn zu unterbrechen. Die Murman-Bahn besaß eine große strategische Bedeutung, da über sie der alliierte Nachschub der Nordmeergeleitzüge an die Ostfront gelangte. Gebirgsjäger unter dem Kommando des Generals der Gebirgstruppen Eduard Dietl sollten in Blitzkrieg-Manier Murmansk erobern und die feindlichen Nachschubwege unterbrechen. Hilfslieferungen über die Nordmeere seitens der Alliierten wären dann ebenfalls nicht mehr möglich gewesen.[1]

Lage

KG 30 und JG 5 an der Murmanfront, Frühjahr 1942
Deutsche Kriegsgräber an der Kriegsfront am Eismeer

Das taktische Gebiet erstreckte sich von Tromsø im Norden Norwegens (Lappland) über das Grenzgebiet Finnlands bis zum russischen Murmansk, wo sich militärwissenschaftlich die von Infanterie, Luftwaffe (vorwiegend das Jagdgeschwader 5), Kriegsmarine, ausländische Freiwillige, aber vor allem von den Eismeerkämpfern der Gebirgsjägertruppe der 20. Gebirgs-Armee blutig umkämpfte Murman-Front (selten auch Murmansk-Front) befand.

Führung (Auswahl)

1943 sprach man vom „Eismeer-Triumvirat“: Generaloberst Eduard Dietl (Kommandeur der 20. Gebirgs-Armee), General der Gebirgstruppe Ferdinand Schörner (Kommandeur des XIX. Gebirgs-Armeekorps) und Generalleutnant Georg Ritter von Hengl (Kommandeur der 2. Gebirgs-Division).

Luftwaffe

Zu den bekanntesten Eismeerjägern gehörten u. a. Heinrich Ehrler, Theodor Weissenberger, Walter Schuck, Günther Scholz und Karl-Fritz Schlossstein (mit Bf 110 von der 13. Zerstörer-Staffel/JG 5), aber auch Hajo Herrmann, Staffelkapitän, später Gruppenkommandeur im Kampfgeschwader 30 „Adler“, flog von norwegischen Flugplätzen zu den Hafenanlagen nach Murmansk, Begleitschutz erhielten seine Ju 88 vom JG 5, ebenso Kurt Dahlmann mit dem Edelweiß-Geschwader. Auch die Seefliegerverbände der Kriegsmarine leisteten Beeindruckendes, aber ihre Zahl war zu gering und der geforderte Ausbau der Marinefliegerwaffe durch das verantwortliche Oberkommando der Luftwaffe bleib aus.

Bildergalerie

Literatur

  • Franz Pichlsberger: Deutsche Gebirgsjäger an der Eismeerfront – Erlebt und aufgeschrieben, Bücher für Jungen und Mädel, F. Schneider, 1943
  • Lothar Rendulic: Gekämpft, gesiegt, geschlagen, Verlag „Welsermühl“, Wels und Heidelberg 1952
  • Wilhelm Hess: Eismeerfront 1941. Aufmarsch und Kämpfe des Gebirgskorps Norwegen in den Tundren vor Murmansk, Vowinckel Verlag (1956)
  • Hans Ruf: Gebirgsjäger vor Murmansk. Der Kampf des Gebirgskorps „Norwegen“ an der Eismeerfront 1941/42, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1957
  • Helmuth Karschkes: Sturm über der Tundra. Gebirgsjäger an der Eismeerfront, Erich Pabel Verlag (1960)
  • Karl Ruef: Gebirgsjäger zwischen Kreta und Murmansk. Die Schicksale der 6. Gebirgsdivision. Ein Gedenkbuch, Leopold Stocker, Graz & Stuttgart 1970, ISBN 978-3702001346
  • Leopold Vrba: Vor Murmansk. 1941 – Deutsche Gebirgsjäger an der Eismeerfront, Arthur Moewig GmbH (1988),[2] ISBN 9783811881556
  • Roland Kaltenegger: Krieg am Eismeer – Gebirgsjäger im Kampf um Narvik, Murmansk und die Murmanbahn, 1999
  • Gustav Keller: Vaters Eismeer – Kriegsjahre im hohen Norden (2017)[3]

Filme

Fußnoten

  1. Ralf Anton Schäfer: Krieg an der Murmansk-Front
  2. Der Krieg hatte sie in die Urweltregionen am Eismeer verschlagen, in eine menschenfeindliche Naturwildnis. Dort gehörten sie zum Gebirgskorps Norwegen, und ihr Oberbefehlshaber war der spätere Generaloberst Eduard Dieti.
  3. Am Eismeer im hohen Norden tobte im Zweiten Weltkrieg ein erbittert geführter Krieg. Die arktische Kälte und ein starker russischer Gegner verlangten den deutschen Soldaten das Äußerste ab. Am Beispiel seines Vaters, des Gebirgsjägers Willi Keller, schildert der Autor, unter welch körperlich-seelischem Streß die Eismeerkämpfer standen. Und er zeigt auf, wie diese Extrembelastung weit über das Kriegsende hinaus nachgewirkt hat. [...] Im Gefolge dieses Ereignisses entstand in Nordnorwegen und Finnland eine neue Front. Hitlers Ziel war es, die russische Hafenstadt Murmansk zu erobern und die Murmanbahn nach Leningrad zu unterbinden. Damit wollte er die Russen vom Nachschub der Alliierten abschneiden. Bald wurde aus dem Angriffsunternehmen ein jahrelanger Stellungskrieg. Auf dem kältesten Kriegsschauplatz des Zweiten Weltkriegs, auch Eismeerfront genannt, wurde erbittert gekämpft. Die Soldaten bekamen die Härte des Krieges voll zu spüren. Im Winter herrschten oft Temperaturen bei -30° C bis -40°C. Die arktische Kälte und ein starker Gegner verlangten den deutschen Soldaten das Äußerste ab. Am Beispiel seines Vaters und dessen 6. Gebirgsdivision zeichnet der Autor den Eismeerkrieg nach. Er schildert eindrucksvoll, unter welch körperlich-seelischem Streß die Eismeerkämpfer standen. Und er zeigt auch auf, wie diese Extrembelastung weit über das Kriegsende hinaus nachgewirkt hat.