Nerger, Karl August

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Kommandant Korvettenkapitän Karl Nerger (hier als Fregattenkapitän) lief mit 347 Mann Besatzung am 30. November 1916 mit dem Hilfskreuzer SMS „Wolf“, dem umgebauten Handelsschiff „Wachtfeld I“ der Hansa-Reederei, aus Kiel zur Feindfahrt gegen die alliierte Handelsschiffahrt in den Atlantischen-, Pazifischen- und Indischen Ozean aus. Auf der 451 Tage währender, auf sich allein gestellter Kaperfahrt in Gewässern in Südostasien, vor Australien und Neuseeland wurde die „Wolf“ als der erfolgreichste Handelszerstörer aller Zeiten weltbekannt.

Karl August Theodor Julius Nerger (fälschlicherweise auch Karl-August; Lebensrune.png 25. Februar 1875 in Rostock; Todesrune.png 12. Januar 1947 im sowjet-bolschewistischen KZ Nr. 7 Sachsenhausen) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, der Vorläufigen Reichsmarine und der Kriegsmarine, zuletzt mit dem Charakter als Konteradmiral.

Werdegang

Fregattenkapitän Karl August Nerger wird Ritter des Ordens „Pour le Mérite“; durch den Militär-St.-Heinrichs-Orden und den Militär-Max-Joseph-Orden geadelt, durfte er den Namen „Karl August Ritter von Nerger“ tragen, was er aus Bescheidenheit jedoch niemals getan hat.

Nerger trat 1893 (Crew 93) in die Kaiserliche Marine als Seekadett ein, war 1900 als Oberleutnant zur See und Wachoffizier (WO) auf dem Kanonenboot SMS „Iltis“ (→ Ostasiatisches Kreuzergeschwader) unter Korvettenkapitän Wilhelm Lans befördert und in China während des Boxeraufstandes an der Niederkämpfung der Takuforts beteiligt.

Erster Weltkrieg

Nerger mit dem Charakter als Kapitän zur See
Karl-August Nerger III.jpg

Im Ersten Weltkrieg war er am 28. August 1914 als Korvettenkapitän Kommandant des einst von Thilo von Trotha befehligten Kleinen Kreuzers SMS „Stettin“ im Seegefecht bei Helgoland. Am frühen Morgen wurde sie, zusammen mit der SMS „Frauenlob“, zur Unterstützung der bedrängten deutschen Torpedoboote geschickt. Dabei kam die Stettin mit dem britischen Kreuzer HMS „Fearless“ ins Gefecht. Sie erhielt mehrere Treffer und hatte zwei Gefallene sowie neun Verwundete zu beklagen.

Nerger durchbrach er als Kommandant des Hilfskreuzers SMS „Wolf“ am 30. November 1916 unter Begleitung von SM U 66 die englische Blockade und führte dann 451 Tage gänzlich auf sich allein gestellt im Atlantik, Indischen Ozean und Pazifik erfolgreich Seekrieg. Eine Kontaktaufnahme mit der Heimat über drahtlose Telegrafie war nicht möglich, da der Gegner das Schiff somit hätte anpeilen können. Auf seiner Fahrt von 64.000 sm konnte er 35 Handels- und zwei Kriegsschiffe mit insgesamt 110.000 BRT versenken.

Da deren Besatzungen gefangengenommen wurden, nahm die Zahl der zu verpflegenden - und zu bewachenden - Personen stetig zu. Zuletzt waren sogar mehr Gefangene als Besatzungsmitglieder an Bord. Aufgespürt wurden die gegnerischen Schiffe von dem bordeigenen Wasserflugzeug „Wölfchen“, einem Doppeldecker der Albatros Flugzeugwerke, der vor jedem Einsatz erst zusammengebaut und anschließend wieder demontiert werden mußte.

Noch während der Unternehmung wurde ihm das Ritterkreuz des Hausordens der Hohenzollern verliehen, da aufgrund feindlicher Einkreisungsmeldungen der Verlust des Schiffes vermeintlich unmittelbar bevorstand.

Im Februar 1918 durchbrach die „Wolf“ unentdeckt erneut die englische Blockade und kehrte am 18. Februar 1918 mit 467 Kriegsgefangenen sicher in den Heimathafen Kiel zurück. In Berlin wurde die Besatzung auf ihrem Weg durch das Brandenburger Tor jubelnd gefeiert. Fregattenkapitän Nerger wurde für seine Verdienste mit dem Orden „Pour le Mérite“ ausgezeichnet. Ab Mai 1918 war Führer der Minensuchverbände der Hochseestreitkräfte.

Kurzbiographie von Hanns Möller-Witten

Zwischenkriegszeit

Am 25. Juli 1919 wurde er aus der Vorläufigen Reichsmarine verabschiedet und erhielt den Charakter als Kapitän zur See. 1920 erreichte er den „Beamtenstatus“ als Mitarbeiter der Siemens-Schuckert-Werke. Ab 1929 war er Leiter des Werkschutzes und Mitglied des Direktoriums der Siemens-Schuckertwerke, Berlin. Bei der Wiederwahl in Braunschweig am 22. September 1935 wurde Dr. Nerger als Leiter der Abteilung für Werksicherheitsdienst der Siemens & Halske AG und der Siemens-Schuckertwerke AG zum Vorsitzenden des Direktoriums gewählt. Noch 1938 war er Prokurist der Siemens & Halske Aktiengesellschaft unter Beschränkung auf die Hauptniederlassung Berlin und die Zweigniederlassung in Wien.

Zweiter Weltkrieg

Mit Wirkung vom 19. August 1939 erhielt Nerger den Charakter als Konteradmiral der Kriegsmarine, was jedoch erst am Tannenbergtag, dem 27. August 1939, bekanntgegeben wurde. Zuletzt stand er zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Ostsee beim OKM, allerdings kann eine Aktivierung, geschweige denn ein Dienstantritt nicht belegt werden.

Verschleppung

Nach dem Zusammenbruch 1945 wurde er am 15. August 1945 in seiner Potsdamer Villa von der sowjetischen Besatzungsmacht als „Angehöriger der Abwehr“ (Verhaftungsgrund laut Lagerprotokoll) verhaftet und in ein sowjet-bolschewistisches KZ verschleppt. Im Speziallager Nr. 7, das die Sowjets auf dem Gelände des ehemaligen KL Sachsenhausen eingerichtet hatten, wurde er interniert. Dort verhungerte u. a. auch Heinrich George.

Tod

Konteradmiral a. D. Dr. med. h. c. Karl August Nerger verstarb 1947 in den Händen der Bolschewisten unter ungeklärten Umständen.

Familie

Karl war der älteste von drei Söhnen des Rostocker Gymnasiallehrers, Sprachforschers und Übersetzers Dr. phil. Karl Friedrich Ludwig Nerger (Lebensrune.png 19. November 1841 in Tessin, Mecklenburg; Todesrune.png 12. Juni 1913 in Rostock) und dessen Frau Clara Sophie Therese, geborene Hagemeister (1850–1925), Miteigentümerin des Rittergutes Neuhof bei Parchim in Mecklenburg. Sein Vater, der in Rostock Theologie studiert hatte, war von 1867 bis 1876 Lehrer an der Höheren Bürgerschule Rostock, dann bis 1905 Lehrer für Deutsch, Religion, Hebräisch an der Großen Stadtschule Rostock. Als niederdeutscher Sprachforscher hatte er sich aufgrund seiner ersten deutschen Dialektgrammatik des mecklenburgischen Plattdeutschen, die als Doktorarbeit erschien und von der Universität Rostock als Freidruck publiziert wurde, einen Namen erworben.

Sein jüngerer Bruder Dr. med. Bruno Erich Julius Joachim Friedrich, der zweitälteste Sohn, machte als Sanitätsoffizier ebenfalls eine erstaunliche Karriere bei der Kaiserlichen Marine und arbeitete, unter anderem an der Berliner Charité, mit Nobelpreisträgern, wie z. B. Robert Koch, zusammen.

Sein jüngster Bruder war Johann „Hans“ Maximilian Nerger, im Ersten Weltkrieg Kapitänleutnant (seit dem 10. Juni 1916) und Chef der 7. Minensuch-Halbflottille. Er war am 1. April 1905 eingetreten und war u. a. Inhaber des Mecklenburgischen Militärverdienstkreuzes, II. Klasse, des Hamburgischen Hanseatenkreuzes sowie beider Klassen des Eisernen Kreuzes. Er arbeitete, wie sein Bruder Karl, nach dem Kriege bei den Siemens-Schuckert Werken in Berlin.

Ehe

Verheiratet war Karl August Nerger mit Marie Annie bzw. Annine Katharine Friedrichsen (1886–1945), mit der er drei Söhne und zwei Töchter hatte, darunter Bruno Ernst Ludwig Nerger (Lebensrune.png 1910). Seine Frau starb vier Wochen nach seiner Verhaftung, die Umstände bleiben ebenfalls ungeklärt.

Beförderungen

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Nerger - SMS Wolf.jpg

Ehrungen

  • Auf Beschluß der Ratsversammlung Ehrenbürger der Hansestadt Rostock, 1918
  • Ehrendoktorwürde der Medizin der Universität Rostock, 1919

Werke (Auswahl)

Verweise

Fußnoten

  1. Der Königlich Sächsische Militär-St. Heinrichs-Orden 1736-1918, Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee, Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung, Dresden 1937, S.485