Paul, Heinz
Heinrich „Heinz“ Egid Robert Paul ( 13. August 1893 in München; 14. März 1983 in Rotschwaige) war ein deutscher Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent.
Leben
Heinz Paul begann seine Filmlaufbahn vermutlich 1920 bei der Berliner Terra Film, wo er in Filmen, deren weibliche Hauptrolle die Russin Hella Moja übernahm, Regie führte bzw. die Produktion leitete. Von da an arbeitete Paul fast immer mit seiner Ehefrau Hella Moja zusammen, die von 1926 an immer wieder auch die Drehbücher zu seinen Filmen schrieb.
Nach der Einführung des Tonfilms brach Heinz Paul mit dem Genre des Kolportagefilms und begann, Kriegsfilme zu inszenieren. Den Anfang machten zwei halbdokumentarische Spielfilme – „Die Somme“ (1930) und „Douaumont“ (1931) –, die den Veteranen und Gefallenen zweiter Schlachten des Ersten Weltkrieges gewidmet waren. Es folgten fiktionale Kriegsfilme wie „Die andere Seite“ (1931), in dem Wolfgang Liebeneiner einen jungen britischen Leutnant spielt, der von den Schrecken des Weltkrieges zermürbt wird. Ein Film, der die menschlichen Nöte der ehemaligen Kriegsgegner zeigte, war in der Zwischenkriegszeit in Deutschland durchaus ungewöhnlich. Der nächste Film – „Tannenberg“ (1932) – handelt von einem ostpreußischen Rittmeister (Hans Stüwe), der beim Näherrücken der russischen Front den Befehl erhält, seinen eigenen Gutshof zu beschießen. Der Abenteuerfilm „Trenck“ (1932) zeigt Szenen aus dem Leben des preußischen Offiziers, der in der Zeit der Schlesischen Kriege eine Liebesaffäre mit der Schwester Friedrichs II. hatte.
Nach dem Wahlsieg der NSDAP wurde Paul 1933 Mitglied der NS-Betriebszellen-Organisation deutschstämmiger Filmregisseure. Der erste Film, bei dem Heinz Paul anschließend Regie führte, war das Historiendrama „Wilhelm Tell“, das in den Studios der Terra-Film AG entstand. Die Hauptrollen übernahmen Hans Marr, Conrad Veidt und Friedrich Ettel. In der Rolle von Tells Frau war Emmy Sonnemann, die spätere Ehefrau von Hermann Göring, zu sehen. Der Militärschwank „Die vier Musketiere“ (1934) erhielt von der Filmprüfstelle das Prädikat „Volksbildend“, nach 1945 wurde er wegen seiner vaterländischen Töne als Propagandafilm eingestuft. Pauls Jugendfilm „Wunder des Fliegens“ (1934/35) erhielt das Prädikat „Staatspolitisch wertvoll“. Der Film handelte von einem Siebzehnjährigen (Jürgen Ohlsen), der sich durch die Bekanntschaft mit Ernst Udet den Traum vom Fliegen erfüllen kann. 1935 gründete Heinz Paul sein eigenes Produktionsunternehmen, die Paul-Filmproduktion KG Berlin, die bis 1936 drei Komödien hervorbrachte.
Für die Terra Film AG drehte Heinz Paul 1937/38 den Marinefilm „Kameraden auf See“, der eine Gruppe junger Offiziere zeigt, die im Spanischen Bürgerkrieg während ihrer Ausbildung vor der spanischen Küste in Auseinandersetzungen mit Kommunisten geraten. Die Hauptrollen in diesem Film, der als Vorbehaltsfilm dem Publikum heute nur eingeschränkt zugänglich ist, spielten Paul Wagner und Jaspar von Oertzen. Nachdem Heinz Paul zwischendurch bei einigen Filmlustspielen Regie geführt und sich zeitweilig auch ganz aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hatte, wechselte er erneut das Genre und drehte mit „Schicksal am Strom“ (1944) erstmals einen ernsten Liebesfilm. Die Hauptdarsteller dieses Films, dessen Handlung im Elbschiffermilieu angesiedelt war, waren Karin Hardt und Ernst von Klipstein.
„Schicksal am Strom“ war Heinz Pauls letzter Film vor den Ende des Zweiten Weltkriegs. Seine einzige Regiearbeit in den folgenden zehn Jahren war das Lustspiel „Glück aus Ohio“, das Paul 1950 für die kleine Münchner Merkur-Film GmbH inszenierte. Erst 1954 gelang ihm mit dem Kriegsfilm „Unternehmen Edelweiß“ die Rückkehr zum Erfolg. Der mit Joachim Mock und Albert Hehn in den Hauptrollen besetzte Film spielte zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in den Bergen des von der deutschen Wehrmacht besetzten Norwegen, wo gegnerische Soldaten vor der Entscheidung stehen, ob es ihre menschliche Pflicht ist, sich gegenseitig das Leben zu retten. Bis 1963 inszenierte Heinz Paul mit seinem eigenen Unternehmen – der H. P.-Filmproduktion GmbH – sechs weitere Filme, die unterschiedlichsten zeittypischen Genres angehörten.
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Münchner Nordfriedhof.
Filmographie
- Regie
- 1920 Die Tänzerin von Tanagra
- 1925 Des Lebens Würfelspiel
- 1925 Die Straße des Vergessens
- 1926 Die Warenhausprinzessin
- 1927 Der falsche Prinz
- 1927 U 9 Weddigen
- 1928 Das Karussell des Todes
- 1928 Die Frau von gestern und morgen
- 1928 Der Mitternachtswalzer
- 1929 Drei Tage auf Leben und Tod
- 1930 Der Liebesmarkt
- 1930 Die Somme
- 1930 Namensheirat. Diskretion Ehrensache
- 1930 Student sein, wenn die Veilchen blühen
- 1931 Schatten der Manege
- 1931 Douaumont
- 1931 Die andere Seite
- 1932 Marschall Vorwärts
- 1932 Tannenberg
- 1932 Trenck
- 1934 The Legend of William Tell
- 1934 Wilhelm Tell. Das Freiheitsdrama eines Volkes
- 1934 Die vier Musketiere
- 1935 Wunder des Fliegens
- 1935 Unsterbliche Melodien
- 1936 Paul und Pauline
- 1936 Hilde und die 4 PS
- 1936 Das Hermännchen. Nee, nee, was es nich’ alles gibt
- 1937 Hahn im Korb
- 1938 Kameraden auf See
- 1939 Tanzen will gelernt sein!
- 1940 Tip auf Amalia
- 1941 Rügen
- 1944 Komm’ zu mir zurück!
- 1944 Schicksal am Strom
- 1950 Glück aus Ohio
- 1954 Unternehmen Edelweiß
- 1956 Wo der Wildbach rauscht
- 1957 Heiraten verboten
- 1958 Der Elefant im Porzellanladen
- 1959 Hula-Hopp, Conny
- 1960 Orientalische Nächte
- 1963 Wie schön bist Du...
- Produzent
- 1954 Unternehmen Edelweiß
- 1957 Heiraten verboten
- 1959 Hula-Hopp, Conny
- 1960 Orientalische Nächte
- 1963 Wie schön bist Du...
- Produktionsleiter
- 1920 Gräfin Walewska
- 1922 Felicitas Grolandin
- 1922 Das schöne Mädel
- Herstellungsleiter
1933 Château de rêve 1933 Das Schloß im Süden
- 1934 Die vier Musketiere
- Drehbuchautor
- 1925 Des Lebens Würfelspiel
- 1927 Der falsche Prinz
- 1928 Das Karussell des Todes
- 1932 Marschall Vorwärts
- 1932 Tannenberg
- 1932 Trenck
- 1934 The Legend of William Tell
- 1934 Wilhelm Tell. Das Freiheitsdrama eines Volkes
- 1934 Die vier Musketiere
- 1935 Wunder des Fliegens
- 1944 Schicksal am Strom
- 1954 Unternehmen Edelweiß
- 1959 Hula-Hopp, Conny