Henriot, Philippe

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Philippe Henriot

Philippe Henriot (* 7. Januar 1889 in Reims; † ermordet am 28. Juni 1944 in Paris) war ein französischer Schriftsteller sowie Minister für Information und Propaganda der französischen Regierung in Vichy 1944.

Leben

Als Sohn eines Infanterieoffiziers wuchs Henriot in einer konservativen katholischen Atmosphäre auf. Nach dem Studium der klassischen Literatur an der Sorbonne und der Theologie am Institut Catholique in Paris erhielt er 1909 eine Anstellung als Religions- und Sprachlehrer in Sainte-Foy-la-Grande (Gironde), wo er bis 1925 blieb. Seine Liebe galt dem Landleben, insbesondere dem Weinbau. Er veröffentlichte eine Reihe von Gedichten und widmete sich in steigendem Maß religiösen Themen in der katholischen Presse des Landes. 1925 trat er der „Federation Nationale Catholique“ bei, einer konfessionellen politischen Organisation zum Kampf um Kirchenrechte und -freiheiten, deren Wortführer er bald wurde. 1932-1936 vertrat er als Abgeordneter von Bordeaux die „Federation Republicaine de France“ in der Nationalversammlung.

Politische Überzeugungen

Henriot galt als einer der gewandtesten Redner, seine rhetorischen Fähigkeiten verschafften ihm Neider und Bewunderer. Die Feinde der französischen Nation sah er in den Juden und den Kommunisten. Nach dem Verbot der Ligen „Action francaise“, „Jeunesses Patriotes“ und „Croix de Feu“ durch die bolschewistisch beeinflusste Volksfrontregierung (franz. „Front populaire“) unter dem Juden Leon Blum unterstützte Henriot die „Parti National Populaire“ von Pierre Taittinger, deren Vizepräsident er wurde. Von den Gefahren überzeugt, die dem Katholizismus durch den Kommunismus drohten, entwickelte er während des Spanischen Bürgerkriegs mehr und mehr antiplutokratische politische Vorstellungen, die durch seine Hochachtung vor den Aufbauleistungen des deutschen Nachbarn gesteigert wurden. Seine Ansichten veröffentlichte er in den Zeitschriften „Gringoire“ und „Je suis partout“. Zusammen mit Andre Tardieu agitierte er vor dem Zweiten Weltkrieg gegen die „Dritte Republik“. Im Gegensatz zu vielen katholischen Kreisen bejahte er das Münchner Abkommen vom 30. September 1938 als eine friedenserhaltende Maßnahme. 1939 befürwortete er die friedliche Regelung der Danzigfrage und lehnte die Beistandsgarantie der französischen Regierung für Polen vom 3. Januar 1939 als leichtfertige Versprechung ab.

Haltung im Zweiten Weltkrieg

Nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 erhoffte sich Henriot die ersehnte „revolution nationale“, eine Erneuerung der französischen Gesellschaft in der Abwendung von Kapitalismus, Kommunismus und Liberalismus. Im nicht besetzten Frankreich veröffentlichte er seine Bekenntnisse zur Politik des französischen Staatschefs in der Zeitschrift „Gringoire“. Beeindruckt von seinem Elan, beauftragte Petain Henriot mit der Propaganda für seine Regierung. Bis Mitte 1941 konzentrierte sich Henriot auf innenpolitische Fragen. Die Zusammenarbeit mit Deutschland trat erst nach Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges im Juni 1941 in den Vordergrund. Henriot sah diesen Feldzug als christlich-abendländischen Kreuzzug gegen den atheistischen Bolschewismus. Von diesem Zeitpunkt an unterstützte er vorbehaltlos die deutsche Politik. Als politischer Kommentator von „Radio Vichy“ machte er der Bevölkerung deutlich, daß es bei diesem Krieg um die Erhaltung der christlichen Werte ginge. Die Franzosen verstanden ihn, weil er auch komplexe Themen klar darstellen konnte. Zusammen mit Jean Herold-Paquis war er die bekannteste prodeutsche Stimme in Frankreich. 94% aller Franzosen hörten seine Sendungen, wenn er im Radio sprach, waren die Straßen leergefegt. Er stellte die neue französische Politik als Korrektur eines Fehlers aus dem Jahr 1917 dar, weil damals die bolschewistische Revolution in Rußland nicht in ihrer Gefährlichkeit erkannt wurde, und die Leute verstanden ihn. Er erläuterte den sowjetischen Plan, ganz Europa zu beherrschen, in so plausibler Weise, daß sich niemand seiner Argumentation entziehen konnte. Der Kommunismus erschien den Franzosen als die Hauptgefahr des 20. Jahrhunderts. Überzeugt von seiner Wirkung auf die französischen Zuhörer, griff Henriot bald auch andere Themen auf, die er ebenso meisterhaft darstellte. Er vermittelte das Negativbild des plutokratischen Juden, des materialistisch-kapitalistischen Amerikaners und des weltweit wühlenden Freimaurers ebenso gut wie das des stalinhörigen Engländers. Als die deutschen Truppen im November 1942 Südfrankreich besetzten, um einer Landung der Alliierten zuvorzukommen, rechtfertigte Henriot den Verbleib Petains im Amt mit so einleuchtenden Argumenten, daß selbst die Gegner sprachlos waren. Um des Bestands der „grande nation“ willen hätten alle Opfer zu bringen, nicht nur der chef de l'Etat.

Betonung christlicher Traditionen gegenüber dem Bolschewismus

1943 trat Henriot der „Milice francaise“ bei, in der viele überzeugte Katholiken dienten, denen er den Beitritt als Christenpflicht zum Schutz der nationalen und christlichen Werte gegen die kommunistisch beherrschte, glaubenlose und unpatriotische Terrororganisation „Resistance“ empfahl. In der schwarzen Uniform des Milizionärs hielt Henriot in ganz Frankreich temperamentvolle Vorträge vor einem großen Publikum. Sein Vortragsstil und sein dialektisches Geschick trugen ihm auch die zähneknirschende Bewunderung seiner Gegner ein. Bei dem großen Treffen in Paris am 19. Dezember 1943, bei dem 20 000 Gleichgesinnte zusammenkamen, machte er einen so überzeugenden Eindruck auf den Höheren SS- und Polizeiführer beim Oberbefehlshaber West, Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Oberg, daß dieser Laval nahelegte, Henriot das Informationsministerium anzuvertrauen. Zur gleichen Zeit wie Darnand wurde Henriot am 7. Januar 1944 gegen den Willen Petains anstelle von Paul Marion als Minister für Information und Propaganda (secretaire d'Etat a l' information et a la propagande) in das Kabinett aufgenommen. Von da an war seine Stimme zweimal täglich im Radio zu hören. Seiner außergewöhnlichen Redegewandtheit und intellektuellen Dialektik gelang es, der französischen Bevölkerung die Anliegen die Frankreich mit Deutschland teilte, so nahezubringen, daß sie sie als die eigenen empfanden. Er machte klar, daß die alliierten Bomberpiloten Kriegsverbrecher (→Bombenterror), daß Juden und Freimaurer die Drahtzieher des Krieges, daß Engländer und Amerikaner die Helfershelfer der Bolschewisten und die Anhänger der „Resistance“ terroristische Mörder und Vaterlandsverräter seien. Er leugnete weder die politischen Erfolge de Gaulles noch die militärischen Erfolge der Alliierten, aber er deutete alles als Gefahr für Frankreich.

Nach der Landung der Westalliierten auf französischem Boden am 6. Juni 1944 machte er den Krieg zur Existenzfrage Frankreichs, weil die Engländer und Amerikaner den Einzug des Bolschewismus vorbereiteten. Wer sie unterstützte war naturgemäß ein Helfershelfer Stalins. Deshalb solle die Bevölkerung jede Hilfe für sie und für die antideutsche Untergrundbewegung vermeiden. Da jede Aktion der „Resistance“ eine Gegenaktion der Deutschen oder der Milice francaise hervorrief, wies er auch auf die Gefahr hin die jedem drohte, der mit der Untergrundbewegung kollaborierte.

Die Milice francaise unter dem Kommando Darnands stellte Henriot den Franzosen als eine Truppe zum Schutz der Nation und zur Garantie der zukünftigen Souveränität Frankreichs vor. Ihre Aktionen gegen die Resistance dienten der Befriedung des Landes und der Bekämpfung einer von außen gesteuerten Untergrundbewegung. Die Erfolge wurden entsprechend gewürdigt. Die Detailinformationen bezog er aus den „renseignements generaux“ der Präfekturen, die er geschickt auswertete. Außerdem lobte Henriot die Miliz als eine Organisation französischer Disziplin und Ordnung im Gegensatz zur heimtückischen „Resistance“, in der er eine Horde von Banditen, Mördern und Feiglingen sah: „Assassins d' enfants, affameurs d'enfants, telle est la noble profession qu'au nom de leur patriotisme ont choisie les gens du maquis“. Mit Interviews aus beiden Lagern unterstrich Henriot die Beweiskraft seiner Sendungen. Als im April 1944 der Aufstand der Resistance in den Glieres in Savoyen von der Miliz niedergeschlagen worden war, nutzte er diesen Erfolg für die Vichy-Regierung. Er veranlaßte Petain am 26. April 1944 zu einer groß angelegten Rede, in der der Staatschef die Verbrechen der „Resistance“ an friedliebenden Landbewohnern und an Frauen und Kindern schilderte und die Gefahr eines Bürgerkriegs beschwor, wenn die „Resistance“ nicht zur Vernunft komme. Mit ihrer Verurteilung als vaterlandsschädigende, kriminelle Organisation kappte Petain die letzten Beziehungen, die noch zwischen der Vichy-Regierung und einzelnen deutschfeindlichen Gruppen bestanden. In der gleichen Rede dankte Petain, entsprechend dem Manuskript, das ihm Henriot vorgelegl hatte, Deutschland für die Verteidigung des Kontinents und der französischen Kultur vor dem Bolschewismus. Diese Rede fand bei den Deutschen großen Anklang, für Henriot war sie ein propagandistischer Triumph. Wichtiger waren ihm jedoch das Vertrauen, das ihm Pétain von jetzt an entgegenbrachte. De Gaulle erkannte die propagandistische Überzeugungskraft Henriots. In den französischsprachigen Propagandasendungen von Radio BBC wurde Henriot immer unflätiger beschimpft: „Agent de l' Allemagne, delateur des Francais, complice de la Gestapo si avec cela vous n'avez assassine personne, c'est que vous etes trop lache poUl faire le travail vous-meme, vous le faites faire“.

Die Ermordung Henriots durch die „Résistance“

Henriots Einfluß war so groß, daß die „Résistance“ ein Mordkommando auf ihn ansetzte, das ihn am 28. Juni 1944 vor der Augen seiner Frau erschoß. Der Anschlag gelang, weil Henriot an diesem Abend seinen Bewacher vor dem Schlafengehen nach Hause geschickt hatte und die Concierge des Hauses getäuscht wurde. Henriot wurde im Informationsministerium in der rue de Solferino, wo der Mord geschehen war, aufgebahrt. Tausende Pariser verabschiedeten sich von ihm. Kardinal Suhard hielt die Trauerfeier in Notre-Dame. In ganz Paris wurden Plakate mit dem Bild des Ermordeten und mit den Worten geklebt: „Il disait la verite. Ils l' ont tue“. Als Folge des Mordes eskalierte der Bürgerkrieg in Frankreich. Am 7. Juli 1944 wurde Georges Mandel von Milizionären getötet, die Henriots Tod rächen wollten. Den Mord an Henriot nahmen auch einige deutschfreundliche Persönlichkeiten zum Anlaß, Laval wegen seiner Zurückhaltung bei der Unterstützung Deutschlands zu tadeln und ein größeres militärisches Engagement Frankreichs zugunsten des Deutschen Reiches zu verlangen. Zu denen, die die „Declaration sur la situation politique“ vom 5. Juli 1944 unterschrieben, gehörten die Kabinettskollegen Marcel Deat, Fernand de Brinon und Jean Luehaire.

Quelle

  • Franz W. Seidler: Die „Kollaboration“. Herbig, München 1995