Regierungskrise in Brasilien 2016
Die Regierungskrise in Brasilien im Jahre 2016 war bereits auf politische Ereignisse der Vorjahre zurückzuführen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Im Barnett-Plan zur VS-amerikanischen Weltherrschaft heißt es völlig unverblümt:[1]
- Brasilien und Argentinien: Beide auf der Kippe zwischen Lücke und Funktionierendem Kern. Beide ließen sich in den 90er Jahren voll und ganz auf das Globalisierungs-Spiel ein, und beide fühlen sich jetzt getäuscht. Die Gefahr ist groß, vom Wagen zu fallen und einen selbstzerstörerischen Weg nach links- oder rechtsaußen einzuschlagen. Von einer militärischen Bedrohung kann keine Rede sein, außer gegen ihre eigenen Demokratien (die Rückkehr der Generäle). Die südamerikanische Allianz MERCOSUR versucht, sich ihre eigene Wirklichkeit zu schnitzen, während Washington sich für den freien Handel ins Zeug legt, sich aber bisher nur auf Vereinbarungen mit Chile verständigen konnte und darauf, das Land in eine erweiterte NAFTA zu holen. Werden Brasilien und Argentinien selbst dafür sorgen, dass sie außen vor bleiben, und das dann übelnehmen? Amazonas-Region ein riesiges, unregierbares Gebiet in Brasilien, wo zudem die Umweltzerstörung immer größere Ausmaße annimmt. Wird sich die Welt ausreichend Sorgen machen um einzugreifen?
Ausländische Einmischung
Seit der Weigerung Dilma Rousseffs im Jahre 2013, die Erdöl-Erkundung Brasiliens VS-amerikanischen Firmen wie Chevron zu „öffnen“ und die staatliche chinesische Ölgesellschaft Sinopeca auszusperren, wurde Brasilien das Angriffsziel einer weiteren, von den Vereinigten Staaten aus gesteuerten, Farbigen Revolution. 2013 hatte der VS-Vizepräsident Joe Biden Brasilien mit besucht. Besuche und Gespräche dieser Art waren bereits im gesamten Nahen Osten (→ Arabellion) sowie Georgien das Startsignal für bürgerkriegsartige Unruhen einer sogenannten „Zivilgesellschaft“, die von „Nicht-Regierungs-Organisationen“ (NGOs) – nach Psychologie-Handbüchern für Aufruhr angeleitet und mit ausländischem Geld versorgt – entfesselt wurden.
Dilma Rousseff, im August 2015 noch beim BRICS-Gipfel in Ufa anwesend, droht im Jahre 2016 eine Amtsenthebung. Das brasilianische Parlament stimmte unter Führung des Vorsitzenden Eduardo Cunha am 18. April – von einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofes unterstützt – mehrheitlich für die Einleitung eines solchen Verfahrens. Die Abstimmung führte zu Großveranstaltungen in mehreren Städten Brasiliens. Russische Medien vermuteten einen Putsch (→ Impeachment) zugünsten neoliberal ausgerichteter und von den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützter Politiker. Eine solche Machtergreifung erfolgte fast gleichzeitig mit dem Amtsantritt des neuen, ebenfalls westlich ausgerichteten Präsidenten Mauricio Macri in Argentinien.
Amtsenthebungsprozeß 2016
Der Amtsenthebungsprozeß wurde nach brasilianischen, westlich ausgerichteten Medien grundsätzlich nicht durch die Einmischung fremder Mächte hervorgerufen, sondern durch:
- Katastrophale, erratische linkspopulistische Wirtschaftspolitik der Präsidentin Dilma Vana Rousseff, einer ehemaligen kommunistischen Attentäterin der sechziger Jahre, und des Vorgängers Luiz Inácio Lula da Silva (Lula), ein aus der Gewerkschaftspolitik hervorgetretener halb-Analphabet, der von den niederen Volksschichten teilweise noch jetzt als Wohltäter angesehen werde.[2] [3]
- Grassierende Korruption und absolute Plünderung staatlicher Institutionen, die praktisch zum Bankrott des Landes geführt haben, und größtenteils zur Festigung der Machtambitionen der brasilianischen Arbeiterpartei, und zur Begünstigung linker lateinamerikanischer Länder wie z.B. Kuba, angewandt wurden.[4]
Links ausgerichtete Auslandsmedien wie RT Deutsch berichteten anderseits zu der Enthebung aus der Sicht Rousseffs, und zitierten dabei ihre Aussagen, es handele sich um einen VSA-Putsch (bras.: Golpe). Gegen den legitimen Volksprotest wurden mittlerweile von der Regierung tolerierte, organisierte und unterstützte, teilweise jedoch auch illegale sogenannte sozial-Organisationen und Arbeitergewerkschaften eingesetzt[5]. Nach der vorläufigen Amtsenthebung Dilma Rousseffs am 12. Mai 2016 wurden die Regierungsgeschäfte von dem Vize-Präsidenten Michel Temer übernommen.
Die Regierung Temer
Die Regierung des Vize-Präsidenten Michel Temer setzt sich aus 27 Männern zusammen und wurde als VSA-Marionettenregierung von El Salvador und Uruguay nicht anerkannt. Ecuador berief seinen Botschafter zurück. Mit mehreren Staaten der OAS und der Unasur kam es in den ersten Tagen zu Streitigkeiten.
Name | Herkunft | Funktion | Vorheriger Beruf | Erste Maßnahme | Ermittlung |
---|---|---|---|---|---|
Michel Temer | Vize-Präsident, Präsident der Abgeordnetenkammer | Wegen Bestechung bei Petrobas-Aufträgen | |||
Ilan Goldfajn | jüdisch | Zentralbankchef | Chefökonom von Itaú-Unibanco | Dem brasilianischen Zentralbank Autonomie verleihen | |
Blairo Maggi | Landwirtschaftsminister | Soja-Pflanzer | Befürchtet werden Maßnahmen gegen den Indianern | ||
Alexandre de Moraes | Justizminister | Anwalt (für ein Drogenhandelssyndikat) | Wegen Bestechung bei Petrobas-Aufträgen | ||
André Mouras | Fraktionschef im Parlament | Wegen Mordverdacht | |||
José Serra | Außenminister | Ölförderungs-Regulierungsmodell annullieren, um die Erdöl-Erkundung Chevron zu öffnen |
Siehe auch
- Die Marionetten des Maidan • VS-amerikanische Verwaltung der Ukraine
- Anti-Rousseff-Aufzug in Sao Paulo (13. März 2016) • Brasilianische Zeitungen
- Westliche Finanzmaßnahmen in Griechenland • Hintergrundmächte
- Antiregierungsproteste in Venezuela 2017
Verweise
- F. William Engdahl: Brasilien, BRICS und der »Autowäsche«-Skandal, Kopp Online, 26. Mai 2015
- Frederico Füllgraf: Brasilien: Chronik eines angekündigten Staatsstreichs - Teil 1, RTDeutsch, 2. April 2016
- Frederico Füllgraf: Brasilien: Chronik eines angekündigten Staatsstreichs - Teil 2, RTDeutsch, 16. April 2016
- Rechte Mehrheit gegen Rousseff: Aufruf gegen Putsch und Betrug, RTDeutsch, 18. April 2016
- Frederico Füllgraf: Wer ist Brasiliens Übergangspräsident Temer? - Neoliberaler Schock-Therapeut von Washingtons Gnaden, RTDeutsch, 24. Mai 2016
- Marco Maier: Bolivien: Ein US-geführter Putsch ist in Arbeit, Contra Magazin, 13. Juni 2016