Schlacht bei Tannenberg (1914)

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Schlacht bei Tannenberg 1914)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Pfeil 1 start metapedia.png Dieser Artikel befaßt sich mit der Schlacht bei Tannenberg 1914, zur gleichnamigem Schlacht im Jahre 1410 siehe Schlacht bei Tannenberg (1410)
Generaloberst von Hindenburg und Stabschef Generalmajor Ludendorff auf dem „Feldherrnhügel“ über der Wahlstatt bei Tannenberg. Am Scherenfernrohr steht Oberstleutnant Hoffmann; Gemälde von Hugo Vogel.

Als einst auf Gut Januschau Agnes Gräfin von Oldenburg-Januschau (Großmutter von Hans Graf von Lehndorff), dessen Ehemann Elard Kurt Maria Fürchtegott von Oldenburg (1855–1937) mit dem Generalfeldmarschall eng befreundet war, den immer wieder gern gesehenen und stets schlichten sowie bescheidenden Gast Paul von Hindenburg fragte, wie es wirklich mit der Schlacht bei Tannenberg gewesen wäre, es gäbe so viele andere Generäle, die behaupten, die eigentlichen Sieger zu sein, antwortete er ruhig: „Wenn's verloren gewesen wäre, hätten sie es mir gelassen.“[1]

Die Schlacht bei Tannenberg war eine Schlacht des Ersten Weltkrieges, die in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen vom 26. August bis 30. August 1914 zwischen den deutschen und russischen Armeen stattfand. Die deutsche 8. Armee stellte hierbei 150.000 Mann mit 728 Geschützen und 296 Maschinengewehren, die 2. Armee der Kaiserlich Russischen Armee 230.000 Soldaten[2] mit 612 Geschützen und 384 Maschinengewehren ins Feld. Die Schlacht endete, entgegen allen militärischen Wahrscheinlichkeiten, mit einem Sieg des Deutschen Heeres. Der Sieg bei Tannenberg beendete die bis zum Zweiten Weltkrieg größte Schlacht der Weltgeschichte und war zugleich der Auftakt der vollständigen Befreiung Ostpreußens von russischen Invasoren.

Anfänglich in den deutschen Medien als „Schlacht bei Allenstein“ bezeichnet, wurde sie auf Wunsch Paul von Hindenburgs kurze Zeit danach in Schlacht bei Tannenberg umbenannt. Tatsächlich liegt die Ortschaft Tannenberg nicht unmittelbar im Hauptkampfgebiet, mit dem Namen sollte aber an die in der deutschen Geschichtsschreibung als Schlacht bei Tannenberg (1410) bezeichnete Schlacht der Ritter des Deutschen Ordens angeknüpft werden, die dort im Jahre 1410 gegen ein Heer des Königreiches Polen-Litauen antraten.

Geschichte

Karte

Strategische Voraussetzungen

Ostpreußen bildete durch seine geographische Lage als Gebietsvorsprung in russisches Territorium eine strategisch besonders verwundbare Position. Infolge des Schlieffen-Plans hatte die deutsche Oberste Heeresleitung etwa 7/8 ihrer verfügbaren Kräfte an die Westfront geworfen, um einen schnellen Sieg gegen Frankreich zu erzielen. Die Provinz wurde nur durch die 8. Armee gedeckt und war somit auch der geringen Truppenstärke wegen besonders gefährdet.

Diesen Umstand hatte das russische Große Hauptquartier schon in seiner Vorkriegsplanung berücksichtigt. Um seine westlichen Verbündeten zu entlasten, schickte das russische Oberkommando zwei Armeen gegen Ostpreußen. Die 1. Armee (Njemen- bzw. Neman-Armee) unter dem baltendeutschen Kavallerie-General Paul von Rennenkampff stieß von Osten vor, die 2. Armee (Narew-Armee) unter Alexander Samsonow drang von Süden in Ostpreußen ein.

Während der ersten Operationstage schien diese Strategie auch zu funktionieren. Die russische 1. Armee rückte auf ostpreußisches Territorium vor und erzielte in der Schlacht von Gumbinnen am 19. August einen ersten Erfolg. Der russische Generalstab rechnete damit, daß sich die Deutschen, welche in Ostpreußen nur die 8. Armee zur Verfügung hatten, über die Weichsel zurückziehen würden. Mit dieser Einschätzung lagen sie beinahe richtig, denn der Oberbefehlshaber der 8. Armee, Generaloberst von Prittwitz, verlangte von der Obersten Heeresleitung Handlungsfreiheit für das Zurücknehmen seiner Kräfte.

Daraufhin wurde er am 22. August abgelöst und sein Kommando General der Infanterie von Hindenburg (nun Oberbefehlshaber der 8. Armee) und Generalmajor Ludendorff (Chef des Stabes und somit Stellvertreter) übergeben. Ersterer wurde als Pensionär aus dem Ruhestand reaktiviert. Ludendorff hatte sich bereits an der Westfront bei der Eroberung von Lüttich ausgezeichnet.

„Durch Gewaltmärsche und Bahntransporte gelingt es in kürzester Zeit, ganze Divisionen zu verschieben. Mit der Eisenbahn werden auf einen Schlag rund 45.000 Männer verlegt, ohne daß der russische Nachrichtendienst davon Kenntnis erhält. General von Rennenkampf glaubt die Deutschen auf dem Rückzug. Er erlaubt seiner Armee eine Verschnaufpause – Zeit seine Truppen zu sammeln und Nachschub zu organisieren, denn zu schnell waren seine Soldaten auf deutsches Gebiet vorgedrungen.“

Für die beiden preußischen Offiziere kam eine Räumung deutschen Kernlands vor den Russen nicht in Frage. Das russische Oberkommando ging aber immer noch von diesem Gedanken aus, und die 1. Armee wurde mit dem Ziel Königsberg in Marsch gesetzt, nicht ohne vorher einige Rasttage einzulegen. Die 2. Armee sollte den als geschlagen angesehenen deutschen Truppen nur noch den Rückweg abschneiden. Somit bewegten sich beide Großverbände räumlich getrennt voneinander und konnten sich gegenseitig keine Unterstützung leisten.

Hindenburg und Ludendorff

Verlauf der Schlacht

Schlachtverlauf
Der König von Sachsen Friedrich August III. bei den Helden von Tannenberg Hindenburg und Ludendorff
Zu Ehren von Hindenburgs wurde im Volksmund gedichtet: Hindenburg mit viel Bravour / Schickt die Russen in die Kur / In Masuriens Schlamm und Mooren / Stecken sie bis an die Ohren.
Die Heerführer von Tannenberg am 24. August 1924 in Königsberg

Dem deutschen Generalstab standen nach der Schlacht von Gumbinnen am 20. August zwei Möglichkeiten offen. Ludendorff erkannte folgerichtig, daß man aufgrund der Passivität der 1. Armee beide Armeen getrennt schlagen und somit der zahlenmäßige Vorteil der Russen kompensiert werden konnte. Schon vor seinem Eintreffen wurde ein Korps der 8. Armee unter General von François von Gumbinnen per Eisenbahn nach Süden westlich der Vormarschachse der russischen 1. Armee verschoben. Nachdem er durch Luftaufklärung und das Abhören unverschlüsselter russischer Funksprüche über die Positionen wie auch Befehle des Gegners im klaren war, setzte der Generalstabschef Hindenburgs eine generelle Absetzbewegung in Gang.

Die Kaiserlich Russische Armee Rennenkampfs sollte nur durch einen kleinen Vorhang aus einer Landwehrdivision und der einzigen Kavalleriedivision an weiteren Operationen gehindert werden. Zwei Korps unter von Mackensen und von Below sollten im Eilmarsch der 2. Armee entgegen marschieren, während die restlichen Truppen bei Allenstein eine Verteidigungsstellung beziehen sollten. Dieser Plan wurde durch die Inkompetenz der russischen Befehlshaber erleichtert. Rennenkampf erkannte den Rückzug erst drei Tage nach seinem Beginn am 23. August. Der übergeordnete Frontbefehlshaber der beiden Armeen General Schilinski sah es als sicher an, daß die deutschen Einheiten vor dem Druck der 1. Armee ausgewichen seien und sich auf Königsberg zurückziehen würden. Daß die Truppen gegen die südliche 2. Armee unter Samsonow gewendet werden könnten, zog er nicht in Betracht.

Während dieser Ereignisse hatte die 2. russische Armee schon ihren zehnten Marschtag hinter sich, da auf Befehl des Frontstabes aus Sicherheitsgründen die Truppen bereits tief im eigenen Hinterland aus den Eisenbahnwaggons ausgeladen wurden und dementsprechend den Rest des Weges zu Fuß marschieren mussten. Allerdings bewegten sich nur die zentralen Anteile der Armee und der rechte Flügel auf deutschem Gebiet. Auf der linken Seite wurde das I. Korps unter Artamanow auf Befehl Schilinskis an der Grenze zurückgehalten, um die Flanke zu decken. Weiterhin drängte der Oberkommandierende auf einen schnellen Vorstoß der 2. Armee, was das Zentrum und ihre westliche Flanke vollkommen trennten. Somit wurde hier aus der geplanten Flankensicherung die Isolierung eines Viertels der russischen Streitkräfte. Genau im Bereich des I. Korps positionierten sich die zwei deutschen Divisionen von Hermann von François, ohne daß die russischen Stäbe durch Aufklärung davon erfahren hätten.

Am 25. August gab Ludendorff den Befehl zum Angriff für diese Verbände. Hermann von François nahm allerdings erst am 27. nach einem Besuch des Generalstabschefs den Angriff auf. Er begründete sein Innehalten damit, daß seine Artillerie noch nicht nahe genug an seine Ausgangsstellungen herangerückt sei und er einen Angriff somit noch nicht verantworten könne. Dies hatte zur Folge, daß die russischen Truppen der Mitte – in Unkenntnis der Gefahr, die ihrem linken Flügel drohte – gemäß dem Befehl des Frontstabs immer weiter ins Landesinnere vorrückten. Als von François seinen Angriff dann begann, durchbrach er die Stellungen des ahnungslosen russischen I. Korps, das den Rückzug antrat. Die deutschen Einheiten stießen bis zum Abend des Tages bis zur Grenze bei Soldau vor.

An der rechten Flanke der russischen Armee war das russische VI. Korps unter Blagoweschtschenskij am weitesten in deutsches Territorium vorgedrungen. Allerdings hatte es nach Samsonows Befehl nur den Vormarsch der zentralen Einheiten zu decken, und ihr Kommandeur war nicht darauf vorbereitet, auf den Gegner zu treffen. Dies rührte daher, daß das Frontkommando die beiden Großverbände in Königsberg wähnte. Unter diesen Umständen traf dieser östlichste Verband der 2. russischen Armee auf die zwei deutschen Korps unter von Mackensen und Otto von Below. Diese waren aufgrund der deutschen Absetzbewegung von Gumbinnen her gegen die 2. Armee angerückt. Den beiden deutschen Truppenführern gelang es, das russische Korps in einen ungeordneten Rückzug zu treiben. Ludendorff sah zwar die Möglichkeit, die russische Armee einzukesseln, doch drängte er auf Konsolidierung, weil die mittleren Anteile von Samsonows Verband bereits starken Druck auf die Verteidigungsstellungen der Deutschen bei Allenstein ausübten und somit die Gefahr bestand, daß die deutschen Linien im Zentrum durchbrochen werden könnten. Infolgedessen ging er daran, die eigenen Flügel zu schwächen.

Belows Korps wurde abkommandiert, die eigenen Verteidigungsstellungen zu verstärken, und nur noch von Mackensens Korps sollte weiterhin an der Umfassung arbeiten. General von François erhielt von ihm Order, seinen Vormarsch einzustellen und ebenso Truppen an den zentralen Abschnitt abzutreten. So konnten sich seine Kavalleriespitzen bei Willenberg am 28. August mit der Vorhut des Generals der Kavallerie von Mackensen vereinigen: Die 2. Armee, die eigentlich den angenommenen Rückzug der Deutschen Armee abschneiden sollte, war selbst eingeschlossen worden.

Damit waren die Russen vom Nachschub abgeschnitten. Zu der Verwirrung trug noch bei, daß die verbleibenden Einheiten im Zuge der Kampfhandlungen selbst verstreut im Kessel lagen und es Samsonow nicht gelang, Verbindung mit seinen Truppen herzustellen. Das Gros der Armee mußte desorganisiert und demoralisiert kapitulieren. General Samsonow beging in dieser Lage Selbstmord.

Sieg

Der Sieg bei Tannenberg beendete die bis zum Zweiten Weltkrieg größte Schlacht der Weltgeschichte.

Folgen

Nach tagelangen blutigen Gefechten mußten die Russen schließlich aufgeben, die zahlenmäßig weit unterlegene deutsche Armee hatte gesiegt. Der Erfolg des deutschen linken Flügels am 28. August 1914 führte zur Entscheidung der Schlacht. Die Narew-Armee der Kaiserlich Russischen Armee wurde bei Neidenburg durch die kriegstaktische Meisterleitung der „Umfassung und Einschließung“ vernichtet, die Invasion Ostpreußens war fehlgeschlagen. 78.000 russische Soldaten waren gefallen oder verwundet. 92.000 Soldaten gingen nun in deutsche Kriegsgefangenschaft, 350 russische Artilleriekanonen wurden erbeutet.[3] Die restlichen russischen Kräfte flüchteten hinter die heilige Grenze des Deutschen Reiches zurück. Das deutsche Heer des Kaisers erlitt 1.726 Gefallene, 7.461 Verwundete, 4.686 Vermißte.[4]

Die Schlacht war ein wichtiger Sieg der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg und gerade in Ostpreußen ein notwendiger und auch überraschender Befreiungsschlag der kaiserlichen Armee; die russische Militärmacht war durch ihre Niederlage nachhaltig geschwächt. Trotzdem war durch den Erfolg die Bedrohung für Ostpreußen nicht vollkommen abgewendet, sondern nur gemildert, da die I. Armee, die sogenannte Neman-Armee unter Paul von Rennenkampf immer noch an ihren Grenzen stand. Sie sollte erst in der folgenden Schlacht an den Masurischen Seen besiegt werden, für die man nun Handlungsfreiheit erhalten hatte.

Das Trio Hindenburg-Ludendorff-Hoffmann erreichte an der Ostfront durch Hoffmanns taktisches Geschick große militärische Erfolge. Der spätere Pour-le-Mérite-Träger und Taktiker Oberst Hoffmann, der die Operationspläne für die Schlachten bei Gumbinnen, bei Tannenberg und an den Masurischen Seen erarbeitet hatte, erkannte jedoch schon früh die große Gefahr eines drohenden Zwei-Fronten-Kriegs:

„Vollständig niederzuwerfen ist das russische Heer nicht, das könnten wir nur, wenn wir eben nur mit Rußland allein Krieg führten.“

Wirkung auf das Reich

Obwohl der Ort Tannenberg eher am Rande des Kampfgebietes lag, wurde die im kaiserlichen Glückwunschtelegramm ursprünglich als Schlacht bei Allenstein bezeichnete Schlacht nachträglich in „Schlacht bei Tannenberg“ umbenannt, um in Anspielung auf die 1410 bei Tannenberg gegen das Königreich Polen-Litauen verlorene Schlacht des Deutschen Ritter-Ordens einen eigenen deutschen Mythenort zu schaffen. Hindenburg sollte so symbolisch die „Scharte von 1410“ ausgewetzt haben.

Die kriegspsychologische Wirkung der Siege bei Allenstein und an den Masurischen Seen auf die deutsche Bevölkerung war jedoch immens und trug entscheidend zur Entwicklung des Hindenburg-Mythos bei. Besonders nach dem Krieg und den für das Deutsche Reich harten Friedensbedingungen im Versailler Diktat wurde der Sieg zum Symbol der Kraft Deutschlands. Dieser Mythos trug so auch zum Aufstieg Hindenburgs zum Reichspräsidenten bei, dessen Amt er in den Emotionen der Reichsdeutschen eher wie ein „Ersatzkaiser“ ausübte.

Denkmal

1927 wurde am Ort der Schlacht Deutschlands größtes Kriegsdenkmal, das monumentale Reichsehrenmal Tannenberg, eingeweiht. Dort fand am 2. Oktober 1935 die Beisetzung Hindenburgs statt, nachdem sein Sarg schon seit den Trauerfeierlichkeiten am 7. August 1934 im Denkmal aufgebahrt war.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Das Gut Januschau
  2. Max Hastings: Catastrophe – Europe goes to war 1914, William Collins, 2013, S. 281.
  3. Ian F. W. Beckett: The Great War – 1914–1918, 2014, S. 76
  4. Sanitätsbericht über das deutsche Heer im Weltkriege 1914/1918, III. Band, Berlin 1934, S. 36