Schulenburg, Friedrich-Werner Graf von der
Friedrich-Werner Erdmann Matthias Johann Bernhard Erich Graf von der Schulenburg ( 20. November 1875 im Kemberg, Sachsen; 10. November 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, Diplomat, Botschafter und Beteiligter am Attentat vom 20. Juli 1944.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Als zweiter von drei Söhnen des Oberstleutnants Bernhard Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenburg (1839–1902) aus altmärkischem Geschlecht und dessen Gemahlin Margarete von Waldenfels (1847–1918) studierte von der Schulenburg nach dem Abitur 1894 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Lausanne, München und Berlin. Er war ab 1897 Gerichtsreferendar, Braunschweigischer Gerichtsassessor und Herzoglich-Braunschweigischer Kammerherr. Er trat 1901 in den diplomatischen Dienst des Deutschen Reiches.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg diente er als Offizier des deutschen Heeres, u. a. kämpfte er bei der Marneschlacht, zuletzt als Hauptmann der Reserve im 1. Garde-Feldartillerie-Regiment des Garde-Korps. 1915 wechselte er als deutscher Verbindungsoffizier zur Osmanischen Armee. Er übernahm dort die Aufstellung der Georgischen Legion, einer Einheit georgischer Freiwilliger im Kampf gegen das Russische Kaiserreich.
Zwischenkriegszeit
1918 gehörte er der deutschen Delegation an, die im Kaukasus über die Modalitäten der Unabhängigkeit der dortigen Völker verhandelte. 1922 wurde er Gesandter in Persien (Teheran), 1931 in Bukarest (Königreich Rumänien). 1934 wurde er Mitglied der NSDAP und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, am 1. Oktober 1934 trat er sein Amt als deutscher Botschafter in Moskau an. Graf von der Schulenburg war sowjetfreundlich und hielt gute Kontakte zu der obersten Führung der Bolschewisten, auch auf den Höhepunkten der deutsch-sowjetischen Spannungen.
Graf von der Schulenburg war maßgeblich am Zustandekommen des deutsch-russischen Nichtangriffspaktes beteiligt. Vom Unternehmen „Barbarossa“ riet er energisch ab und kehrte nach Kriegsausbruch in das Deutsche Reich zurück.
Ab Juli 1941 war er Leiter des Rußland-Referats in der Politischen Abteilung und Mitglied des Rußland-Gremiums im Auswärtigen Amt. 1942 drängte er auf Annahme angeblich von Stalin angebotener Separatverhandlungen mit den Bolschewisten. Später nahm er Kontakt zu Goerdeler auf und schlug vor, durch von Tresckow durch die Front zu den Sowjets geschleust zu werden, um über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Bei den Putschisten war Schulenburg als Außenminister vorgesehen.
Tod
Im Zuge des gescheiterten Putsches wurde er, obwohl er kurz zuvor noch als Reichsaußenminister vorgesehen war, im August 1944 verhaftet, wegen Hochverrats vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet.[1] Nach seiner Verhaftung wurde die Burg Falkenberg beschlagnahmt.[2]
Ruhestätte
Graf von der Schulenburg ruht heute auf der elterlichen Grabstätte auf dem Hauptfriedhof in Braunschweig (Abteilung 57). In der Nähe ruhen Generalmajor Hans Kroh und Generalleutnant Adolf Raegener. Ebenfalls auf dem Hauptfriedhof befindet sich der Ehrenfriedhof für deutsche Krieger des Ersten Weltkriegs mit dem beeindruckenden 1922 errichteten Denkmal für die Gefallenen des Braunschweigischen Infanterie-Regimentes Nr. 92.
Familie
Von 12. Mai 1908 bis 1910 war Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg mit Elisabeth von Sobbe (1875–1955) verheiratet, am 29. Dezember 1908 wurde Tochter Christa-Wernfriedis Hanna Margarete Engelberta von der Schulenburg in Prag geboren.
In seiner Zeit als Botschafter in Teheran lernte Graf von der Schulenburg Ala Duberg kennen, die 20 Jahre lang seine Lebensgefährtin war.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Ehrenritter des Johanniter-Ordens (Halsorden)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Braunschweigisches Verdienstkreuz, I. Klasse
- Eiserner Halbmond
- Liakat-Medaille in Gold
- Abzeichen der Königin Thamar
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes
- Stern des Ehrenzeichens des Deutschen Roten Kreuzes, ggf. Großkreuz
- Zum Deutschen Gesandter, I. Klasse in Bukarest ernannt
Literatur
- Friedrich Lenz: Der ekle Wurm der deutschen Zwietracht – Politische Probleme rund um den 20. Juli 1944 (Klappentext, HTML-Version, PDF-Datei)
- Hans Paar: Dilettanten gegen Hitler, Offiziere im „Widerstand“ (Klappentext)
- Dr. Nikolaus von Preradovich: Der 20. Juli 1944, Ziele – Personen – Irrtümer, Eine kritische Studie (Klappentext)
- Heinz Roth: Widerstand im Dritten Reich, 1976 (PDF-Datei)
- Hans Meiser: Verratene Verräter, Die Schuld des „Widerstandes“ an Ausbruch und Ausgang des Zweiten Weltkrieges Druffel-Verlag, Stegen am Ammersee, 2006
- Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934