Vahlen, Theodor

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Ministerialdirektor Prof. Dr. phil. habil. Theodor Vahlen

Karl Theodor Vahlen (Lebensrune.png 30. Juni 1869 in Wien; Todesrune.png 16. November 1945 in Prag) war ein deutscher Mathematiker, Offizier und Gauleiter von Pommern, zuletzt Brigadeführer der Allgemeinen SS im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Reichstags-Handbuch 1924
SS-Oberführer Prof. Dr. Theodor Vahlen

Theodor Vahlen war der Sohn des klassischen Philologen und Universitätsprofessors Johannes Vahlen (1830-1911; Ordentliches Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften seit 1874) und dessen Gemahlin Amalie, geborene Ambrosch Breslau. Auch ihr Vater war Philologe. Seine Kindheit verbrachte er zunächst in Wien, dann schließlich in Berlin. Bis 1889 besuchte er das Falk-Realgymnasium in Berlin. Vahlen leistete nach der Reifeprüfung Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger der Preußischen Armee (ggf. bei den Großenhainer Husaren), anschließend studierte er Mathematik und Naturwissensschaften an der Universität Berlin. 1893 promovierte er zum Dr. der Philosophie.

Am 30. Januar 1897 habilitierte Theodor Vahlen sich an der Universität Königsberg (Preußen), ab 1904 war er Professor in Königsberg. Am 27. Oktober 1909 wurde er auf eine Professur in Greifswald berufen. 1923/24 bekannte sich Theodor Vahlen zum Nationalsozialismus und fuhr nach Landsberg, um Adolf Hitler die Treue zu geloben. Am 4. April wurde er Gauleiter von Pommern. Hier wurde die Zeitung „Der Norddeutsche Beobachter“ gegründet. Diese Zeitung war die erste nationalsozialistische Zeitung im Norden.

Im Ersten Weltkrieg war Vahlen Hauptmann des Deutschen Heeres in dem Königlich Sächsischen 6. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 68 und war dort Batteriechef sowie Frontoffizier, danach war er Abteilungs- und Gruppenkommandeur Luftabwehr an der West-, dann Ostfront, schied 1917 aufgrund seiner schweren Verwundungen aus und wurde am 30. Dezember 1922 zum Major der Reserve a. D. der Reichswehr befördert.

Weimarer Republik

„Karl Theodor Vahlen gehörte zu einer Gruppe betont sozialistisch gesinnter Nationalsozialisten um die Brüder Gregor und Otto Straßer, welche ihre Aktivitäten nach dem mißlungenen Hitler-Putsch vom November 1923 gezielt in Norddeutschland entfalteten. Als Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft nord- und westdeutscher Gaue der NSDAP und persönlicher Freund Otto Straßers war Vahlen einer der Hitler-Gegner innerhalb der NSDAP. Seine politischen Ansichten konnte er als Besitzer der ‚einzigen national-sozialistischen Buchdruckerei in Deutschland‘ und als Mitherausgeber der Tageszeitung ‚Norddeutscher Beobachter‘, in der auch Straßers ‚Der Nationale Sozialist‘ als Beilage veröffentlicht wurde, verbreiten. Als Gauleiter, Reichstagsabgeordneter und maßgeblicher Organisator der Propagandaarbeit im Gau demonstrierte Vahlen Präsenz im öffentlichen Leben. Zusammen mit seinem Stellvertreter, Fritz Lejeune, hielt er zahlreiche Vorträge und konnte auch Joseph Goebbels und Otto Straßer für Vorträge im Gau Pommern gewinnen. Rasch stieg die Zahl der Ortsgruppen und ihrer Mitglieder. Hitler mußte befürchten, daß die ‚Arbeitsgemeinschaft nord- und westdeutscher Gaue‘ eine ernst zu nehmende Konkurrenz und Gefahr für ihn darstellte. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis begann Hitler deshalb, ihre Protagonisten systematisch auszuschalten. So mußte im September 1926 der ‚Norddeutsche Beobachter‘ auf Druck Hitlers eingestellt werden. Kurz darauf wurde Vahlen erst beurlaubt und dann abgesetzt. Mit ihm verließen sein Stellvertreter sowie mehrere führende Parteifunktionäre Pommerns, die den sozialistischen Ideen Straßers nahestanden, die NSDAP und auch Pommern. Ähnlich erging es anderen führenden Parteifunktionären, die sozialistischen Thesen nahestanden, so die Gauleiter Erich Rosikat, Hellmuth von Mücke, Karl Kaufmann und Erich Koch, die auf Anordnung Hitlers aus dem Amt entfernt und durch München-treue Parteimitglieder ersetzt wurden. [...] Nach dem Ersten Weltkrieg folgten für Vahlen seine beruflich wichtigsten und erfolgreichsten Jahre. Er kehrte an die Universität Greifswald zurück, wurde Dekan der Philosophischen Fakultät und im Frühjahr 1923 Rektor. Das Kriegserlebnis wirkte in ihm fort. Schon während des Kriegs - so bekannte er später - ‚schwieg meine Muse nicht, sondern diente Mars, der die Stunde regierte‘. So habe er unter Kanonendonner seine ersten ballistischen Arbeiten verfaßt14. Er widmete ein 1922 veröffentlichtes Buch über die Ballistik dem ‚Andenken der gefallenen Waffengefährten‘ und schrieb ein weiteres über die Nautik, genauer über das Deviationsproblem beim Schiffskompaß. Später sollte Vahlen Forschungsaufträge für die deutsche Kriegsmarine übernehmen. Neben seiner lehrenden Tätigkeit war Vahlen ordentliches Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Neuvorpommern und Rügen in Greifswald16 und Gründungsmitglied des Akademischen Seglervereins. Er setzte sich aktiv für den Studentensport ein und wurde als erster Greifswalder Professor zum Ehrenmitglied des Turn- und Sportamts der Universität ernannt.“[1]

Von 1918 bis 9. November 1923 war er bei der DNVP (Gründungsmitglied der pommerschen DNVP), trat dann in die Nationalsozialistische Freiheitspartei ein. Am 4. April 1924 wurde er Gauleiter der NSFP in Pommern. Im Mai 1924 (bis Dezember 1924) wurde er Mitglied des Reichstages und nahm am 11. August 1924, dem Verfassungstage, die Systemfahne von der Universität herab. Er wurde daraufhin im Dienststrafverfahren in zweiter Instanz zur höhsten Strafe verurteilt. Er wurde 1927 aus dem Staatsdienst entlassen ohne Ruhegeld.

Am 11. Mai 1925 trat er der NSDAP bei (Nummer: 3.961). Zum 1. Mai 1930 wurde er durch den Unterrichtsminister Professor Dr. Sobik als Professor an die technische Hochschule nach Wien berufen.

Drittes Reich

Zum 15. März 1933 wurde Vahlen vom preußischen Kultusminister Rust in die Hochschulabteilung berufen und am 26. April 1934 mit deren Leitung beauftragt. Durch die Aufhebung der Verurteilung wurde Vahlen wieder zum ordentlichen Professor in Greifswald berufen. Von 1934 bis 1937 leitete Vahlen als Ministerialdirektor das Amt „Wissenschaft I“ im neu gegründeten Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Das Amt „Wissenschaft II“ (Abteilung für wissenschaftliche Forschung und Technik) leitete Prof. Dr. Karl Erich Schumann. Ab 1933 war er bei der SA und trat am 1. Juli 1936 zur SS übergetreten (SS-Nr.: 276.751).

Zweiter Weltkrieg

1939 wurde Vahlen vom Reichserziehungsminister Bernhard Rust zunächst kommissarisch als Präsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin – unter Übergehung des Vorschlagsrechts der Akademie – eingesetzt. Dabei wurden ihm Ernst Heymann als Vizepräsident, Helmuth Scheel als Direktor sowie Ludwig Bieberbach und Hermann Grapow als Sekretäre an die Seite gestellt. Aufgrund von Durchsetzungsproblemen in der Akademie reichte Vahlen 1943, nun 74jährig, beim zuständigen Reichserziehungsmister ein Rücktrittsgesuch ein, dem mit Wirkung vom 1. April 1943 stattgegeben wurde.

Nachdem Prof. Vahlen im November 1943 in Berlin ausgebombt worden war, ging er als Honorarprofessor wieder an die Technische Hochschule Wien und anschließend im August 1944 als Lehrbeauftragter an die Deutsche Universität Prag. Bei Kriegsende wurde er nach der Invasion der Roten Armee in Prag von Rotarmisten inhaftiert.

Tod

Prof. Dr. Theodor Vahlen verstarb im November 1945 in tschechischer Haft, die Umstände und der genaue Ort bleiben im Dunkleln. Es ist davon auszugehen, daß er, wie unzählige andere auch, ermordet oder zu Tode gefoltert wurde. Das Datum „16. November“ stammte von seiner Witwe, die selbst in den Händen der Russen und Tschechen Unaussprechliches erleben mußte.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Rationale Funktion der Wurzeln, symmetrische und Affektfunktionen, Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften, Band 1-1, 1899
  • Arithmetische Theorie der Formen, Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften, Band 1-2, 1900
  • Abstrakte Geometrie. Untersuchungen über die Grundlagen der euklidischen und nicht-euklidischen Geometrie, Leipzig 1905, 2. Auflage 1940, Deutsche Mathematik, Beiheft 2 (online)
  • Konstruktionen und Approximationen in systematischer Darstellung, Teubner 1911 (online)
  • Ballistik, Berlin, de Gruyter, 1922, 2. Auflage 1942
  • Deviation und Kompensation, Vieweg 1929
  • Die Paradoxien der relativen Mechanik, Leipzig 1942, Deutsche Mathematik, Beiheft 3

Literatur

Fußnoten